| Impressum| Datenschutzerklärung| Kontakt|

Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V.

Zurück zu Archiv Zurück zu Archiv

Nachruf

Nachruf für Herrn Prof. Dr. med. Peter Brühl

Prof. Dr. med. Peter BrühlAm 28.04.2016 verstarb Herr Prof. Dr. med. Peter Brühl im Alter von 83 Jahren. Er war Facharzt für Mikrobiologie, Laboratoriumsmedizin sowie Facharzt für Urologie.

Mit seiner interdisziplinären Expertise ist es ihm gelungen, im Fachgebiet der Urologie das Fundament zur Prävention nosokomialer Infektionen der ableitenden Harnwege zu legen. Zugleich hatte er die erste Professur für Kinderurologie in Deutschland inne und hat diese maßgeblich beeinflusst.

Prof. Brühl wurde am 30.08.1932 in Göttingen geboren und studierte zunächst ab 1952 Medizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und dann an der Universität in Wien. Er war seit 1952 Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Novesia Bonn im CV. 1958 wurde er mit einer Arbeit über die abdominelle Schnittentbindung zum Dr. med. in Bonn promoviert. Von 1960 bis 1965 war Prof. Brühl wissenschaftlicher Assistent am Institut für Hygiene und Mikrobiologie und an der Abteilung für Klinische Chemie der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar. Er qualifizierte sich hier zum Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie sowie Laboratoriumsmedizin. Zusätzlich absolvierte er von 1966 bis 1970 seine Facharztweiterbildung an der Urologischen und Chirurgischen Universitätsklinik der Universität des Saarlandes zum Facharzt für Urologie. 1970 habilitierte er sich an der Universität des Saarlandes mit der Schrift „Experimentelle Untersuchung zur Epidemiologie der Bakterien Pyelonephritis“ und wurde zum Privatdozenten für Klinische Bakteriologie ernannt. 1971 erhielt er die Venia legendi für Urologie und wurde zum Professor für Urologie und Medizinische Mikrobiologie ernannt.

1971 wechselte Prof. Brühl als leitender Arzt an die neu errichtete Klinik für Urologie der Universität Bonn und wurde hier 1984 zum Universitätsprofessor für Kinderurologie berufen. Er lehrte zudem an der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf. 1980 initiierte Peter Brühl die Bonner Kinderurologischen Symposien mit internationaler Beteiligung, die er in der Folge über viele Jahre gemeinsam mit Rudolf Mallmann und der Universitätskinderklinik für Kinderärzte und Urologen veranstaltete.

Prof. Brühl war ein in der praktischen klinischen Medizin versierter Urologe, der die Herausforderung dieses Faches mit seinen mikrobiologischen und hygienischen Fachkenntnissen im besten Sinne zu einer Synthese zusammen führen konnte. Den Studierenden und den von ihm ausgebildeten Assistenzärzt/innen vermochte er stets sehr lebhaft und eindringlich die große Bedeutung der Asepsis und Antisepsis für das Patientenwohl zu vermitteln – scherzhaft bezeichnete er sich selbst dabei als „Mikrobenjäger“. Die Inhalte seines Wirkens und der Erziehung zu hygienisch einwandfreiem ärztlichen Handeln haben damals wie heute vor dem Hintergrund der Infektionsgefährdung durch nosokomiale Krankheitserreger und deren zunehmender Resistenzentwicklung einen besonders hohen Stellenwert.

Nach seiner Emeritierung 1997 hatte er bis 2009 weiterhin einen Lehrauftrag für Kinderurologie und Urologische Infektiologie an der Medizinischen Fakultät der Bonner Universität und war Patientenfürsprecher (Ombudsmann) des Bonner Universitätsklinikums.

Prof. Brühl veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Peer-Review-Arbeiten in nationalen und internationalen Fachzeitschriften, ebenso eine Reihe von Beiträgen in Lehr- und Handbüchern über operative und diagnostische Verfahren in der Urologie und Kinderurologie, insbesondere über Infektionsverhütung in der Urologie und die antibakterielle Chemotherapie bei Nieren- und Harnwegsinfektionen. In den drei Auflagen des Buches „Krankenhaus- und Praxishygiene“ (Elsevier 2001, 2011 und 2016) hat Prof. Brühl die Prävention Harnwegskatheter-assoziierte Infektionen gemeinsam mit Prof. Piechota interdisziplinär dargestellt.

Mit der ihm eigenen Konsequenz hat Prof. Brühl seine interdisziplinäre Kompetenz in die beiden dafür infrage kommenden Fachgesellschaften uneigennützig eingebracht. In der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) war er Gründungsmitglied des Arbeitskreises „Infektiologie & Hygiene“ und ebenso Mann der ersten Stunde und offizieller Delegierter der DGU im Arbeitskreis „Krankenhaus- und Praxishygiene“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

Auf dem Gebiet der Krankenhaushygiene waren seine Untersuchungen zur Infektionsverhütung bei Harndrainagen und zu den Anforderungen an den Katheterismus und an Kathetersysteme des Harntrakts wegweisend. Zu nennen sind hierbei u. a. die Untersuchungen „Hygienische und klinische Aspekte zur Qualitätsbeurteilung geschlossener Harnableitungssysteme“ sowie „Experimentelle vergleichende Untersuchungen zur Beurteilung von Harnableitungssystemen“. Die hierbei etablierten Anforderungen und Qualitätskriterien haben maßgeblich dazu geführt, dass die technischen Anforderungen an Harnableitungssysteme schrittweise deutlich verbessert wurden, so dass es zu einer nachhaltigen Reduktion der bis in die 80er Jahre noch sehr hohen Infektionsrate bei harnableitenden Systemen gekommen ist. Folgerichtig ist er bereits im Gründungsjahr 1990 der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) beigetreten und hat sich seitdem engagiert für ihre Belange eingesetzt. So war er 1991 an der Erarbeitung einer Stellungnahme zu Indikationen und Anforderungen für die klinische Anwendung von Antiseptika beteiligt. In den folgenden Jahren hat mit wissenschaftlichen Vorträgen zur Infektionsprävention im Fachgebiet der Urologie die Kongresse der DGKH durch seine überzeugende Darstellungskraft, wissenschaftliche Kompetenz und menschliche Wärme maßgeblich bereichert.

Seit der Gründung des Europäischen interdisziplinären Komitees für Infektionsprophylaxe (EURIDIKI) im Jahr 1979 hat Prof. Brühl in diesem Expertengremium an der Durchführung und Veröffentlichung von Studien seinen fachspezifischen Anteil zur Prävention Katheter-assoziierter Harnweginfektionen geleistet. Sowohl die Monographie „Hygienestatus an Intensivstationen“ (EURIDIKI 1983) als auch die Monographie „Meine Hände sind sauber. Warum soll ich sie desinfizieren“ (EURIDIKI 1996) wurden maßgeblich von seiner Mitautorenschaft geprägt.

Prof. Brühl war Mitautor und Mitglied einer Arbeitsgruppe der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am Robert Koch Institut, die 1999 die erste deutschsprachige „Empfehlung zur Prävention und Kontrolle Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen“ herausgab. Ebenso war Prof. Brühl Mitglied des Arbeitskreises Krankenhaus- und Praxishygiene der AWMF. Daher fanden wesentliche Teile der maßgeblich von Prof. Brühl geprägten Empfehlung der KRINKO Eingang in die AWMF-Leitlinie zur Harndrainage 2004. Selbst in der Neufassung der KRINKO-Empfehlung „Prävention und Kontrolle Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen“ von 2015 und der ebenfalls 2015 aktualisierten Leitlinie der AWMF ist die Handschrift von Prof. Brühl noch zu erkennen.

Alle, die ihn kannten, schätzten seinen hohen wissenschaftlichen Anspruch, aber auch sein hohes Ethos bei allen Fragen zur optimalen Behandlung seiner Patienten. Wer den Vorzug hatte, ihm wissenschaftlich als Freund verbunden zu sein, der schätzte nicht nur seine Güte, seine menschliche Wärme, die unkomplizierte Kooperation, sondern er wusste, dass man sich ihm mit jedem Problem bis zur gemeinsamen Lösung anvertrauen konnte.

Prof. Brühl war ein glücklicher Mensch und ein hingebungsvoller Familienvater, der alles für seine drei Töchter und seinen Sohn getan hat und seine Frau während der 63 gemeinsam gestalteten Jahre, davon waren sie fast 57 Jahre verheiratet, vergötterte. Wenn er seine Frau einmal nicht zu einem Kongress mitnehmen konnte, hat er sie immer mit einem liebevollen Geschenk überrascht.

Das Schaffen von Prof. Brühl wurde vielfältig gewürdigt. Zu den Ehrungen und Auszeichnungen gehört u. a. der Düsseldorfer Hygienepreis 1984, die Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer für seine Verdienste in der Fort- und Weiterbildung sowie 2009 das ihm verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Prof. Brühl war tief religiös und hatte sich in zahlreichen Sozialprojekten im Heiligen Land engagiert. 1981 wurde er zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und schließlich 1991 zum Komtur promoviert.

Prof. Brühl hat sich als Mitglied in beiden Fachgesellschaften im besten Sinne sowohl um das Fachgebiet der Urologie als auch der Hygiene verdient gemacht. Wir werden ihm stets ein ehrendes Angedenken bewahren.

 

Prof. Dr.med. Dr. h.c. Martin Exner
Präsident der DGKH
Prof. Dr.med. Dr. h.c. Stefan C. Müller
für die DGU
Prof. Dr.med. Axel Kramer
Ehem. Präsident der DGKH

 

Prof. Dr. med. Hansjürgen Piechota
Prof. Dr. med. Hermann van Ahlen
in freundschaftlicher Verbundenheit und Dankbarkeit
im Namen seiner Schüler

Zurück zu Archiv Zurück zu Archiv