Verbesserung der Flächenreinigung und Desinfektion im Krankenhaus durch den Einsatz von UV - Markern und Intervention
Rahmenthemen: nicht gewählt
R. Woltering1, G. Hoffmann2, J. Isermann1, U. Heudorf31Gesundheitsamt, Kreis Höxter, Höxter; 2Firma Hycom, Höxter; 3Abteilung Infektiologie und Hygiene, Gesundheitsamt, Frankfurt am Main
Hintergrund: Beurteilung der Reinigung und Desinfektion in Krankenhäusern durch objektive Kontrollen und Überprüfung notwendiger Korrekturmaßnahmen.
Methode: Prospektive Untersuchung der Reinigung und Desinfektion von täglich zu reinigenden Oberflächen in 5 Allgemeinkrankenhäusern mit Ultraviolett-Fluoreszenz-Markierungen (UVM-Methode) gefolgt von einer Ausbildungs- und organisatorischen Intervention. Die UVM wurden auf Bettenstationen, Operationsbereichen und Intensivstationen angebracht. Eine vollständige Entfernung wurde als erbrachte Reinigungsleistung bewertet. Nach der ersten Erhebung erfolgten Schulungen und verstärkte Eigenkontrollen, 6 Monate später eine Erfolgskontrolle.
Ergebnisse: Die durchschnittliche Reinigungsleistung lag vor der Intervention bei 34% (31/90), mit erheblichen Unterschieden zwischen den 5 Krankenhäusern (11–67%). Die besten Ergebnisse fanden sich auf den Intensivstationen (61%) und in den Operationsbereichen (58%), die schlechtesten Ergebnisse auf den Bettenstationen (22%). Die Intervention führte zu einer signifikanten Verbesserung der Reinigungsleistung auf durchschnittlich 69% (65/94; +34,7%, 95% Konfidenzintervall (CI): 21,2–48,3, p<0,05) mit Unterschieden zwischen den Krankenhäusern (20–95%). Die größte Verbesserung konnte auf den Bettenstationen erreicht werden (+45%; CI 29,2–60,8 p<0,05). Die Verbesserungen in Operationsbereichen (+22,9%; CI 10,9–56,7) und Intensivstationen (+5,6%; CI 25,8–36,9) waren statistisch nicht signifikant.
Fazit: Die Überprüfung der Reinigung und Desinfektion von Oberflächen mit der UVM-Methode ist geeignet zur Kontrolle von Hygieneplänen. Eine Intervention führt zu einer signifikanten Verbesserung der Reinigungsleistung. Als Teil einer Strategie zur Verbesserung der Hygiene im Krankenhaus erlaubt die UVM-Methode eine einfache, günstige und effiziente Überwachung von Reinigungsleistung und Korrekturmaßnahmen.
Einflussfaktoren auf die Flächenleistung von wirkstoffgetränkten Einmal-Wischtüchern zur Reinigung und Desinfektion im medizinischen Bereich
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Schweins1, T. Stegmaier, G. T. GresserInstitut für Textil- und Verfahrenstechnik der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf
Prüflabor Technische Textilien
Fragestellung:
Unbelebte Oberflächen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen werden in Studien immer wieder als Ursache für die Übertragung von Krankheitserregern genannt, welche oft wochen- bis monatelang auf Oberflächen persistieren können. Damit besteht ein permanentes Risiko für Kreuzkontaminationen von Oberflächen im patientennahen Umfeld auf Patienten und Pflegepersonal. Für die Desinfektion stellen Einmal-Wischtücher zur Reinigung und Desinfektion mit einer einfachen, schnellen Anwendung, verbunden mit einer hohen Wirksamkeit, eine gute Praxis dar. Für die Anwender ist die Flächenleistung ein wichtiges Kriterium
Angewandte Methodik:
Die Flächenleistung von handelsüblichen alkoholgetränkten bzw. alkoholfreien Einmal-Wischtüchern wurde in der vorliegenden Untersuchung mittels einer praxisnahen Prüftechnik verglichen. Mittels Wischversuchen an verschiedenen Einmal-Wischtüchern zur Reinigung und Wisch - Desinfektion wurde analysiert, wann die Gesamtoberfläche nicht mehr vollständig benetzt war, bzw. der Flüssigkeitsfilm des feuchten Wischtuches riss. Die Länge der ermittelten Wischbahn wurde ausgemessen und daraus die Flächenleistung berechnet. In den Prüfungen befanden sich aus dem Markt 6 alkoholgetränkte Wischtücher und 7 alkoholfreie Wischtücher.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen:
Die Flächenleistung von handelsüblichen alkoholgetränkten bzw. alkoholfreien Einmal-Wischtüchern wurde in der vorliegenden Untersuchung mittels einer praxisnahen Prüftechnik verglichen. Mittels Wischversuchen an verschiedenen Einmal-Wischtüchern zur Reinigung und Wisch - Desinfektion wurde analysiert, wann die Gesamtoberfläche nicht mehr vollständig benetzt war, bzw. der Flüssigkeitsfilm des feuchten Wischtuches riss. Die Länge der ermittelten Wischbahn wurde ausgemessen und daraus die Flächenleistung berechnet. Bei Wischtüchern mit vergleichbarer Wirkstoffbasis können teilweise deutliche Variationen innerhalb der Flächenleistungen festgestellt werden. Zusammenhänge im Hinblick auf die erzielte Flächenleistung ergaben sich beim Vergleich der Wirkstoffbasis. Die alkoholfreien Wischtücher erbrachten generell eine höhere Flächenleistung als die alkoholgetränkten Wischtücher. Die erzielte Flächenleistung wird den durchgeführten Untersuchungen zufolge vor allem durch unterschiedliche Faktoren bestimmt.
Nachhaltigkeit und Umsetzung von Qualitätsmanagementsystemen in der ZSVA
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Schorer
ASANUS Medizintechnik GmbH entwickelt Prozeßmanagement Software für ZSVA Betriebe, entwickelt, repariert und stellt chir. Instrumente her und berät Kliniken in deren ZSVA´s mit Sicherheitchecks und Risikoanalysen
Hintergrund:
Es gibt viele Qualitätsmanagement Systeme in den Kliniken für und innerhalb deren ZSVA Betriebe. Diese sind sehr oft zwar theorethisch sehr gut aufgestellt, werden jedoch in der Praxis leider so nicht von den Mitarbeitern gelebt. Es werden durch ständig neue chirurgische Geräte und Instrumentensysteme laufend neue Anforderungen notwendig.
Theorie und Praxis klaffen zum Teil sehr stark auseinander. Die Folge sind sehr hohe Infektionsrisiken am Patienten und für die Mitarbeiter selbst.
Methode
Risikoanalysen für ein aufgestellten QM System in der ZSVA sollte vor Ort praktisch durchlebt und kritisch durchleutet werden. Inbesondere stellt der Faktor "Mensch" sehr oft ein hohes Risiko bei der Prozeßbewältigung dar. Hierfür sollen Werkzeuge geschaffen werden, die den Menschen unterstützten die Arbeit sicher und hygienisch einwandfrei durchführen zu können bzw. zu müssen und Risiken vorzubeugen bzw. alles Menschen Mögliche zu tun, um die Risiken ganz zu vermeiden.
Qualitätsmanagementmaßnahmen wie z.Bsp. unangesagte wiederkehrende interne Audits, Kontroll-Inspektionspläne von Qualitätsmanagementpersonen ausserhalb der ZSVA´s sensibilisieren das ZSVA Personal und bringen das aufgestellte QM System aktiv zum Leben.
Elektronisch unterstützte Echtzeitprozeßkontrollen bei Leitstellen der ZSVA , OP´s sowie QM Management und Hygiene Verantwortliche bieten Sicherheit in der der Abwicklung von Prozeßketten und schaffen analytische Fehlerauswertungen die von den Beteiligten elektronisch strukturiert erfasst werden. Daraus entsteht ein laufender Risikoanalysenprozeß der die Status Quo Qualität der Leistungen spiegelt. Aus diesem ständig fortschreitenden Ergebnis werden Maßnahmen zur Vermeidung und Vorbeugung von Risiken getroffen und die Qualität stetig erhöht. Prozeße werden ständig optimiert und angepasst nach dem Motto "immer besser werden".
Ergebnis:
Das Ergebnis ist eine dynamisch fortschreitende Perfektionierung der Qualität in der Hygiene und für die Patienten als Verbraucher!. Für die ZSVA und Klinikbetreiber sind hier gleichzeitig wesentlich höhere Wirtschaftlichkeit sowie ständig höhere Mitarbeiterzufriedenheit als weitere Ergebnisse die Folge.
Fazit:
Qualität in der ZSVA ist stets dynamisch und bringt für alle Beteiligten sehr hohe hygienische Sicherheit, Mitarbeiterzufriedenheit sowie hohe Wirtschaftlichkeit.
Change management with empowerment of nursing staff to reduce urinary catheter use
Rahmenthemen: nicht gewählt
N. Bartlomé1, A. Conen1, E. Bucheli Laffer1, S. Schirlo2, C. A. Fux11) Clinic for Infectious Diseases and Hospital Hygiene, Kantonsspital, Aarau, Switzerland
2) Head of Medical Nursing Staff, Kantonsspital Aarau, Switzerland
Objective: Catheter-associated urinary tract infections (CAUTI) are the most common nosocomial infections. We used a multi-modal interdisciplinary intervention to reduce CAUTI with three key elements: stringent indications for UC insertion, shifting the task to decide on urinary catheter (UC) removal from physicians to nurses and an automatic electronic alert for catheter removal as key elements.
Design: Non-randomized intervention study.
Patients and methods: We included all patients with a newly inserted UC at any time during hospitalization. The 13-months study comprised a baseline and 2 intervention phases. Clinical endpoints included the number of catheter days per 1`000 hospital days, the duration of catheterization as well as the rates of inserted catheters and CAUTI. Process endpoints compared changes in attitudes and knowledge about UC and CAUTI between physicians and nurses.
Results: Overall, 9’306 patients were screened for newly inserted UC, of them 513 (5.5%) were included. In these 513 patients, the number of catheter days was reduced from 88.5 to 31.9 days per 1`000 hospital days (p<0.001) with a mean and median reduction of the duration of catheterization from 7.2 to 3.8 and 5 to 3 days, respectively (p<0.001). The number of overall CAUTI was reduced with a risk ratio of 0.31 (95% CI 0.19-0.49) per 1’000 hospital days and of 0.35 (95% CI 0.21-0.57) per 1`000 hospital admissions. Significant changes in task-shifting from physicians to nurses and in indications for UC were documented.
Conclusions: Behavioral changes including the empowerment of nurses resulted in significant reductions in the rate and duration of urinary catheterization as well as CAUTI.
"PränosInAA" Sektorübergreifende Versorgung alter Menschen zur Prävention von nosokomialen Infektionen und Antibiotikaresistenzen in Altenpflegeheimen
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. Hammerschmidt1, C. Rösing2, M. Klaschik3A. Institut für Patientensicherheit, Universitätsklinikum Bonn
B. Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universitätsklinikum Bonn
C. Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn
Hintergrund: Das BMG geförderte Projekt lief über 3 Jahre und endete am 30.06.2015.
Projektthema war die Optimierung der sektorübergreifenden Versorgung alter Menschen in Altenpflegeheimen mit dem Ziel der Prävention von nosokomialen Infektionen (NI) und des rationalen Einsatzes von Antibiotika. Zielsetzung des Projektes war es, durch edukative und supportive Maßnahmen das Hygieneverhalten und den Einsatz von Antibiotika bei Pflegenden und Hausärzten positiv zu beeinflussen. Die Studie ging der Frage nach, welcher Einfluss der Implementierung eines/einer geschulten und koordinierenden Hausarztes/-ärztin im Rahmen einer multidimensionalen Präventionsstrategie zuzuschreiben war.
Methode: Die Intervention setzte sich aus vier unterschiedlichen Modulen zusammen:
1. Implementierung von Arbeitsanweisungen/ Hygieneplänen,
2. Schulung der Pflegeheimleitung und des Pflegepersonals,
3. Informationsveranstaltung für alle Beteiligten inklusive Hausärzte/innen sowie
4. Implementierung der geschulten Koordinatoren.
Letztere wurden in den beiden Interventionsgruppen im Cross-over-Design zu unterschiedlichen Zeiten implementiert.
Die Studie wurde über den gesamten Verlauf vom Institut für Patientensicherheit evaluiert.
Ergebnisse: Untersucht wurden die Infektionen nach den McGeer-Kriterien, die Häufigkeit der verschiedenen Infektionen und die Therapie. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in den beiden Interventionsgruppen. Anhand der Dokumentation konnten nur 13% der Antiinfektiva einer Infektion zugeordnet werden. Die Evaluation der Hygieneschulungen und Beratungen durch die koordinierenden Ärzte zeigte, dass korrektes Hygieneverhalten langfristig von den Pflegenden umgesetzt wurde.
Fazit: Die Dokumentation der behandelnden Ärzte in den Pflegeheimen sollte nachvollziehbarer werden.
Die Schulung und Beratung von Pflegenden zu Hygienethemen wurde als Bereicherung angesehen und hatte Einfluss auf die gesamte Einrichtung. Die Kooperation der niedergelassenen Hausärzte mit den Koordinierenden Ärztinnen konnte während des Projektzeitraumes nicht erreicht werden.
It´s in your Hand- Make it naked!
Rahmenthemen: nicht gewählt
I. LiebigAseptio-Hygienemanagement/Selbständig, Walkenried
Untersuchungen zur Effektivität von Sedimentationsplatten gegenüber einer aktiven Luftkeimmessung in OP-Räumen mit Raumlufttechnischer Anlage
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Buhl, N. Eschenbecher, C. Bulitta(1) Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden, Institut für Medizintechnik, Weiden i. d. OPf., Deutschland
1 Hintergrund
Der Einsatz von Lüftungssystemen zur Vermeidung intraoperativer mikrobiologischer Kontaminationen stellt einen wichtigen Eckpfeiler der heutigen Infektionsprophylaxe dar. Raumlufttechnische Anlagen sind wichtige Bestandteile der Krankenhaushygiene, die aus dem heutigen Operationsalltag nicht mehr wegzudenken sind. Sie haben nicht nur die Aufgabe für physiologisches Raumklima zu sorgen, sondern senken vor allem auch die Konzentration an Mikroorganismen in der Raumluft[1]. Zur Messung der Effektivität dieser Lüftungssysteme kommen europaweit unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Nach deutscher Norm kommt dafür ein passives Verfahren zum Einsatz[1]. Sedimentationsplatten werden über die Operationsdauer im Raum aufgestellt und es werden die koloniebildenden Einheiten (KBE) erfasst, welche sich während des Messzeitraums auf den Agarplatten absetzen. Im Gegensatz dazu arbeitet beispielsweise die schwedische Norm mit einer aktiven Luftkeimsammlung[2]. Hierbei wird über eine Dauer von 60 Minuten wiederholt eine vorgegebene Luftmenge von 1m3 auf Agarplatten gesammelt und diese anschließend analog zum deutschen Standard bebrütet und ausgezählt.
2 Material und Methoden
In dieser Arbeit wurden die beiden Ansätze zum mikrobiologischen OP-Monitoring parallel durchgeführt und deren Effektivität miteinander verglichen. Die Messungen wurden im Lehr- und Forschungs-OP der OTH-Weiden, welcher mit einem neuartigen temperaturgesteuerten Lüftungssystem (TAF) ausgestattet ist[3], durchgeführt. Hierfür wurde ein artifizielles Operationssetting etabliert und jeweils über eine Dauer von 60 Minuten die mikrobiologische Kontamination der Raumluft gemessen.
3 Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen eine große Divergenz zwischen den Keimzahlen der aktiven und der passiven Luftkeimmessungen. Bei den von uns durchgeführten Untersuchungen konnte bei den passiven Messungen über den gesamten Raum betrachtet nur ein Bruchteil der Keimzahlen der aktiven Luftkeimsammlungen nachgewiesen werden. Auffällig waren hierbei vor allem die Werte, welche direkt am OP-Tisch gemessen wurden. Es zeigten sich bei der passiven Messung zum Teil Werte von 0 KBE während die aktive Luftkeimmessung in Summe teilweise >20 KBE aufwies.
4 Schlussfolgerung
Auf der Basis dieser Ergebnisse ist der Nutzen einer passiven Luftkeimsammlung zur Überprüfung der mikrobiologischen Belastung eines OP-Saals zu diskutieren. Auch ist fraglich, ob die Einstufung von OP-Räumen nach deutscher Norm[1] aufgrund der Messmethode überhaupt eine realistische Aussage über die tatsächliche mikrobiologische Kontamination der Raumluft und damit auch der Raumklassifikation zulässt.
Vorteile einer schwedischen Einweg-Bekleidung gegenüber der deutschen Standard OP-Mehrweg-Kleidung bezüglich der Keimbelastung im OP
Rahmenthemen: nicht gewählt
N. Eschenbecher, S. Buhl, C. Bulitta(1) Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden, Institut für Medizintechnik, Weiden i. d. OPf., Deutschland
1 Hintergrund
Um den Schutz der im OP-Saal vorhandenen Personen und die Reduzierung postoperativer Wundinfektionen zu gewährleisten, ist es notwendig, dass die verwendeten OP-Textilien gewissen Anforderungen entsprechen. In Deutschland regelt dies beispielsweise die DIN EN 13795. Diese normative Richtlinie liefert wichtige Informationen über OP-Bekleidungseigenschaften und definiert wesentliche Kriterien, die sowohl Einmalbereichskleidung als auch Mehrweg-Produkte gewährleisten müssen. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern unterscheidet sich die OP-Bekleidung jedoch teilweise stark voneinander. Da das OP-Personal eine Hauptquelle für die Freisetzung von Keimen während eines Operationsverlaufs darstellt, stellt sich die Frage, ob Art und Beschaffenheit der OP-Bekleidung einen nachweisbaren Einfluss auf die mikrobiologische Belastung der Raumluft haben.
2 Material und Methoden
In der vorliegenden Arbeit rücken zwei Bekleidungsvarianten in den Fokus der Untersuchung. Während eine dieser Bereichskleidungen in deutschen Krankenhäusern eingesetzt wird, entspricht die andere Variante dem schwedischen Standard. Bei der deutschen OP-Kleidung handelt es sich um ein klassisches wiederverwendbares Baumwollmischgewebe. Die OP-Textilien aus Schweden sind Einweg-Produkte und bestehen aus Polypropylen. Es soll geprüft werden ob und in wie weit die Art der OP-Bekleidung als möglicher Risikofaktor einen Einfluss auf die mikrobiologische Luftbelastung nimmt. Hierfür wurden im Lehr- und Forschungs-OP der OTH-Weiden, welcher mit einem neuartigen temperaturgesteuerten Lüftungssystem (TAF) ausgestattet ist[3], Luftkeimmessungen sowohl mit deutscher, als auch mit schwedischer OP-Kleidung durchgeführt. Für ein möglichst realitätsnahes Ergebnis wurde mit sieben Personen ein artifizielles OP-Setting nachgestellt. Die Messungen erfolgten über 6 mal 10 Minuten mit einer Durchflussrate von 1m³/10min. Anschließend wurden die Agarplatten bei 35°C für 72 Stunden bebrütet und die koloniebildenden Einheiten (KBE) ausgezählt.
3 Ergebnisse
Die Auswertungen zeigen deutliche Unterschiede bei den Luftkeimmessungen, wenn die simulierten Operationen mit deutscher oder schwedischer OP-Kleidung durchgeführt wurden. Über den gesamten Raum betrachtet waren die Keimzahlen bei der schwedischen Variante teilweise um ca. 82% reduziert. Auffällig war dies vor allem bei den Messungen direkt am OP-Tisch. Hier wurden bei den Versuchsdurchgängen mit deutscher Bekleidung in Summe bis zu 21 koloniebildende Einheiten (KBE) gemessen, während bei einer Vergleichsmessung mit schwedischer OP-Kleidung 2 KBE nachgewiesen werden konnten.
4 Schlussfolgerung
Aufgrund dieser Erkenntnisse ist ein Einfluss der Bekleidung auf die mikrobiologische Qualität der Raumluft während eines operativen Eingriffs sehr wahrscheinlich. Eine mögliche Richtlinie für die optimale Beschaffenheit einer standardisierten OP-Kleidung sollte daher zumindest diskutiert werden.
Untersuchungen zur antimikrobiologischen Wirksamkeit und Haltbarkeit beschichteter Schutzfolien für Smartphones, Tablets und Touchscreens
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Buhl, S. Hentschel, C. Bulitta(1) Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden, Institut für Medizintechnik, Weiden i. d. OPf., Deutschland
1 Hintergrund
Die Gefahren nosokomialer Infektionen haben große Bedeutung bezüglich des postoperativen Genesungsverlaufs und der Krankenhaushygiene im Allgemeinen. Veröffentlichungen des Robert Koch Instituts (RKI) zufolge erkrankten in Deutschland im Jahr 2008 ca. 225.000 Patienten an postoperativen Wundinfektionen. Die bakterielle und virale Verunreinigung von Oberflächen unterschiedlichster Art spielt bei der Ausbreitung von Infektionen eine zentrale Rolle. In diesem Zusammenhang bergen Bedienoberflächen von Smartphones, Tablets oder Touchscreens ein potentielles Hygienerisiko. Untersuchungen zufolge sind zwischen 9 bis 25 Prozent der Mobilgeräte (Mobiltelefone, Funkempfänger, PDAs) bakteriell kontaminiert.Da diese Geräte immer mehr Verwendung im Klinikalltag finden, wäre die Reduktion dieser Kontaminationen durch antimikrobielle Schutzfolien eine gute Maßnahme zur Vermeidung von potentiellen Schmierinfektionen.
2 Material und Methoden
In dieser Arbeit wurde die prinzipielle Wirksamkeit von antimikrobiell beschichteten Displayschutzfolien der Firma CCL Label AG mittels eines standardisierten Testverfahrens zur Überprüfung antimikrobieller Beschichtungen, der japanischen Industrienorm JIS Z 2801, untersucht. Hierfür wurden Testmuster in einer Größe von 25cm2 mit einer Bakteriensuspension beimpft (Escherichia coli/ca. 3-10x105 KBE/ml), mit einer sterilen Folie abgedeckt und bebrütet (35°C/>90% hum.). Nach 24 stündiger Inkubation wurden die Testmuster mit Wachstumsmedium abgespült und das Medium auf Agarplatten (TSA-Agar/BD Diagnostics) ausplattiert. Die koloniebildenden Einheiten (KBE) wurden ausgezählt und die Ergebnisse mit antimikrobiell unwirksamen Negativkontrollen verglichen um den Wert der Bakterienreduktion zu errechnen. Um einen möglichen Aktivitätsverlust durch Abnutzung überprüfen zu können wurden die Folien anschließend einem Belastungsversuch unterzogen. Hierbei wurde ein manueller Reinigungszyklus von 10.000 Wiederholungen mit einer 0,5% Incidin-Lösung durchgeführt und anschließend erneut die antimikrobielle Wirksamkeit getestet.
3 Ergebnisse
Die Untersuchungen ergaben eine starke antimikrobielle Aktivität der geprüften Displayschutzfolien. Sowohl die Folien für Smartphones, als auch jene für Tablet Bildschirme erreichten einen Keimreduktionswert von 4,3 log KBE. Auch nach den Belastungstests konnte für die Testmuster noch eine starke antimikrobielle Aktivität nachgewiesen werden, wenn auch etwas geringer als bei den unbehandelten Folien (3,4 log KBE).
4 Schlussfolgerung
Diese Ergebnisse zeigen ein großes Potential der Technologie im Hinblick auf die Prävention nosokomialer Infektionen. Durch die Keimreduktion auf den genannten Oberflächen verringert sich die Gefahr über Schmierinfektionen mit potentiell pathogenen Erregern in Kontakt zu kommen und damit das Infektionsrisiko für den Patienten.
Ebola Ausbruch in Sierra Leone – die Hilfsorgansiastion Cap Anamur präsentiert die Daten aus Freetown
Rahmenthemen: nicht gewählt
E. FischnallerCap Anamur Köln
Sierra Leone liegt an der afrikanischen Westküste, ist etwa so groß wie Irland und hat rund 5,6 Millionen Einwohner, die Hauptstadt Freetownrund eine Million. Das Land lag im Zentrum der Ebolafieber-Epidemie des vergangenen Jahres. Der Notstand wurde ausgerufen, teilweise wurden Ausgangssperren verhängt. Laut WHO wurden mit 14 061 knapp die Hälfte aller bislang bekannt gewordenen Ebola-Fälle in Sierra Leone verortet, 3955 dieser Patienten sind gestorben. Die letzten Infektionen wurden Mitte September gemeldet. Nach 42 Tagen ohne neuen Ebola-Fall geht die WHO vom Ende der Epidemie aus.
Cap Anamur hat das von der Organisation betreute Kinderkrankenhaus umfunktioniert, es wurde eine Ebola aufnahme- und Behandlungsstation eingerichtet, seit 2014 sind viele medizinische und nichtmedizinische Helfer vor Ort, es werden auch in dem Straßenkinderprojekt Ebola-Waisen betreut.
Das Ausmaß der Katastrophe für das Land kann sich keiner vorstellen, es hat sehr viele der wenigen Mediziner selber getroffen, die nosokomiale Rate gerade bei den Ärzten und Pflegekräften im Land war sehr hoch und kann auch in Zukunft nicht aufgefangen werden.
Es wird anhand der Daten aus dem Projekt die immense Aufgabe für die einheimischen und ausländischen Experten dargestellt. Unter Abstimmung mit der Mitarbeiterin und Fachberaterin sowie ehemaligen Vorsitzenden von Cap Anamur und die leitende Krankenhaushygienikerin des Zentralbereiches Hygiene der GFO Dr. Edith Fischnaller sind Konzepte einer sicheren Patiententriage und –versorgung entwickelt worden. Vor dieser Umstellung in der Versorgung sind auch in unseren Projekten Ärzte an Ebola angesteckt worden und daran verstorben. Ausländische Experten wurden in unserem Projekt nicht infiziert, waren aber zum Teil erheblichen Auflagen nach deren Rückkehr nach Deutschland ausgesetzt.
Wichtig erscheint in dem Zusammenhang die Aufgabe, die neu erworbenen Kenntnisse und Maßnahmen nicht komplett zurück zu fahren und die Ursachen einer solchen Ausbreitung und Katastrophe prophylaktisch und nachhaltig zu bekämpfen. Diese Katastrophen bewirken auf vielen Ebenen einen Rückschritt in der Entwicklung des Landes und treiben die Bevölkerung noch weiter in die Armut. Über Jahre entwickelte Fortschritte sind mehr abrufbar und es muss wieder neu aufgebaut werden. Welche Kenntnisse sind für die Zukunft nutzbar und hilft es wenigstens jetzt ein marodes Gesundheitssystem ohne Grundsicherung für den Einzelnen aufzubauen, wofür werden die zugesagten Gelder verwendet?
Multiresistente Erreger in der außerklinischen Intensivpflege
Rahmenthemen: nicht gewählt
D. Böhm, S. Gleich, L. HorvathReferat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München
Hintergrund
Durch den medizinisch-technischen Fortschritt und die verkürzte Klinikverweildauer nimmt die Gruppe langzeitbeatmeter bzw. intensivpflegebedürftiger Menschen ständig zu. Um diese Patienten im ambulanten Sektor versorgen zu können, hat sich in den letzten 15 Jahren die außerklinische Intensivpflege (AKI) als neue Versorgungsform etabliert.
In Europa kommen auf 100.000 Einwohner 6,6 heim- oder langzeitbeatmete Personen, d. h. Menschen, die in ihrer häuslichen Umgebung beatmet werden. Im Stadtgebiet München wurden im November 2014 bei einer Einwohnerzahlvon 1,49 Millionen 2 192 intensivpflegebedüftige Klienten betreut. Dies entspricht einer deutlich überr dem europaweiten Durchschnitt liegenden Rate von 12,8 pro 100.000 Einwohner.
Material/Methode
Vom 4. – 12. November 2014 wurde durch eine Ärztin und eine Hygienefachkraft in Weiterbildung ein standardisiertes Telefoninterview mit allen 25 Anbietern von AKI im Stadtgebiet München durchgeführt. Dabei wurde ein vom RGU speziell für diesen Zweck erarbeiteter Fragebogen eingesetzt. Dieses Telefoninterview wurde vorab schriftlich angekündigt und der Fragebogen gleichzeitig zugesendet, um den Pflegediensten eine gezielte Vorbereitung zu ermöglichen. Neben grundsätzlichen Fragen zum Hygienemanagement und Personalschutz wurde erhoben, ob bei Übernahme eines Klienten durch den Pflegedienst ein Screening auf MRE erfolgt. Ebenso wurde abgefragt, wie viele Klienten mit bekanntem MRE am Erhebungstag (Punktprävalenz) versorgt wurden.
Ergebnisse
Im Stadtgebiet München bieten insgesamt 25 Pflegedienste Leistungen der außerklinischen Intensivpflege an und betreuen insgesamt 192 Klienten. Davon leben 110 zu Hause und werden dort von 18 Pflegediensten mit dem 1:1 Versorgungsschlüssel betreut. Insgesamt 82 intensivpflegebedürftige Klienten leben in 18 Wohngemeinschaften und werden von 10 Pflegediensten betreut
Hygieneplan/ Hygienestandards /PSA
Alle Pflegedienste verfügen über einen eigenen Hygieneplan, das ist dem RGU aus den vorangegangenen Begehungen bekannt. Bei allen Pflegediensten (100 %), die Klienten in der häuslichen Einzelversorgung oder in Wohngemeinschaften betreuten, waren für das Personal MRSA- und MRGN Standards vor Ort verfügbar.
Alle Pflegedienste (100%) gaben an dem Personal PSA ( Mund-Nasenschutz, Schutzkittel, Einmalhandschuhe, flüssigkeitsdichte Schürzen) zur Verfügung zu stellen.
Häusliche Einzelversorgung
Ein Aufnahmescreening zu MRSA und MRGN führen 44 % der Pflegedienste durch.Von diesen waren 9% mit MRE kolonisiert. Diese 9% MRE-Nachweise verteilten sich wie folgt: 83 % MRSA, 17% 3MRGN-Nachweis . Kein Klient war mit einem 4MRGN kolonisiert.
Wohngemeinschaften (WG)
In 14 von 18 WGs (78 %) wird bei Übernahme einer Versorgung ein Aufnahmescreening auf MRSA und MRGN durchgeführt. Von diesen 78% hatten 53% einen MRE-Nachweis. Diese MRE-Nachweise verteilten wie folgt: 34% MRSA , 53 % 3MRGN 13% 4MRGN. Kein Pflegedienst gab eine Mehrfachkolonisation eines Klienten an.
Fazit
Die hohe MRE Rate zeigte, dass gerade in den Wohngemeinschaften ein Aufnahmescreening auf MRE, eine gute Hygieneorganisation und ein korrektes Hygienemanagement nötig sind. Regelmäßige Hygieneschulungen des Personals, der Klienten und der Betreuer sind zwingend erforderlich. Hygienefachpersonal, welches eine Risikoeinschätzung der Klienten durchführen kann ist dringend nötig, weil die Klienten häufig mit anderen abwehrgeschwächten Klienten in Kontakt kommen z.B in Wohngemeinschaften, Schulen oder Werkstätten. Verschiedene Gesetze (PflegeWoqG) und TRBA 250 überschneiden sich, einheitliche Standards und Hygienevorgaben existieren nicht.
Gute Basishygiene, eine gute Hygieneorganisation sowie ein Aufnahmescreening der Klienten verhindern die Übertragung von MRE. Einheitliche, aufeinander abgestimmte, gesetzliche Vorgaben sind dazu nötig.
Erfahrungen aus der Begehung von 32 Einrichtungen für ambulantes Operieren durch das Münchner Gesundheitsamt
Rahmenthemen: nicht gewählt
D. Warburg, S. GleichReferat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München
Erfahrungen aus der Begehung von 32 Einrichtungen für ambulantes Operieren durch das Münchner Gesundheitsamt
Einleitung: Das ambulante Operieren ist in der Patientenversorgung neben der stationären (Krankenhausaufnahme mit mindestens einer Übernachtung) und der ambulant konservativen Behandlung seit langem als dritte Säule etabliert. Diese gewinnt im Hinblick auf die Erfordernisse der Kostenersparnis auch weiter zunehmend an Bedeutung. Voraussetzung ist, dass das ambulante Operieren für den Patienten unter keinen Umständen mit einem höheren Infektionsrisiko im Vergleich zu einer operativen Behandlung unter stationären Bedingungen verbunden ist. Insbesondere in Ballungszentren konzentrieren sich Einrichtungen für ambulantes Operieren, für deren Überwachung im Stadtgebiet München das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) die zuständige Gesundheitsbehörde ist.
Methode: Aufgrund einer durch das Bayerische Ministerium für Gesundheit und Pflege erlassenen Verwaltungsvorschrift überprüfte das Referat für Gesundheit und Umwelt in der Zeit von März 2014 bis November 2015 im Rahmen einer bayernweit durchgeführten Schwerpunktüberprüfung 32 Einrichtungen für ambulantes Operieren im Stadtgebiet München.
Die angekündigten Überprüfungen erfolgten in der Regel außerhalb des laufenden Praxisbetriebes anhand von standardisierten modularen Checklisten, die das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zusammen mit einem Begleittext für diese Schwerpunktüberprüfung konzipiert hatte, mit dem Ziel das Basishygienemanagement im Hinblick auf Strukturqualität (Hygieneberatung, Hygieneplan), baulich-funktionelle Gegebenheiten, Prozessqualität und Ergebnisqualität, systematisch zu erfassen.
Ergebnisse: Hinsichtlich der Strukturqualität konnte festgestellt werden, dass die in der KRINKO-Empfehlung veröffentlichten „personellen und organisatorischen Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen“ bei den begangenen ambulant operierenden Einrichtungen in weniger als 20% der Fälle vollständig erfüllt wurden. Fast 70% der Einrichtungen konnten einen überwiegend angepassten, wenngleich auch nicht immer vollständigen, Hygieneplan vorweisen. Bei den baulich-funktionellen bzw. apparativ-technischen Gegebenheiten erfüllten 75% der Einrichtungen die Vorgaben der KRINKO, Defizite ergaben sich u.a. bei den Voraussetzungen für eine korrekte Händehygiene und bei der Raumlufttechnik. Die Überprüfung der Prozessqualität zeigte u.a., dass bei der Personalhygiene, beim Umgang mit multiresistenten Erregern, bei der Flächendesinfektion und Wäscheaufbereitung, beim Umgang mit Medikamenten und bei der Medizinprodukteaufbereitung der aktuelle Wissensstand in der Infektionshygiene teilweise nicht bekannt war. In maximal 25% waren sich die Einrichtungen ihrer Verpflichtung zur Durchführung einer gesetzeskonformen Surveillance bewusst.
Schlussfolgerung: Das Ziel der Begehungen bestand u.a. darin, neben der standardisierten Erhebung bezüglich der Umsetzung von Hygienestandards, die Einrichtungen auf die Hygienemängel im Hinblick auf die strukturellen und baulichen-funktionellen Aspekte sowie die praktischen Prozessabläufe hinzuweisen und diese gleichzeitig zu erläutern, um eine Sensibilisierung der Einrichtungen für die Wahrnehmung ihrer Eigenverantwortung zu erreichen. Es können Schlussfolgerungen gezogen werden, die einen Optimierungsbedarf der Einrichtungen vor allem im Bereich Ausstattung mit Hygienefachpersonal, der baulich-funktionellen Voraussetzungen und Prozessqualität sowie bei der Erfassung der Ergebnisqualität im Vergleich zu Kliniken aufzeigen.
Verlaufsbeobachtung zur Prävalenz und Inzidenz von MRSA und MSSA bei Eingriffen am Bewegungsapparat und kardiovaskulärem System vor und während der stationären Behandlung in Mecklenburg-Vorpommern
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Neidhart1, S. Redanz2, S. Zaatreh1 , R. Spitzmüller3, A. Klinder4, M. Ellenrieder1, A. Alozie4, D. Gümbel3, M. Napp3, Holtfreter7, M. AbouKoura5, P. Warnke2, G. Steinhoff4, C. Nienaber5, A. Ekkernkamp3, W. Mittelmeier1, A. Podbielski2, D. Stengel6, R. Bader11Orthopädische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Rostock
2Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Universitätsmedizin Rostock
3Abt. für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin Greifswald
4Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie, Universitätsmedizin Rostock
5Abteilung Kardiologie, Zentrum Innere Medizin, Universitätsmedizin Rostock
6Zentrum für klinische Forschung, Unfallkrankenhaus Berlin
7Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin, Abteilung für Immunologie, Universitätsmedizin Greifswald
Hintergrund:
Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) stellen ein erhebliches Problem in der Krankenversorgung dar. Eine Vielzahl von Studien beschreiben die Prävalenz und Inzidenz von MRSA. Dagegen wird die Besiedlung mit Methicillin-sensiblen Staphylococcus aureus (MSSA) Stämmen bislang weniger als Risikofaktor für nosokomiale Infektionen angesehen.
Material und Methoden:
Zwischen April 2012 und Dezember 2014 wurden 1489 Patienten in Mecklenburg-Vorpommern mit operativen und interventionellen Eingriffen am Bewegungsapparat und kardiovaskulärem System und Versorgung mit einem Implantat systematisch auf Kolonisation mit MRSA- und MSSA-Erregern untersucht. Es wurden demographische Daten, die Lebensqualität mittels EQ-5D, MRSA-Risikofaktoren, Ereignisse während des Krankenhausaufenthalts sowie der Kolonisierungsstatus der Nase, des Rachens, der Leiste und des Thorax / beziehungsweise des Eingriffsortes vor dem operativen Eingriff und höchstens 48 Stunden vor der Entlassung erhoben. Eine Stichprobe der Isolate von Patienten, die mit MRSA und MSSA besiedelt waren, wurde einer molekularen Charakterisierung via spa-Typisierung unterzogen. Zudem wurden ein Jahr nach dem Eingriff in Telefoninterviews die Lebensqualität und der Infektionsstatus am Implantat erhoben.
Ergebnisse:
Es konnten Daten von 1433 Patienten in die Auswertung einfließen. Die Kolonisationsrate für MSSA und MRSA betrug bei der stationären Aufnahme 23,1 % (331 Patienten) bzw. 1,2 % (17 Patienten), am Tag der Entlassung 18,3% und 1,3%. Die Inzidenzrate für MSSA und MRSA beträgt damit 5,9% (74 Patienten) und 0,9% (11 Patienten). Männer waren signifikant häufiger nasal kolonisiert als Frauen (Odds Ratio (OR)=1,478 (95-%-KI; 1,14-1,92; p = 0,003). In der Gruppe der männlichen Raucher war der nasale MSSA/MRSA Trägerstatus im Vergleich zu den Nichtrauchern geringer (Chi2 = 16,801; Phi = 0,154; p < 0,001). MSSA/MRSA Träger hatten ein signifikant erhöhtes Risiko einer Infektion während des Krankenhausaufenthalts (OR = 1,672 (95 -% - KI: 1,17-2,39; p = 0,005). Rauchen hatte keinen Einfluss auf das Risiko einer Infektion während des Krankenhausaufenthalts. Das Verteilungsmuster der MSSA- und MRSA-Stämme der Isolate entsprach dem in Vorpommern unter der Normalbevölkerung zu findenden MSSA-/MRSA Stämmen. Ein gehäuftes Vorkommen von krankenhausspezifischen Keimen wurde nicht nachgewiesen. Die Lebensqualität der Patienten hat sich nach einem Jahr nach dem operativen Eingriff signifikant verbessert.
Fazit:
Diese vorliegende Verlaufsbeobachtung liefert umfangreiche Daten zum MRSA/MSSA Trägerstatus innerhalb der beschriebenen Region. Es konnten Risikofaktoren für eine MSSA und MRSA Kolonisation aufgezeigt werden. Der Nutzen eines kombinierten Screenings von unterschiedlichen Körperstellen wird belegt und sollte in Routine-Screening Untersuchungen berücksichtigt werden. Weiterhin wurde eine Korrelation zwischen MSSA/MRSA Trägerstatus und erhöhtem Risiko für eine Infektion der mit einem Implantat versorgten Patienten während des Krankenhausaufenthaltes beobachtet.
Tuberkulosefälle bei Migranten
Rahmenthemen: nicht gewählt
G. HalderReferat für Gesundheit und Umwelt, LH München
Hintergrund: Die Regierung von Oberbayern betreibt seit Jahren eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (AB) in München. Das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) ist beauftragt, die Erstuntersuchung der AB nach §62 AsylVerG durchzuführen und hierbei auch die Lunge zu röntgen zum Ausschluss einer Tuberkulose.
Material und Methode:Bei auffälligen Röntgenbefunden übernimmt das Sachgebiet Tuberkulose des RGU die weitere Veranlassung in Form von stationären Einweisungen oder zumindest Durchführung von Nachunterśuchungen zur weiteren diagnostischen Abklärung.
Ergebnisse:Es wird die Besonderheit der aktiven Fallfindung im Rahmen des Asyl-Screenings dargestellt in der Form, dass im Gegensatz zur passiven Fallfindung der Anteil geschlossener Tuberkulosen deutlich höher ausfällt und tendenziell im umgekehrten Verhältnis zu dem der passiven Fallfindung steht. Entsprechend finden sich überraschend hohe Inzidenzen, welche aber aufgrund der Fallfindungsart nicht mit den üblich bekannten länderüblichen Inzidenzen vergleichbar sind. Diese beruhen ja ganz überwiegend auf passiver Fallfindung. Zur Veranschaulichung werden anonymisierte Röntgenbilder als Fallbeispiele gezeigt.
Fazit:Aufgrund der rapide gestiegenen Asylzahlen hat sich auch die Anzahl der hierbei entdeckten behandlungsbedürftigen Tuberkulosen deutlich erhöht. Die jeweiligen Inzidenzen sind stark von den Herkunftsländern der AB abhängig.
Rahmenthemen: nicht gewählt
D. Weitzel-Kage1, M. Kubusch2, C. Dexheimer3, A. Kemper4, I. Ziegler5Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin GmbH, St. Hedwig Krankenhaus Berlin, Große Hamburger Straße 5-11, 10115 Berlin
Methode: Im St.Hedwig-Krankenhaus Berlin wurde dies in Form einer Punktprävalenzanalyse durchgeführt. Erfasst wurde hierbei die Dosierung, Applikationsart, Art des Antibiotikums, Diagnose, Antibiogramm und patientenspezifische Faktoren (Geschlecht, Alter, Grunderkrankung, Aufenthaltsdauer).
Ergebnis: Von 290 stationären Patienten erhielten 62 Patienten ein Antibiotikum (21,38%). Somatische Patienten waren davon 165. Von ihnen erhielten 58 (35,15%) ein oder mehrere Antibiotika. 15 Patienten waren an einer nosokomialen Infektion erkrankt. Das entspricht 5,17%, was die Ergebnisse der nationalen Prävalenzstudie von 2011 widerspiegelt (5,32%).Die häufigsten Infektionen waren Pneumonie und Harnwegsinfekte. Von 12 Pneumonie-Patienten wurden 8 (66,6%) gemäß der internen Antibiotikaleitlinie behandelt. Bei den Patienten mit Harnwegsinfekten waren es sogar nur 2 (28,6%) von 7 Patienten.
Fazit: Der über dem nationalen Durchschnitt liegende Antibiotikaverbrauch des Hauses (Ermittelt in der Prävalenzanalyse 2011. Dort erhielten 25,5% der Patienten auf somatischen Stationen ein Antibiotikum. Hier waren es 35,2%.) sollte Anlass geben die Verordnung von Antibiotika zu hinterfragen und mit der Hauseigenen Leitlinien als auch der Leitlinie der Fachgesellschaften abgeglichen werden.
Konflikt: kein Konflikt
Eine technische Haut als Basis für ein Händedesinfektionsmodell
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Hofmann1, I. Rapp2, J. Merk3Labor Dr. Merk & Kollegen GmbH
Die Wirksamkeit von Händedesinfektionsmitteln gegen Viren ist ein wichtiger Baustein in der Prophylaxe von Virusinfektionen in medizinischen Einrichtungen. Deshalb sind standardisierte Untersuchungen von Desinfektionsmitteln und eine quantitative Bestimmung der Fähigkeit virale Erreger abzutöten (Viruzidie) unerlässlich. Das bisherige Verfahren bedient sich dazu des Suspensionstests, bei dem eine vorbestimmte Menge an flüssigem Desinfektionsmittel mit einer Suspension aus ausgewählten Testviren vermischt wird. Nach einer vordefinierten Einwirkzeit wird die Reaktion gestoppt und die Anzahl überlebender Modellviren durch eine Virustitration bestimmt. Für die Untersuchung von Händedesinfektionsmitteln ist dieses Verfahren jedoch praxisfremd. Es untersucht einen idealisierten Ablauf, welcher den medizinischen Alltag nicht korrekt abbildet. Somit besteht die Gefahr, dass die Wirksamkeit eines Desinfektionsmittels überschätzt und lebensfähige Viren deshalb nicht komplett abgetötet werden. Die Folge davon wäre beispielsweise das Ausbreiten einer nosokomialen Virusinfektion.
Durch die Entwicklung einer technischen Haut (HUMskin; Institut Hohenstein), basierend auf einem modifizierten Biopolymer, kann dieser Gefahr begegnet werden. Diese technische Haut ist in ihren mechanischen, physiologischen und topographischen Eigenschaften der menschlichen Haut vergleichbar. Unter Verwendung dieser Haut haben wir, in Kooperation mit dem Institut Hohenstein, ein praxisnahes Modellsystem zur Simulation der Händedesinfektion entwickelt. Dieses Modell ist gut standardisierbar und bildet den gesamten Prozess der Händedesinfektion in allen relevanten Parametern alltagstauglich nach. Wir haben dieses Modell mit unterschiedlichen Modellviren untersucht und mit dem bisherigen Verfahren (Suspensionstest) verglichen. Unter Verwendung von Ethanol (60 % / 70 % / 85 %) im neuen Händedesinfektionsmodell zeigt sich dabei eine Abhängigkeit der virusabtötenden Wirkung von der Konzentration und vom verwendeten Volumen des Desinfektionsmittels. Ein Effekt, welcher so in unseren Suspensionsversuchen nicht nachweisbar ist, aber in Untersuchungen an menschlichen Probanden ebenfalls beschrieben wird.
Zusammenfassend zeigt sich, dass unser neues Händedesinfektionsmodell mit der technischen Haut als funktionalisierte Oberfläche den Prozess der Desinfektion exakt abbilden kann und damit eine wichtige methodische Neuerung im Bereich der Desinfektionsmittel-Prüfung werden kann.
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. KunzeHintergrund:
Im Zusammenhang mit Infektionen entstehen neben persönlichem Leid und der sich daraus ergebenden sozialen Folgen erhebliche Kosten. Das strikte Einhalten der Asepsis durch das OP-Team und aller Personen in direkter Nähe zum OP-Feld, sterilem Instrumentarium und Implantaten ist die Basis der Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor Wundinfektion. Die höchste Keimbelastung geht vom Operationsteam, in Abhängigkeit von seiner Körperpflege, Kleidung und Bewegung aus. In der Regel sorgt die Klimaanlage im OP dafür, das der Keimpegel im OP möglichst niedrig gehalten wird. Durch die Vielzahl der medizinischen Geräte die an der Decke montiert sind wie OP-Leuchte und Stative wird die Sterilität der Luft oft stark beeinträchtigt oder der Keimeintrag in der Wunde sogar begünstigt.
Viele bestehende OP Säle haben eine relativ kleine Zuluftdecke sodass kein ausreichender Schutzbereich erreicht wird insbesondere für den Teil der Instrumente und Implantate die außerhalb dieses Schutzbereiches gelagert werden. Viele ambulante OP Zentren arbeiten aus Kostengründen derzeit mit einer sogenannten Fenster Lüftung bei denen es insbesondere bei langen Eingriffen und vielen im OP befindlichen Personen zu hohen Keimkonzentrationen kommen kann. Durch die Zunahme immer mehr älterer und immungeschwächter Menschen auf der einen Seite und der Anstieg resistenter Bakterien auf der anderen Seite steigt somit auch das Risiko einer Infektion im Operationssaal.
Material/Methode
Für OP Säle oder Eingriffsräume die bisher noch nicht mit einer entsprechenden keimarmen Zuluftdecke ausgerüstet sind gibt es ein mobiles Laminar Air Flow Gerät welche unabhängig von der Art der bisherigen Klimatisierung genutzt werden kann. Durch die unmittelbare Positionierung von diesen mobilen TAV Geräten am OP Tisch und Instrumententisch erreicht man eine sehr große Reduktion der Keimkonzentration im OP Feld und auf dem Instrumententisch ohne Turbulenzen. In dem St. Marien Hospital Hamm wurde die Kontamination von Nährböden und Instrumenten während einer realen Operation untersucht. Es erfolgte der Vergleich ob und wie groß der Unterschied zwischen dem mit einem Reinluftstrom ausgerüsteten Hepa Filter Instrumententisch „steristay“ und einem konventionellen Instrumententisch ist.
Es wurden bei Knie- bzw. Hüft-TEPs Rodac-Nährböden und Klemmen nach Crile ausgelegt. Die Stichprobe für Testungen mit steristay-Tisch belief sich auf 50 Crileklemmen und 50 Rodacplatten. Die gleiche Stichprobe erfolgte bei dem konventionellen Instrumententisch.
Die Testkörper waren von Beginn der Instrumentenrichtung bis zur Naht der jeweiligen Operation
exponiert. Die Positionierung der Testtische erfolgte im Randbereich des OPs. Der OP entspricht der aktuellen Anforderung der Raumklasse Ib gemäß DIN 1946-4:12-2008.
Ergebnisse
Sedimentationsplatten mit Laminar Air Flow-Tisch:
Anteil kontaminierte Platten: 10%
Ø: 0,13 KBE / Platte
Standardabweichung: 0,58
Sedimentationsplatten mit konventionellem Instrumentier Tisch:
Anteil kontaminierte Platten: 98%
Ø: 3,14 KBE/Platte
Standardabweichung: 2,09
Die Ergebnisse mit dem Instrumententisch mit integriertem Laminar Air Flow entsprachen den Bedingungen von GMP bzw. Raumklasse 1a
Fazit
Die mobile Laminar Air Flow Geräte ersparen teure Umbauten und Umrüstungen im OP Saal. In allen bestehen OP Räumen und Altbauten kann man mit dem mobilen Laminar Air Flow Gerät eine keimfreie Luft geschaffen werden, die es ermöglicht unter hygienisch einwandfreien Bedingungen zu operieren. Der „sterile Luftstrom“ wird weder durch OP-Leuchten noch durch das OP-Team behindert kann sehr genau auf das gewünschte OP-Feld und die Instrumente gerichtet werden. Die Geräte sind mobil und leicht von Raum zu Raum verschiebbar. Diese Geräte sind außerdem sehr preisgünstig da sie keinen Anschluss zur vorhandenen Klimatisierung benötigen.
Ich arbeite als Hygienspezialist bei der Firma Normeditec
Analyse der Kosten von multiresistenten Erregern in Akut- und Reha-Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Fleßa1, C. Hübner11 Universität Greifswald, Lehrstuhl für ABWL und Gesundheitsmanagement, Greifswald
Hintergrund: Infektionen mit multiresistenten Erregern (MRE) sind ein weltweit verbreitetes und stetig an Bedeutung gewinnendes gesundheitsökonomisches Problem, welches sich nicht mehr nur auf Krankenhäuser begrenzt, sondern auch zunehmend weitere Bereiche wie Einrichtungen der stationären Rehabilitation, Pflegeheime oder ambulante Arztpraxen betrifft.
Methode: Im Rahmen der gesundheitsökonomischen Evaluationen im HICARE-Projekt wurden die MRE-relevanten Zusatzkosten in diesen Einrichtungen aus betriebswirtschaftlicher Perspektive ermittelt. Hierfür wurden während der fünfjährigen Projektlaufzeit verschiedene empirische Erhebungen vom Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement der Universität Greifswald durchgeführt, welche auch die Analyse von Routinedaten des Medizincontrollings und von einrichtungsindividuellen Patientendokumentationen einschloss.
Ergebnisse: Für den Krankenhaussektor zeigten sich Mehrkosten vor allem durch Isolationsmaßnahmen und verlängerte Verweilzeiten, die zu Bettensperrungen und damit zu Opportunitätskosten führten. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Erregern vor allem durch unterschiedliche Isolationszeiten und Grunderkrankungen der Patienten bedingt. Auch in Rehabilitationseinrichtungen machen Opportunitätskosten durch das Vorhalten spezieller Isolationszimmer den größten Kostenblock aus. In Pflegeheimen und ambulanten Arztpraxen hingegen fallen vorwiegend zusätzliche Personalkosten an. In Arztpraxen tritt darüber hinaus ein teilweise erheblicher Mehraufwand für zusätzliche mikrobiologische Diagnostik auf. Materialkosten wie auch Arzneimittelkosten spielen in allen Bereichen eine eher untergeordnete Rolle.
Fazit: Ein MRE-relevanter Mehraufwand konnte in allen untersuchten Gesundheitseinrichtungen belegt werden. Diese Ergebnisse stellen die Basis für weitergehende Forschungsarbeiten dar mit den Zielen die Kosteneffizienz von Hygienemaßnahmen zukünftig bewertbar zu machen sowie eine angemessene Vergütung der Zusatzaufwände angepasst auf die einzelnen Leistungserbringer anzustreben.
Bakterielle und virale Kontamination von Beatmungsschlauchsystemen im OP nach 1 vs. 7 Tagen Gebrauch
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Dubler1, M. Fischer2, S. Zimmermann3, P. Schnitzler2, T. Bruckner4, S. Hofer1, A. Heininger31 Klinik für Anästhesiologie der Universität Heidelberg, INF 110, 69120 Heidelberg
2 Zentrum für Infektiologie, Virologie der Universität Heidelberg, INF 324, 69120 Heidelberg
3 Zentrum für Infektiologie, Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Heidelberg, INF 324, 69120 Heidelberg
4 Medizinische Biometrie und Informatik der Universität Heidelberg, INF 305, 69120 Heidelberg
Hintergrund: Der 7-tägige Einsatz von Beatmungsschlauchsystemen ist gemäß Konsensus der Fachgesellschaften (1) bei patientenbezogenem Einsatz von Atemsystemfiltern im Regelfall hygienisch adäquat. Nach Verwendung bei Patienten mit Atemwegsinfektion oder Kolonisation durch multiresistente bakterielle Erreger (MRE) ist ein sofortiger Wechsel gefordert. Das präoperative Standardprocedere schließt jedoch Infektionen in der Inkubationsphase oder Atemwegskolonisationen mit MRE nicht sicher aus. Die Wirksamkeit von Atemsystemfiltern gegen Übertragungen von Viren wird derzeit nur aufgrund von In-vitro-Untersuchungen (2) postuliert.
Fragestellung:
Material/Methode: Mit Einverständnis der lokalen Ethikkommission wurden zwischen Januar und Juni 2015 102 bzw. 101 Beatmungsschlauchsysteme nach 1- bzw. 7-tägiger Verwendung in Operationssälen der Universitätsklinik Heidelberg auf Kontamination mit Bakterien sowie Influenza, Parainfluenza, Respiratory Syncytial Virus (RSV), Cytomegalievirus (CMV) und Herpes simplex Virus (HSV) untersucht. Je 1 Abstrich vom Y-Stück endoluminal und 0,5 ml Kondensat aus der Wasserfalle wurden mikrobiologisch [Anreicherung in der Thio-Bouillon und zweitägige Bebrütung (36°C) unter aeroben und mikrobaerophilen Bedingungen] und virologisch [PCR] getestet; außerdem 1 Abstrich des Y-Stücks außen mikrobiologisch. In gleicher Weise wurden gezielt 20 bzw. 10 Schlauchsysteme nach Verwendung bei Patienten mit gesicherter MRE-Kolonisation bzw. viraler Infektion untersucht. Die Kontaminationsraten nach Tag 1 versus 7 wurden mittels Non-Inferiority-Test statistisch auf einen Unterschied > 10% untersucht.
Ergebnisse: Die Schlauchsysteme waren nach 1- bzw. 7-tägigem Gebrauch (i.e. durchschnittlich 352 vs. 2186 Beatmungsminuten) in 13,7 bzw. 20,8% der Fälle an einer der untersuchten Stellen bakteriell kontaminiert [CI 95%: -0,0342 – 0,1747]. Der Unterschied beruhte auf Kontaminationen der Außenseite der Schlauchsysteme (7/102 vs. 17/101; CI 95%: 0,0099 – 0,1914) durch Haut- bzw. Mundflora oder Umweltkeime (siehe Tabelle). Endoluminale Kontaminationen hingegen traten sogar häufiger an Tag 1 als an Tag 7 auf (8/102 vs. 6/101). Viren wurden nicht nachgewiesen.
Erregernachweise an Innen- bzw. Außenfläche der Atemschlauchysteme nach 1 vs. 7 Tagen | ||
Tag1 | Tag7 | |
Endoluminal nachgewiesene Spezies (Y-Stück + Wasserfalle) | 4x Koagulase-negative Staphylokokken 2x Micrococcus luteus 1x Bacillus spp 1x Acinetobacter lwoffii | 6x Achromobacter spp ( 1x mit Pseudomonas chloraphii kombiniert) |
Außen nachgewiesene Spezies (Y-Stück) | 6x Koagulase-negative Staphylokokken 1x Achromobacter spp | 13x Koagulase-negative Staphylokokken 1x Micorococcus luteus 3x Oralstreptokokken (1x mit Actinomyces odontolyticus kombiniert) |
MRE wurden nicht detektiert; dies galt auch für die 20 Atemschlauchsysteme, die bei Patienten mit MRE-Nachweis (5x MRSA, 11x VRE, 11x MRGN) verwendet wurden. Zehn Schlauchsysteme wurden bei Patienten mit gesicherter respiratorischer Virus-Infektion (7x HSV, 1 x HSV+CMV, 2 x Influenza) eingesetzt. Am Tubuskonnektor waren die Viren in 5 von 10 Fällen nachzuweisen (1x HSV, 1x HSV+CMV, 2x Influenza, 1x HSV+Parainfluenza); trotzdem blieben die Schlauchsysteme in allen Fällen Virus-negativ.
Fazit: Beatmungsschlauchsysteme waren nach 1 bzw. 7-tägigem Gebrauch endoluminal gleich häufig kontaminiert; auf der Außenoberfläche waren nach 7 Tagen gehäuft Hautflora oder Umweltkeime nachzuweisen. MRE und Viren wurden an Schlauchsystemen nicht detektiert. Eine Gefährdung durch unentdeckte Virusinfektionen oder MRE-Kolonisationen ist bei Verwendung von Atemsystemfiltern nicht zu erwarten.
(1) Kramer A et al. Infection prevention during anaesthesia ventilation by the use of breathing system filters (BSF): Joint recommendation by German Society of Hospital Hygiene (DGKH) and German Society for Anaesthesiology and Intensive Care (DGAI). Anaesthesist 2010; 59:1124–1132
(2) Heuer JF et al. Can breathing circuit filters help prevent the spread of influenza A (H1N1) virus from intubated patients? MS Hyg Infect Control. 2013; 8(1)
Untersuchungen zur Effektivität eines temperaturkontrollierten Lüftungssystems bezüglich der mikrobiologischen Belastung und des Schutzgrades
Rahmenthemen: nicht gewählt
N. Eschenbecher, S. Buhl, C. Bulitta(1) Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden, Institut für Medizintechnik, Weiden i. d. OPf.,
Deutschland
Hintergrund
Der Einsatz von Lüftungssystemen zur Minimierung des Risikos peri- bzw. postoperativer Infektionen ist gängige Praxis in europäischen Kliniken. In Deutschland wird der Einsatz dieser Lüftungssysteme durch die DIN 1946-4 2008 reglementiert. Dabei ist die Einteilung abhängig von den Anforderungen an die „Luftreinheit“. Während in Räumen der Klasse Ia Lüftungssysteme mit turbulenzarmer Verdrängungsströmung (TAV) installiert werden müssen, wird in Ib-Räumen der Patientenschutz über Mischströmungsbelüftungen sichergestellt. Im Gegensatz dazu wurde im Forschungs-OP an der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Weiden ein temperaturbasiertes Lüftungssystem (TAF) aus Schweden (Opragonsystem, Avidicare AB)verbaut. Um zu prüfen, ob dieses System ebenso effizient arbeitet wie die in der deutschen Norm beschriebenen Systeme, wurden Partikel- und Luftkeimmessungen im Forschungs-OP der Hochschule durchgeführt.
Material und Methoden
Die Probennahme zur Beurteilung der mikrobiologischen Luftreinheit erfolgte mittels einer aktiven Luftkeimsammlung nach schwedischem Standard[4]. Dabei wird über eine Dauer von 60 Minuten wiederholt eine vorgegebene Luftmenge von 1m3 auf Agarplatten gesammelt und diese anschließend bei 35°C über 72 Stunden bebrütet und ausgezählt. Hierfür wurde ein artifizielles Operationssetting etabliert und die mikrobiologische Kontamination der Raumluft an drei definierten Stellen im Raum gemessen. Die Schutzgradmessungen erfolgten nach Anhang C der deutschen Norm (DIN 1946-4 2008).
Ergebnisse
Die Anzahl der koloniebildenden Einheiten (KBE) entsprach ausnahmslos den geforderten Grenzwerten von < 5 KBE/m³ [4]. Die Schutzgra
Konflikt:
Forschungsförderung, Beratungs- und Vortragstätigkeit gegen Honorar für verschiedene Industrieunternehmen (Siemens Healthcare, Maquet, Draeger, Philips, GE, Avidicare, HT Labor und Hospitaltechnik)
Heater-Cooler-Units in der Herzchirurgie – Auswahl geeigneter Probenentnahmestellen
Rahmenthemen: nicht gewählt
H. Hofmann-Weseloh2, C. Ertl2, B. Knörr1, V. Lehner-Reindl1, C. Höller21Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen
2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
Seit 2011 wird wiederholt von Infektionen durch Mycobacterium chimaera berichtet, die bei Patienten in mehreren europäischen Ländern (u.a. Schweiz, Niederlande, Deutschland) nach herzchirurgischen Eingriffen festgestellt wurden. Diverse veröffentlichte Studien bringen das Auftreten dieser langsam wachsenden, nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) mit dem Einsatz von Heater-Cooler-Units (Hypothermiegeräte) in Verbindung.
Konstruktionsbedingt wird die Entstehung eines Biofilms begünstigt, da schwer erreichbare Oberflächen trotz Einhaltung des herstellerseitig empfohlenen Desinfektionsregimes dem Desinfektionsprozess nicht vollständig ausgesetzt sind. Beim Betrieb von Heater-Cooler-Units wird ein Aerosol generiert, das aufgrund des nicht hermetisch abgeschlossenen Tanks nach außen dringen kann.
Für den Nutzer stellt diese Problematik ein nur schwer abschätzbares Risiko dar. Hinzu kommt, dass bestehende Garantieansprüche bei „unsachgemäßem Öffnen“ der Heater-Cooler-Units gemindert werden können. Es wird dargestellt, welche Probenahmemöglichkeiten bzw. -schwierigkeiten sich für den Nutzer bei der Überprüfung der Geräte ergeben können.
Multiresistente Erreger (MRE) in der ambulanten Dialyse, der ambulanten und stationären Pflege sowie in der Rehabilitation – Daten aus dem MRE-Netz Rhein-Main 2012-2014
Rahmenthemen: nicht gewählt
U. Heudorf1, C. Cuny2, M. Herrmann3, V. A. J. Kempf4, D. Mischler1, J. Schulze5, C. Zinn6Hintergrund: Multiresistente Erreger, insbesondere die multiresistenten gramnegativen Erreger sind eine zunehmende Bedrohung im Gesundheitswesen. Es liegen liegen nur wenige Publikationen zur MRSA- und nahezu keine Daten zur ESBL-Prävalenz im außer(akut)klinischen Bereich in Deutschland vor. Vor diesem Hintergrund führte das MRE-Netz Rhein-Main verschiedene Untersuchungen im außer(akut)klinischen Bereich (Rehabilitationskliniken, Altenpflegeheime, ambulante Dialyse und ambulante Pflege) durch.
Material und Methode: Von 2012-2014 wurden Patienten von ambulanten Dialyseeinrichtungen (n=751 Patienten), ambulanten Pflegediensten (n=486) und von Rehabilitationskliniken (n=2852) sowie Bewohner von Altenpflegeheimen (n=3284) untersucht. Erhoben wurden u.a. Risikofaktoren für MRE, die Krankenhaus-, Antibiotika- und MRE-Anamnese. Nach individueller Einverständniserklärung wurden Nasen/Rachen-Abstriche sowie Analabstriche auf MRSA- und auf ESBL/MRGN untersucht.
Ergebnisse: Eine MRSA-Besiedelung wiesen 6,5-9,2% der Altenpflegeheimbewohner, 3,7% der Patienten ambulante Pflegedienste, 2,1% der Dialysepatienten und 0,7-1,8% der Rehabilitanden auf. Die weitaus meisten Besiedelungen waren zuvor nicht bekannt. Mit ESBL (3MRGN in Klammern) waren besiedelt: 17,8-26,7% (12,3-21,3%) der Altenpflegeheimbewohner, 14,4% (7,6%) der Patienten ambulante Pflegedienste, 7,5% (3,8%) der Dialysepatienten und 7,7-8,9% (1,4-3,6%) der Rehabilitanden
Schlussfolgerung: Zum ersten Mal liegen umfangreiche Daten nicht nur zur MRSA- sondern insbesondere ESBL/MRGN-Prävalenz im außer(akut)klinischen Bereich in Deutschland vor. Die höchsten MRSA- und ESBL/MRGN-Prävalenzen werden in der stationären Altenpflege gefunden, gefolgt von ambulanten Pflegeeinrichtungen. Patienten ambulanter Dialyseeinrichtungen und in Rehabilitationskliniken waren demgegenüber deutlich seltener MRSA-positiv und ihre ESBL-Prävalenz lag nur geringfügig über dem Anteil in der Allgemeinbevölkerung. Allerdings war in allen untersuchten Gruppen der Anteil an 3MRGN unter den ESBL deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung, wahrscheinlich als Folge vorangegangener medizinischer Behandlungen und/oder Antibiotikagaben.
Hygiene in der Augenarzt-Praxis – Ergebnisse aus Augenarzt-Praxen in Frankfurt am Main, 2014-2015
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Hausemann, U. HeudorfGesundheitsamt Frankfurt, Abteilung Infektiologie und Hygiene
Hintergrund: Bei jeder diagnostischen und therapeutischen Maßnahme müssen die Anforderungen an die Hygiene beachtet werden, um Erreger-Übertragungen und Infektionen zu vermeiden. Das Infektionsschutzgesetz weist Leitern medizinischer Einrichtungen, also auch Praxisinhabern, eine Eigenverantwortung in der Infektionsprävention zu und verpflichtet die Gesundheitsämter, medizinische Einrichtungen infektionshygienisch zu beraten und zu überwachen.
In dem Beitrag werden die Ergebnisse der Überwachung der Augenarztpraxen in Frankfurt am Main 2014/2015 vorgestellt und vor dem Hintergrund gültiger Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene (KRINKO) bewertet und diskutiert.
Methode: Anhand einer Checkliste wurden alle 31 Augenarzt-Praxen in Frankfurt am Main durch eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes beraten und überwacht.
Ergebnisse: Die Grundlagen der Hygieneorganisation und Voraussetzungen zur sachgerechten Händehygiene und Flächendesinfektion waren in den meisten Praxen vorhanden. 10 (32,3%) Praxen setzten Medizinprodukte ausschließlich als Einweg-Produkte ein, in 21 (67,7%) Praxen wurden Medizinprodukte aufbereitet. Elf (35,5%) Praxen bereiteten Kontakt-Tonometerköpfchen selbst auf; in 5 dieser Praxen war dies fehlerhaft, sodass hier Verbesserungen gefordert werden mussten. Angesichts teilweise erheblicher Fehler wurde 5 der 6 Praxen, die selbst kritische Medizinprodukte aufbereiteten, diese Aufbereitung untersagt. Diese Praxen stellten auf Einmalmaterial um.
Diskussion: Insgesamt war den Praxen eine gute allgemeine Hygiene zu bescheinigen. Bei der Medizinprodukteaufbereitung wurden jedoch teilweise grobe Fehler gefunden und umgehend abgestellt.
Multiresistente Erreger bei Patienten ambulanter Pflegedienste im Rhein-Main-Gebiet, 2014: Prävalenz und Risikofaktoren
Rahmenthemen: nicht gewählt
N. Neumann1, D. Mischler1, C. Cuny2, M. Hogardt3, V. A. J. Kempf3, U. Heudorf1Hintergrund: Aus der ambulanten Pflege gibt es bislang keine Untersuchung zur Prävalenz multiresistenter gramnegativer resistenter Erreger (MRGN) bzw. von Enterobakterien mit erweiterter Resistenz gegen ß-Laktamantibiotika (ESBL) und nur wenige Daten zur Prävalenz an Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA). Diese Lücke sollte geschlossen werden.
Material und Methoden: Patientencharakteristika aller Patienten wurden mit einem modifizierten Fragebogen des europaweiten HALT-Projekts (healthcare associated infections in long term care facilities) erhoben und Nasen- und Rachenabstriche auf MRSA sowie Analabstriche auf ESBL/3MRGN/4MRGN untersucht. Risikofaktoren wurden mittels Odds-Ratio errechnet.
Ergebnisse: 10 Pflegedienste mit insgesamt 486 Patienten nahmen teil, darunter ein Intensivpflegedienst mit beatmeten Patienten. 13% der Patienten waren in Pflegestufe 3 oder mehr klassifiziert, 50% waren inkontinent, 21 % desorientiert, 24% bewegungseingeschränkt, 11 % wiesen Decubitus oder andere Wunden auf, 8% waren mit einem Harnwegskatheter und 5% mit einer PEG versorgt. 269 Patienten ließen Nasen-, Rachenabstriche entnehmen und 132 Patienten stimmten einem Analabstrich zu. Bei 3,7% wurden MRSA und bei 14,4% ESBL/MRGN nachgewiesen (6,8% ESBL, 7,6% 3MRGN, 0% 4MRGN). Als Risikofaktoren für eine Besiedelung mit MRSA wurden Pflegestufe 3 oder mehr (OR 5,1), Antibiotikagabe innerhalb der letzten 3 Monate (OR 3,7), Krankenhausaufenthalte innerhalb der letzten 6 Monate (OR 4,3) und MRSA in der Anamnese (OR 18,1) bestätigt. Inkontinenz sowie Krankenhausaufenthalt in der Anamnese wurden als Risikofaktoren für eine ESBL-Besiedelung gefunden (OR 9,5 resp. 6,5). Als Risikofaktoren für eine Besiedelung mit 3MRGN stellten sich eine hohe Pflegestufe (OR7,5) sowie Harnwegskatheter (OR 8,3), PEG und andere Stomata (OR 6,2) und invasive Beatmung (OR 5) sowie eine positive MRE-Anamnese (MRSA OR 20; ESBL OR 6,7) heraus.
Schlußfolgerung: Angesichts der hohen Prävalenz an MRSA und 3MRGN müssen ambulante Pflegedienste über Kompetenz in der Pflege von Menschen mit MRE verfügen: Gute Hygienemaßnahmen einschließlich Händehygiene und sachgerechtem Umgang bei der Wundversorgung und bei Punktionen und Injektionen, beim Umgang mit Kathetern, Stomata und ggf. invasiver Beatmung.
Praxisnahe Laboruntersuchungen zu Anwendung, Effektivität und Nutzen antibakterieller Textilien als hygienische Zusatzmaßnahme in der Pflege
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Gerhardts1, J. Ebinger1,2, D. Höfer21 Hohenstein Institut für Textilinnovation gGmbH, Bönnigheim; 2 Hochschule Reutlingen, Reutlingen
Hintergrund: Europaweit infizieren sich, laut einer Studie des European Centre for Desease Prevention and Control, jährlich rund 3,2 Millionen Menschen mit nosokomialen Keimen. Wie effektiv antibakterielle Textilien hinsichtlich der Durchbrechung von Infektionsketten in Pflegesituationen wirken, kann aus Ergebnissen normativer Prüfungen nicht abgeleitet werden. Der Stellenwert antibakterieller Textilien in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist derzeit unbedeutend, da das Potenzial als hygienische Zusatzmaßnahme aufgrund fehlender Belege für einen Nutzen unterschätzt wird.
Material/Methode: In einer aktuellen Studie wurden Baumwoll- und Polyester-Substrate mit antimikrobiellen Additiven (Silber, QAV, PHMB u.a.) ausgerüstet sowie Muster antibakterieller Textilien aus dem Handel beschafft. Die funktionalisierten Textilien wurden anschließend mittels modifizierter Standardprüfmethoden unter Berücksichtigung von praxisrelevanten Kontaktzeiten und organischer Belastungen geprüft. Außerdem wurde die Keimübertragung zwischen Textil und Haut über ein Stempelmodell mittels eines technischen Hautersatzmaterials (HUMskin) und dem Zusammenspiel aus Pathogen, Dosis und Anwendung realitätsnah simuliert.
Ergebnisse: Durch die Variation der Testmethoden zeigten sich erwartungsgemäß eingeschränkte Wirksamkeiten der Funktionalisierungen im Vergleich zur Typprüfung. Dennoch war die Wirkung bei ausgesuchten Textilien in der Simulationsanwendung noch stark vorhanden. In Übertragungsszenarien mit Staphylococcus aureus und Escherichia coli zeigten sich bei diesen Textilien ebenfalls signifikant reduzierte Werte in der Keimübertragung vom Textil auf die Haut. In einer Anwendungsmatrix werden die Effektivität und der Nutzen antibakterieller Ausrüstungen an bestimmten Kontrollpunkten definiert.
Fazit: Die Forschungsergebnisse zeigen die Effektivität ausgesuchter antibakterieller Ausrüstungen in praxisrelevanten Szenarien. Hierdurch lässt sich ableiten, dass funktionalisierte Textilien bei gezielter Anwendung (Definition über die Anwendungsmatrix) einen entscheidenden Beitrag zur Infektionsprävention leisten können.
Wissensstand und Einstellung stationärer Patienten zur Krankenhaushygiene
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Stoffels1, D. Exner2, S. Engelhart1, J. Kalff2, M. Exner11 Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn
2 Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Bonn
Hintergrund: Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene fordert aktuell die ,,Information und Schulung der Patienten in ihrer persönlichen Hygiene‘‘1. Es gibt jedoch kaum Daten über den Wissensstand und die Einstellung von Patienten zur Krankenhaushygiene in Deutschland2, 3. Mit einer Patientenbefragung wurden die Zusammenhänge zwischen Wissensstand und Einstellung sowie sozialen Faktoren der Patienten untersucht, um weitere Ansätze zur Integration von Patienten in Hygienemaßnahmen zu finden und möglicherweise hierdurch die Rate nosokomialer Infektionen senken zu können.
Methode: 442 stationäre Patienten und 3 stationäre Begleitpersonen der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Bonn erhielten hierzu einen 21 Fragen umfassenden Fragebogen (n=332).
Ergebnisse: Die Auswertung zeigt, dass 73% der Befragungsteilnehmer die Einbeziehung von Patienten in Hygienemaßnahmen für ,,sehr wichtig‘‘, 26% für ,,wichtig‘‘ hielten. 42% der Befragungsteilnehmer, die innerhalb der letzten 10 Jahre stationär im Krankenhaus behandelt wurden, gaben an, bei ihrem letzten Krankenhausaufenthalt über Krankenhaushygiene informiert worden zu sein. 48% der Befragungsteilnehmer vertrauten dem Personal ,,sehr‘‘ und 36% ,,etwas‘‘ bezüglich der Einhaltung der Hygienemaßnahmen. 13% der Befragungsteilnehmer befürchteten ,,sehr‘‘ und 49% ,,etwas‘‘, von einer nosokomialen Infektion betroffen zu sein. Entscheidend sie die unterschiedlichen Einflüsse vom Krankenhauspersonal einerseits und von Medien wie Fernsehen oder Zeitung andererseits auf den subjektiven Informationsstand, das Vertrauen und die Befürchtung nosokomialer Infektionen. 37% der Befragungsteilnehmer waren ,,sehr‘‘ und 40% ,,etwas‘‘ der Meinung, eine weiterreichende Information über selbst durchführbare Hygienemaßnahmen könnte ihre Genesung positiv beeinflussen. 98% der Befragungsteilnehmer waren bereit, durch ihr Verhalten in verschiedenen Bereichen zur Krankenhaushygiene beizutragen. 90% dieser Befragungsteilnehmer waren zur Händedesinfektion bereit, 83% zu häufigerem Händewaschen. 78 % der Befragungsteilnehmer wünschten sich Informationen über Hygiene im Krankenhaus. Die Befragungsteilnehmer favorisierten u. a. eine mündliche Information durch das Krankenhauspersonal.
Fazit: Die Bereitschaft der Patienten, durch ihr Verhalten zur Hygiene beizutragen, ist groß. Viele sehen in ihrer Integration einen persönlichen Nutzen. Allerdings besteht ein erheblicher Informationswunsch und -bedarf der Patienten. Die Händehygiene stellt zukünftig einen guten Ansatzpunkt dar, da die meisten Befragungsteilnehmer dazu bereit sind und sie sich gut über sie informiert fühlen. Des Weiteren ist Integration von Patienten in Händehygiene für Krankenhäuser leicht umsetzbar.
Literatur
1 Exner M, Walger P. Aktuelle Forderungen der DGKH zur Krankenhaushygiene. Hyg Med 2015; 1: 53–58
2 Mattner F, Mattner C, Zhang I, Gastmeier P. Knowledge of nosocomial infections and multiresistant bacteria in the general population: results of a street interview. J Hosp Infect 2006; 4: 524–525
3 Reichardt C, Königer D, Bunte-Schönberger K, van der Linden P, Mönch N, Schwab F, Behnke M, Gastmeier P. Three years of national hand hygiene campaign in Germany: what are the key conclusions for clinical practice? J Hosp Infect 2013; Suppl. 1: S11-S16
Kommunikation im Spannungsfeld Hygiene – simple but not easy
Rahmenthemen: nicht gewählt
R. MeinkeFreiberufliche Beraterin für Infektprävention, Team und Kommunikation; Biologin & Transaktionsanalytische Beraterin
Hintergrund
Multiresistente Erreger (MRE), Infektprävention, Antibiotic-Stewartship, Händehygiene: Die Themen im Arbeitsalltag der Krankenhaushygiene sind vielfältig und herausfordernd. Ärzte und Fachkräfte der Krankenhaushygiene haben viel Wissen, formulieren dieses in Hygienerichtlinien und Empfehlungen und forschen für neue Erkenntnisse. Die Umsetzung dieses Wissens erfolgt jedoch durch die Praktiker in der Klinik: Pflegepersonal auf Station und im OP, Chirurgen, Internisten, Apotheker. Auch von MRE betroffene Patienten und ihre Angehörigen sollen sich im Krankenhaus gemäss Richtlinien verhalten. Das Fachwissen ist das eine, doch zu dem WAS gehört ein gutes WIE: Wie gelingt das „Rüberbringen“ gut? Warum gelingt Kommunikation manchmal nicht? Was kann ich als „Überbringer“ anders und besser machen, damit der andere meine Botschaft versteht? Wie „verbrenne“ ich nicht in meiner Begeisterung um das Wissen für Infektprävention und Hygiene?
Material/Methode
Die Transaktionsanalyse ist eine in den 60er Jahren durch Dr. Eric Berne etablierte und beständig weiterentwickelte Methode zur Analyse von positiven und schädlichen Kommunikations- und Verhaltensmustern und zur Entwicklung von Kommunikations- und Handlungsalternativen. Die in der eigenen Berufspraxis als Beraterin für Infektprävention in der Krankenhaushygiene in Basel über Jahre angewendeten, hilfreichen Konzepte der Transaktionsanalyse wie Dramadreieck (Karpman 1968, Choy 1990) und Strokes (Berne 1964, Steiner 1974) werden vorgestellt, diskutiert und können von Teilnehmern des Vortrags in Kommunikation und Austausch erprobt werden.
Ergebnisse
Die Konzepte der Transaktionsanalyse sind leicht verständlich und ihre Anwendung im Klinikalltag ermöglicht Krankenhaushygienikern und Hygiene-Fachkräften eine bessere kommunikative Beziehung mit den Partnern in der Klinik, eine bessere Abgrenzung des eigenen Beratungs- und Aktionsfeldes und die Analyse fehlgelaufener Kommunikation hin zu einer Veränderung der eigenen Kommunikation.
Fazit
Das Wissen der Hygieniker und Fachkräfte inhaltlich und erfolgreich an die Praktiker zu bringen gelingt besser mit sehr guten Kommunikations-Fähigkeiten. Der Vortrag trägt im Rahmen eines interaktiven Workshops dazu bei, diese Fähigkeiten zu schärfen.
Sepsisdialog - kontinuierliches Qualitätsmanagement und Reduktion der 90-Tage-Letalität bei schwerer Sepsis und septischem Schock
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Gründling1, C. Fuchs1, C. Scheer1, M. Vollmer1,2, S. Rehberg1, K. Meissner1, L. Guderian1, M. Gerber1, S. Friesecke3, P. Abel3, K. Hahnenkamp1, S.-O. Kuhn11Klinik für Anästhesiologie, Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin, Universitätsmedizin Greifswald
2Institut für Mathematik und Informatik, Universität Greifswald
3Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsmedizin Greifswald
Hintergrund
Die Krankenhaussterblichkeit von schwerer Sepsis/ septischer Schocks beträgt in Deutschland bei zunehmender Inzidenz rund 55 %. Durch Verbesserung der Qualität in Diagnostik und Therapie konnte in verschiedenen Studien eine signifikante Reduktion der Krankenhausletalität auf bis zu 26% erzielt werden. Der langfristige Einfluss der verbesserten Compliance auf die 90-Tage Letalität ist jedoch weiter unklar.
Material/Methode
In einer prospektiven, longitudinalen Interventionsstudie über einen Zeitraum von 8 Jahren wurden alle Patienten >18 Jahre mit schwerer Sepsis/ septischem Schock der internistischen und der anästhesiologischen Intensivstationen (ITS) der Universitätsmedizin Greifswald erfasst. Ein kontinuierliches Schulungsprogramm (Prävention, Diagnosestellung, schnelle Primärtherapie) für Pflegekräfte und Ärzte der Intensivstationen und Notaufnahmen und die Erfassung von Outcome- und Qualitätsparametern waren Inhalt der Untersuchung. Die Intensivstations-, Krankenhaus-, 28- und 90-Tage Letalität vor der Intervention (2006-2007) wurden jeweils mit der nach dem Start des Schulungsprogramms verglichen (2008-2013).
Ergebnisse
Sowohl auf der internistischen als auch der anästhesiologischen ITS konnte eine dauerhafte, signifikante Abnahme der Intensivstations-, Krankenhaus-, 28-Tage- und 90-Tage-Mortalität nachgewiesen werden. Auf der anästhesiologischen ITS wurden 133 Patienten vor Beginn der Schulungen mit 743 Patienten nach Beginn der Schulungen verglichen. Die 90-Tage-Letalität sank signifikant von 61,7% (95% CI; 52,8%-69,9%) auf 42,7% (95% CI; 39,1%-46,3%). Die relative Risikoreduktion betrug 30,8% (95% CI; 18,9%-40,9%). Auf der internistischen ITS wurden 71 Patienten vor mit 429 Patienten nach Beginn der Schulungen verglichen. Die 90-Tage-Letalität reduzierte sich ebenfalls signifikant von 69,1% (95% CI; 56,7%-79,8%) auf 49,3% (95% CI; 44,2%-54,5%). Die relative Risikoreduktion betrug hier 28,6% (95% CI; 13,8%-40,9%).
Fazit
Kontinuierliche Schulungen von Pflegekräften und Ärzten führten sowohl bei internistischen als auch bei anästhesiologischen Intensivpatienten mit schwerer Sepsis/ septischem Schock zu einer signifikanten und dauerhaften Reduktion der 90-Tage-Letalität.
Sepsisdialog teilweise durch das BMBF-Projekt HICARE unterstützt.
Kompatibilität und antimikrobielle Wirksamkeit von Kupferlegierungen mit chemischen Desinfektionsmitteln
Rahmenthemen: nicht gewählt
K. Steinhauer1, S. Meyer2, J. Pfannebecker2, K. Teckemeyer1, K. Ockenfeld3, K. Weber1, B. Becker2
1Research & Development, Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt, Germany
2Hochschule Ostwestfalen-Lippe, University of Applied Sciences, Department of Microbiology, Lemgo, Germany
3Environment and Health, Deutsches Kupferinstitut Berufsverband e.V., Düsseldorf, Germany
Introduction
During the past 10 years, massive copper and copper alloys such as special brasses have widely been studied regarding their antimicrobial efficacy. Their ability to help reducing bacterial spread and re-contamination on touch surfaces has been demonstrated (Schmidt, M. G. et al. (2012)1; Karpanen T. and Casey A.2 (2012)).
However, antimicrobial efficacy of solid copper surfaces for practicability reasons cannot replace hygiene measures based on chemical disinfection, but may be intended to act as additional barrier against distribution of pathogenic microorganisms. Both measures thus may be used complementary under practical conditions. The goal of our study was therefore, to investigate the compatibility of chemical disinfectants and copper alloys regarding antimicrobial efficacy.
Material and Methods
Antimicrobial efficacy of solid copper surfaces was investigated using copper alloy discs (alloy C69300, Ø 55 mm). Briefly, copper alloy discs were inoculated using 0.1 ml bacterial suspension including organic soiling (0.3 % BSA and 0.3% sheep erythrocytes) according to DGHM-method (#14)3. Microbial contamination was quantified according to DGHM at indicated intervals in the presence or absence of an additional aliquot of 0.2 ml CEN-hardwater.
Compatibility tests were carried out according to DGHM-surface method (#14)3 without mechanical action in the absence of organic soiling. Carriers used in the experiments were copper alloy discs (alloy C 68800, 50x50 mm), stainless steel discs (alloy 1.4301, 50x50 mm) and tiles (as specified by DGHM3, 50x50 mm). Inocula were dried for 60 min. Efficacy tests were carried out using an alcohol-based disinfectant (mikrozid AF, Schülke & Mayr GmbH, Germany) and a formulation based on quaternary ammonium compounds and glutaraldehyde (antifect extra, Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt).
Results
Using the DGHM-surface test with Pseudomonas aeruginosa as test organism, survival of bacteria over a 60 min. contact time was significantly reduced over time in the absence of any additional humidity, resulting in a 4 lg reduction after 60 min. contact time. In contrast for samples with an additional aliquot of 0.2 ml CEN hard water, no impact on viability could be observed even after 60 min. contact time.
Quantitative carrier tests were carried out with an alcohol-based disinfectant on three different carriers (tiles, copper alloy discs, stainless steel discs) using P. aeruginosa, Staphylococcus aureus and Candida albicans as test organisms. No difference regarding antimicrobial efficacy of the alcohol-based disinfectant could be observed with the different carrier materials. The same result was obtained using a disinfectant based on quaternary ammonium compounds and glutaraldehyde. Experiments using sublethal concentrations of the biocides also did reveal comparable antimicrobial efficacy for all three different carrier materials.
Discussion
Investigation of antimicrobial efficacy of solid copper alloy discs revealed that humidity has an impact on antimicrobial efficacy as has been described earlier also by other authors (Grass, G., Rensing, C., and Solioz, M. (2011)4, Grass, G. et al. (2015)5). However, our experiments indicate that the carrier test according to DGHM can be used to study antimicrobial efficacy of chemical disinfectants on copper alloy surfaces, in which drying of the inoculum is a test requirement. Survival experiments using P. aeruginosa on copper alloy surfaces indicated that the inoculum has become sufficiently dry to enable the proposed mechanism of contact killing (Grass et al. (2015)5 using the carrier test-method according to DGHM with a drying time of 60 min.
Based on the data from our study, biocides based on alcohols, quaternary ammonium compounds or aldehydes can be used in combination with the tested copper alloys without any loss in efficacy.
Literature
1. Schmidt, M. G., Attaway, H. H., Sharpe, P. A., et al. (2012): Sustained reduction of microbial burden on common hospital surfaces through introduction of copper. J Clin Microbiol50:2217-2223
2. Karpanen, T., Casey, A. (2012): The antimicrobial efficacy of copper alloy furinishing in the clinical environment. A crossover study. Infect Control Hosp Epidemiol 33:3-9
3. Gebel, J., Werner, H.-P., Kirsch-Altena, A., and Bansemir, K. (2001): Standardmethoden der DGHM zur Prüfung chemischer Desinfektionsverfahren. mhp Verlag
4. Grass, G., Rensing, C., and Solioz, M. (2011): Metallic copper as an antimicrobial surface. Appl Environ Microbiol77:1541-1547
5. Grass, G., Hans, M., Mücklich, F., Solioz, M., and Rensing, C. (2015): Bulk copper materials for hygiene and infection prevention. HygMed 11:458-463
The autors KS, KT and KW are employees of Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt, Germany. KO is employee of the german copper institut, Düsseldorf, Germany.
Tatort OP – Hygienerisiken durch nicht qualifiziertes Reinigungspersonal
Rahmenthemen: nicht gewählt
E. ScheeferAN regiomed, Klink Dinkelsbühl
Die postoperativen Wundinfektionen stehen inzwischen an erster Stelle aller nosokomialen Infektionen. Ein unterschätztes Infektionsrisiko stellt die Flächendesinfektion in den OP- Abteilungen dar.
Reinigen kann jeder, natürlich jede Frau! Dieser Einstellung ist auch geschuldet, dass bundesweit in vielen hygienerelevanten Bereichen, auch durch Dienstleister, ungeschultes Personal eingesetzt wird. Dies bedingt viele mögliche Fehler in der Flächendesinfektion, Aufbereitung der Reinigungsutensilien und Aufbereitung unkritischer Medizinprodukte. Dadurch entstehen unnötige Risiken für Patient und Personal.
Das OP- Pflegepersonal kann die Aufsicht von Reinigungskräften nicht sicherstellen, da die Hauptarbeiten nach OP- Ende ausgeführt werden. Auch die Zwischenreinigungen werden ohne Aufsicht durchgeführt. Geschulte Vorarbeiter oder Leitungen sind in der Regel nicht vor Ort. Die Qualität der Desinfektion kann somit großen Schwankungen unterliegen. Im schlimmsten Fall verlieren gelagerte Sterilprodukte durch unsachgerechte Desinfektionsmaßnahmen und Transporte ihre Sterilität. Mögliche Infektionserreger sind nach dem Abschluss der Reinigungsarbeiten nicht ausreichend reduziert. Mit detektivischem Spürsinn sollte das Hygienefachpersonal diese Schwachstellen in den Risikobereichen aufspüren.
Nach meiner Erfahrung ist eine dreitägige Qualifizierung durch Hygienefachpersonal in der Lage, das Reinigungspersonal für ihre verantwortliche Tätigkeit in hygienerelevanten Bereichen, das nötige Rüstzeug zu vermitteln. Nach Implementierung dieser Schulung konnte in meiner Klinik eine deutliche qualitative Verbesserung mit einem erweiterten Aufgabenfeld der Reinigungskräfte erreicht werden.
Auf diesen "unterschätzten" Strang im Bündel der Prävention postoperativer Wundinfektionen möchte ich hinweisen.
RAMT
Vorkommen und Übertragungswege von Extended-Spectrum-ß-Laktamase (ESBL)- bildenden Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae im Krankenhaus
Rahmenthemen: nicht gewählt
G. Valenza1, M. Schulze2, P. Friedrich2, W. Schneider3, S. Nickel1, V. Lehner-Reindl1, C. Höller41Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen; 2Institut für Klinikhygiene des Klinikums Augsburg; 3Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums Regensburg; 4Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
Hintergrund
In den letzten Jahren wurden immer häufiger Escherichia coli- und Klebsiella pneumoniae-Isolate in deutschen Krankenhäusern beobachtet, die auch eine Resistenz gegenüber Cephalosporinen der 3. Generation aufweisen. Die Hauptursache dieser antimikrobiellen Resistenz bei Enterobacteriaceae ist die Freisetzung von Extended-Spectrum-ß-Laktamasen (ESBL). Hauptziele dieser prospektiven Studie waren (a) die Bestimmung der ESBL-Trägerrate bei Aufnahme und während des Aufenthalts im Krankenhaus, (b) die Bestimmung der Rate der Patienten, die während des Aufenthalts im Krankenhaus eine Infektion durch ESBL-bildende Enterobakterien entwickeln und (c) die Ermittlung der Übertragungswege von ESBL-bildenden Enterobakterien im Krankenhaus.
Material/Methode
An dieser Studie beteiligten sich vier Stationen des Klinikums Augsburg (eine KMT-Station und drei Stationen der operativen intensivmedizinischen Abteilung) und zwei Stationen des Universitätsklinikums Regensburg (eine KMT-Station und eine gastroenterologische Intensivstation). In einem definierten Zeitraum von drei Monaten wurden im Krankenhaus aufgenommene Patienten auf ESBL-bildenden Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae im Rahmen eines Aufnahme- und wöchentlichen Screenings untersucht. Beim Nachweis von ESBL-bildenden Enterobakterien wurden auch patientenbezogene Umgebungsuntersuchungen auf die o. g. Erreger durchgeführt. Anschließend erfolgten die Prüfung der antimikrobiellen Empfindlichkeit aller ESBL-bildenden Enterobakterien mittels Agardiffusionstest und die Charakterisierung der ESBL-Gene mittels Multiplex-PCR und Sequenzierung.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 669 Patienten auf ESBL-bildende Enterobakterien untersucht. 48 (7.2%) Patienten waren bereits bei Aufnahme mit ESBL-E. coli im Darm besiedelt. Weiterhin erwarben zwei der 621 (0.3%) Patienten, die bei Aufnahme ESBL-negativ waren, ESBL-E.coli während des Aufenthalts im Krankenhaus. ESBL-K. pneumoniae kam ausschließlich bei einem Patienten im Rahmen eines Aufnahme-Screenings vor. Darüber hinaus entwickelten 8 der 49 Patienten (16.3%), die bereits bei Aufnahme mit ESBL-bildenden Enterobakterien besiedelt waren, eine Infektion durch die o. g. Erreger. 54% aller ESBL-E. coli waren gegen Ciprofloxacin und 44% gegen Cotrimoxazol resistent. Dagegen kam eine Imipenem-Resistenz nicht vor. In den ESBL-E. coli dieser Studie waren CTX-M-15 (37%) und CTX-M-1 (35%) die zwei am häufigsten nachgewiesenen ESBL-Typen. Außerdem kam die für extra-intestinale Infektionen verantwortliche E. coli Variante ST131, CTX-M-15, B2 in 17.3 % der ESBL-Isolate vor. ESBL-bildende Enterobakterien konnten im Rahmen der patientenbezogenen Umgebungsuntersuchungen nicht nachgewiesen werden.
Fazit
Die geringe Rate der im Krankenhaus erworbenen ESBL-bildenden Enterobakterien und der fehlende Nachweis der o. g. Erreger in den Umgebungsproben könnten mit den systematischen Screening-Maßnahmen und der konsequenten Umsetzung der Basishygiene- und Barriere-Maßnahmen erklärt werden.
Antibiotika Surveillance - die Umsetzung und Grenzen der Aussagekraft
Rahmenthemen: nicht gewählt
E. Fischnaller1, T. Schwibbe2, A. SchönGFO (Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH)
Antibiotika Surveillance – Die Umsetzung und Grenzen der Aussagekraft
Im Rahmen, der sich zuspitzenden Resistenzentwicklung in der Human und Veterinärmedizin sowie unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben des IfSG, nimmt die Antibiotika Surveillance, einen wachsenden Stellenwert als Instrument zu Eindämmung von Antibiotikaresistenzen ein. Einige frühe Projekte im Zuge der Antibiotika-Surveillance im stationären Bereich führten zu einer Strukturierung der zu erbenden Datensätze und wurden somit zu Grundlage des heutigen Nationalen Erfassungssystem am Robert-Koch-Institut. Hierbei kommt zur methodischen Basis immer das ATC/DDD-System der WHO zum Einsatz um eine hohe wissenschaftliche Vergleichbarkeit bzw. Bezugsgrößen zu Referenzdaten herzustellen. Die Erhebung der Datensätze erfolgt in den meisten Fällen interdisziplinär. So werden die Bestelldaten in der Regel durch die Krankenhausapotheke und die Erhebung der Fallzahlen und Behandlungstage über das Controlling realisiert. Diese Daten finden bilden anschließend die Grundlage für die jeweiligen Anwendungsdichten im Rahmen der Antibiotika Surveillance Berechnung. Aufgrund der hohen Komplexität der Datenströme und –mengen, sollte ein hohes Maß an Datenvalidität angestrebt werden um einer realen Bewertung im klinischen Alltag standzuhalten.
Auf Grundlage eines nunmehr fast vierjähren Projekts im Rahmen der Trägerschaft der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe, wurde eine Antibiotika Surveillance konzernweit für 11 Krankenhäuser über den Zentralbereich Hygiene umgesetzt. Das methodische Vorgehen zur Berechnung basierte ebenfalls auf dem ATC/DDD-System, wodurch eine Vergleichbarkeit mit den zur Verfügung stehenden Referenzdaten erreicht wurde. Bei der Erhebung dieser Daten und im Besonderen bei der Bewertung der einzelnen Auswertungen im klinischen Feld, zeigten sich durchaus methodische Schwachstellen in der Systematik der Antibiotika Surveillance die es zu berücksichtigen gilt. Auch gibt es gewisse Unschärfen in der Betrachtung der Anwendungsdichten abhängig vom Detailierungsgrad. Hierbei sollte immer im Fokus stehen, welches klinische Ziel möchte man mit der Antibiotika-Surveillance erreichen bzw. ggf. Veränderungsmaßnahme einleiten. Eine wesentliche Grundlage für die Fokusierung auf klinische Ziele, sollte die Antibiotikaleitlinie, die infektiologisch und Resistenzstatistik der jeweiligen Einrichtung bilden. Aufgrund der Datenstruktur und der immer noch groben Datenlage zu evtl. Referenzwerten, liegt die Gefahr darin Statistiken zu generieren die ggf. im klinischen Kontext wenig Aussagekraft besitzen. Basierend darauf sollte es das Ziel sein, die Antibiotika Surveillance als ergänzendes Instrument im klinischen ABS-Team zu etablieren und hierbei einen hohen Detailierungsgrad im Rahmen der Auswertung von Verbrauchswerten ermöglichen um klinische Fragestellungen zu beantworten. Weiter wird die Frage aufgeworfen, inwieweit eine Vergleichbarkeit innerhalb eines großen Krankenhausverbundes herausgearbeitet werden kann und die Datenerfassung und Auswertung über mehrere Jahre für ein eigenes Benchmark genutzt werden kann.
Sanitärtechnik in Medizinischen Einrichtungen
Rahmenthemen: nicht gewählt
W. BüchelLabor Mönchengladbach MVZ Dr. Stein + Kollegen LIMBACHGRUPPE
In den letzten 20 Jahren hat sich der Standard, insbesondere beim zimmerbezogenen Bad für die Patienten erheblich verbessert. In Wahlleistungsstationen werden Hotelstandards angestrebt. Parallel dazu muss die Wasserqualität in den trinkwasserführenden Hausinstallationen den gesetzlichen Vorgaben der Trinkwasserverordnung sowie zahlreichen normativen Vorgaben zur technischen Ausführung entsprechen. Durch qualifizierte Beprobung und Überwachung kann der Patient in der Regel davon ausgehen, dass von der Trinkwasserinstallation ausgehende gesundheitliche Risiken frühzeitig erkannt und vermieden werden können. Bei der Raumgröße und Ausstattung der Patientenbäder sind zusätzlich die Anforderungen an die Barrierefreiheit zu berücksichtigen. Leider werden bei der Planung sowie der späteren Nutzung die Details der Ausstattung wenig beachtet und hygienisch bewertet. Es sind eher die Beschwerden der Patienten zur Sauberkeit des Badezimmers, dem Duschvorhang oder Schimmel, die zu Ortsterminen mit der Hygiene führen. Zu den hygienerelevanten Auffälligkeiten gehören aber auch das ausreichende Vorhalten von Haken für Handtücher oder Abstellflächen. Im Fokus der Krankenhaushygiene ist bereits das Thema Spritzkontamination durch das WC-Becken. Unter dem Gesichtspunkt „Basishygiene“ und dem Umgang mit 3MRGN-Patienten in Bereichen ohne Risiko wäre aus krankenhaushygienischer Sicht eine Gesamtbewertung von Patientenbädern bei der Planung und Nutzung wünschenswert.
In Untersuchungs- und Funktionsräumen finden sich weiter und neu gebaute hygienerelevante Auffälligkeiten bei der sanitären Ausstattung. Dazu trägt möglicherweise die novellierte TRBA 250 bei.
Bei der Betreuung von Baumaßnahmen erhalten wir zunehmend spezielle Anfragen zu neuen Systemen in der Trinkwasserinstallation, z.B. Frischwasserstationen oder zu Armaturen, die nicht in suizidaler Absicht benutzt werden können sowie zu Standbrausen.
Vorgestellt werden Beispiele für die aufgeführten Sachverhalte sowie Tipps für die Planung, Formulierung von Standards und Bewertung von Sanitärtechnik in medizinischen Einrichtungen.
Molekularer Schnelltest zur Wirksamkeitsbestimmung von Desinfektionsmitteln an Mykobakterien
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. Priller1, S. Hauf1, H. Ziebarth1, C. Grönewald1, K. Berghof-Jäger11BIOTECON Diagnostics GmbH, Hermannswerder 17, D-14473 Potsdam
Hintergrund
Wirksamkeitsprüfungen von chemischen Desinfektionsmitteln und Antiseptika an Mykobakterien stellen in der Praxis bislang eine große Herausforderung dar. Aktuelle Prüfmethoden sind beispielsweise in den Standardmethoden der VAH, Methode 9.2 (2015-04) oder EN 14348:2005 beschrieben und basieren auf klassisch mikrobiologischer Kultivierung. Neben einer allgemeinen Anfälligkeit dieser Methodik für wachstumsinhibierende Effekte der Desinfektionsgemische stellt auch die lange Wachstumsdauer der verwendeten Testkeime ein Problem dar. Da für M. terrae und M. avium alleine für die Bebrütung 21 Tage veranschlagt werden, liegen Ergebnisse frühestens 4 Wochen nach Prüfungsbeginn vor. Dies erschwert zum einen die Entwicklung neuer mykobakterizider Desinfektionsmittel, da Entwicklungsprozesse unnötig verlängert werden. Zum anderen verhindert der Zeitaufwand auch schnelle Einschätzungen im klinischen Bereich, z.B. zur tuberkuloziden Wirkung eines Produkts im Ausbruchsfall. In der Praxis besteht daher der Wunsch nach einem verlässlichen Schnellverfahren.
Material/Methode
BIOTECON Diagnostics hat ein neuartiges molekularbiologisches Prüfverfahren für Wirksamkeitsuntersuchungen an Desinfektionsmitteln im quantitativen Suspensionsversuch entwickelt. Das Verfahren folgt in der Prüfmethodik sowie den Verfahrenskontrollen den geltenden Normen. Die Titerbestimmung der überlebenden Testkeime erfolgt jedoch über die Erfassung der Aktivität eines universellen mikrobiellen Enzyms, welches bei abgestorbenen Zellen nicht länger funktional ist. Diese Enzymaktivität führt über einen Zwischenschritt zur Generierung synthetischer DNA, welche über Real-Time PCR sensitiv quantifiziert werden kann. Im Gegensatz zur 21-tägigen Bebrütungsdauer des mikrobiologischen Nachweises liegt die Analysezeit dieses molekularen Verfahrens bei nur 3 Stunden. Das Verfahren wurde von uns anhand von 40 exemplarischen Desinfektionsmittelformulierungen validiert, welche alle marktüblichen Wirkstoffgruppen abbilden.
Ergebnisse
Das molekularbiologische Schnellverfahren gewährleistet eine exakte und hoch reproduzierbare Quantifizierbarkeit von Keimsuspensionen im Konzentrationsbereich von 5 x 107 KBE/ml bis 5 x 102 KBE/ml, wobei ausschließlich lebensfähige Zellen detektiert werden. Dies deckt genau den für Wirksamkeitstests maßgeblichen Bereich ab und erlaubt die notwendige Aussage einer Keimreduktion ≥ 4 log10, welche für die Bewertung eines Produkts als „mykobakterizid“ bzw. „tuberkulozid“ vorgeschrieben ist. Das Schnellverfahren ist dabei weitaus unempfindlicher gegenüber hemmenden Wirkungen der Desinfektionsmittel als die Kultivierung auf 7H10 Agar, sodass bis zu 50-fach höhere Konzentrationen evaluiert werden können. Validierungsergebnisse von mehr als 20 Produkten belegen, dass die Ergebnisse des Schnellverfahrens durchgängig mit Ergebnissen nach EN 14348 korrelieren und somit zu identischen Aussagen bezüglich der Wirksamkeit eines Produkts führen.
Fazit
Das vorgestellte molekularbiologische Schnellverfahren zum Nachweis der Mykobakterizidie bietet eine zuverlässige und praxistaugliche Alternative zu mikrobiologischen Testverfahren. Der Zeitaufwand für die Prüfung reduziert sich dabei von 4 Wochen auf wenige Stunden.
Diese Entwicklung erfolgte ist in Kooperation mit der Bode Chemie GmbH.
Das Entwicklungsprojekt wurde anteilig durch die BODE Chemie GmbH finanziert.
(Sozial-)Psychologie in der Händehygiene-Forschung: Wenn Mitgefühl sich im Händehygieneverhalten widerspiegelt
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Diefenbacher1, C. Sassenrath1,2, J. Keller11 Universität Ulm, Ulm; 2 Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), Tübingen
Hintergrund: Empathie, die Neigung zum Mitfühlen, ist eine wichtige Komponente in zwischenmenschlichen Interaktionen, die es Menschen ermöglicht den emotionalen Zustand anderer zu verstehen und deren Emotionen zu teilen. Sie stellt also eine Orientierung am (Wohl-)Befinden anderer dar. Gleichzeitig ist Empathie eine moralische Emotion, die Menschen dabei hilft, das zu tun, was sie für richtig halten. Im Kontext von Händehygiene sollte Empathie daher die positiven Folgen von guter bzw. die negativen Folgen mangelnder Händehygiene für andere hervorheben. Stärker ausgeprägte Empathie sollte daher zu mehr Händehygiene führen.
Methode: Zunächst wurde der Zusammenhang von Empathie und Händehygieneverhalten einerseits mit Klinikpersonal (Studie 1), andererseits mit einer studentischen Stichprobe (Studie 2) untersucht. In Studie 3 wurde Empathie im Labor experimentell manipuliert und Händehygiene im Kontext einer simulierten Arbeitsprobe (Lebensmittelzubereitung im Altersheim) beobachtet. In Studie 4 wurden auf einer Station in einem süddeutschen Krankenhaus Empathie induzierende Materialien angebracht und der Verbrauch an Händedesinfektionsmittel als Indikator für Händehygieneverhalten betrachtet (im Vergleich zu einer Baseline-Messung und einer neutralen Kontrollstation).
Ergebnisse: In Studie 1 und 2 zeigte sich der erwartete positive Zusammenhang zwischen Empathie und Händehygieneverhalten. In Studie 3 und 4 hatte Empathie jeweils einen positiven Effekt auf tatsächliches Händehygieneverhalten im Vergleich zu einer neutralen Kontrollgruppe.
Fazit: Die vier Studien deuten konsistent auf einen positiven Einfluss von Empathie auf Händehygieneverhalten in kritischen Kontexten hin. Insbesondere Studie 4 liefert dabei neue Ansatzpunkte für Interventionsstrategien zur Verbesserung des Händehygieneverhaltens im Gesundheitswesen.
Praktischer Umgang mit MERS
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. GruberNiels-Stensen-Kliniken Marienhospital Osnabrück Bischofstr. 1, 49074 Osnabrück
Die Aufnahme eines Patienten mit klinischer Symptomatik einer Infektion der Atemwege und beginnendem ARDS zur ECMO Therapie.
Aufgrund der Annamese und Risikoberwertung durch die Hygiene wurden nach 8 Std. strikte Islierungsmaßnahmen eingeleitet.
Fragestellung:
Inwieweit wurden durch verzögerte Schutzmaßnahmen die Mitarbeiter/innen gefährdet.
Darstellung des organisatorischen und zeitlichen Ablaufs der Mitarbeiteruntersuchung
Frage an den Kriterien zur Aufhebung der Isolierung und deren praktische Umsetzung.
Positionspapier zur Desinfizierbarkeit von medizinischen Untersuchungshandschuhen
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. GruberNiels-Stensen-Kliniken Marienhospital Osnabrück, Wissenschaftlicher Beirat Aktion saubere Hände
Die Desinfizerbarkeit von medizinischen Untersuchungshandschuhen werden unterschiedlich interpretiert.
Der wissenschaftliche Beirat hat hierzu ein Positionspapier entwickelt und aktuell mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung abgesprochen.
Die Erstellung des Papiers und die Fragestellungen sollen dargestellt werden.
Anhand von Beispielen sollen die Möglichkeiten der Umsetzung dargestellt werden
Studie zeigt: Nur 28% der Oberflächen im Patientenzimmer sind desinfizierend gereingt – was kann verändert werden, um 100% zu erreichen?
Rahmenthemen: nicht gewählt
U. KröckerHYSYST Deutschland GmbH
Wird nicht richtig desinfiziert und gereinigt, werden Keime über Haut- und Händekontaktflächen übertragen. Das betrifft Türklinken, Lichtschalter, Fenstergriffe und Griffbereiche von Nachtschrank und Krankenbett. Berührt werden diese Oberflächen von Patienten, Ärzten, dem Pflegepersonal und Besuchern. Die Übertragung von Keimen erhöht das Risiko einer im Krankenhaus erworbenen Infektion für den Patienten.
Wie sauber diese Haut- und Händekontaktflächen tatsächlich sind, zeigt eine bundesweite Langzeitstudie, die von Dezember 2012 bis Mai 2015 in 78 Krankenhäusern durchgeführt wurde. Das Resultat der Desinfektions- und Reinigungsmaßnahmen im Patientenumfeld wurde durch strukturierte Beobachtung von 234 Reinigungskräften erfasst. Mithilfe eines speziellen Messverfahrens wurden über 3.600 Messungen vorgenommen.
Das Ergebnis: Lediglich 28 Prozent der desinfizierenden Oberflächenreinigung im Krankenhaus wird regelkonform und wirksam durchgeführt. Wirtschaftlich gesehen erhalten die Kliniken durch strukturelle Mängel für einen Euro, den sie in die Hygiene im Patientenumfeld investieren, nur 28 Cent effektive Reinigungsleistung zurück. Vorhandene Ressourcen werden falsch eingesetzt.
Grund sind laut Studie verbesserungswürdige Organisations- und Kommunikationsstrukturen. Dazu zählen auch ein mangelndes Verständnis der Beteiligten für abteilungsübergreifende Verantwortung und Arbeitsteilung. Dieses betrifft die Abteilungen Hygiene, Reinigungsdienstleistung und Pflege.
In 60 von 78 Krankenhäusern wurden standardisierte Prozesse sowie eine Prozessvalidierung und neue Kommunikationsstrukturen der Reinigungsdienstleistung eingeführt. Ergebnis ist, dass nach der Einführung 92 Prozent der Oberflächen nachweislich messbar desinfizierend gereinigt wurden.
Erreicht wird dieses durch eine Ist- und Risikoanalyse, welche die gesamten Strukturen analysiert.
Mit der Einführung von Prozessstandards werden abteilungsübergreifend die Verantwortlichkeiten für Reinigung und Hygiene sowie die Prozesse neu geregelt, kommuniziert und sichergestellt.
So werden Hygienelücken geschlossen, die eine nachhaltig wirksame Oberflächendesinfektion und die tatsächliche Umsetzung des Krankenhaus-Hygieneplanes gewährleisten.
Ulrich Kröcker ist geschäftsführender Gesellschafter der HYSYST Deutschland GmbH
Stigma MRSA (?) – eine Pilotuntersuchung zum Stigmatisierungserleben von Patienten mit MRSA im Rhein-Main-Gebiet, Deutschland, 2015
Rahmenthemen: nicht gewählt
D. Roßner, U. HeudorfMRE-Netz Rhein-Main
Hintergrund: Die Stigmatisierung von Patienten mit MRE zu vermindern, ist eines der drei Hauptziele des MRE-Netz Rhein-Main. Hintergrund waren u.a. Publikationen, in denen Betroffene über Stigmatisierung und Ausgrenzung infolge der MRSA-Besiedelung berichtet hatten. Im Rahmen einer Pilotstudie im Jahr 2015 wurde der Frage nachgegangen, ob und wie Patienten mit MRSA die Diagnose Besiedelung oder Infektion mit MRSA auch heute noch als Stigma erleben und wie dem begegnet werden kann.
Material und Methode: Nach öffentlichen Aufrufen konnten im Herbst Winter 2014/15 insgesamt 13 Patienten mit MRSA untersucht werden. Eingeschlossen wurden Patienten über 18 Jahre, deren MRSA-Diagnose mindestens 3 Monate zurücklag. In einem mixed-method-Design wurden die Patienten in einem 30-minütigen problemzentrierten Interview und einer quantitativen Fragebogenerhebung mittels EMIC-Stigma-Fragebogen untersucht. Die inhaltliche strukturerende Inhaltsanalyse wurde nach Kuckartz durchgeführt. Die gewonnenen qualitativen Daten wurden nach Umwandlung in quantitative Daten mit den Werten des EMIC Stigma-Fragebogens nach Spearman korreliert.
Ergebnis: Im Ergebnis zeigte sich, dass alle Teilnehmer Stigmatisierung erlebt, gefühlt oder auch verinnerlicht haben. Teilweise wurde über eine sehr deutliche Stigmatisierung auch im Gesundheitswesen (Krankenhaus, Arztpraxis), aber auch im privaten und Arbeitsumfeld berichtet. Dabei ist für das Erleben der Betroffenen letztendlich von untergeordneter Bedeutung, ob es sich um ein erlebtes (enacted) oder gefühltes (felt; anticipated, internalized) Stigma handelt. Relevant und einschränkend ist das Stigmaerleben. Weiter waren bei den Teilnehmern durch das methodische mixing Zusammenhänge zwischen erwartetem Stigma und Zeitpunkt der MRSA-Diagnose sowie zwischen erwartetem Stigma und Isolierungserlebnissen auf Gesellschaftsebene zu finden.
Gefragt nach Verbesserungsvorschlägen nannten die Betroffenen u.a. eine bessere Information bei Diagnosestellung, mehr Aufklärung. Sie forderten hier besseres Wissen bei Ärzten und medizinischem Fachpersonal und auch einen würdevolleren Umgang mit den besiedelten Patienten. Die Zeit der Isolierung sollte so kurz wie möglich gehalten werden und den Patienten sollte gerade in dieser Zeit eine besondere Zuwendung, psychische Unterstützung, Ermutigung zuteilwerden.
Schlußfolgerung: Die Untersuchung zeigte, dass Patienten mit MRSA auch heute noch Stigmatisierung erleben. Sie erbrachte aber auch konkrete Hinweise für Verbesserungsmöglichkeiten.
Präoperative antiseptische Waschung - Beurteilung der Maßnahme aus Sicht des Anwenders
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Thieme-RuffingUniversitätsklinikum des Saarlandes
Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene
Fachbereich Krankenhaushygiene
Vor operativen Eingriffen ist es Standard, die Keimlast so wirkungsvoll wie möglich zu reduzieren. Es hat sich gezeigt, dass - zusätzlich zur unmittelbar präoperativen Hautdesinfektion – eine desinfizierende Waschung des gesamten Körpers des Patienten eine solche Keimreduktion wirkungsvoll erreichen und die Häufigkeit postoperativer chirurgischer Wundinfektionen reduzieren kann. Unklar ist jedoch bisher, wie eine solche Maßnahme aus Patientensicht bewertet wird.
Das Universitätsklinikum des Saarlandes bietet Patienten mit elektiven Eingriffen und Operationen, die voraussichtlich länger als eine Stunde dauern, die Möglichkeit, eine antiseptische Ganzkörper-Waschung durchzuführen und ein antiseptisches Nasen- Gel zu applizieren. Die Akzeptanz dieser Maßnahme und ihre Bewertung durch Patienten wurden seit Oktober 2013 durch eine prospektive, anonymisierte Evaluationsstudie mittels Befragungsbogen in ausgewählten operativen Kliniken erfasst.
Insgesamt wurden 310 Bögen ausgefüllt. Davon waren 275 auswertbar.
Es wurde festgestellt, dass für diese Maßnahme eine sehr hohe Patientencompliance besteht. Ernsthafte Beanstandungen gabt es nicht, lediglich einige Anmerkungen bezüglich kosmetischer Aspekte (Haarshampoo).
Schlussfolgerung
Unsere Studie ergab, dass die Waschung von einer überwiegenden Mehrzahl von Patienten als ein sinnvolles Konzept zur Erregerreduktion verstanden und insgesamt als ein wünschenswerter Bestandteil perioperativer qualitätssichernder Maßnahmen empfunden wird. Die durch diese Daten dokumentierte Patientencompliance unterstützt daher nachdrücklich die bereits vorliegenden Erkenntnisse zum infektionspräventiven Gesamtkonzept einer antiseptischen Waschung als festem Bestandteil der präoperativen Vorbereitung.
MRE Erfahrungen an Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Rudke1, N. Parohl2, W. Popp2, T. Daehler1, A. Czinner1, F. Smaka1, M. Matthies11Kath. St.-Johannes- Gesellschaft Dortmund
2HyKoMed GmbH Lünen
Es werden die lokalen MRE-Entwicklungen an einer kirchlichen Krankenhausgesellschaft(2 Häuser der Grundversorgung, 1 Haus der Regelversorgung mit kardiologisch/kardiochirurgischem Schwerpunkt) vorgestellt.
Betrachtet werden die Entwicklungen von MRGN, MRSA und der Clostridium difficile assoziierten Diarrhöen anhand der Daten der fortlaufenden Niederschrift der Erreger mit besonderen Resistenzen.
2014 wurde ein generelles MRSA-Aufnahmescreening eingeführt. Der Erregernachweis stieg damit deutlich an, allerdings fiel der nosokomial gewertete Anteil ab. Dieser Effekt zeigte sich nicht in Bereichen, in denen schon vorher wegen des Risikoprofils der Patienten( z. B. Schwerpunkt diabetische Wundheilungsstörungen) umfassend gescreent wurde.
Auf MRGN–Erreger wird risikoadaptiert gescreent. Zusätzlich werden alle Patienten bei Aufnahme auf eine Intensivstation oder im hämato-onkologischen Risikobereich abgestrichen und dies im wöchentlichen Intervall wiederholt. Auch hier zeigte sich eine deutliche Zunahme des Erregernachweises, ebenfalls mit einer Abnahme des nosokomialen Anteils. In den Häusern mit keiner oder einer kleineren Intensivstation ist die Nachweisrate gleichbleibend.
Befürchtete Kapazitätsprobleme durch notwendige Isolierungsmaßnahmen blieben in wesentlichen aus. Positiv zu bewerten ist die deutlich gesteigerte Aufmerksamkeit des Personals für die MRE-Problematik durch die erhöhte Anzahl kolonisierter Patienten und die dadurch notwendigen erregeradaptierten Barrieremaßnahmen.
Das Auftreten Clostridium difficile assoziierter Diarrhöen ist in allen Häusern rückläufig. Dies gilt auch für den nosokomialen Anteil und wird als Auswirkung des begonnenen Antibiotic Stewardship Programmes gewertet.
Insgesamt zeigt sich, dass durch vermehrtes Screening auf MRSA wie auch auf MRGN zwar mehr Fälle detektiert werden, allerdings die Rate der nosokomialen Übertragungen zurückgeht.
Krankenhaushygiene 2025 – Strategien und Entwicklung
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. ExnerInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn
Bonn
Hintergrund: Strategien zur nachhaltigen Prävention und Kontrolle von Multi- resistenten Erregern müssen auf der Basis des heutigen epidemiologischen Kenntnisstandes jetzt geplant und begonnen werden, damit sie 2025 vollständig implementiert sind und ihre Wirkung entfalten können. Während die Risiken durch MRSA und Strategien so umgesetzt werden, dass eine Zunahme derzeit nicht beobachtet wird, werden Gram- negative, Carbapenem resistenten Enterobacteriaceen ( CRE ) wie Klebsiellen, Enterobacter, Serratia und Citrobacter absehbar eine eskalierende Bedrohung darstellen. Die sich bei Gram-positiven Erreger wie MRSA als richtig und wirksame erweisenden Strategien versagen jedoch bei den CRE bzw. sind nicht ausreichend.
Material und Methode: Systematische Auswertung der ökologischen Eigenschaften von CRE , epidemiologischer Erkenntnisse und Analyse von Ausbrüchen mit CRE .
Ergebnis: Die wichtigen Reservoire für CRE sind neben dem Gastro- intestinal Trakt von Patienten Wasser - und Abwasserführende Systeme in medizinischen Einrichtungen, worin diese über Jahre persistieren können und so zu lang dauernden Ausbrüchen mit gleichen Clonen führen können. Die erfolgreiche Eliminierung dieser Reservoire konnten entsprechende Ausbrüche zum Sistieren bringen. Daher müssen die Reservoire baulich- funktionell so konzipiert werden, dass eien Emission vermieden wird und geeignete Desinfektionsstrategien die Reservoire unter Kontrolle halten. Durch hygiensich- mikrobiologische Untersuhungen muss die Wirkung dieser Maßnahmen kontrolliert werden. Dies gilt nicht nur für medizinische Einrichtungen sondern auch für den Veterinär Bereich. International müssen Ländern mit hoher Last von CRE darin unterstützt werden, ihre sanitärhygienische Infrastruktur zu verbessern. Die Einzelheiten werden im Vortrag erläutert.
Fazit: Die entsprechenden Konzepte müssen jetzt begonnen umzusetzen, damit sie 2025 ihre Wirkung entfalten.
Über den Tellerrand schauen erlaubt: Die Modellregion Hygiene Ruhrgebiet
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. Lemm, N. Parohl, M. Kasper-Sonnenberg, B. Ross, W. Popp
1 Abteilung Krankenhaushygiene im Katholischen Klinikum Bochum, Bochum, 2 HyKoMed GmbH, Dortmund, 3 Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin der Ruhruniversität Bochum, Bochum, 4 Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Essen, Essen
Neue gesetzliche Vorgaben, curriculäre Fortbildungen zum Krankenhaushygieniker, Zertifizierungen, aber auch sogenannte Hygieneskandale führen in den letzten Jahren zu einer verstärkten Wahrnehmung der Hygiene im Krankenhaus.
Die Idee, ein Leuchtturmprojekt für die Region zu schaffen, wurde 2013 als „Modellregion Hygiene Ruhrgebiet“ etabliert. Mit Hilfe des Projektes sollen die zunehmend diffizileren Fragestellungen der Krankenhaushygiene, die stetig neuen Anforderungen und die fehlende Berufserfahrung im Rahmen von gegenseitigen Visitationen und halbjährlichen Konferenzen gemeinsam bearbeitet werden.
Das Ziel des Projektes ist somit kein weiteres Zertifikat sondern als Einstieg ein Wissenstransfer unter den teilnehmenden Häusern.
Seit mehr als zwei Jahren nehmen fast 40 Kliniken in der Region an dem Projekt Modellregion Hygiene Ruhrgebiet teil. Die Teilnehmer führen jährlich in Kleingruppen von 3-4 Häusern gegenseitige Visitationen durch.
Bedingungen für eine erfolgreiche Teilnahme sind neben den regelmäßigen Visitationen, die Beteiligung an Abfragen zu krankenhaushygienischen Themen und die Teilnahme an den halbjährlichen Konferenzen.
Im Rahmen der Konferenzen werden unter anderem die abgefragten und ausgewerteten Daten anonymisiert dargestellt, erläutert und diskutiert. Die Teilnehmer erhalten so die Möglichkeit, ihre eigenen hygienischen Kennwerte (z.B. MRSA Screeningrate, personelle Ausstattung u.a.) mit dem Gesamtkollektiv der Teilnehmer zu vergleichen.
Die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer haben uns motiviert, das Projekt in 2016/17 mit neuen Abfragen, Themen und in neuer Gruppenzusammensetzung fortzuführen.
Enhancing hospital hygiene by implementing WHO multimodal hand hygiene improvement strategy in Asella teaching hospital, Ethiopia
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Getachew2, A. Schönfeld1,2, T. Nuguse2, F. Pfäfflin3, N. Schmidt3, T. B. Tufa2, T. Feldt2, D. Häussinger21Department of Gastroenterology, Hepatology and Infectious Diseases (DGHID), Heinrich Heine University Düsseldorf, Germany
2Hirsch Institute of Tropical Medicine, Cooperation between DGHID and Arsi University, Asella, Ethiopia
3Institute of Tropical Medicine and International Health, Charité–University Berlin, Germany
Background: Health-care associated infections areof highprevalence in Ethiopia where hand hygiene compliance is limited due to different socio-economic and behavioural factors. Adequate hand hygiene is considered the most effective measure to reduce the transmission of nosocomial pathogens.We aimed to evaluatethe applicability of multimodal hand hygiene and to assess the compliance with hand hygiene in our setup before and after the implementation of a hand hygiene campaign according to WHO standard.
Method: The study was carried out in selected wards of Asella Teaching Hospital, which is categorized as university hospital of the newly founded Arsi University and serves as referral centre for a population of about 3.5 million. Compliance with hand hygiene during routine patient care was measured by direct observation before and after the intervention, which consisted of a four day workshop accompanied by training sessions and the provision of hand hygiene products and posters emphasizing the importance of hand hygiene funded by ESTHER.Second follow up observation was done three months after termination of ESTHER funds to evaluate the sustainability of hand hygiene compliancedepending on hospital initiative. Hand hygiene compliance is expressed as the proportion of predefined opportunities met by hand hygiene actions. Furthermore, health-care workers’ perception and knowledge about hand hygiene was assessed before and after the intervention. Health-care workers were divided into two broad professional categories: (I) nurse, midwife, health officer and other paramedical staff; (II) medical doctor and intern.
Data was entered in epi-info and was analysed using SPSS version 20. A χ2 statistic test was used to compare rates of baseline and post-intervention hand hygiene adherence rates overall and among different groups. Hand hygiene knowledge questionnaire scores were calculated as the sum of correct answers. Results were indicated as medians and were assessed by Wilcoxon rank-sum test.
Results:We observed a total of 2904, 2923 and 2244 hand hygiene opportunities at baseline, first follow-up and second follow-up, respectively. There was significant enhancement in hand hygiene compliance from 1.4% at baseline to 11.4% in the first follow-up (p<0.001).The higher level of hand hygiene compliance persisted in the second follow-up (13.2%), which shows that hospital authorities were capable to sustain compliance after termination of international funding. Compliancewas higher in professional category II both in the first and second follow-up, 11.6% and 14.2%, respectively.Highest compliance of hand hygiene, 24.5%, was scored in the neonatology ward.The presence of role model staffand a strict hygiene protocol for the ward may have contributed to this.The median knowledge scoreincreasedfrom 13 (IQR 11-15) at baseline to 17 (IQR 15-18) after the training (p<0.001).
Conclusion:The implementation of WHO Multimodal hand hygiene improvement strategy was feasible in Ethiopia as a resource-constrained setup. Furthermore the improved level of hand hygiene was sustainable after termination of external funding and handover of responsibility to hospital authorities.
Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln bei Schimmelpilzschäden - eine Untersuchung mit erweiterten mikrobiolgischen Analysemethoden
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. MeiderLabor Urbanus GmbH
Wagnerstr. 15
40212 Düsseldorf
Hintergrund
Wasserschäden verursachen häufig als Begleiterscheinung Schimmelpilzwachstum in Innenräumen. Mehr Schimmelpilze als bisher angenommen können Infektionen auslösen und allergische Reaktionen verursachen. Insbesondere nach Operationen und bei immungeschwächten Personen sind besondere Schutzmaßnahmen bei einem Schimmelpilzbefall notwendig. Häufig werden Schimmelpilzschäden mit Desinfektionsmitteln behandelt. In der Vergangenheit wurde die Wirksamkeit der Desinfektionsmittel getestet, indem die Anzüchtbarkeit der Mikroorganismen, mittels Analyse der Koloniebildendenden Einheiten (KBE), vor und nach der Behandlung miteinander verglichen wurden. In diesen Versuchsreihen wurden die Stoffwechselaktivität und die Gesamtzellzahl (Biomasse) nicht berücksichtigt. In der Vergangenheit wurde von einigen Produkten die Reduktion der Biomasse beworben. Diese aktuelle Studie setzt an diesem Punkt an und untersucht in verschiedenen Schritten und unterschiedlichsten Versuchsaufbauten die Wirksamkeit von Schimmelpilzentfernen im Hinblick auf die Gesamtzellzahl. Die Untersuchungen wurden mit verschiedenen Schimmelpilz- und Bakterienstämmen in Reinkultur und an Realproben durchgeführt um aussagekräftige und vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Die Ergebnisse zeigen neue Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Desinfektionsmittel und versucht Klärung in die laufenden Diskussionen über die Desinfektion von Schimmelpilzschäden zu bringen. Bezugnehmend auf die Aussage vom Umweltbundesamt „auch von abgetöteten Schimmelpilzschäden können allergische und reizende Wirkungen ausgehen“ konzentriert sich die Studie darauf, ob Schimmelpilzentferner eine Dekontamination von Mikroorganismen auf Materialien erreichen können oder ob sich die Wirksamkeit ausschließlich auf die Desinfektion bezieht.
Material/Methode
In diesem Versuch wird ein abgetrockneter Schimmelpilzbefall auf einer handelsüblichen Rauhfasertapete mit verschiedenen Desinfektionsmittel behandeltet. Auf ihre Wirksamkeit getestet wurden 70%‒iges Isopropanol, Jati‒Schimmelentferner (Hauptwirkstoff Wasserstoffperoxid mit Fruchtsäureanteil), Ceresti‒Anti‒Schimmel (Hauptwirkstoff Natriumhypochlorid) und 12%‒iges Wasserstoffperoxid. Die Proben wurden bezüglich ihrer Gesamtzellzahl (GZ/cm²), ihrer biochemischen Aktivität (BA/cm²) und der Keimzahl (KBE/cm²) nach 2 Stunden, 24 Stunden, 6 Tagen und einem Monat analysiert und ausgewertet.
Ergebnisse
Die Untersuchung der Gesamtzellzahl ergab, dass keines der eingesetzten Mittel einen reduzierenden Effekt auf die vorhandene Biomasse hatte vgl. Abb. 1 und 2
Abb. 1 Grafischer Vergleich der nachgewiesenen Gesamtzellzahl nach Anwendung von Schimmelpilzmitteln und Einwirkzeiten
Abb. 2 Nomineller Vergleich der nachgewiesenen Gesamtzellzahl nach Anwendung von Schimmelpilzmitteln und Einwirkzeiten
Auch auf die biochemische Aktivität hatte die Behandlung der Proben kaum Auswirkung. Nur das Mittel Ceresit konnte die Stoffwechselaktivität mit sofortiger Wirkung dauerhaft reduzieren (vgl. Abb. 3)
Abb. 3 Vergleich der nachgewiesenen biochemischer Aktivität nach Anwendung von Schimmelpilzmitteln und Einwirkzeiten
Bei der KBE konnten ganz eindeutige reduzierende Effekte bereits nach 24 Stunden Einwirkzeit beobachtet werden (vgl. Abb. 4)
Abb. 4 Vergleich der nachgewiesenen KBE nach Anwendung von Schimmelpilzmitteln und Einwirkzeiten
Diese Reduktion der Keimfähigkeit (KBE) konnte auch bei der Kontrollgruppe die mit Wasser behandelt wurde beobachtet werden. Die Gesamtzellzahl hatte das Wasser nur einen leichten vermehrenden Effekt (vgl. Abb. 5).
Abb. 5 Vergleich der nachgewiesenen Gesamtzellzahl nach Anwendung von H2O und Einwirkzeiten
Fazit
Dieser Versuch zeigt deutlich, dass wenn die Wirksamkeit eines Desinfektionsmittels nur mittels KBE Analytik getestet wird, sich eine Reduktion der Keimfähigkeit einstellt. Wenn aber weitergehende mikrobiologische Analytik angewendet wird, zeigt sich, dass die Behandlung auf die Biomasse keinen reduzierenden Effekt hat. Dies bedeutet, dass eine Desinfektion keine Dekontamination des Schimmelpilzbefalls darstellt. Überträgt man diese Erkenntnis auf die Aussage des Umweltbundesamtes, dass aus vorbeugendem Gesundheitsschutzes Schimmelpilze aus Innenräumen entfernt werden sollen, da auch von abgetöteten und nicht keimfähigen Schimmelpilzen und Bakterien allergene und reizende Wirkungen ausgehen, führt dies abschließend zu der Frage, für welche Zielsetzung Schimmelpilzentferner in Innenräumen eingesetzt werden sollten. Insbesondere in der Krankhausumgebung sollte überdacht werden ob die Beprobung und Analytik von Schimmelpilzen mit der KBE Methode zeitgemäß und zielführend ist.
Literatur
1: Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von
Schimmelpilzwachstum in Innenräumen,Umweltbundesamt Dessau, Ausgabe 2002
2: Graßl, M., (2012) Ermittlung des Dekontaminierungserfolg von Aspergillus versicolor durch antimikrobiell wirkende Substanzen, Hochschule Niederrhein Bachelorarbeit
3: Palmgren U, Ström G, Blomquist G and Malmberg P. (1986), Collection of airborne microorganisms on Nuclepore filters, estimation and analysis, CAMNEA-Method. J. Appl. Bact. 61, 401-406.
4: WHO (2009). Dampness and Mould. WHO Guidelines for Indoor Air
Quality
5: Malmberg P, Palmgren U, Rask-Andersen A. (1986). Relationship Between Symptoms and Exposure to Mould Dust in Swedish Farmers. American Journal of Industrial Medicine 10
Häufigkeit der mikrobiellen Kontamination von dezentralen Desinfektionsmitteldosiergeräten bei Routineüberprüfungen
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. Kupfahl1, M. Walther11 MVZ Labor Ravensburg - Labor Dr. Gärtner, Ravensburg
Hintergrund:
Dezentrale Desinfektionsmitteldosiergeräte gelten heute als erste Wahl für die Bereitstellung von größeren Mengen an Desinfektionsmitteln im Krankenhausbereich. Für die technischen und baulichen Anforderungen an diese Geräte sowie für den Betrieb wurde 2004 eine Richtlinie der KRINKO veröffentlicht. In dieser wird auf die Notwendigkeit der regelmäßigen Kontrolle der Konzentration des Wirkstoffes eingegangen, jedoch gibt es keinen Hinweis auf eine regelmäßig durchzuführende mikrobiologische Kontrolle der Geräte. Im Jahr 2013 veröffentlichte die VAH eine Empfehlung zur Kontrolle dezentraler Desinfektionsmittelgeräte. In dieser Empfehlung wird u.a. eine halbjährliche mikrobiologische Kontrolle der Geräte empfohlen.
Methoden und Ergebnisse:
Von routinemäßig eingesandten Desinfektionsmittelproben (direkt vor-Ort im Volumenverhältnis 1:1 mit Enthemmer-Lösung versetzt) wurden 100 µl als Direktansatz auf eine CASO-Agarplatte pipettiert und die restliche Probe membranfiltriert und auf CASO-Agarplatte für 72h bei 36°C inkubiert. Es erfolgte eine Quantifizierung der Keimzahl sowie eine Differenzierung der Keime (biochemisch oder massenspektroskopisch) bis mindestens auf Gattungsebene.
Insgesamt wurden 524 Proben untersucht. Ein Keimwachstum fand sich in 259 Proben (49,4%), dabei wurden insgesamt 331 Keime isoliert. Meist handelte es sich um geringgradige Kontaminationen (< 100 KBE/ ml), jedoch wies ein geringer Anteil der Proben auch hohe Kontaminationen auf (> 2000 KBE / ml). Als Keime fanden sich überwiegend aerobe Sporenbildner sowie andere Umweltkeime (insbesondere Schimmelpilze; n= 249), 82 Mal wurden gram negative Keime nachgewiesen (24,8% aller Keime). Unter den 13 verschiedenen gram negativen Gattungen waren wasser-assoziierte Umweltkeime, die allenfalls sehr selten als klinische Erreger isoliert werden (z.B. Shingomonas spp.; Brevundimonas spp., Novosphingobium spp.), aber auch klinisch sehr bedeutsame Erreger wie Pseudomonas aeruginosa, Stenotrophomonas maltophilia oder auch Aeromonas spp..
Schlussfolgerung:
Unsere Daten zeigen, dass mikrobielle Kontaminationen von dezentralen Desinfektionsmitteldosiergeräten einen häufigen Befund darstellen. Dabei zeigt sich, dass die überwiegende Zahl der Kontaminationen durch aerobe Sporenbildner und andere Umweltkeime bedingt ist, der Nachweis von klinisch bedeutsamen Erregern unterstreicht jedoch die Notwendigkeit einer regelmäßigen Kontrolle der Geräte.
VRE in der Hämato-Onkologie: Einfluss von Screening und Isolierung auf Infektionsraten
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Schulze1, A. Rank2, P. Dorn1, R. Schulze21Stabsstelle Hygiene und Umweltmedizin, Klinikum Augsburg 2II. Med. Klinik, Klinikum Augsburg
Hintergrund: In den letzten Jahren wird ein dramatischer Anstieg Vancomycin-resistenter Enterokokken (VRE) in Deutschland beschrieben, so auch in der Region Augsburg. VRE-Nachweise in mikrobiologischen Untersuchungsmaterialien sind häufig ein Zeichen für eine Kolonisation, selten treten Infektionen auf. Bestimmte Patientenkollektive, insbesondere hämato-onkologische Patienten haben ein erhöhtes Infektionsrisiko im Stadium der Immunsuppression, insbesondere für Blutstrominfektionen mit VRE. Ein Screening für Patienten mit Immunsuppression wird zwar befürwortet, Vorteile konnten bisher jedoch wissenschaftlich nicht abgeleitet werden. Zwar lassen sich durch Screening-Untersuchungen zahlreiche Besiedlungen nachweisen, Infektionen treten jedoch auch bei hämato-onkologischen Patienten nur in Einzelfällen auf. Positive VRE-Nachweise führen zu aufwändigen Isolierungsmaßnahmen, die die Bettenkapazitäten stark beeinträchtigen und gerade bei dieser sensiblen Patientengruppe auch negative psychologische Auswirkungen haben.
Methode:2012 fielen auf einer hämato-onkologischen Station im Klinikum Augsburg, II. Medizinische Klinik vermehrt VRE-Nachweise in Patientenmaterialien auf. Auf dieser Station werden alle onkologischen Therapien, insbesondere auch Behandlungen akuter Leukämien durchgeführt. Die Typisierung der Isolate zeigte ein inhomogenes Bild. In der Folge gehäuften VRE-Auftretens wurden ein allgemeines Screening eingeführt und hygienische Maßnahmen wie Schulungen, Isolierungen, Flächendesinfektion, Überprüfung der Antibiotika-Therapie und Umgebungsuntersuchungen intensiviert. Die Surveillance wurde regelmäßig durchgeführt und erbrachte vom 01.08.2012 bis 30.04.2014 in dieser gescreenten Hochrisikogruppe (akute Leukämien, Vorbefund VRE, Mitpatient VRE, Nierentransplantierte) 40 bis 45 % positive VRE-Nachweise. Davon waren von den 58 positiven Patienten in 5 Fällen Bakteriämien nachweisbar. Da die Stationsabläufe massiv behindert waren, wurde ein Konzept entwickelt, in dem das Screening deutlich eingeschränkt wurde (VRE-Anamnese und Mitpatienten von VRE-Patienten), ansonsten lediglich passives Screening bei entsprechender Klinik (unklares Fieber). Dafür wurden erweiterte Hygienemaßnahmen für alle Patienten intensiviert bzw. neu eingeführt: Händehygiene, Handschuhe und Plastikschürzen bei intensivem Patientenkontakt, Ganzkörperwaschungen mit Octenisan, intensivierte Aufbereitung der Zimmer, Wischdesinfektion mit desinfektionsmittelgetränkten Einmaltüchern der Kontaktflächen (Türklinke, Bettgestell, Monitore, Telefone, Haltegriffe) sowie der Toilette nach Nutzung, Vermeidung einer Vorratshaltung im Zimmer, patientenbezogene Verwendung von Medizinprodukten (Einmalartikel z.B. Stauschlauch oder Wischdesinfektion), Schulungen des Personals, der Patienten und Besucher.
Ergebnisse: Das Konzept wurde schrittweise seit Oktober 2014 umgesetzt. Zwischenergebnisse zeigen keinen Anstieg der VRE-Infektionsraten. Insgesamt waren erwartungsgemäß weniger VRE-Nachweise aufgetreten (Reduktion 40-50%). Die Zahl der Blutstrominfektionen blieb konstant, war tendenziell rückläufig (2014 insgesamt 3, 2015 bisher 2 VRE in Blutkulturen). Todesfälle waren nicht zu verzeichnen. Umgebungsuntersuchungen erbrachten Nachweise von Enterokokken lediglich auf einer Klobrille. Die Zahl der Einzelzimmerisolierungen ist deutlich rückläufig und wurde nur bei positivem VRE-Nachweis durchgeführt. Die Stationsabläufe wurden dadurch für das klinische Personal und Patienten vereinfacht.
Fazit: Nach aktueller Beurteilung führt ein reduziertes Screening auf VRE auf einer hämato-onkologischen Station nicht zu erhöhten Infektionsraten. Voraussetzung hierfür sind eine gute Basishygiene und zusätzliche Barriere-Maßnahmen zur Unterbrechung der Infektionsketten. Eine kontinuierliche Surveillance ist angezeigt. Vorteile werden auch für andere resistente Erreger (insbesondere gramnegative Bakterien) erhofft.
Risiko-Management bedarf der Plausibilitätskontrolle
Am Beispiel der Medizinprodukte-Aufbereitung
Rahmenthemen: nicht gewählt
T.W. FenglerCLEANICAL Institut
Risikomanagement und Plausibilitätskontrolle
Aufbereitung von Medizinprodukten ist eine Produktionsaufgabe, die viele händische Arbeitsschritte einschließt und sich aufgrund der besonderen Anforderungen einem Qualitätsmanagement unterwerfen muss (ISO 13485, 14971, 17664). Insbesondere ist ein Organisationsverschulden mit Blick auf den Patienten, Mitarbeiter oder betroffene Dritte auszuschließen. Eine zentrale Aufgabe ist daher die Risiko-Analyse, die für die zu beschreibenden Aufbereitungsteilschritte Verfahrensweisen herausfiltert, die ein möglichst geringes RIsiko aufweisen. Für jeden der Prozess-Schritte wird beispielhaft dargestellt, welche Gesichtspunkte für die Risikobetrachtung im Sinne einer Minimierung, Risiko-Überwälzung oder -übernahme eine Rolle spielen: Ablage, Transport, Vorbereitung zur Reinigung, Vorreinigung und Reinigung, Desinfektion, hygienische und funktionelle Prüfung und Pflege, Verpackung, Sterilisation und Freigabe, Transport in den OP oder Eingriffsraum bzw. ins Lager. Ziel ist dabei nicht die Maximierung der Maßnahmen oder die Übernahme von Laboraufgaben, sondern eine Verfahrensweise, die eine Plausibilitätsbetrachtung einschließt, Es muss eine von den Mitarbeitern praktizierbare Routine für den Produktionsprozess aufbereiteter Medizinprodukte-Einheiten sichergestellt werden. Diese wird auf Basis des Demingkreises "Plan - Do - Check - Act" in einem dynamischen Optimierungsprozess gehalten. Der Betreiber der Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte muss die Qualität der geleisteten Arbeit belegen können.
Persistenz von 4MRGN Klebsiella pneumoniae im Abfluss einer Dusche
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. Ross1, R. Trenschel2, U. v. Frantzki2, S. Goer1, J. Steinmann3, P. Rath3, N. Parohl4, W. Popp4, D. Beelen2, J. Buer31 Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Essen
2 Klinik für Knochenmarktransplantation, Universitätsklinikum Essen
3 Institut für Mikrobiologie, Universitätsklinikum Essen
4 Fa. Hykomed, Dortmund
Im August 2015 wurde auf einer Station eines Universitätsklinikums ein Patient mit einer 4MRGN Klebsiella pneumoniae Blutstrom-Infektion auffällig.
Vor der betroffenen Station wurde der Hinweis gegeben, es habe bereits einige Monate zuvor im selben Zimmer (Einzelzimmer mit eigener Naßzelle) ein anderer Patient eine Infektion mit 4MRGN K. pneumoniae gehabt.
Weitere Nachforschungen ergaben, dass seit Februar 2015 bei insgesamt 4 Patienten der Station 4MRGN K. pneumoniae nachweisbar gewesen war. Der Erreger war offenbar zu diesem Zeitpunkt von auswärts mitgebracht worden und dann in Mai, Juli und August jeweils in klinischem Material zu finden. Alle Patienten hatten im gleichen Zimmer gelegen, aber immer zeitlich versetzt. Ebenfalls im Februar 2015 war K. pneumonie 4MRGN im Duschablauf bei zufällig durchgeführten Umgebungsuntersuchungen nachweisbar gewesen. Dies wurde als Kontamination durch die Indexpatientin interpretiert, welche bekanntermaßen besiedelt von auswärts zuverlegt worden war.
Hygienische Untersuchungen und Beobachtungen der Abläufe ergaben keine Hinweise auf Handlingfehler. In den zeitgleich durchgeführten Umgebungsuntersuchungen konnte allerdings 4MRGN K. pneumoniae im Ausguss der Dusche des betreffenden Zimmers sowie an einer Flasche mit Ölbad nachgewiesen werden, welche sich in der Dusche befand. In sonstigen Abflüssen anderer Zimmer der Station war der Keim nicht nachweisbar.
Daraufhin wurden umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen des Zimmers durchgeführt. Hinweise auf eine generelle Kontamination der Ölbäder ergaben sich nicht, trotzdem wurden sämtliche Gebinde von der Station entfernt und eine antiseptische Waschung für die Patienten eingeführt. Der Reinigungsdienst wurde explizit im Umgang mit der Abflussvorrichtung der Dusche geschult. Zur Kontrolle wurden zunächst wöchentlich Abstrichuntersuchungen aller Duschabflüsse sowie der sonstigen Abflüsse des Hauses durchgeführt.
Es konnten erwartungsgemäß multiresistente Erreger nachgewiesen werden, im wesentlichen Pseudomonas aeruginosa. Anfang Oktober fand sich erneut K. pneumoniae 4MRGN im Abfluss der Dusche des betreffenden Zimmers, worauf die Sanierung durch eine umfangreiche Baumaßnahme erfolgte. Seitdem konnten keine K. pneumoniae 4MRGN mehr nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen:
LA-MRSA CC398- One World, One Health:
Kolonisation und Infektion bei Menschen ohne direkte Exposition zu Masttieren
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. Cuny, W. WitteRobert Koch-Institut, Bereich Wernigerode
NRZ für Staphylokokken und Enterokokken
FG13 Nosokomiale Infektionserreger und Antibiotikaresistenzen
BMBF Forschungsverbund "MedVet-Staph"
Einleitung:
Unabhängig von Krankenhaus-assoziierten MRSA (HA-MRSA) in der Humanmedizin treten seit den letzten 10 Jahren verstärkt MRSA bei hospitalisierten Tieren als Infektionserreger in Erscheinung und kolonisieren als Livestock-assoziierte MRSA (LA-MRSA) konventionell gehaltene Nutztiere und gleichermaßen deren exponierte Kontaktpersonen. Während die MRSA-Nachweise fast ausschließlich aus asymptomatischen Besiedlungen des Vestibulum nasi und Umgebungsproben (Stallstaub) stammen, häufen sich MRSA-Nachweise aus Infektionen bei Menschen mit epidemiologischer Herkunft aus dem Livestock jedoch fehlender Exposition zu diesem.
Ergebnisse:
MRSA, deren molekulare Typisiermerkmale (klonaler Komplex CC398) die Herkunft bei Tieren vermuten lassen, können in Abhängigkeit von der geographischen Region in Deutschland einen Anteil von 3 – 25% an allen in deutschen Krankenhäusern nachgewiesenen MRSA einnehmen. Die Auswertung der Ergebnisse der molekularen Typisierung in Verbindung mit Daten zur Herkunft der Isolate ergab für ein Krankenhaus im Nordwesten Deutschlands ein differenziertes Bild: hier können ~ 25 % der Isolate dem LA-MRSA CC398 zugeordnet werden, wobei nur 5% der von MRSA- Infektionen betroffenen Patienten eine direkte (beruflicher) Exposition zu Masttieren (Landwirte, Tierärzte) angaben.Hingegen gaben bei der anamnestischen Erhebung 3,5 % der Betroffenen an, eine berufliche Tätigkeit mit Lebensmitteln tierischer Herkunft (Küchenpersonal) auszuüben. 1,8 % der Personen mit einer nachgewiesenen Infektion durch LA-MRSA CC398 wohnten in der Umgebung von konventionell geführten Mastanlagen. Ähnliche Beobachtungen lagen auch für die nasale Besiedlung mit MRSA vor; hierbei waren ~ 1% Reiter respektive Personen mit Kontakt zu Pferden. Die bei dieser Personengruppe detektierten MRSA zeigten die Typisiermerkmale der in Pferdekliniken verbreiteten Subpopulation von CC398 (spa t011; SCCmecVI, GEN-Resistenz, cladeC)
Schlussfolgerungen:
Für Deutschland insgesamt gesehen ist der Anteil des für Pferdekliniken spezifischen MRSA CC398 bisher noch gering (Vergleich der Typisierergebnisse von 272 MRSA- Isolaten aus Infektionen bei Pferden mit denen von insgesamt 10864 MRSA-Isolaten aus Infektionen beim Menschen). Erste Nachweise von HA-MRSA ST22 und ST225 (in Deutschland häufigste Hospitalstämme) aus Infektionen in Pferdekliniken erfordern zukünftig weitere Aufmerksamkeit bezüglich der wechselseitigen Transmission als Folge einer erweiterten Wirtsadaptation. Vorsorglich bedarf es der dringenden Klärung, in wie weit über das nasale Trägertum beim Menschen in unmittelbarem Umfeld betroffener Tiere hinausgehend, eine Übertragung auf weitere Menschen, insbesondere auf solche mit Disposition für S. aureus-Infektionen und ohne direkte Exposition zum Tier erfolgt. Die gegenwärtig geplanten Studien umfassen einerseits Untersuchungen zur Kolonisationshäufigkeit von CC398 bei Kontaktpersonen zu Sportpferden und bei Personengruppen mit Tätigkeit in Großküchen sowie beruflichem Umgang mit Rohfleischprodukten (Fleischverkäuferinnen) zur Risikobewertung für Besiedlung/Infektion; woraus sich ggf. die Erweiterung der bisherigen Empfehlung für ein MRSA-Screening bei Aufnahme in Krankenhäuser für diesen Personenkreis ableitet.
Material und Methoden für die hier im Überblick erörterten Studien:
Für Untersuchungen auf MRSA werden Abstriche aus dem Vestibulum nasi der Probanden entnommen und parallel auf Schafblutagar und auf ein für MRSA spezifisches Selektionsmedium (Chromagar MRSA von BD) angelegt. MRSA aus Infektionen beim Menschen stammen aus Einsendungen an unser Labor als Nationales Referenzzentrum für Staphylokokken und Enterokokken. Die Zuordnung zu klonalen Komplexen erfolgt durch spa-Gen-Typisierung, für ausgewählte Isolate zusätzlich durch MLST sowie dem Nachweis des spezifischen SCCmec-Elementes. Die Ermittlung des Resistenzphänotyps erfolgt mittels Mikrobouillondilutionsverfahren entsprechend dem EUCAST–Standard. Der Nachweis auf Vorhandensein spezifischer Virulenzgene wird durch Anwendung einer Multiplex-PCR erbracht
Evaluation elektronischer Krankenhausüberwachungsmodule – ein Modellprojekt für Nordrhein-Westfalen
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Roth1, I. Daniels- Haardt2, U. Schmidt2, A. Jurke2, C. Hornberg11 Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG7: Umwelt & Gesundheit, Postfach 100131, 33501 Bielefeld
2 Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW), Fachgruppe Infektiologie und Hygiene, Von-Stauffenberg-Straße 36, 48151 Münster
Hintergrund: Die infektionshygienische Überwachung von Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen wird gemäß § 17 des Gesetzes über den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGDG) in Verbindung mit dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) von den unteren Gesundheitsbehörden durchgeführt. Mit den Zielen der Vereinheitlichung der Krankenhaushygieneüberwachung gemäß § 17 des ÖGDG und der Entwicklung elektronischer Berichtsformulare wurde die Einführung elektronischer Krankenhausüberwachungsmodule veranlasst. Derzeit gibt es fünf Module, die sich mit den folgenden Themenfeldern befassen: Surveillance von Erregern mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen nach §23 IfSG; Surveillance von nosokomialen Infektionen, Isolierungsmaßnahmen zur Prävention nosokomialer Infektionen, Prävention postoperativer Wundinfektionen, Prävention beatmungsassoziierter Atemwegsinfektionen/ Gefäßkatheter-assoziierter Infektionen auf Intensivstationen.
Zielsetzung: Die elektronischen Krankenhausüberwachungsmodule sollten hinsichtlich ihrer (Nicht-) Implementierung, Anwendbarkeit und Praktikabilität im Alltag der Gesundheitsämter evaluiert werden. Ein zentrales Ziel der Evaluation war es, ein möglichst breites Spektrum an Informationen zu der anwenderbezogenen (Nicht-) Nutzung und Bewertung der elektronischen Krankenhausüberwachungsmodule zu gewinnen.
Methodik: Hierfür wurde ein Methodenmix unterschiedlicher qualitativer und quantitativer Methoden der Sozialforschung gewählt. Dazu gehörten der Einsatz von themenspezifischen Fragebögen, die teilnehmende Beobachtung sowie eine Non- Responder-Analyse.
Ergebnisse: Von insgesamt 53 kontaktierten Gesundheitsämtern nahmen 30 Gesundheitsämter an Workshops zur Einführung in die Arbeit mit den Krankenhausüberwachungsmodulen teil. Die 23 Gesundheitsämter, die nicht am Workshop teilgenommen hatten, wurden für eine Non-Responder-Analyse angeschrieben. Diese konnte zeigen, dass die Module nicht grundsätzlich abgelehnt werden. Jedoch führten verschiedene Beweggründe, wie knappe personelle Ressourcen oder mangelnde Flexibilität der Module zu einer „Nichtteilnahme“.
Als positive Aspekte hinsichtlich der Arbeit mit den Modulen wurden vor allem
benannt.
Dahingegen wurden zu lange Speicher- und Ladezeiten, ein sehr zeitaufwendiges Handling, Programmabstürze, zu lange Zeit für die Verarbeitung einer Eingabe, geringe Möglichkeiten für Mehrfachnennungen und Unsicherheiten bzgl. des Datenschutzes vonseiten der Gesundheitsämter als negative Aspekte angegeben.
Fazit: Die Evaluation konnte zeigen, dass die Krankenhausüberwachungsmodule einen substantiellen Beitrag zur Standarisierung der infektionshygienischen Überwachung leisten. Neben einer bedarfsgerechten Optimierung der Module wurden entsprechende Handlungsempfehlungen erstellt.
Neues Design schützt Tupfer noch zuverlässiger vor Keimbelastung und senkt damit das Infektionsrisiko bei Punktionen und Injektionen
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. Jäger, C. Schüle1 PAUL HARTMANN AG, Heidenheim
Hintergrund
Selbst Punktionen mit einfachem Ablauf (Risikogruppe 1) sind mit Risiken für infektiöse Komplikationen verbunden. Laut Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI) sind dafür keimarme Tupfer zu verwenden1. Als keimarm gelten Tupfer dann, wenn sie im Herstellungsprozess sterilisiert und nach Entnahme aus der Sterilgutverpackung kontaminationsgeschützt gelagert werden1. Die Spenderbox Pur-Zellin® für Zellstoff-Tupfer wurde mit einer einhändig bedienbaren Blende so ausgestattet, dass der Eingriff durch die Klappenöffnung verdeckt und damit auch die Tupfer vor Luftkeimen aus der Umgebung geschützt sind. Außerdem ermöglicht die Blende das gezielte Abreißen der Tupfer, sodass die nachfolgenden Tupfer beim Abreißen nicht berührt werden und weitgehend im Inneren der Box verbleiben. Im Praxistest wurde nun getestet, ob diese neue Pur-Zellin®-Spenderbox die Anforderungen der RKI-Empfehlung erfüllt (Test 1) und ob sie verglichen mit der bisherigen Spenderbox Pur-Zellin® ohne Blende auch unter extremen Bedingungen die aus der Sterilgutverpackung entnommenen Tupfer vor Keimbelastung schützt (Test 2).
Material/Methode
Test 1: Praxistauglichkeit von 30 Pur-Zellin® Boxen mit Blende in Arztpraxen und Klinikbereichen über einen Zeitraum von 4 – 6 Wochen mit mindestens einem Wechsel einer sterilen Rolle Pur-Zellin® Tupfer. Test 2: Leistungsfähigkeit der Pur-Zellin® Box mit Blende unter Extrembedingungen an zwei Platzierungsorten mit häufigem Durchgangsverkehr und zusätzlich jeweils zwei Szenarien mit Fehlanwendungen. Ergebnisse wurden mit jenen aus einer analogen Testreihe mit der bisherigen Pur-Zellin® Box ohne Blende verglichen. Endpunkte: Mikrobiologische Untersuchung von Tupfern aus verschiedenen Bereichen (z.B., im Inneren der Box, im Bereich um die Blende), Bestimmung der Anwesenheit von Leitkeimen, Abklatschtests an verschiedenen Stellen im Innern des Gehäuses, Luftkeimzahl zu Beginn und am Ende des Tests. Als Grenzwerte für die mikrobiologische Belastung der Tupfer wurden in beiden Untersuchungen die Akzeptanzkriterien der Empfehlung der ZLG herangezogen2.
Ergebnisse
Trotz z.T. hoher Luftkeimzahl (101 – > 103 KBE/m3) lag sowohl die Keimbelastung der Tupfer als auch der Gehäuse der 30 Pur-Zellin® Boxen mit Blende stets unterhalb der Akzeptanzgrenze. Leitkeime waren keine vorhanden. Auch im worst case scenario konnte die Schutzfunktion der Pur-Zellin® Box mit Blende bestätigt werden. Die Keimbelastung der Tupfer blieb mit < 1,00 x 101 KBE/g stets unterhalb der Akzeptanzgrenze. Nur die Box selbst war an der, über längere Zeit geöffneten Klappe mit durchschnittlich 1,75 x 102 KBE/100 cm2 einer erhöhten Keimbelastung ausgesetzt. Das Gehäuse der Pur-Zellin® Box ohne Blende wies gegenüber der Spenderbox mit Blende im Durchschnitt eine höhere Keimbelastung (6,8 x 102 KBE/100 cm2) auf. Bei den Tupfern war in einem Fall eine deutlich erhöhte Belastung an Hefen und Schimmelpilzen messbar (3,64 x 101 KBE/g).
Fazit
Sowohl im realitätsnahen Praxistest als auch im worst case scenario wurden für die Tupfer die Grenzwerte für die mikrobiologische Belastung eingehalten. Im Vergleich zur bisherigen Spenderbox, die die kontaminationsgeschützte Lagerung im worst case scenario nicht immer zuverlässig gewährleisten konnte, wurde die Barrierefunktion der Pur-Zellin® Box mit Blende durch die keimbelastete Umgebungsluft nicht beeinträchtigt. Die Pur-Zellin® Box mit Blende ist daher dazu geeignet, sterile Tupfer nach ihrer Entnahme aus der Sterilgutverpackung vor Kontamination zu schützen und erfüllt somit die Anforderungen der RKI-Empfehlung für keimarme Tupfer bei Punktionen und Injektionen.
1 Robert Koch Institut, Anforderungen an die Hygiene bei Punktionen und Injektionen, in Bundesgesundheitsblatt (2011) 1135-1144.
2 Anleitung für die Festlegung von Mindestkriterien zur mikrobiologischen Reinheit von Medizinprodukten, in RDS 005 0414, Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten (2014) Bonn, Germany.
Hygiene in der Zahnarztpraxis – Frankfurt am Main 2005 – 2014/15
Rahmenthemen: nicht gewählt
P. Eggert1, A. Dehler2, U. Heudorf31 Universitätsklinikum Giessen; 2 Landeszahnärztekammer Hessen; 3 Gesundheitsamt Frankfurt a.M.
Hintergrund: Auch in der Zahnarztpraxis sind die Regeln der Hygiene einzuhalten, um Erregerüberftragungen oder Infektionsrisiklen zu verhüten. In Frankfurt am Main wurden im Rahmen eines Pilotprojekts (Gesundheitsamt Frankfurt / Landeszahnärztekammer Hessen) im Jahr 2005 insgesamt 120 Zahnarztpraxen beraten / begangen. In den Jahren 2008 bis 2013 folgten im Rahmen des Hygieneprojekts Hessen (Hessisches Sozialministerium / Landeszahnärztekammer Hessen / Gesundheitsämter) die Beratung von 338 Praxen in Frankfurt. Im Rahmen einer Dissertation wurden 2014/15 weitere 41 Praxen kontrolliert.
Methoden: Die Beratungen / begehungen wurden über alle Jahre anhand einer gemeinsam abgestimmten Checkliste vorgenommen. Bei den begehungen zwischen 2005 bis 2015 wurden alle Zahnarztpraxen in Frankfurt am Main erfasst.
Ergebnisse: Im Jahr 2014/15 (2005 in Klammern) lag in 90% (84%) der Praxen ein Hygieneplan und in allen (92,5%) Praxen ein Reinigungs- und Desinfektionsplan vor. In allen (94%) Praxen wurde reine und unreine Kleidung getrennt aufbewahrt, in 90% der Praxen wurden ungepuderte Latexhandschuhe (94%) eingesetzt bzw. latexfreie Schutzhandschuhe (79%) vorgehalten. Alle Praxen verfügten 2014/15 in den Behandlungsräumen über Waschbecken mit handberührungsfreien Armaturen (93%), Seifen- HDM- und Handtuchspender (98%, 93%, 93%) und Handpflegemittel (99%). In 51% der Praxen erfolgte die Medizinprodukteaufbereitung ausschließlich manuell, in 41% auch maschinell (37%). In allen (82%) Praxen entsprach der Sterilisator der DIN EN 13060, 98% (36%) waren Typ-B-Sterilisatoren, 2,4% (13%) Typ-S- und 0% (17%) Typ-N-Sterilisatoren. Eine regelmäßige technische Wartung der Geräte war in allen (93%) Praxen gegeben. Über alle Jahre bereiteten Praxen mit einfachem chirurgischen Spektrum häufiger manuell auf (67%) als solche mit erweitertem (65%) oder umfassenden chirurgischen Spektrum (46%). Mit zunehmender Invasivität wurden häufiger maschinelle Verfahren eingesetzt (18% - 34% - 51%).
Diskussion: Es zeigte sich über die Jahre eine Verbesserung in der Hygieneorganisation und in der Ausstattung für die Medizinprodukteaufbereitung, deren Durchführung und Dokumentation. Weitere Verbesserungen insbesondere im Umgang mit den Medizinprodukten aber auch mit den wasserführenden Systemen sind jedoch erforderlich.
Persönliche Schutzmaßnahmen bei Infektionstransporten im Rettungsdienst! Wo stehen wir? Ändert sich etwas durch den Notfallsanitäter?
Rahmenthemen: nicht gewählt
H. Kaden1, D. Oberndoerfer1, V. Wilken11 Branddirektion Frankfurt, Frankfurter Institut für Rettungsmedizin & Notfallversorgung
Das Tragen von Dienstkleidung wird rechtlich u.a. durch das Arbeitsschutzgesetz, Arbeitssicherheitsgesetz, Arbeitsstättenverordnung, der Biostoffverordnung u.a. geregelt und arbeitsrechtlich gefordert.
Neben der so genannten ‚cooparated identity‘ und der damit verbundenen Möglichkeit zur Zuordnung zum Rettungsdienst, hat diese Kleidung bereits erste Sicherheits- und Schutzfunktionen, wie zum Beispiel die Reflektoren zur besseren Wahrnehmung an der Einsatzstelle oder den Schutz, den Arbeitsschuhe mit Stahlkappen, durchtrittsicherer sowie Öl- und Benzin beständiger Sohle gewährleisten. Der Infektionsschutz muss mittels zusätzlich anzuwendender Persönlicher Schutzausrüstung gewährleistet werden. Hierbei geben uns die Einstufungen des Infektionsrisikos in Risikogruppen bzw. die Gefährdungsbeurteilung mit den zugehörigen Schutzstufen nach TRBA 250 den Hinweis auf deren Umfang. Das Tragen von Handschuhen ist für den Großteil der Mitarbeiter im Rettungsdienst eine Voraussetzung für den Patientenkontakt. Damit wird neben dem Eigenschutz des Personals auch der Patientenschutz während der Notfallversorgung fokussiert. Bekannte Infektionsrisiken oder sogar bekannte Infektionserreger, ermöglichen die Adaption geeigneter Schutzausrüstung wie Mund-Nasenschutz mit geeignetem Filter, Schutzbrillen und Infektionsschutzoveralls. In einigen Fällen reicht auch das Überziehen eines Einwegkittels, in anderen wiederrum muss ein außenluftunabhängiger Schutzoverall mit Respirator ausgewählt werden. Die organisatorischen, materiellen und technischen Voraussetzungen für die im jeweiligen Infektionsfall geeignete Schutzausrüstung, sind heutzutage sehr gut. Infektionsrisiken während der Notfallversorgung gehen deshalb entweder auf Einsatzszenarien, bei denen der Erreger zunächst nicht bekannt ist oder vermutet wird bzw. auch auf personell bedingte Hygienefehler zurück. Diese haben häufig zur Ursache, dass die notwendige Routine im Umgang mit Schutzausrüstung nicht gegeben ist bzw. verlernt wurde. Während in Ballungsräumen und Metropolregionen der Einsatz von Persönlicher Schutzausrüstung häufiger ist, fehlt Rettungsdienstmitarbeitern in ländlicheren Bereichen häufig die Routine für den fehlerfreien Umgang mit dieser. Die Erfahrung, die der Ebola-Ausbruch gebracht hat, zeigte auch, dass medizinisches Personal, welches sich bei Patienten angesteckt hat, entweder zu lange in der PSA gearbeitet hat, sodass die Konzentration nachließ und die Fehleranfälligkeit anstieg oder das Personal beim Ablegen der Schutzkleidung in Kontakt mit dem Erreger kam. Das richtige An- und Ablegen der Schutzausrüstung muss ebenso fester praktischer Bestandteil in Aus- und Fortbildung sein wie das theoretische Planen von Infektionsgeschehen und Darlegen in Hygieneplänen und Übersichten, die das Rettungsfachpersonal jederzeit einsehen kann, etwa durch Mitführen in der Fahrzeugmappe.
Weitere Infektionsrisiken findet man nicht selten in unbewussten Fehlern, wie das Berühren von Gesicht, Nase oder das einfache „sich Kratzen“ oder das versehentliche Kontaminieren durch das Zurückschieben einer Haarsträhne oder Zurechtrücken der Brille. Auf diesem Wege werden Krankheitserreger übertragen und gelangen auf Haut und Schleimhaut, wo sie direkt ihre Eintrittspforte in den menschlichen Organismus finden. Die Voraussetzungen guter Persönlicher Hygiene sind deshalb unabdingbar und sämtliche Hinderungsgründe sind zu vermeiden. Dazu gehört das Weglassen von Schmuck, einschließlich Uhren und Eheringen, das Zurückhalten längerer Haare. Das Tragen eines Bartes ist kritisch zu sehen, wenn dadurch verhindert wird, dass eine Schutzmaske nicht nach den Vorgaben des Herstellers an der Haut anliegen kann um den Schutz zu gewährleisten.
Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ermöglicht neben dem gesteigerten medizinischen und sozialkompetenten Anspruch auch die Verbesserung der Infektionsvermeidung mittels Vermittlung von erweiterten Kenntnissen von Hygiene. In Zeiten zunehmender Antibiotikaresistenzen wird die Minimierung von Hygienerisiken und Vermeidung von Infektionsverschleppung zunehmend dringlicher.
Schlussfolgerung
Wenn Notfallsanitäter ihren Beruf ausüben und dabei die Möglichkeiten des Eigenschutzes anlassbezogen nutzen, werden künftig nicht nur bei Infektionstransporten spezielle Schutzausrüstungen zum Einsatz kommen. Hierdurch gehört die Auswahl des geeigneten Mund- Nasenschutzes, die ständige Nutzung einer Schutzbrille und die Verwendung von Einmalkitteln oder –overalls zum täglichen Einsatz. Dies führt zu mehr Routine und Sicherheit im Umgang und damit zum Schutz der Patienten und des Personals.
Mikrobiologische Überwachung von Hypothermiegeräten
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Goer1, J. Kehrmann2, D. Hämisch1, C. Ustabas1, B. Ross11Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Essen
2Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Essen
Mikrobiologische Überwachung von Hypothermiegeräten
Stefan Goer 1, Jan Kehrmann2, Dirk Hämisch1, Cengiz Ustabas1, Birgit Ross1
1Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Essen
2Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Essen
Im Juli 2014 wurde vom Universitätsspital Zürich über Infektionen mit nicht-tuberkulösen
Mykobakterien (NTM) nach operativem Herzklappenersatz berichtet.
Dabei wurde Mycobakterium (M.) chimaera in Wasserkreisläufen von Hypothermiegeräten sowie der Raumluft im OP nachgewiesen.
Ab Juli 2015 wurden am Universitätsklinikum Essen neue gerätebezogene Aufbereitungsvorschriften umgesetzt und zeitgleich zweiwöchentliche Überwachungsuntersuchungen eingeführt.
Im gesamten Gerätebestand konnten NTM (M. chimaera, M. chelonae, M. gordonae, M. avium) in den Wasserkreisläufen nachgewiesen werden.
In einem Fall gelang der Nachweis von Legionella pneumophila.
E. coli, coliforme Erreger, Pseudomonaden, oder intestinale Enterokokken konnten nicht nachgewiesen werden.
In 3 Fällen gelang der Nachweis von NTM in der Raumluft. Dies betraf 1 Gerät innerhalb (M. chelonae) und 2 Geräte außerhalb (M. chimaera) des OP-Saales, alle 3 Geräte wiesen gleichzeitig positive Wasserbefunde auf.
Es wurden Ermittlungen zum Umgang mit der Desinfektion unternommen. Im Falle der 3 positiven Raumluftbefunde ließen sich Fehler bei der Desinfektion nachweisen.
Nach Korrektur gelangen, auch bei gleichzeitigem Vorliegen positiver Wasserbefunde, keine Nachweise von NTM mehr in der Raumluft.
Legionella pneumophila konnte nicht mehr nachgewiesen werden.
Die betroffenen Geräte wurden sukzessive vom Hersteller ausgetauscht, bisher wurde eines der ausgetauschten Geräte erneut kolonisiert (M. chimaera).
Schlussfolgerungen
Hat die Verwendung des Lactoperoxidase-Thiocyanat-Wasserstoffperoxid-Systems eine Zukunft in der Entwicklung von Antiseptika und Desinfektionsmitteln?
Rahmenthemen: nicht gewählt
H. Below1, R. Baguhl1, M. Zahedani2, A. Rabe3, M. Gesell Salazar3, U. Völker3, A. Kramer1, A. Welk21) Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
2) Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie, Endodontologie, Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
3) Interfakultäres Institut für Genetik und Funktionelle Genomforschung, Universitätsmedizin Greifswald der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
Hintergrund:
Das Lactoperoxidase-Thiocyanat-Wasserstoffperoxid-System produziert aus Thiocyanat (SCN-) und Wasserstoffperoxid (H2O2) unter dem Einfluss des Enzyms Lactoperoxidase (LPO) das antimikrobiell hoch wirksame Hypothiocyanit (OSCN-). Ursprünglich entdeckt wurde das System in der Milch; hier ist es für die antibakterielle Wirkung der Milch mit verantwortlich. Im menschlichen Organismus kommen auf allen Schleimhäuten der Lactoperoxidase sehr ähnliche Peroxidasen vor, die ebenfalls OSCN- produzieren. Die bekannteste der humanen LPO ähnliche Peroxidase ist die Speichelperoxidase.
Chemisch vergleichbar ist das OSCN- mit Hypochlorit (OCl-). Wie OCl- wirkt es antibakteriell, weist allerdings nicht dessen zytotoxische Wirkung auf. Darüber hinaus gibt es zwischen beiden Verbindungen Unterschiede in den bakteriellen Zielstrukturen bei der antibakteriellen Wirkung.
Trotz einer Reihe von Versuchen ist es im Unterschied zu OCl-bisher nicht gelungen, auf der Basis des LPO-Systems Antiseptika oder Desinfektionsmittel zu entwickeln.
Material/Methode:
Die Wirkungen von OSCN- und OCl- werden verglichen, um Möglichkeiten des Einsatzes sowie der Vor- und Nachteile der beiden Verbindungen herauszustellen. In einem Literaturüberblick werden verschieden Präparate auf der Basis des LPO-SCN--H2O2-Systems vorgestellt und deren erzielte antimikrobielle Wirkung diskutiert. Auf Grund eigener Untersuchungen werden die Grenzen und Möglichkeiten für die Nutzung des LPO-SCN--H2O2-Systems diskutiert.
Fazit:
Die Bedeutung des LPO-SCN--H2O2-Systems besteht darin, dass es ein körpereigenes physiologisches Abwehrsystem darstellt. Es ergeben sich interessante Ansatzpunkte dadurch, dass neben einer konventionellen, generalisierten, antimikrobiellen Wirkung auch die Aktivierung und Optimierung körpereigener, antimikrobieller Abwehrsysteme im Sinne eines „supporting of human defence system“ möglich erscheint. Zur Umsetzung des Systems ist in antimikrobielle wirksame Produkte ist jedoch noch Forschungsarbeit zu leisten.
Hygienemanagement im regionalen Kontext - Ergebnisse der HARMONIC-Studie
Rahmenthemen: nicht gewählt
W. Hoffmann1, A. Gebauer1, M. Gerlich1, J. Piegsa1, A.-K. Strohbach1, C. Schäfer1, A. Kramer21 Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Communiy Medicine, Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health
2 Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Hygiene und Umweltmedizin
Hintergrund
In der Gesundheitsregion Ostseeküste war es das Ziel des Verbundprojektes HICARE (Health, Innovative Care & Regional Economy), der Ausbreitung von multiresistenten Erregern (MRE) durch wirkungsvolle, standardisierte und transferierbare Interventionsstrategien entgegenzuwirken. Im Teilprojekt HARMONIC (Harmonized Approach to Avert Multidrug-resistant Organisms and Nosocomial Infections) wurden in 6 Krankenhäusern der Gesundheitsregion Screening- und Präventionsstrategien für Methicillin-resistente Staphylococcus aureus Stämme (MRSA), Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), Extended-Spectrum-Betalaktamase-Bildnern (ESBL) und multiresistenten Gram-negativen Stäbchenbakterien (MRGN) implementiert und evaluiert. Diese Strategien wurden auf Grundlage der Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am Robert-Koch Institut (RKI) zur Prävention und Kontrolle für MRSA und für Hygienemaßnahmen bei Besiedlung oder Infektion mit MRGN entwickelt.
Methoden
Die HARMONIC-Studie war eine kontrollierte Interventionsstudie im Wartegruppendesign. In den Häusern der „Wartegruppe“ wurden das bisherige Hygieneregime zunächst über 6 Monate weitergeführt und begleitend institutions- und patientenbezogene Daten erhoben. In der zweiten Studienphase wurden die HARMONIC-Interventionsmaßnahmen implementiert und die patientenbezogene Datenerfassung über weitere 6 Monate fortgesetzt. In den Häusern der „Interventionsgruppe“ erfolgte bereits mit Studienbeginn die Einführung und Dokumentation der Interventionsmaßnahmen. Eingeschlossen wurden Patienten, die auf den teilnehmenden Stationen (Intensivstation, Chirurgie, Innere Medizin) mindestens 48 h behandelt wurden, mindestens 18 Jahre alt waren und bei denen im Behandlungsverlauf ein MRE-Screening durchgeführt wurde. Von allen teilnehmenden Patienten wurden bei der Aufnahme mit Hilfe eines Anamnesefragebogens die Risikofaktoren (RF) bezüglich einer Besiedlung/ Infektion mit MRE ermittelt. Abhängig von der Art des Risikos sollte bei Vorliegen mindestens eines RF der Patient auf verschiedene MRE gescreent werden.
Ergebnisse
Von 4.914 Patienten in 6 Kliniken konnten die RF ermittelt werden (57,1% Männer, Altersdurchschnitt 64,4 Jahre). 76,1% der Patienten besaßen mindestens einen RF, bei 49,2% lagen mindestens zwei RF vor. Der häufigste Faktor war mit 49,7% „Stationärer Aufenthalt während der letzten 12 Monate“, gefolgt von „Immunschwäche“ (27,9%) und „Antibiotikatherapie während der letzten 6 Monate“ (24,2%). Mit steigender Anzahl der RF stieg die Häufigkeit einer Besiedlung mit MRE. Bei Vorliegen von einem RF lag die Prävalenz bei 1,1%, bei 8 RF betrug diese 37,5%. Der RF mit dem höchsten Anteil an MRE-Positiven war „ehemaliger Träger MRE“ mit 25,2%. Insgesamt war die Prävalenz für die verschiedenen Erregerklassen wie folgt verteilt: MRSA 3,1%, VRE 0,7%, ESBL 0,8%, MRGN 1,5%.
Diskussion
Die HARMONIC-Interventionsmaßnahmen wurden in der Regelversorgung durchgeführt und beinhalteten in der Regel ein Screening auf MRSA und gegebenenfalls weitere Erreger bei Patienten mit mindestens einem Risikofaktor. Die MRSA-Aufnahmeprävalenz liegt dabei mit 3,1% ca. 1,5fach höher als die im Durchschnitt erfasste Prävalenz von 2% in verschiedenen Regionen Deutschlands vor fünf Jahren. Dies spricht für einen Anstieg der MRSA-Prävalenz in der Bevölkerung. Bestimmte Kombinationen von Risikofaktoren zeigen dabei eine erhöhte Prävalenz gegenüber anderen. Aus Kostengründen konnten aber nicht alle Patienten gescreent werden, so dass unbekannt ist, wie viele MRE-positive Patienten mit diesem selektiven Screening-Ansatz nicht erkannt wurden.
Fazit
Die Screeningstrategie der Studie bestätigt einen Anstieg der MRSA-Besiedlung in der Bevölkerung in den letzten Jahren. Der Aufwand des Screenings ist jedoch recht hoch, da ca. dreiviertel der Patienten mindestens einen Risikofaktor besitzen.
Zusammenhang zwischen Dauer der Antibiotika-Therapie und Erfolgsrate des chirurgischen Managements bei Implantat-assoziierten Infektionen
Rahmenthemen: nicht gewählt
D. Gümbel1,2, M. Napp1, R. Spitzmüller1, C. Güthoff3, S. Zaatreh4, A. Klinder4, A. Völker4, W. Mittelmeier4, D. Stengel3, A. Ekkernkamp1,2, R. Bader41Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald; 2Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin; 3Unfallkrankenhaus Berlin, Zentrum für klinische Forschung, Berlin; 4Universitätsmedizin Rostock, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Forschungslabor für Biomechanik und Implantattechnologie, Rostock
Hintergund
Durch konsequenten Einsatz antiseptischer Maßnahmen konnte in den letzten Jahren eine Reduktion postoperativer Infektionen erreicht werden. Implantat-assoziierte Infektionen bleiben jedoch weiterhin gefürchtete Komplikationen unfallchirurgischer und orthopädischer Eingriffe. Abhängig von Art und Ausmaß sollte eine möglichst frühzeitige, resistenzgerechte Antibiotikagabe erfolgen. Mitunter sind operative Maßnahmen wie das chirurgische Débridement oder die Implantatentfernung erforderlich.
Ziel der Studie war es zu untersuchen, welche Variablen der systemischen antimikrobiellen Therapie Einfluss auf die Rezidivwahrscheinlichkeit ein Jahr nach radikalem, chirurgischem Débridement infizierter bzw. aufgrund einer Infektion gewechselter Hüft- oder Knie-Total-Endoprothesen bzw. Osteosynthesen nehmen.
Material und Methoden
Im Rahmen einer multizentrischen Fall-Kontrollstudie wurden retrospektiv Patienten mit Implantat-assoziierten Infektionen nach Definition des Centers for Diseases Control and Prevention (CDC) in die Studie eingeschlossen. Die Infektfreiheit ein Jahr nach der letzten chirurgischen Intervention wurde als primärer Endpunkt definiert. Als Fälle wurden Patienten gewertet, bei denen ein Infektionsrezidiv innerhalb eines Jahres beobachtet wurde. Kontrollen in dieser Studie waren Patienten, welche den o.g. Endpunkt erreicht hatten.
Es wurden demografische, klinische, diagnostische und therapeutische Daten erfasst, sowie die Art und Dauer der systemischen antimikrobiellen Therapie nach dem letzten operativen Eingriff. Die Modellierung der Assoziation zwischen Exposition und Endpunkt erfolgte mittels univariater und multivariater logistischer Regressionsanalysen.
Ergebnisse
Nach Prüfung der Ein- und Ausschlusskriterien konnten 56 Patienten als Fälle und 136 Patienten als Kontrollen in die Studie aufgenommen werden. Fall- und Kontrollgruppe unterschieden sich nicht signifikant bezogen auf Durchschnittsalter (60,4 vs. 61,6), Geschlecht (weibl. 34% vs. 48%), BMI (30,0 vs. 30,0), Nikotinabusus 25% vs. 24%) oder ASA-Klassfikation (ASA 1 18% vs. 10%, ASA 3 39% vs. 42%). Bei 55% der Patienten in der Fallgruppe traten Infekte nach osteosynthetischer Versorgung auf, während 45% der Patienten einen Infekt nach endoprothetischer Versorgung aufwiesen (Kontrollgruppe: 49% nach Osteosynthese, 51% nach Endoprothese). In 70% der Fälle bzw. 67% der Kontrollen wurden Staphylokokken nachgewiesen. Die Dauer der Antibiotikagabe betrug in der Fallkontrollgruppe durchschnittlich 23,1 Tage, in der Kontrollgruppe 34,5 Tage. Einen Einfluss der Dauer der Antibiotikagabe auf die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs konnte jedoch nicht nachgewiesen werden (mean difference 1.01, 95% CI 0.00 bis 1.63).
Fazit
Im Studienkollektiv konnte kein signifikanter Einfluss der Dauer der Antibiotikagabe auf das Rezidivrisiko bei Implantat-assoziierten Infektionen innerhalb eines Jahres nachgewiesen werden. Randomisierte kontrollierte Studien sind notwendig, um Empfehlungen für eine evidenzbasierte Behandlung, inbesondere die optimale Dauer der postoperativen Antibiotikagabe bei Implantat-assoziierten Infektionen treffen zu können.
Ökonomische Relevanz der Besiedelung von gesunden Schwangeren mit multiresistenten Erregern (MRE) und Staphylococcus aureus (SA)
Rahmenthemen: nicht gewählt
A.-C. Adler1, S. Kolb2,5, M. Zamfir2, A. Dammeyer2, L. Schomacher2, B. Karlin3, M. Franitza4, S. Hörmansdorfer2, C. Tuschak2, G. Valenza2, T. Ewert2, U. Ochmann5, C. Herr21Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München; 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München; 3Rotkreuzklinikum München, Frauenklinik; 4Klinikum Augsburg, Frauenklinik; 5Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Hintergrund
Das vermehrte Auftreten multiresistenter Erreger ist nicht nur wegen der infektionshygienischen Konsequenzen, sondern auch aufgrund der damit verbundenen erhöhten Krankheitskosten bei gleichzeitiger Ressourcenknappheit von Bedeutung. Seit April 2013 wird daher am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mit der Studie QARKS „Qualitätssicherung Antibiotikaresistenzen bei Kindern und Schwangeren“ (gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege) die Häufigkeit des Vorkommens von Staphylococcus aureus (SA), Methicillinresistenten Staphylococcus aureus (MRSA) und multiresistenten ESBL-bildenden Enterobacteriaceae bei gesunden Schwangeren und Neugeborenen zum Zeitpunkt der Geburt in zwei bayerischen Frauenkliniken untersucht. Auf Basis dieser Ergebnisse sowie Daten aus der Krankenakte und Interviews zum Zeitpunkt der Entbindung sollen folgende Fragen beantwortet werden: 1. Sind die bisherigen Schutzkonzepte ausreichend oder müssen diese ergänzt werden? 2. Welche Relevanz hat die Besiedlung mit MRE in Hinblick auf die Krankheitskosten? In der Literatur gibt es in diesem Zusammenhang nur wenig bzw. unterschiedlich valide Ergebnisse zur gesundheitsökonomischen Evaluation, die vorliegende Arbeit ergänzt den bisherigen Wissensstand.
Methode
In einer der beiden teilnehmenden Kliniken wurden in einer Subgruppe der Teilnehmerinnen an der noch nicht beendeten Gesamtstudie die Kostenerlöse des Klinikaufenthaltes der Mutter zur Geburt nach DRG (Diagnosis Related Groups - diagnosebezogene Fallgruppen) und OPS (Operations- und Prozedurschlüssel) entsprechend dem DRG-System-Fallpauschalen-Katalog der InEK (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus) ermittelt und in eine hierfür entwickelte Kostenmatrix eingefügt. Anschließend wurden die bei der Mutter für die Geburt codierten 9 DRG in zwei Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 (1 DRG) Geburt ohne komplizierende Diagnosen und Gruppe 2 (8 DRG) Entbindung zuzüglich komplexer und komplizierender Diagnosen. Die Prävalenzen von SA, MRSA und ESBL werden getrennt nach Gruppe 1 und 2 dargestellt. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte mit SAS.
Ergebnisse
Bei den in diese Teilauswertung eingeschlossenen Müttern (n= 284) fand sich insgesamt bei 14,4% eine Besiedelung mit SA. MRSA wurde in dieser Stichprobe nicht nachgewiesen. Die Prävalenz von ESBL lag bei 1,8 %. In der DRG Gruppe 1 (n=110, Durchschnittserlös 1462,85 €) konnte bei 12,7% der Mütter SA und bei 2,7% ESBL nachgewiesen werden. In der DRG Gruppe 2 (n=174, Durchschnittserlös 2525,77 €) fand sich bei 15,5 % der Mütter SA und bei 1,2% ESBL.
Fazit
In beiden DRG Gruppen (Geburt ohne komplizierende Diagnosen und Entbindung zuzüglich komplexer und komplizierender Diagnosen) konnten ähnliche SA/ESBL Prävalenzen gezeigt werden. Die Ergebnisse der Teilauswertung der Daten deuten daher darauf hin, dass eine MRE Besiedelung der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt nicht zu erhöhten Kosten während des Krankenhausaufenthaltes führt. Für eine detailliertere Aussage bezüglich der hier entstehenden Kosten bleibt das Endergebnis aller Daten der Gesamtstudie abzuwarten. Für eine bessere Datengrundlage künftiger Studien wäre eine Kostenstellenrechnung als Abrechnungsmethode sowie eine verbesserte Möglichkeit der MRE Codierung im Fallpauschalen-Katalog wünschenswert.
Age and gender specific prevalences of MRSA of in-patients in a tertiary hospital in North Germany
A retrospective analyses of 127.345 patients hospitalized in 2012 to 2014
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. F. Hallauer1, B. Grgic1, U. Holl21Institut für Hygiene, DBK Neubrandenburg, 2 Institut für Laboratoriumsdiagnostik, Mikrobiologie und Transfusionsmedizin, DBK Neubrandenburg
The Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum is a major hospital in North-East-Germany with a bed capacitty of more than 1.000 beds, serving 40.000 in patients yearly.Since 2012 a risk adjusted MRSA screening was performed resulting in sustained levels of MRSA rates. Participation in the MRSA-KISS-Programm showed a ratio of 90% of positive smears on admission and 10% nosocomial acquired according to definition. Situation in the three years 2012 to 2014 was stable and in accordance with average value of the National Reference System.
Based on that we analyzed retrospectively all hospital admissions from 01. Jan 2012 to 31. Dec 2014 on risk factors regarding MRSA. By all patients with one or more identified risks combined nasal-throat swabs were taken. Confirmation was made using microbiological culture. Data collection including patient age, sex, duration of stay and type of ward were taken from the Hospital Information System.
From a total of 127.345 who were screened on admission according to the risk-adjusted questionnaire 77.008 microbiological tests were performed. A total of 1.513 MRSA positive cases were registered in the three year period; 89,2% were detected on admission and 10,8% later than the third day of hospitalization. Compared with non-MRSA patients the average duration of stay (6,92 days) was increased by two fold. Patients with hospitaly acquired MRSA had on average a longer hospital stay lasting over 20 days. Patients with nosocomial infection were longer hospitalized than patients with nosocomial colonization. The type of ward (ICU compared to standard care) correlates with higher MRSA prevalence rates revealing in two fold higher prevalence values in ICU.
Age-specific prevalence of all MRSA cases showed very low weights between 0,1% to 0,2% for all age groups beneth 40 years. Beyond 40 years we observed a strong corellation between age and MRSA prevalence. The age groups showed following prevalence rates: 41-60 years (n=33.469) 0,97%, 61-80 years (n=64.691) 1,64% and over 80 years (n=15.758) 2,37%. The age distribution of MRSA cases differed from the age distribution of all inpatients, by MRSA cases aged 61-80 represent 50,5% of all MRSA cases compared with 36,7% of 61-80 in the total patients population. Age specificity of MRSA prevalence could be demonstrated for MRSA status on admission, but not for nosocomial cases.
Interesstingly, the male gender in total counted for 61,5% (931) cases compared to females with 38,5% (582) cases. Accordingly, prevalence rates were 1,32% to 0,82%. Gender differences were expressed as well for all age groups above 40 years as for nosocomial and cases imported to the hospital throughout the observed three year period.
The given correlation between age and MRSA prevalence showing rates above 1,5% from age groups above 60 years and the fact that anamnestic risk profiles resulted in microbiological testing of already more than 85% of these age groups we propose to perform a systematic mandatory screening of all patients above 60 years on admission. The observed gender differences require further discussion and research.
Wiederbesiedlung mit MRSA? - Ergebnisse einer Langzeitkontrolle
Rahmenthemen: nicht gewählt
W. Hoffmann1, A. Gebauer1, M. Gerlich1, J. Piegsa1, A.-K. Strohbach1, C. Schäfer1, S. Dinse1, A. Kramer21 Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health
2 Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Hygiene und Umweltmedizin
Hintergrund
Ziel des Verbundprojektes HICARE (Health, Innovative Care & Regional Economy) war es, der Ausbreitung von multiresistenten Erregern (MRE) in der Gesundheitsregion Ostseeküste durch wirkungsvolle, standardisierte und transferierbare Interventionsstrategien entgegenzuwirken. Im Teilprojekt HARMONIC (Harmonized Approach to Avert Multidrug-resistant Organisms and Nosocomial Infections) wurde in 6 Krankenhäusern der Gesundheitsregion neben Screening- und Präventionsstrategien für Methicillin-resistente Staphylococcus aureus-Stämme (MRSA), Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), Extended-Spectrum-Betalaktamase-Bildner (ESBL) und multiresistente Gram-negative Stäbchenbakterien (MRGN) auch ein Konzept zur nachhaltigen und ökonomischen MRSA-Sanierung implementiert und evaluiert. Hierbei wurde eine Kontrolle der Sanierung von Patienten mit bekannter MRSA-Anamnese 6 Monate später durchgeführt.
Methoden
HARMONIC war eine kontrollierte Interventionsstudie im Wartegruppendesign. In der Wartegruppe wurde das bisherige Hygieneregime zunächst über 6 Monate weitergeführt und begleitend studienrelevante Daten erhoben. In der zweiten Studienphase wurden dann die HARMONIC-Interventionsmaßnahmen implementiert und die patientenbezogene Datenerfassung über weitere 6 Monate fortgesetzt. In den Häusern der „Interventionsgruppe“ erfolgte die Einführung und Dokumentation der Interventionsmaßnahmen bereits von Beginn an. Sowohl in der Interventions- als auch Wartegruppe wurde von allen für die Studie erfassten Patienten bei Aufnahme, mit Hilfe eines Anamnesefragebogens, die Risikofaktoren bezüglich einer Besiedlung mit MRE ermittelt. Bei Vorliegen mindestens eines Risikofaktors sollte der Patient abhängig von der Art des Risikos auf verschiedene MRE gescreent werden. Bei Patienten, die während des Studienverlaufs positiv auf MRSA getestet wurden, fand bei Einwilligung 6 Monate nach Entlassung, eine Langzeitkontrolle zur Nachhaltigkeit der Sanierung statt. Hierbei wurde Abstriche an denselben Stellen wie im Krankenhaus genommen.
Ergebnisse
Von insgesamt 91 MRSA-positiv getesteten Patienten stimmten nur 20 (22%) einer Wiederkontaktierung zu. 3 der Patienten verstarben innerhalb des Studienverlaufs und ein weiterer Patient widersprach nachträglich seiner Zustimmung. Insgesamt waren 9 der 16 übrigen Patienten (56%) nach 6 Monaten erregerfrei. Dabei waren sowohl die Anzahl als auch Art der Risikofaktoren in der Stichprobe sehr heterogen verteilt, so dass bezüglich der Risikofaktoren keine unmittelbaren Rückschlüsse gezogen werden konnten. Aufgrund der Dokumentationslage war außerdem in 13 von 16 Fälle (81%) unbekannt, ob mit der Sanierungsstrategie der Intervention die Sanierung erfolgreich abgeschlossen wurde. Ursachen waren die zu geringe Zahl dokumentierter Kontrollabstriche und die Entlassung von Patienten vor Sanierungsabschluss. In 5 von 7 Fällen (71%) waren nach 6 Monaten besiedelte, chronische Wunden inzwischen verheilt oder erregerfrei. In 2 von 3 Fällen (67%), die nach Sanierungskonzept der Intervention als „nicht sanierbar“ eingestuft wurden, konnten nach 6 Monaten keine Erreger nachgewiesen werden. In beiden Fällen wurden die Sanierungsmaßnahmen mehr als 30 Tage fortgeführt.
Fazit
Annähernd 60% der vorher besiedelten Patienten waren nach 6 Monaten erregerfrei. Es hat sich hierbei gezeigt, dass eine anhaltende, konsequente Durchführung der Sanierung, auch über mehrere Wochen hinweg, noch zum Erfolg führen kann. Bei den oftmals medizinisch problematischen, chronischen Wunden konnte nach 6 Monaten sogar in über 70% der Fälle eine Erregerfreiheit nachgewiesen werden. Zum Wohl des Patienten und um die Ausbreitung von MRE einzuschränken, sollte der Versuch einer Sanierung so lange wie möglich durchgeführt werden.
Demnächst in der RKI-Liste – Wirksamkeit von Flächendesinfektionsmittel gegen C. difficile
Rahmenthemen: nicht gewählt
I. Schwebke, R. Andrich, B. Göritz, A. Mas Marques, M. Arvand1 Robert Koch-Institut, 13353 Berlin
Hintergrund
Die Mehrzahl bakteriell bedingter nosokomialer Durchfallerkrankungen werden durch den anaeroben Sporenbildner Clostridium difficile verursacht. Da an CDI erkrankte Patienten Sporen ausscheiden können und diese durch ihre hohe Stabilität mit den routinemäßigen Desinfektionsmaßnahmen nicht abgetötet werden, können sie leicht über Oberflächen und Hände weiterverbreitet werden. Sporozid wirksame Desinfektionsmittel würden es ermöglichen, die Umgebung von CDI-Patienten sicher zu desinfizieren. Bisher sind jedoch keine allgemein anerkannten Prüfmethoden für die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln gegen C. difficile publiziert, die die Auswahl wirksamer Mittel ermöglichen würden. Für einen Suspensionstest, der den ersten Schritt bei der Beurteilung von Desinfektionsmitteln darstellt, steht die Veröffentlichung der entsprechenden VAH-Methode bevor.
Material/Methoden
Im RKI wurde eine praxisnahe Methode auf der Basis des RKI-Tests für die Flächendesinfektion entwickelt. Zur Ermittlung der wirksamen Konzentrationen wurden zuerst reine Wirkstofflösungen von Peressigsäure (PES) und Glutaraldehyd auf ihre Wirksamkeit gegen C. difficile geprüft. Auf dieser Grundlage wurden aus der RKI-Liste solche Produkte ausgewählt, für die von der Konzentration und der Art der enthaltenen Wirkstoffe her eine Wirksamkeit gegen C.difficile anzunehmen ist. Verschiedene aldehydhaltge und oxidativ wirksame Desinfektionsmittel wurden entsprechend geprüft.
Ergebnisse
Reine Wirkstofflösungen ohne weitere Zusätze von PES sind in einer Konzentration von 0,5% in 15 min und von Glutaraldehyd von 1 % in 30 min wirksam. Über die Ergebnisse der Produktprüfungen wird im Vortrag berichtet.
Fazit
Die modifiziert RKI-Methode bildet zusammen mit der VAH-Methode die Grundlage für die Aufnahme von Produkten in die RKI-Liste für die neue Rubrik "wirksam gegen C. difficile". Flächendesinfektionsmittel, deren Wirksamkeit gegen C. difficile auf der Basis der o.a. Prüfungen nachgewiesen wurde, werden zukünftig in der RKI-Liste aufgeführt.
Empfehlung zur Auswahl viruzider Desinfektionsmittel – aktuelle Stellungnahme des Arbeitskreises Viruzidie beim RKI
Rahmenthemen: nicht gewählt
I. Schwebke1, M. Eggers2, J. Gebel3, B. Geisel4, H. F. Rabenau5, I. Rapp6, B. Sachs7, J. Steinmann8, M. Arvand11 Robert Koch-Institut, Berlin, 2 Labor Enders & Partner, Stuttgart, 3 Universität Bonn, Bonn, Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit, Bonn 4 Landesgesundheitsamt Baden-Würtemberg, Stuttgart, 5 Universität Frankfurt/Main, Institut für Med. Virologie, Frankfurt/M, 6 Labor Dr. Merck &Kollegen GmbH, Ochsenhausen, 7 Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bonn, 8 Dr. Brill + Partner GmbH Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Bremen
In dem Arbeitskreis Viruzidie beim RKI sind Mitglieder aus Gremien, die sich mit der Virus-Wirksamkeit von chemischen Desinfektionsmitteln befassen wie DVV, VAH und DIN, tätig. Ferner arbeiten Vertreter des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte und des öffentlichen Gesundheitsdienstes in diesem Arbeitskreis mit.
Die erste Stellungnahme dieses Arbeitskreises aus dem Jahr 2004 bildete die Grundlage der einheitlichen Deklaration der Wirksamkeit von chemischen Desinfektionsmitteln gegenüber humanpathogenen Viren. Diese zweite Stellungnahme berücksichtigt die Entwicklung der letzten 11 Jahre und stellt den aktuellen Kenntnisstand dar. Die wichtigste Neuerung besteht in der Präzisierung der viruziden Wirkungsbereiche. Beibehalten werden die beiden bekannten Wirkungsbereiche begrenzt viruzid und viruzid in ihren bisherigen Definitionen. Da aber die Stabilität der verschiedenen, unbehüllten Viren sehr unterschiedlich ist und eine umfassende Viruzidie auf der Basis der Prüfung mit Parvoviren insbesondere im praxisnahen Test nur von wenigen Wirkstoffen erreicht werden kann, wurde ein weiterer Wirkungsbereich "begrenzt viruzid PLUS" festgelegt. Dieser Bereich umfasst neben den behüllten Viren auch die weniger stabilen unbehüllten Viren wie Noro-, Rota- und Adenoviren. Die zugehörigen Prüfviren wurden bereits in der Vergangenheit für die Auslobung einer Wirksamkeit gegenüber Noroviren festgelegt. Weiterhin empfiehlt der Arbeitskreis, die in Deutschland schon etablierten Prüfviren BVDV und Polyomavirus SV40 zusätzlich zu den in europäischen Normen vorgeschriebenen Viren beizubehalten. Die neue Stellungnahme beinhaltet ferner detaillierte Angaben zu geeigneten Prüfmethoden und Desinfektionsmittellisten.
Praxisnahe Untersuchungen zur Viruzidie bei der Aufbereitung von Ultraschallsonden
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. Steinmann, L. Henningsen, B. Becker, B. Bischoff, F. H. H. BrillDr. Brill + Partner GmbH Institut für Hygiene und Mikrobiologie, D-28259 Bremen, Norderoog 2
Entsprechend der KRINKO/BfArM-Empfehlung 2012 wird für die Aufbereitung semikritischer Medizinprodukte der Klasse 2b ein viruzides Verfahren gefordert. Folglich sind viruzide Desinfektionsverfahren/-mittel zu verwenden, die auf Grundlage der DVV/RKI-Leitlinie im quantitativen Suspensionsversuch begutachtet worden sind. Viruzid wirksam beinhaltet dabei eine umfassende Wirksamkeit gegenüber den unbehüllten und behüllten Viren. Für die Aufbereitung von vaginalen Ultraschallsonden ist die Inaktivierung der humanen Papillomaviren (HPV) von besonderer Bedeutung, um eine Transmission dieser Erreger zu verhindern.
Ultraschallsonden werden bekanntlich manuell oder maschinell aufbereitet. Offen ist jedoch die Frage, ob mit den Ergebnissen des quantitativen Suspensionsversuches eine valide Aussage über die Leistungsfähigkeit der eingesetzten Produkte bei der jeweiligen Aufbereitung getroffen werden kann.
Für die Überprüfung der manuellen Aufbereitung sind 4 verschiedene Tücher und vergleichbare Tränklösungen mit bekannten Auslobungen zur Viruswirksamkeit gemäß Leitlinie von DVV/RKI in einem 4-Felder Test in Anlehnung an DIN EN 16615 auf Wirksamkeit gegenüber dem Polyomavirus SV40 Stamm 777 als Surrogat für HPV getestet worden. Nach Herstellerangaben besitzen 2 der gebrauchsfertigen Tücher eine viruzide Auslobung nach der DVV/RKI-Leitlinie, 2 der Tücher sind begrenzt viruzid wirksam. Die Überprüfung der maschinellen Aufbereitung wurde stufenweise mit dem quantitativen Suspensionsversuch von DVV/RKI, dem Carriertest gemäß Leitlinie DVV 2012 und einem Keimträgertest im Desinfektionsgerät mit Adeno-, Noro- und Parvovirus vorgenommen.
Im 4-Felder Test konnte mit 3 Tüchern (Wirkstoffgehalt basierend auf PAA (1) und QAV (2)) sowie mit 3 Tränklösungen mit vergleichbaren Wirkstoffen eine 4 log Reduktion (Inaktivierung 99,99 %) des Virustiters auf Feld 1 gezeigt werden. Ein gebrauchsfertiges Tuch und eine vergleichbare Tränklösung basierend auf 70% iso-Propanol waren im 4-Felder Test nicht ausreichend wirksam.
Mit einem H2O2-basiertes Desinfektionsgerät für Ultraschallsonden konnte eine ausreichende Wirksamkeit (4 log Stufen) gegenüber Adeno-, Noro- und Parvoviren im Gerät erreicht werden, gleichbedeutend mit einer „high level“ Viruzidie, nachdem auch die übrigen, vorausgegangenen Verfahren mit der Sprühlösung eine ausreichende Wirksamkeit gegenüber den jeweiligen Prüfviren gezeigt hatten.
Unsere Untersuchungen demonstrieren, dass die Aufbereitung von Ultraschallsonden über den quantitativen Suspensionsversuch hinaus auch mit praxisnahen Verfahren hinsichtlich ihrer Viruzidie geprüft werden kann. Dies sollte aus Sicht der Autoren in Zukunft bei der viruziden Wirksamkeitsbewertung manueller und maschineller Aufbereitungsverfahren von Ultraschallsonden berücksichtigt werden.
Evaluation of sampling locations in pregnant women and newborns for the detection of colonization with antibiotic resistant bacteria
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Zamfir1, S. Kolb1,5, C. Herr1, L. Schomacher1 , A. C. Adler2, A. Dammeyer1, B. Karlin3, M. Franitza4, S. Hörmansdorfer1, C. Tuschak1, G.Valenza1, U. Ochmann51Bavarian Health and Food Safety Authority, Munich; 2Bavarian State Ministry of Health and Care, Munich; 3Rotkreuzklinikum Munich, Women’s Clinic; 4Klinikum Augsburg, Women’s Clinic; 5Institute of occupational, social and environmental health, Clinic of the University of Munich, Munich
Background
Up to now, little is known about the prevalence and clinical relevance of colonization of asymptomatic pregnant women (PW) with Staphylococcus aureus (SA), community or hospital acquired Methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA) or Extended-Spectrum ß-lactamase (ESBL) producing Escherichia coli. The objective of this two center longitudinal prospective study was to assess data concerning prevalence, spreading from PW to newborns (NB) and predictors for colonization. Additionally, we evaluated the performance and importance of screening different locations for colonization in PW and NB.
Materials and Methods
Between Oct. 2013 and Dec. 2015, PW from Munich and Augsburg participated voluntarily in this study. Swabs (eSwabs™ with Liquid Amies, COPAN) were collected from the mammillae, nares, perianal and vaginal area of PW. For NB, the nares and umbilical area were sampled at birth and the nares, perianal and umbilical area 3 days after.
Samples were inoculated on Columbia-Sheep Blood Agar (Oxoid), ChromID™ MRSA Agar (BioMérieux), Contrast™ MRSA Broth (Oxoid) and CHROMagar™ ESBL (Mast). Confirmation of positive results was done by Spa-typing and antibiotic resistance profiling. Data analysis was done using SAS 9.2.
Results
A total of 5787 samples were collected from 763 PW and 656 NB. SA colonization was 14.8% in PW (MRSA: 0.4%), 1.7% in NB at birth (MRSA: 0%) and 13% in 3-day-old NB (MRSA: 0.6%). The prevalence of ESBL-producing E. coli in PW, NB at birth and 3-day-old NB was 2.6%, 0.05% and 3.2%, respectively.
Nasal sampling identified 88% of SA colonized PW and 61% of 3-day-old NB. A combination of nasal and perianal sampling increased the sensitivity to 92% in PW. In 3-day-old NB, nasal and umbilical sampling would discover 90% of SA colonized cases. For ESBL-producing E. coli, the perianal region tested positive in all colonized PW and 88% of colonized 3-day-old NB. Combining perianal and nasal sampling resulted in 94% discovery in 3-day-old NB. 7% of SA colonized NB were positive only in samples collected at birth. No additional MRSA or ESBL-producing E. coli colonized NB were identified by screening at birth.
When screening for MRSA, the Contrast™ Broth correctly identified all the positive cases. However, a combination of sheep blood agar and broth had the highest sensitivity of 98% and a specificity of 93%, when screening for SA.
Conclusion
Combining nasal and perianal swabs is optimal when screening for potential antibiotic resistant bacteria in PW. Although the nose remains the most important screening site in SA colonized 3-day-old NB, the addition of anal and umbilical samples should be considered for increased discovery in low prevalence populations. The small number of cases found in NB at birth and increased prevalence after 3 days indicates that there are not enough bacteria to be detected by swabbing directly after birth or colonization occurs at a later date. Screening perianal samples for ESBL-producing E. coli is sufficient for PW, but in NB this can be improved by screening both perianal and nasal areas. We conclude that multiple sampling locations are necessary for the detection of potential antibiotic resistant bacteria in PW and NB.
Hygieneanforderungen im Zusammenhang mit der spezifischen Situation der Asylbewerber am Beispiel Noroviren und Scabies
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. Höller1, N. Ackermann2, M. Hoch2, S. Hörmansdorfer2, V. Lehner-Reindl1, F. Pürner21 Sachgebiet Hygiene, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim und Erlangen; 2 Sachgebiet Infektiologie, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
Die Masseneinreise von Asylbewerbern hat nicht nur in Bayern die Gesundheitsbehörden in Bezug auf Infektionsschutzmaßnahmen vor große Probleme gestellt, sei es beim Transport von Infizierten oder Ansteckungsverdächtigen, beim Umgang mit ihnen bei der Registrierung und Erstuntersuchung oder bei ihrer Unterbringung in Unterkünften, die den Anforderungen an Gemeinschaftsunterkünfte nicht in allen Punkten entsprechen.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat durch Handreichungen für die Gesundheitsämter und andere Behörden, für die Hilfsorganisationen und Leiter von Einrichtungen pragmatische Hilfestellung gegeben. Am Beispiel Scabies und Noroviren sollen die wichtigsten Punkte dargestellt und die Schwierigkeiten, die sich vor Ort durch die Umsetzung ergeben, diskutiert werden.
Monitoring der Flächenreinigung mittels ATP-Messung
Rahmenthemen: nicht gewählt
N. Parohl1, V. Niephaus2, S. Heiligtag3, R. Hackler3, H. Reuter3, E. Blatt-Yalcindag4, B. Ross4, W. Popp11 HyKoMed GmbH, Dortmund; 2 Essen; 3 3M Deutschland GmbH, Neuss; 4 Krankenhaushygiene Universitätsklinikum Essen, Essen
Neben der Händedesinfektion steht die Flächendesinfektion im Fokus von Diskussionen, insbesondere wenn es um die Übertragung von Erregern oder um Ausbruchssituationen geht. Patientenbeschwerden in Krankenhäusern zielen daneben genauso wie die Vorwürfe der Presse häufig auf eine unzureichende Reinigung ab.
Im Rahmen einer 3-phasigen Studie soll untersucht werden, ob die Messung von ATP als Indikator für die Reinigungsleistung im Klinikalltag eingesetzt werden kann. Hierzu wird das 3M™ Clean-Trace™ System eingesetzt, mit dem auf einer Oberfläche von jeweils 16cm2 die Belastung mit ATP in RLU gemessen wird.
In der 1. Projektphase wurde zunächst der Verschmutzungsgrad im Tagesverlauf sowie das Kontaminationsniveau auf verschiedenen Oberflächen vor, direkt nach sowie 5h nach der Reinigung auf einer Normalstation ermittelt. Im Ergebnis zeigte sich, dass – wie erwartet – eine Abnahme der RLU-Werte nach der Reinigung und eine Zunahme im Tagesverlauf zu verzeichnen ist. Daneben konnten Oberflächen mit erhöhter Kontamination sowie der Einfluss der Zimmerbelegung detektiert werden. Unterschiede in der Reinigungsqualität verschiedener Reinigungskräfte konnten hingegen nicht beobachtet werden.
Für den zweiten Projektteil wurden in einer Beobachtungsphase, aufbauend auf den Ergebnissen des 1. Teils, Bereiche mit unterschiedlichen Nutzungsintensitäten, Reinigungsintervallen und baulichen Gegebenheiten festgelegt, in denen erneut definierte Kontrollpunkte untersucht wurden. Es wurden 5 Bereiche des Universitätsklinikums Essen ausgewählt, in denen Abstriche auf jeweils 5 Oberflächen nur noch direkt nach der Reinigung sowie 5h nach der ersten Untersuchung durchgeführt wurden.
Die Ergebnisse der Phase 2 zeigen Unterschiede im Verschmutzungsniveau und Kontaminationsanstieg der untersuchten Stationen Bereiche, Flächen und Materialien. Sie lassen damit erste Rückschlüsse auf die Notwendigkeit zusätzlicher Reinigung und Änderungen des Reinigungsregimes sowie der beprobten Materialien zu.
Die Ergebnisse der 1. und 2. Phase sollen nun genutzt werden, um in Phase 3, der Interventionsphase, zu erfassen, in wie weit zusätzliche Reinigung im Tagesverlauf einen Einfluss auf die Gesamtbelastung oder den Anstieg des Kontaminationsniveaus hat.
Aus den in dieser Phase gewonnen Daten erwarten wir konkrete Erkenntnisse hinsichtlich des Reinigungsintervalls für bestimmte hoch kontaminierte oder schlecht zu reinigende Oberflächen gemacht werden.
Im weiteren Verlauf könnte die ATP-Messung auch zu Schulungszwecken für die Reinigungskräfte sowie deren Eigenkontrolle oder eine Überwachung durch die Vorarbeiter genutzt werden.
Finanzierung der Studie durch 3M Deutschland GmbH, Neuss
Früh-Reha: gutes Gelingen trotz MRE
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. LyraSchön Klinik München Schwabing
Hintergrund:
Systematische Screenings aller zu Früh-Reha an unserer 157 Betten Neurorahbilitations Klinik zeigt das ca. 25% aller aufgenommenen Patienten bereits bei Aufnahme in die Einrichtung mit MRE (MRSA, VRE, 3 oder 4 MRGN) kolonisiert sind .
Ziel unserer Klinik ist es, trotz bekannter Kolonisation, bei bestmöglicher Therapie, eine Übertragung der MRE zu verhindern.
Maßnahme:
Alle Früh-Reha Patienten werden bei Aufnahme MRSA (gem. KRINKO); 3 und 4 MRGN (gem. KRINKO) und VRE gescreent. Eine Kontrolle erfolgt nach Absetzen einer ggf. mitgebrachten antibibiotischen Therapie.
Darüber hinaus werden 1mal monatlich Prävalenzscreenings (analog Aufnahmescreening) durchgeführt.
Auf Grund der im Patientengut häufig nachgewiesenen MRE wurden die Maßnahmen der Basishygiene erweitert, z.B. Tragen flüssigkeitsdichter Plastikschürze bereits bei Betreten des Patientenzimmers und bei jeglicher Therapie, Tragen langarmiger Schutzkittel bei jedem Kontakt zu tracheotomierten Patienten.
Isolierung im Einzelzimmer wird für Patienten mit Nachweis von MRSA, VRE oder 4MRGN durchgeführt, wobei Therapiemöglichkeiten auch außerhalb des Patientenzimmers unter Beachtung hygienischer Vorgaben und unter Berücksichtigung das Risikoprofil des Patienten bestehen.
Nur bei nicht führbaren MRE Patienten muß eine Therapie außerhalb des Patientenzimmers ausgeschlossen werden. Alle Maßnahmen werden in allen betroffenen Abteilungen mindestens jährlich mit abteilungsadaptierten Inhalten geschult.
Ergebnis:
Die konsequente Umsetzung der Basishygiene erscheint effektiv, dient dem besseren Schutz aller Patienten und Mitarbeiter vor Keimübertragungen und reduziert und vereinfacht die Isolierung.
Fazit:
Die bestehende Therapieoption trotz Isolierung ermöglicht das Erreichen der Therapieziele, erhöht die Patientencompliance und –zufriedenheit und unterstützt die Arbeit der Therapeuten.
Prüfung von desinfizierenden Waschverfahren auf Wirksamkeit: Anforderungen an Bioindikatoren
Rahmenthemen: nicht gewählt
H. Mucha, A. Gerhardts, D. HöferHohenstein Institut für Textilinnovation gGmbH, Bönnigheim
Hintergrund: Die bakterizide Wirksamkeit desinfizierender Waschverfahren wird in der Praxis durch Biomonitoring mit Bioindikatoren überwacht, die mit Staphylococcus aureus und Enterococcus faecium beladen sind. Nach aktuellen Vorgaben des VAH soll die Konstruktion der Bioindikatoren den Anforderungen und Methoden zur VAH-Zertifizierung chemischer Desinfektionsverfahren entsprechen. Dies bedeutet, dass Bioindikatoren, die in einer semipermeablen Membran eingeschlossen sind, nicht für das Biomonitoring geeignet sind. Die Reduktion nach Desinfektion soll mindestens 7 log10-Stufen betragen.
Zur Prüfung von desinfizierenden Waschverfahren auf Wirksamkeit wurden Bioindikatoren unterschiedlicher Konstruktionen in exemplarischen Vergleichsuntersuchungen in Wäschereien eingesetzt. Zusätzlich wurden mit Sporen und Viren beladene Bioindikatoren in der Praxis erprobt.
Material/Methode: Die Bioindikatoren wurden nach den Methoden 17.1 des VAH hergestellt. Staphylococcus aureus und Enterococcus faecium wurden mit >107 KBE je Prüfkörper beaufschlagt. Für Untersuchungen im Wirkungsbereich C wurden Sporensuspensionen von Bacillus atrophaeus ATCC 9372 (SIMICON GmbH, München) verwendet. Die Beladung je Prüfkörper betrug >105 Sporen in Blut. Zur Prüfung im Wirkungsbereich B wurden MS2 Phagen (ATCC 15597-B1) mit einer Beladung von >108 PFU in künstlichem Kot eingesetzt. Die Bioindikatoren wurden in Netzen mit der Schmutzwäsche in die Waschschleudermaschine bzw. Taktwaschanlage eingebracht und verschiedenen RKI-gelisteten desinfizierenden Waschverfahren unterzogen. Nach Prozess-Ende wurden die Bioindikatoren aus der Feuchtwäsche entnommen, in Neutralisationsmittel überführt und im mikrobiologischen Labor ausgewertet.
Ergebnisse: Die Vergleichsuntersuchungen zeigten qualitative Unterschiede zwischen den Bioindikatoren unterschiedlicher Herkunft und Konstruktion. Die Bioindikatoren für die Sporen- und Viruswirksamkeit erwiesen sich in der praktischen Anwendung als geeignet. Die Ergebnisse aus der Praxis korrespondierten gut mit Suspensionsversuchen im Labor.
Fazit: Die Ergebnisse bestätigen grundsätzlich die methodische Vorgehensweise bei der Herstellung und Konstruktion von Bioindikatoren. Bioindikatoren für die Untersuchung der Sporenwirksamkeit und Viruswirksamkeit haben sich in ersten Phase 3-Versuchen in der Praxis bewährt. Weitere Untersuchungen, z.B. Ringversuche mit anderen Instituten/Forschungseinrichtungen wären wichtig zur Validierung dieser Bioindikatoren. Ebenso wären vergleichende Untersuchungen mit normativen Teststämmen und mehreren Instituten unerlässlich.
Hygienesituation in den Entbindungsstationen, bzw. Kreißsälen bayerischer Krankenhäuser – gibt es Optimierungsbedarf?
Rahmenthemen: nicht gewählt
U. Kandler1, C. Ertl1, N. Grundmann1, S. Kolb1, V. Lehner-Reindl1, S. Nickel1, A. Schreff2, E. Tomasic1, G. Valenza1, C.Höller11Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen;
2Regierung von Niederbayern, Landshut
Einleitung: Schwangerschaft ist keine Erkrankung, die unkomplizierte Entbindung keine Operation. Trotzdem sind während der Geburt die Einhaltung der Standardhygienemaßnahmen, die Beachtung spezieller Regeln im Umgang mit Medizinprodukten und Medizintechnik sowie die adäquate Desinfektion und Antiseptik essentiell.
Die betrieblich-organisatorischen und baulich--funktionellen Anforderungen dieses Bereiches wurden im Jahr 2013 von den Gesundheitsämtern hinsichtlich ihrer Ausstattung und Standards in Bezug auf Hygiene überprüft.
Methode: Die bayerischen Gesundheitsämter wurden im Jahr 2013 gebeten, im Rahmen ihres jährlichen Schwerpunktprogramms Entbindungseinrichtungen der Krankenhäuser ihres Zuständigkeitsbereichs zu begehen. Vorab wurde vom Sachgebiet Hygiene des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine Checkliste erarbeitet, die zum einen den Ablauf der Begehungen standardisieren sollte und zum anderen der einheitlichen Dokumentation der Begehungsergebnisse dienen sollte. Die Checkliste beinhaltet neben der Überprüfung des baulich- funktionellen Konzepts auch die Erfassung der Hygieneorganisation und Fragen zum Umgang mit krankenhaushygienisch relevanten Erregern.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 114 Entbindungseinrichtungen bzw. Kreißsäle in bayerischen Krankenhäusern begangen. Die wesentlichen Ergebnisse der Begehungen werden zurzeit ausgewertet und sollen im Rahmen des Vortrags vorgestellt werden.
Hygienesituation in den Notaufnahmen bayerischer Krankenhäuser: gibt es einen Optimierungsbedarf?
Rahmenthemen: nicht gewählt
V. Lehner-Reindl1, C. Ertl1, N. Grundmann1, U. Kandler1, S. Kolb1, S. Nickel1, E. Tomasic1, A. Schreff2, G. Valenza1, C. Höller11Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen;
2Regierung von Niederbayern
Hintergrund:
Zentrale Notaufnahmen dienen durch ihre spezifische Ausstattung wie auch durch ihre exponierte Lage als erste Anlaufstelle einer Klinik, um eine möglichst schnelle und effiziente Untersuchung, Behandlung und Weiterleitung von Notfallpatienten gewährleisten zu können.
Die funktionellen und baulichen Anforderungen werden durch die an sie gestellten Aufgaben und auch durch die Ausstattung des Krankenhauses an sich bestimmt. Da gerade bei lebenserhaltenden Maßnahmen in einer Notfallsituation die Regeln der Infektionshygiene nicht immer vollständig eingehalten werden können, kann die Gefahr der Erregerübertragung in diesem Bereich größer sein als in anderen Bereichen eines Krankenhauses. Daher ist die Einhaltung von allgemeinen hygienischen Anforderungen sowie von speziellen funktionell-baulichen Reglements von entscheidender Bedeutung.
Methode:
Im Jahr 2013 wurden die bayerischen Gesundheitsämter gebeten, im Rahmen ihres jährlichen Schwerpunktprogramms die Notaufnahmen aller bayerischen Krankenhäuser in ihrem Zuständigkeitsbereich zu begehen und hinsichtlich ihrer Ausstattung und Standards in Bezug auf Hygiene zu überprüfen. Dazu wurde eine spezifische Checkliste verwendet, welche vom Sachgebiet Hygiene des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erarbeitet wurde. Die Checkliste beinhaltet neben der Übherprüfung des baulich-funktionellen Konzeptes auch die Erfassung der Hygieneorganisation sowie Fragen zum Umgang mit krankenhaushygienisch relevanten Erregern.
Ergebnisse:
Es wurden insgesamt 225 Notaufnahmen begangen. Die Checklisten werden derzeit am LGL ausgewertet, über die wesentlichen Ergebnisse wird berichtet.
Meldepflicht für Carbapenem-resistente gramnegative Erreger in Hessen, 2012-2015
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. M. Hauri1, M. Kaase2, K.-P. Hunfeld3, P. Heinmüller1, C. Imirzalioglu4, T. A. Wichelhaus5, U. Heudorf6, J. Bremer7, A. Wirtz81: Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Dillenburg
2: Nationales Referenzzentrum NRZ für gramnegative Krankenhauserreger, Abteilung für Medizinische Mikrobiologie der Ruhr-Uni, Bochum
3: Zentralinstitut für Labormedizin, Mikrobiologie & Krankenhaushygiene, Krankenhaus Nordwest, Frankfurt am Main
4: Institut für Medizinische Mikrobiologie, Justus-Liebig Universität Giessen und Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Standort Giessen-Marburg-Langen, Campus Gießen, Gießen
5: Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Klinikum der Goethe-Universität, Frankfurt am Main
6: Gesundheitsamt Frankfurt, Frankfurt am Main
7: Gesundheitsamt Gießen, Gießen
8: Hessisches Sozialministerium, Wiesbaden
Hintergrund
Carbapeneme sind wichtige Antibiotika für die Behandlung von Infektionen durch multiresistente gramnegative Erreger. Carbapenem-resistente gramnegative Erreger werden als Public Health-Bedrohung betrachtet. In Hessen wurde mit einer Verordnung über die Ausdehnung der Meldepflicht vom 29. November 2011 eine Meldepflicht für den Nachweis gramnegativer Erreger mit erworbener Carbapenem-Resistenz eingeführt.
Methoden
Meldepflichtig sind der Nachweis einer Carbapenemase-Determinante, von 4MRGN Enterobacteriaceae und 4MRGN Acinetobacter baumannii aus allen Patientenmaterialien und der Nachweis von 4MRGN Pseudomonas aeruginosa aus Blut und Liquor. Ausgewertet wurden an das Hessische Landesuntersuchungs- und Prüfungssamt übermittelte Meldungen mit Stand 1. Dezember 2015. Meldungen von 135 Patienten, deren Erstnachweise im Rahmen der Untersuchung eines lebensmittelbedingten nosokomialen Ausbruchs erfolgten, wurden in der Auswertung nicht berücksichtigt.
Ergebnisse
Vom 1. Januar 2012 bis zum 30. November 2014 wurden 1172 Meldungen übermittelt. Diese Meldungen betrafen 965 Patienten und 1060 Erstmeldungen einer Spezies für einen Patienten. Von den 1060 Erstmeldungen wurden 143 (13,5%) in 2012 gemeldet, 232 (21,9%) in 2013, 303 (28,6%) in 2014 und 382 (36,0%) in 2015. Die am häufigsten gemeldete Spezies war Klebsiella pneumoniae (283 Erstmeldungen, 26,7% aller Erstmeldungen), gefolgt von Acinetobacter baumannii complex (264 Meldungen, 24,9%), Enterobacter spp. (168 Meldungen, 15,9%) und Escherichia coli (136 Meldungen, 12,8%). In 379 (35,8 %) der 1060 Isolate erfolgte der Nachweis einer Carbapenemase. Der Anteil der Patienten mit Wohnort im Ausland betrug 14,5% in 2012, 12,8% in 2013, 12,7% in 2014 und 11,7% in 2015. Für 550 (65,2%) Patienten mit Wohnsitz in Deutschland lagen Informationen zu Auslandsreisen in den 12 Monaten vor Erstmeldung vor. Von diesen hatten in 2012 31,8% eine Auslandsreise unternommen, 33,0% in 2013, 25,7% in 2014 und 24,2% in 2015.
Fazit
Seit Einführung der Meldepflicht für Carbapenem-resistente gramnegative Erreger in Hessen stieg die Anzahl der Meldungen von Jahr zu Jahr, während der Anteil der Patienten mit Wohnort im Ausland oder Auslandsreisen zurück ging. Diese Veränderungen können das Ergebnis sein: einer sukzessiven Etablierung der Meldepflicht, einer breiteren Umsetzung von Screening-Empfehlungen und/oder zunehmender autochthoner Übertragungen.
MEracL: Ambulante MRSA-Sanierung bei Patienten mit chronischen Wunden – klinische und gesundheitsökonomische Ergebnisse
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Schwendler1, R. Begunk2, F. Claus3, C. Hübner1, K. Dittmann2, F. Wilke2, N.-O. Hübner2,4, A. Kramer21 Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald; 2 Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald; 3 Lehrstuhl für Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald; 4 IMD, Greifswald
Hintergrund: Patienten mit chronischen Wunden sind Risikopatienten für den Erwerb multiresistenter Erreger und insbesondere für MRSA. Durch eine erfolgreiche Eradikationstherapie können nachweislich die medizinischen und ökonomischen Folgen der Wundheilungsstörung vermindert werden. Die MEracL-Studie untersuchte die Durchführbarkeit und den Erfolg einer ambulanten MRSA-Dekolonisierung. Studienbegleitend wurde der personelle und materielle Mehraufwand in der Arztpraxis ermittelt sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten mit einer chronischen Wunde erhoben.
Material/Methode: Die MEracL-Studie, eine prospektiv kontrollierte Kohortenstudie, wurde von Juni 2012 bis Mai 2015 im Ärztenetzwerk HaffNet und in drei ambulanten Spezialsprechstunden regionaler Kliniken durchgeführt. Die chronischen Wundpatienten wurden bei Studieneinschluss auf MRSA gescreent und bei positivem Befund einem standardisierten Sanierungsschema unterzogen. Die Dokumentation erfolgte in einer speziellen Wundsoftware. Zusätzlich wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Studieneinschluss sowie nach 4 Wochen anhand des SF-12 erhoben.
Ergebnisse: Die Daten von 78 Probanden (davon waren 26 MRSA-positiv) wurden in die Analyse einbezogen. Die spa-Typisierung zeigte ausnahmslos HA-MRSA. Bei MRSA-positiven Patienten konnte eine Einschränkung der psychischen und physischen Dimension der Gesundheit belegt werden. Die durchgeführten Eradikationen verliefen erfolgreich mit einer Sanierungsrate von 63 %. Durch Screening, Sanierungsbehandlung und Kontrollabstriche entstanden zusätzliche Personal- und Materialkosten, die in der Studie erstmals empirisch erfasst wurden. Die gegenüberzustellenden Erlöse aus der vertragsärztlichen Verrechnung der Leistungen zur MRSA-Diagnose und ambulanten Eradikationstherapie deckten unter den getroffenen Annahmen diese kalkulierten Aufwendungen nicht vollständig.
Fazit: Die Studie zeigte, dass bei MRSA-positiven Patienten mit chronischen Wunden eine effektive Dekolonisierung im ambulanten Sektor erzielt werden kann. Der Sanierungserfolg wird durch unterschiedliche Faktoren der Prozessbeteiligten beeinflusst. Die klinischen und ökonomischen Studienergebnisse sind Grundlage für weitere wissenschaftliche Forschungen und Diskussionen, um eine effektive und effiziente Behandlung der Patienten in der ambulanten Versorgung zu sichern.
Anmerkung: Die Studie war Teil des Verbundprojektes HICARE – Aktionsbündnis gegen multiresistente Bakterien, welches von Mai 2011 bis zum Dezember 2015 vom BMBF und dem Land Mecklenburg-Vorpommern gefördert wurde.
Evaluierung der Verordnung von Antibiotika bei Zahnärzten in Mecklenburg-Vorpommern - die RELEVANZ-Studie
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Tellez Sanz1, N.-O. Hübner1,2, A. Kramer11 Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald; 2 Institut für Medizinische Diagnostik, Greifswald
Hintergrund: Antibiotika stellen einen unverzichtbaren Teil in der Therapie von Infektionskrankheiten in der Zahnmedizin dar. Die Verschreibung erfolgt zumeist in Form einer kalkulierten Antibiotikatherapie [1], um einen Therapieverzug zu vermeiden. Der gezielte Einsatz nach mikrobiologischer Diagnostik ist die Ausnahme [1]. Laut dem „Bericht über den Antibiotikaverbrauch und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland, GERMAP“ von 2008 wird in Bezug auf die Verordnung von Antibiotika in der Zahnmedizin erwähnt, dass die zahnärztlichen Kollegen die 4. Stelle aller medizinischen Fachgruppen einnehmen. Der Anteil aller zahnärztlichen Verordnungen am Gesamtvolumen in der Antibiotikatherapie beträgt in Norddeutschland 7,8 % [2]. Es werden vor allem Clindamycin (57 %), Amoxicillin (23,5 %) und Penicillin V (12,2 %) als Antibiotika erster Wahl verschrieben [3]. Um die Datenbasis zum Verschreibungsverhalten zu erweitern, wurde eine Befragung unter ZahnärztInnen in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt.
Material/ Methode Es handelt sich um eine anonyme deskriptive Querschnittsstudie, bei der im März dieses Jahres insgesamt 1.470 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Mecklenburg-Vorpommern angeschrieben wurden, um mit Hilfe eines Fragebogens das Verordnungsvolumen nach DDD (Defined Daily Dose) zu evaluieren.
Ergebnisse:
Insgesamt konnte ein Rücklauf von 36,26 % verzeichnet werden. Die Studienteilnehmer rekrutierten sich zum überwiegenden Teil aus dem vertragsärztlichen Sektor. 323 (61 %) waren weibliche Studienteilnehmer, 209 (39 %) waren männlich. Das durchschnittliche Alter der StudienteilnehmerInnen betrug 50,2 Jahre.
Mit einer Verordnungshäufigkeit von 1-3 Verordnungen pro Woche wurden die Daten aus der nationalen und internationalen Literatur bestätigt. Bei der Diagnose Odontogene Infektion setzt die überwiegende Mehrheit der Zahnärzteschaft aus Mecklenburg-Vorpommern mit 69 % das Antibiotikum Clindamycin ein. 36 % verordnen Amoxicillin. Bei Vorliegen einer Totalen Endoprothese mit gleichzeitiger Immunsuppression sollte bei der potenziellen Gefahr einer hohen Bakteriämie infolge der zahnärztlichen Behandlung antibiotisch abgeschirmt werden [4]. Jedoch wurde diese Empfehlung von nur 33 % der befragten ZahnärztInnen in MV in die Praxis umgesetzt.
Fazit: Diese Studie sollte als Pilotstudie einen ersten Eindruck über die aktuelle Lage bezogen auf eine Region vermitteln und für dieses Thema sensibilisieren. Im Ergebnis zeigen sich Diskrepanzen zwischen den Empfehlungen der Fachgesellschaften, dem tatsächlich praktizierten Verschreibungsverhalten und dem Gefühl der Informiertheit zu dieser Thematik. ZahnärztInnen müssen aus diesem Grund in der Diskussion über das Antibiotikaverschreibungsverhalten in der Humanmedizin verstärkt einbezogen werden, um auch in der Zahnmedizin Interventionsmaßnahmen zur Reduzierung der Verordnungen von Antibiotika umzusetzen und eine individuelle Anpassung bei der Indikationsstellung bezüglich eingesetzter Substanzklasse, Dosis und Verschreibungsdauer zu erreichen.
[1] Czarnecki C, Untersuchungen zur Antibiotikaresistenz anaerober Bakterien als Erreger dentogener Infektionen (Dissertation). Friedrich-Schiller-Universität Jena 2013
[2] Halling F., Zahnärztliche Antibiotikaverordnungen – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Zahnärztl Mitt 2010. 100:50–55.
[3] von Lübcke J, Evaluation der Rezeptierung von Antibiotika bei niedergelassenen Zahnärzten in Norddeutschland (Dissertation). University of Hamburg 2009.
[4] American dental association, American academy of orthopaedic surgeons: Antibiotic prophylaxis for dental patients with total joint replacements. J Am Dent Assoc 134, 895–899 (2003)
Vorkommen von MRSA und ESBL-bildenden E. coli in landwirtschaftlichen Nutztieren und Mitarbeitern in Mecklenburg-Vorpommern
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. Dahms1, N.-O. Hübner1,2, C. Cuny3, A. Kossow4, A. Mellmann4, K. Dittmann1, A. Kramer11 Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald; 2 IMD, Greifswald; 3 Robert-Koch Institut, Fachgebiet Angewandte Infektions- und Krankenhaushygiene, Wernigerode; 4 Institut für Hygiene, Universitätsklinikum Münster
Hintergrund: Das Auftreten von MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) sowie ESBL (Extended Spectrum β-Lactamasen)-bildenden E. coli bei Nutztieren und Landwirten stellt ein immer größer werdendes Problem in der deutschen Landwirtschaft dar. Bei Erstuntersuchungen von schweinehaltenden Betrieben und Landwirten fiel der hohe Anteil von LA-MRSA (Livestock-Associated MRSA) auf.
Auch ESBL-bildende Bakterien, welche immer häufiger in landwirtschaftlichen Nutztieren zu finden sind; weisen vermutlich ein hohes zoonotisches Potential auf. Die PROMT-Studie sollte die aktuelle Prävalenz dieser multiresistenten Erreger (MRE) bei Landwirten und Nutztieren in Mecklenburg-Vorpommern aufzeigen und zur Abschätzung des Transmissionsrisikos von MRE zwischen Mensch und Tier dienen.
Material/Methode: 17 Schweine-, 11 Rinder- und sechs Geflügelbetriebe (vier Hühnermastbetriebe, zwei Putenmastbetriebe) in Mecklenburg-Vorpommern wurden auf MRSA und ESBL-bildende E. coli untersucht. Aus allen teilnehmenden Betrieben wurden je fünf gepoolte Staubproben und je zwei Sammelkotproben, sowie bei insgesamt 78 Mitarbeitern Rachen-, Nasen- und Leistenabstriche untersucht. In den Geflügelbetrieben fand zusätzlich eine direkte Beprobung der Choanen, des Trachealraums sowie der Kloake von 10 stichpunktartig ausgewählten Tieren statt, zudem ersetzen Sockenproben die Sammelkotproben. Die Primärisolierung der MRSA sowie ESBL-bildenden E. coli erfolgte durch spezifische Selektionsverfahren. Bei positivem MRE-Befund fand eine weiterführende Genotypisierung, u.a. mittels MLST und PCR-Verfahren, statt.
Ergebnisse: In sechs der 17 überprüften Schweinebetriebe wurden MRSA in den Umgebungsuntersuchungen gefunden, die Staubproben der Rinder- und Geflügelbetriebe waren MRSA-negativ. Insgesamt waren 20 der 78 getesteten landwirtschaftlichen Mitarbeiter mit MRSA kolonisiert. Sie arbeiteten alle ausschließlich in Schweinebetrieben mit MRSA-positiven Staubproben. Alle MRSA-Isolate gehörten dem Klonalen Komplex CC398 (LA-MRSA) an und keine wies das Virulenzgen für Panton-Valentin-Leukozidin (PVL) auf. Die am häufigsten gefundenen spa-Typen waren t034, t2370 sowie t011.
In 15 der Schweinebetriebe, in sechs der Rinderbetriebe und in drei der Geflügelbetriebe wurden ESBL-bildende Escherichia spp. gefunden. Fünf der 73 landwirtschaftlichen Mitarbeiter (zwei aus Schweine- und drei aus Rinderbetrieben) wiesen eine Kolonisation mit ESBL-bildenden E. coli auf. Die E. coli- Isolate der fünf Mitarbeiter bildeten CTX-M β-Lactamasen, zusätzlich verfügten zwei über TEM- und einer über eine OXA-β-Lactamase. Ein humanes Isolat wies einen identischen MLST-Sequenztyp 3891 und das gleiche CTX-M-Allel wie die dazugehörige Sammelkotprobe des Rinderbetriebes auf. Hierbei könnte es sich potentiell um einen zoonotischen Transfer handeln.
Fazit: Die Ergebnisse der PROMPT-Studie zeigen die weite Verbreitung von LA-MRSA in Schweinebetrieben und ESBL-bildende E. coli in Schweine-, Rinder-, und Geflügelbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern auf. Sie zeigen außerdem, dass durch den direkten beruflichen Kontakt mit Nutztieren eine zoonotische Übertragung von MRE-kolonisierten Nutztieren auf den Menschen nicht ausgeschlossen werden kann.
Prävalenz und klinische Relevanz der Besiedelung von gesunden Schwangeren mit Staphylococcus aureus (SA), Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) und multiresistenten gramnegativen Erregern (MRGN)
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Dammeyer1, S. Kolb1,5, A. C. Adler2, M. Zamfir1, B. Karlin3, M. Franitza4, S. Hörmansdorfer1, C. Tuschak1, G. Valenza1, U. Ochmann5, C. Herr11Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
2Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München;
3Rotkreuzklinikum München, Frauenklinik
4Klinikum Augsburg, Frauenklinik
5Ludwig Maximilian Universität, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Hintergrund
Multiresistente Erreger (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), multiresistente gramnegative Erreger (MRGN)) haben eine hohe Relevanz im Krankenhaus. Während in der Allgemeinbevölkerung bei MRSA von einer Prävalenz von ca. 0,3% und bei MRGN von ca. 10% ausgegangen wird, liegen bisher keine zuverlässigen Daten zu der Besiedelung mit MRE bei Schwangeren vor. Unklar ist ferner, ob und wenn, in wie weit eine Kolonisierung mit MRE eine klinische Relevanz für die Schwangere hat. Ziel der Studie QARKS (Qualitätssicherung von Antibiotikaresistenzen bei Kindern und Schwangeren) ist es daher, die Prävalenz und die klinische Relevanz der MRE Besiedelung bei gesunden Schwangeren zu untersuchen.
Methode
Die Studie QARKS wurde im Zeitraum von Oktober 2013 bis Dezember 2015 in zwei großen bayerischen Kliniken durchgeführt. Nach entsprechender Aufklärung und Einwilligung der Schwangeren wurden im Kreissaal Abstriche auf MRSA und MRGN in der Nase, Mamille, vaginal und perianal durchgeführt. Es wurden kulturelle Methoden (bspw. Blutagar und MRSA-Bouillon) zur Differenzierung herangezogen. Die Datenerhebung über den Zeitraum während der Schwangerschaft erfolgte durch ein fragebogengestütztes Interview der Mutter, sowie durch Datenextraktion aus dem Mutterpass und der Krankenakte. Zudem wurden die Abstriche auf das Vorliegen von Staphylococcus aureus (SA) untersucht, da SA als Surrogatparameter im Hinblick auf Übertragungswege und Infektionsgeschehen betrachtet werden kann. Die darauffolgende statistische Analyse erfolgte mit SPSS. Unterschiede in den Gruppen mit und ohne Besiedlung wurden mittels Chi² -Test berechnet.
Ergebnisse
Für die Auswertung lagen Daten von 406 Patientinnen vor. Bei 0,2% der Frauen konnte eine Besiedelung mit MRSA, sowie bei 12,8% eine Besiedlung mit SA und bei 3,4% mit MRGN nachgewiesen werden.
Von den insgesamt 66 Frauen, die mit einem MRE (MRSA/MRGN) während der Schwangerschaft besiedelt waren, berichteten 7,6% eine vaginale Infektion, 9,1% einen Harnwegsinfekt, 1,5% eine Weichteilinfektion, 6,1% Sinusitis und 9,1% Bronchitis.
In der Gruppe mit einer Kolonisierung mit MRSA/SA/MRGN wurden mehr Infektionen berichtet (28,8%) als in der Gruppe ohne Befund (20,8%). Dieser Unterschied war nicht signifikant (p>0,05). In weiteren Analysen wurden Kolonisierungen mit MRSA/SA im Hinblick auf obere und untere Atemwegsinfektionen und Hautinfektionen betrachtet sowie eine Kolonisierung mit MRGN in Hinblick auf das Vorliegen eines Harnwegsinfektes. Hier ergab sich bis auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer Besiedlung mit MRSA/SA und dem Auftreten einer Sinusitis (p=0,04) kein signifikanter Unterschied.
Fazit
Das Vorkommen von MRSA/SA sowie ESBL bei Schwangeren kurz vor der Entbindung entspricht dem Vorkommen in der allgemeinen Population oder fällt geringer aus. Im Vergleich zu Patientinnen ohne Nachweis von MRSA/SA/MRGN konnten deskriptiv höhere Prävalenzen bei keimbesiedelten Frauen mit verschiedenen Infektionen festgestellt werden. Eine signifikante Erhöhung der Prävalenz konnte bei MRSA/SA Trägerinnen nur bei einer Sinusitis nachgewiesen werden. Die bisherigen Auswertungen deuten darauf hin, dass Besiedelungen mit MRSA/SA/MRGN bei Schwangeren aus der Normalbevölkerung nicht relevant sind für Infektionen während der Schwangerschaft bis zur Geburt.
Risikofaktoren multiresistenter gram-negativer Bakterien in Deutschland (REMIND)
Rahmenthemen: nicht gewählt
K. Dittmann1, S. G. Gatermann2, A. Kramer1, I. Noll3, C. Wendt4, N.-O. Hübner1,5, M. Kaase21 Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald; 2 Nationales Referenzzentrum für Gram-negative Krankenhauserreger, Abteilung für Medizinische Mikrobiologie, Ruhr-Universität Bochum; 3 Robert Koch-Institut, Fachgebiet Nosokomiale Infektionen, (FG 37), Berlin; 4 Labor Limbach, Heidelberg; 5 IMD, Greifswald
Hintergrund: In den letzten Jahren wurde in Deutschland eine zunehmende Resistenzentwicklung bei Gram-negativen Bakterien beobachtet. Die häufigsten Vertreter dieser s.g. multiresistenten Gram-negativen Bakterien (MRGN) sind Klebsiella pneumoniae, Escherichia coli und Acinetobacter baumannii. Insbesondere Carbapenemase-bildende Enterobakterien (CPE) stellen eine gefürchtete Quelle nosokomialer Infektionen dar, da sie ein hohes Transmissionspotential besitzen und zudem aufgrund ihrer breitgefächerten Resistenz gegenüber β-Laktamantibiotika und Antibiotika anderer Klassen eine hohe Sterblichkeitsrate bei Infizierten verursachen können [1].
Material/Methode: Für die Bestimmung der CPE-Risikofaktoren sollten alle durch das NRZ bestätigten CPE-Fälle basierend auf dem Rückverfolgungsprinzip eingeschlossen werden. Das NRZ übermittelte die REMIND-Fragebögen an die Einsende-Labore der belegten CPE-Fälle und bat um Ausfüllung der anonymen Patientendaten. Anschließend wurde der Fragebogen durch das Labor an das Institut für Hygiene und Umweltmedizin (IHU) der Universitätsmedizin Greifswald geschickt und dort ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 275 Fragebögen an das IHU übermittelt, von denen 253 Fragebögen ausgewertet werden konnten. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass nur ein kleinerer Teil der Patienten mit positivem CPE-Befund den von der KINRKO definierten Risikofaktor „Krankenhausbehandlung im Ausland“ aufweisen.
Fazit: Für die Bestimmung der Sensitivität ist der von der KRINKO angegebene Risikofaktor „Krankenhausbehandlung im Ausland“ für das Screening von CPE-Fällen wichtig.
[1] KRINKO, http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/KRINKO/krinko_node.html.
Inaktivierung hochpathogener Erreger auf massiven, metallischen Kupferoberflächen
Rahmenthemen: nicht gewählt
P. Bleichert, G. Grass1 Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München
Hintergrund: Nosokomiale Infektionen stellen für die Krankenhaushygiene eine große Herausforderung dar. Seltenere Infektionen mit Brucella spp., Burkholderia mallei, Burkholderia pseudomallei, Francisella tularensis und Yersinia pestis führen zu schweren, oft tödlich verlaufenden Krankheiten. Dies wie auch die Möglichkeit der Übertragung durch Aerosole und den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen führt dazu, dass diese hochpathogenen Erreger als potenzielle B-Kampfstoffe angesehen werden. Verfahren zur Prävention und Dekontamination oder Verringerung der Übertragungsrate über Berührungsoberflächen erfordern einen hohen hygienetechnischen Aufwand, der oft in der Routine nicht konsequent eingehalten wird bzw. in militärischen und humanitären Einsätzen nur erschwert umsetzbar ist. Daher kann der Einsatz selbstdesinfizierender Oberflächen zur Verringerung der Lebendkeimzahl und damit der Infektionsgefahr im Sinne eines „barrier-nursing“ beitragen. In verschiedenen internationalen Labor- und Krankenhausstudien konnte gezeigt werden, dass sich durch den Einsatz massiver metallischer Kupferflächen an häufig berührten Bauteilen sowohl die bakterielle und virale Erregerlast als auch die Infektionsrate verringern lassen. In der vorliegenden Studie sollte der Nachweis erbracht werden, dass metallische Kupferflächen ebenfalls gegen Erreger der Risikogruppe 3, zu denen auch bakterielle B-Kampfstoffe zählen, wirksam sind.
Material/Methode: Die antimikrobielle Wirksamkeit wurde mit der sog. trockenen Methode („contact-killing“) untersucht. Die Testflächen bestanden aus beschichtungsfreiem reinen Kupfer, als Kontrolle wurde rostfreier Edelstahl verwendet. Als Testorganismen wurden bakterielle Erreger der Risikogruppe 3 (Burkholderia pseudomallei, Burkholderia mallei, Brucella melitensis, Yersinia pestis, Francisella tularensis) eingesetzt. Um zwischen geschädigten und intakten bakteriellen Membranen differenzieren zu können, wurde die „Lebend-Tot-Färbung“ genutzt.
Ergebnisse: Alle Erreger wurden nach dem Kontakt mit der Kupferfläche innerhalb von 5 Minuten um bis zu 7 log10-Stufen inaktiviert. Auf der Edelstahlfläche dauerte die vollständige Inaktivierung bei allen Stämmen deutlich länger bzw. wurde im Versuchsverlauf nicht erreicht.
Fazit: Massive metallische Kupferflächen besitzen eine antimikrobielle Wirksamkeit gegen eine Vielzahl gramnegativer und grampositiver Bakterien sowie gegen Viren. Zu diesen vollständig durch metallisches Kupfer abgetöteten Erregern können jetzt auch eine Reihe hochpathogener Bakterien gezählt werden. Allerdings werden Kupferflächen etablierte effektive Hygienemaßnahmen, wie chemische Hände- und Oberflächendesinfektion, nicht ersetzen, sondern ausschließlich als ergänzender Baustein in der Infektionsprävention dienen.
Die Studien zu antimikrobiellem Kupfer in der Arbeitsgruppe Grass wurden durch Drittmittelprojekte der International Copper Association/Copper Development Association/dem Deutschen Kupferinstitut e. V. gefördert.
HICARE – Gesundheitsregion Ostseeküste, Aktionsbündnis gegen multiresistente Erreger – Bilanz und Perspektive
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Kramer1, W. Mittelmeier21 Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald (Sprecher des HICARE-Verbundes)
2 Orthopädische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Rostock (Sprecher des HICARE-Verbundes)
Hintergrund:
Mit der Entdeckung der Antibiotika am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein neues Kapitel in der Medizin aufgeschlagen. Gut 100 Jahre später hat der unkontrollierte Umgang mit den Antibiotika, flankiert durch mangelhafte Hygiene, diese Waffe stumpf werden lassen. Zunehmend finden sich Infektionserreger, die gegen viele oder alle Antibiotika resistent sind. Besonders verschärft wird diese Situation durch die Tatsache, dass in absehbarer Zeit kaum neue antimikrobiell wirksame Substanzklassen zur Zulassung kommen werden. Wir stehen damit vor dem Eintritt in die „Post-antibiotische Ära“, eine Zeit, in der wie vor 100 Jahren viele Infektionen wieder schwer oder unheilbar sein können. Damit wird die Ausbreitung multiresistenter Erreger (MRE) zur Pandemie des 21. Jahrhunderts.
Um dieser Entwicklung zu begegnen, wurde im Ergebnis des Wettbewerbs „Gesundheitsregion der Zukunft" das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „HICARE – Aktionsbündnis gegen multiresistente Bakterien“ als Modellvorhaben zur Entwicklung eines regional konzertierten Ansatzes zur Prävention MRE vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Zeitraum von 2011 bis 2015 gefördert, um wirkungsvolle, standardisierte und transferierbare Interventionsstrategien zu entwickeln und zu erproben.
Material/Methode:
In sechs Projektfeldern PF) wurden folgende Aspekte des MRE-Managements in den Fokus genommen:
Ergebnisse:
Die wesentlichen Projektergebnisse werden im Vortrag unter Hinweis auf die entsprechenden Publikationen zusammenfassend dargestellt. Im Mittelpunkt stehen die Etablierung neuer Präventionsstrategien sowie neuer Therapie- und Diagnoseverfahren, ökonomische Empfehlungen zum Umgang mit MRSA (Integrierte Versorgungsverträge), neue Erkenntnisse zur Prävalenz von MRE in MV in der Bevölkerung, bei (septischen, Wund-) Patienten, bei medizinischem Personal, in Rohfleischprodukten, in der Tierzucht sowie bei Wasser- und Küstenvögeln.
Fazit:
Das Projekt hat zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten und den Universitäten des Bundeslandes geführt. Beispielhaft hierfür ist die interfakultäre Vernetzung mit der Gesundheitsökonomie und dem Gesundheitsmanagement der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät Greifswald und die enge Kooperation mit der Medizinischen Fakultät in Rostock.
Auch im klinischen und pflegerischen Alltag ist das Projekt über die Förderlaufzeit hinweg präsent. Beispiele dafür sind die Gründung von 5 regionalen MRE – Kompetenznetzwerken in Mecklenburg-Vorpommern und eine Hygienezertifizierung. Für die Weiterführung dieser Aktivitäten konnte eine dreijährige Stiftungsförderung eingeworben werden.
Computergestützte Erfassung von Risikofaktoren für eine Besiedelung mit MRSA und MRGN
Rahmenthemen: nicht gewählt
U. Kahlke1, S. Sömmer21 Schön Klinik Neustadt, Klinik für Anästhesiologie/ Krankenhaushygiene; 2 Schön Klinik Neustadt, Klinische Informationssysteme
Fragestellung
Wie groß ist der Anteil an Patienten mit Risikofaktoren für eine Besiedelung mit MRSA/MRGN in einem Krankenhaus der Regelversorgung mit orthopädischem und wirbelsäulenchirurgischem Schwerpunkt?
Hintergrund
Die KRINKO empfiehlt, Patienten mit Risikofaktoren (=RF) für MRSA oder MRGN, bei Krankenhausaufnahme auf eine Besiedelung zu testen. Im Rahmen der Planung benötigt die Krankenhausverwaltung u.a. die Anzahl der zu erwartenden Abstrichuntersuchungen. Für MRSA liegen Zahlen zum Anteil der Patienten mit RF und der tatsächlich besiedelten Patienten vor. Für MRGN liegen nur Zahlen zu tatsächlich nachgewiesenen Erregern vor. Daten zum Anteil der Patienten mit RF für MRGN gibt es bisher nicht.
Methode
Die Schön Klinik Neustadt sichert mit den Fachbereichen Orthopädie, Wirbelsäulenchirurgie mit Skoliosezentrum, Chirurgie, Gefäß- und Unfallchirurgie, Hand-, Brust- Plastische Chirurgie, Innere Medizin mit Kardiologie, Neurologie, Radiologie, Anästhesie und Intensivmedizin sowie Orthopädische Rehabilitation, die Grund-, Regel- und Notfallversorgung in der Region Ostholstein. Das Akademische Lehrkrankenhaus der Universität zu Lübeck verfügt über rund 520 Akut- und Rehabilitationsbetten und versorgt etwa 12.000 stationäre Patienten im Jahr.
Um die Erhebung der RF für MRSA und MRGN im Alltag gut zu verankern wurde eine elektronische Screeninghilfe entwickelt. Je nach Kombination der eingegebenen Risikofaktoren werden die notwendigen Abstrichuntersuchungen angegeben, gefolgt von den auf den Normalstationen geltenden Hygienemaßnahmen. Für jeden Patienten wird ein „Hygienescreening“-Formular angelegt. Die Daten sind elektronisch dokumentiert und auswertbar.
Ergebnisse
Erste Daten wurden im Testlauf für den Zeitraum vom 15.08.-30.09. im Notaufnahmebereich erhoben. Für 864 Patienten wurde ein Screeningformular angelegt. In 443 Fällen lag kein RF auf MRE vor, in 421 Fällen wurden 485 RF ausgewählt. Davon waren in 364 Fällen 1 RF, in 50 Fällen 2 RF und in 7 Fällen 3 RF ausgewählt. In 2,8% dieser Patientenfälle lagen RF für eine MRGN-Besiedelung vor.
Fazit
Die computergestützte Erfassung der Risikofaktoren ermöglicht eine Auswertung der Häufigkeit des Auftretens der einzelnen Risikofaktoren und erlaubt langfristig eine datenbasierte Abschätzung der notwendigen Screeninghäufigkeit. Eine Auswertung zu den RF, die am häufigsten bei den Patienten vorliegen kann eine Anpassung der notwendigen Hygienemaßnahmen in diesen Bereichen unterstützen.
Staphylococcus aureus prevalence, antibiotic resistance and molecular diversity in the general population in Northeast Germany – results of the Study of Health in Pomerania (SHIP-TREND-0)
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Holtfreter1, D. Grumann1, A. Barwich2, J. Kolata1, A. Goehler2, S. Weiß3, B. Holtfreter4, S. S. Bauerfeind1, C. Cuny5, P. Döring1, E. Friebe1, N. Haasler6, K. Henselin6, K. Kühn2, S. Nowotny1, D. Radke6, K. Schulz2, S. Schulz1, P. Trübe1, C. H. Vu1, B. Walther7, S. Westphal6, W. Witte5, H. Völzke6, H.-J. Grabe8, T. Kocher4, I. Steinmetz2, B. M. Bröker11 Department of Immunology, University Medicine Greifswald, Greifswald
2 Friedrich-Loeffler Institute for Medical Microbiology, University Medicine Greifswald, Greifswald
3 Department of Functional Genomics, Interfaculty Institute for Genetics and Functional Genomics, Ernst-Moritz-Arndt-University of Greifswald, Greifswald
4 Policlinics for Restorative Dentistry, Periodontology and Endodontology, University Medicine Greifswald, Greifswald
5 National Reference Center for Staphylococci, Wernigerode
6 Institute for Community Medicine, University Medicine Greifswald, Greifswald
7 Centre for Infection Medicine, Institute of Microbiology and Epizootics, Freie Universität Berlin, Berlin
8 Department of Psychiatry und Psychotherapy, University Medicine Greifswald, Greifswald
Background: Asymptomatic carriage of Staphylococcus aureus in the nasal cavity is common and one of the most important risk factors for subsequent infections. We here report the prevalence, resistance and molecular diversity of S. aureus in the general population in Western Pomerania, Germany. Nasal swabs were obtained from 3891 adults in a large-scale population-based study: the Study of Health in Pomerania (SHIP-TREND-0). SHIP-TREND-0 is one of the most comprehensive population-based studies worldwide, including functional tests for several organs, blood examinations, a whole-body MRI, OMICs analyses of body fluids as well as extensive questionnaires.
Methods: Nasal S. aureus colonization density was semi-quantified. Isolates were characterized using spa genotyping, as well as antibiotic resistance (Vitek®2 system) and virulence gene profiling (multiplex PCR).
Results: Within the study population of SHIP-TREND-0 we observed an S. aureus prevalence of 27.0% (1052/3891). Nasal S. aureus carriage was associated with male sex (30.0% in males vs. 24.3% in females) and decreased with advanced age. There was no association between S. aureus carriage and exposure to healthcare environments. MRSA accounted for 0.95% (10/1052) of the colonizing S. aureus strains. MRSA carriage was associated with frequent visits to hospitals, nursing homes, or retirement homes within the last 24 months. Most HA-MRSA isolates (n=8) belonged to the pandemic European HA-MRSA-ST22 lineage. Moreover, we detected one HA-MRSA-ST5 strain and one livestock-associated MRSA (LA-MRSA-ST398). As expected, all HA-MRSA strains were resistant to a broad spectrum of antibiotics.
Spa typing revealed a diverse but also highly clonal S. aureus population structure. We identified a total of 357 spa types, which were grouped into 31 clonal clusters (CC) or sequence types. The major seven CCs (CC30, 45, 15, 8, 7, 22 and 25) included ca. 75% of all isolates. The LA-MRSA-398 isolate lacked the human-specific immune evasion gene cluster (IEC) and was tetracycline resistant, suggesting a recent animal origin. We also observed some animal-adapted MSSA isolates within the study population of SHIP-TREND-0, e.g. IEC-negative CC1 (n=7) and IEC-negative, tetracycline-resistant CC398 (n=1). Finally, we performed virulence gene profiling on all S. aureus isolates, including the quorum sensing system agr, superantigen genes, and luk-PV, and observed a strong linkage to the clonal background.
Conclusions: SHIP-TREND-0 is one of the largest studies investigating the prevalence, resistance and diversity of S. aureus in the general adult population. We showed that S. aureus colonization rates in Northeast Germany are similar to reports from other European countries and that MRSA colonization is still rare. The detection of HA-MRSA clones within the general population indicates a possible transmission of these strains from the hospitals to the community. We also observed livestock-associated MSSA and MRSA in the general population. This should be closely monitored in follow-up studies. In the future, the SHIP study will allow us to address some long-standing questions in S. aureus research, such as risk factors for nasal carriage as well as carriage-associated morbidities and mortality.
Improving Patient Safety by Deploying a Continuously Active Environmental Surface: Copper Alloys
Rahmenthemen: nicht gewählt
H. T. Michels1, C. W. Keevil2, C. D. Salgado3, M. G. Schmidt41 Copper Development Association, New York, USA
2 University of Southampton, Dept. Environmental Healthcare, Southampton, UK
3 Medical University of South Carolina, Dept. of Medicine, Charleston, SC, USA
4 Medical University of South Carolina, Dept. of Microbiology and Immunology Charleston, SC, USA
Hintergrund
Hand hygiene continues to be the first line of defense against hospital-acquired infections. Routine cleaning and disinfection of environmental surfaces are also important. However these approaches are intermittent and episodic. What if a continuously active environmental surface, that would kill bacteria without human intervention, was available? It does exist and has been used by man for centuries, long before Pasteur’s theory of infection. The continuously active surface, which has been proven to kill bacteria, is copper alloys.
Material/Methode
The aim is to determine in laboratory tests, if bacteria, including MRSA, die on copper alloy surfaces. Furthermore to measure and compare bacteria levels on the surfaces of hospital components made from standard materials and copper alloys in patients rooms in a clinical trial. And finally to determine if infection rates are lower for patients treated in rooms with copper components compared to patients treated in rooms with standard components.
Ergebnisse
Extensive laboratory testing has demonstrated that copper alloy surfaces continuously reduce microbial burden and kill bacteria including MRSA and VRE. However, microbes have an intrinsic ability to survive on common touch surfaces, where acquisition and transport from surfaces to humans is common.
Hand hygiene is the primary defense, while cleaning, and disinfecting of furnishings are also needed to mitigating transmission of microbes. However, these solutions rely on human behavior.
The inherent antimicrobial activity of metallic copper alloys offers an advantage in infection prevention, as its action is continuous rather than episodic. Would we see any benefit if copper alloy components were deployed in patient rooms in hospitals – will it also reduce bacterial burden on surfaces and will this, in turn have an impact on hospital acquired infections?
A recent clinical trial has shown that the limited placement of copper alloy surfaces in the clinical environment resulted in a significant reduction in bacterial burden and the incidence of hospital acquired infections (HAI). Greater than a 99.9% reduction in live bacteria was realized in laboratory tests. The clinical trial described above demonstrated that the limited placement of copper alloy surfaces in the clinical environment resulted in a significant reduction in bacterial burden which, in turn, reduced the incidence of hospital acquired infections. After two years of random, weekly surface sampling, an 83% reduction in bacteria was seen on the copper alloy components compared to the surfaces made from standard materials in the control rooms. Additionally, the infection rates were found to be reduced by 58% (N=614, p=0.013) in patient rooms with components made from copper compared to patients rooms with components made from standard materials.
Fazit
It could be proven that an increase in microbial burden on hospital surfaces was quantitatively linked to an increase in infection rates. Furthermore it has been shown that antimicrobial copper reduce microbial burden. This reducing has resulted in a concomitant mitigation in the rate of HAIs in rooms outfitted with frequently touched surfaces made from copper alloys.
Once antimicrobial copper components are installed, neither human intervention nor behavior changes are required for copper alloys to continuously reduce microbial burden. Incorporating antimicrobial copper into frequently touched components offers a unique solution to reducing HAIs, and can save lives and reduce costs. A quantitative analysis will be presented to demonstrate that the additional cost of copper components in this clinical trial was recovered in two months. Use of copper alloy components will not only reduce infections and associated treatment costs but also provide a fast payback, and save lives. They also offer the potential to improve the image of those hospitals that adopt antimicrobial copper because it is a visible demonstration of their commitment to improve patient care. Components made from copper alloys are now commercially available, which can speed adoption.
Support was provided by both the International Copper Association Ltd. (ICA) and Copper Development Association Inc. (CDA). The U.S. Department of Defense funded clinical trials were supported by the U.S. Army Medical Research and Materiel Command under Contract No. W81XWH-07-C-0053.
First HLD method to mitigate risk of HPV transmission via medical devicesFirst HLD method to mitigate risk of HPV transmission via medical devices
Rahmenthemen: nicht gewählt
E. Ryndock1, J. Burdach2, R. Weinberger2, R. Robison3, C. Meyers11. Penn State College of Medicine, Hershey, PA; 2. Nanosonics Ltd, Alexandria, Australia; 3. Dept. Microbiology and Molecular Biology, Brigham Young University, Provo, UT.
Background: Human papilloma virus (HPV) is the leading causative agent of cervical, anogenital and oropharyngeal cancers. We have recently shown that native HPV virions are highly resistant to the high level disinfectants (HLDs) glutaraldehyde and ortho-pthalaldehyde (OPA), even with extended contact times of up to 48h. This presents a problem especially for procedures such as trans-vaginal, trans-rectal and trans-esophageal ultrasound where these disinfectants are commonly used and where HPV exerts some of its most pathogenic effects. In this study, we have investigated the efficacy of an automated device, which is FDA-cleared for the HLD ultrasound probes to determine if it can inactivate HPV16 and 18 in a hard surface carrier test.
Methods: Native HPV16 and 18 virions were generated in organotypic epithelial raft cultures. Filtered viral lysates were dried onto test carriers in the presence of a 5% (v/v) FBS soil with sufficient virions to recover >104 infective units. Efficacy tests were performed against the automated device in quadruplicate with matched input, neutralization and cytotoxicity controls. For the present studies 0.55% OPA and 0.87% hypochlorite were used as negative and positive disinfectant controls respectively. Infectivity was determined by the abundance (qRT-PCR) of the spliced E1^E4 transcript in infected recipient cells.
Results: Over 70% of the virus was recovered following drying onto the plastic carriers. There was no evidence of cytotoxicity and neutralization was effective. The automated HLD device was able to completely deactivate HPV16 and 18 with a greater than 5 log10 reduction in infectivity in a standard 7-minute cycle.
Conclusion: Healthcare professionals and researchers should consider these results when selecting appropriate disinfection methods for semi-critical devices and laboratory surfaces. The present studies suggest that a review of disinfection standards as related to HLD may be warranted.
Nanosonics Ltd provided funding for this study and provided the Trophon EPR® device for testing. The authors were responsible for the study design, data collection, data analysis, data interpretation. J.B. is a consultant to Nanosonics Ltd. R.W. is an employee, director and holds shares in Nanosonics Ltd. R.R. has performed research funded by sBioMed, Inc. C. M. has received speaker honoraria from Merck, Quest Diagnostics, GSK, Wyeth, Bristol-Myers Squibb and Nanosonics and has performed research funded by Merck, The Phillip Morris External Research Program, NexMed, GSK, OriGenix and Interferon Sciences Inc. All other authors: none to declare.
Erweiterung des Baden-Württembergischen Landesverfahrens MRSA der GeQiK um die Erfassung von 4MRGN
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. Wendt1 MVZ, Labor Limbach Heidelberg, Heidelberg
Hintergrund: Das Lenkungsgremium zur Qualitätssicherung in der stationären Krankenhausbehandlung in Baden-Württemberg setzt seit 2011 ein flächendeckendes Verfahren zur Qualitätssicherung im Umgang mit MRSA um. Dieses Verfahren wurde mit Beschluss des Lenkungsgremiums um die Qualitätssicherung 4MRGN erweitert. Ziel des Verfahrens ist es, für die teilnehmenden Krankenhäuser einen zusätzlichen externen Anreiz zu schaffen, sich mit strukturiertem Screening und den Möglichkeiten zur Reduktion nosokomialer Infektionen speziell mit MRSA und 4MRGN zu befassen.
Methode: Halbjährliche übermitteln die Baden-Württembergischen Krankenhäuser patientenbasierte Daten zur Häufigkeit des Screenings, zur Häufigkeit der Nachweise und zum Anteil der nosokomial erworbenen MRSA bzw. 4MRGN Enterobacteriaceae und A. baumannii Complex. Die Daten werden stratifiziert nach Größe des Krankenhauses (<200 Betten, 200 bis 400 Betten und >400Betten), Leitungsspektrum (invasiv vs. nicht invasiv) und mittlerer Verweildauer der Patienten (<=3Tage vs. >3Tage) ausgewertet. Daten zu 4MRGN werden erstmals im Februar 2016 übermittelt. Zur Bestimmung des Anteils an Patienten, die auf 4MRGN gescreent werden, wird die Zahl der Patienten, für die mindestens ein Rektalabstrich oder eine Stuhlprobe auf 4MRGN Enterobacteriaceae oder A baumannii Complex herangezogen.
Ergebnisse: Zum Ende 2015 stehen 9 valide Halbjahresauswertungen zur Verfügung (Stand 1. Halbjahr 2016). Der Vergleich der vorhandenen Daten zeigt, dass die Screeningraten im Zeitraum des Verfahrens von im Median der Krankenhäuser 2% der Patienten auf im Median 18% zugenommen haben, während der Anteil der nosokomial erworbenen MRSA im gleichen Zeitraum von 14,2% (Median der Krankenhäuser) auf 0 abgenommen hat. Dabei ist der Anteil der MRSA-Patienten an den Krankenhauspatienten mit 0,3% konstant geblieben. Für 4MRGN wird eine erste Halbjahresauswertung zur Verfügung stehen.
Fazit: Das Landesverfahren der GeQiK zu MRSA hat sich als ein einfaches Verfahren gezeigt, das auf der Erfassung weniger Daten beruht und gute Effekte hinsichtlich Häufigkeit des Screening und Auftreten nosokomialer MRSA-Fälle gezeigt hat. Zukünftig soll sich zeigen, ob gleichartige Effekte für 4MRGN erzielt werden können.
Bakterizide und viruzide Wirksamkeit verschiedener Flächendesinfektionsmittel im 4-Felder-Test in Anlehnung an DIN EN 16615
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. H. H. Brill, L. Henningsen, H. Gabriel, B. Becker, J. Steinmann1 Dr. Brill + Partner GmbH - Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Deutschland
Hintergrund
Der 4-Felder-Test ist im Juni 2015 final als DIN EN 16615 publiziert worden. Dieses neue Prüfverfahren wurde entwickelt, um die bakterizide und levurozide Wirksamkeit von Flächendesinfektionsmittel-Tuch-Kombinationen praxisnah zu überprüfen. Es ist geplant, dieses Prüfprinzip auch für viruzide Wirksamkeitsprüfungen zu etablieren.
Es wurde die bakterizide und viruzide Wirksamkeit etablierter formulierter Desinfektionsmittel und Wirkstofflösungen mit dem neuen Prüfverfahren geprüft, die üblicherweise zur Desinfektion kleiner Flächen eingesetzt werden.
Material und Methoden
Die Wirksamkeitsprüfungen erfolgten im 4-Felder-Test in Anlehnung an DIN EN 16615 mit den Prüforganismen Staphylococcus aureus sowie Adenovirus Typ 5 und murines Norovirus. Flächendesinfektionsmittel basierend auf alkoholischen Wirkstoffen, Peressigsäure und quaternären Ammoniumverbindungen sind auf ihre bakterizide und viruzide Wirksamkeit geprüft worden.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass die Wirksamkeiten im neuen Prüfverfahren teilweise anders sind als nach anderen bisher eingesetzten Prüfverfahren. Besonders überraschend war es, dass hochalkoholische Lösungen z.B. 70 % v/v 2-Propanol keine ausreichende bakterizide Wirksamkeit gezeigt haben.
Fazit
Das neue Prüfverfahren ist prinzipiell geeignet, neben Wirksamkeitsprüfungen gegen Bakterien und Hefepilze auch eine viruzide Wirksamkeit zu überprüfen. Die Auswahl der Prüfviren ist noch zu diskutieren.
Es ist im jedem Fall zu erwarten, dass ein Teil der etablierten Flächendesinfektionsmittel andere Wirksamkeiten zeigen werden als mit den bisherigen praxisnahen Prüfverfahren. Dies liegt voraussichtlich an der kombinierten Prüfung mit Tüchern sowie der Prüfmethodik.
Untersuchungen zur methodischen Weiterentwicklung des 4-Felder-Tests auf Basis der DIN EN 16615 zum viruziden und bakteriziden Wirksamkeitsnachweis von Flächendesinfektionstüchern
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. H. H. Brill, L. Henningsen, J.-H. Klock, B. Bischoff, B. Becker, H. Gabriel, J. Steinmann1Dr. Brill + Partner GmbH - Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Deutschland
Hintergrund
2015 wurde der 4-Felder-Test als endgültige DIN EN 16615 publiziert und ist auch europaweit eine Prüfanforderung für Flächendesinfektionsmittel, die insbesondere mit Tüchern angewendet werden. Damit wurde eine sehr praxisnahe Prüfung eines Produktsystems bestehend aus Desinfektionsmittellösung, Keimträger und Tuch zum neuen Standard. Durch die Simulation der Applikationsform des Desinfektionsmittels mit einem Tuch auf eine Oberfläche entstehen neue Variablen, die Anlass zur wissenschaftlichen Diskussion geben.
Material und Methoden
Der 4-Felder-Test wurde in Anlehnung an DIN EN 16615 durchgeführt. Als Prüforganismus wurde Enterococcus hirae eingesetzt, als Prüfviren Adenovirus Typ 5, murines Norovirus und Polyomavirus SV 40. Das Rückgewinnungsverfahren der Prüforganismen von der Testfläche mit Tupfern wurde im Detail untersucht, auch unter Einsatz subbakterizider Konzentrationen von Glutaraldehyd.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass murines Norovirus, Adenovirus und SV40 für die Prüfung im 4-Felder-Test geeignet sind, wobei die Trocknungsverluste bei dem Adenovirus am stärksten sind. Die Rückgewinnung der Prüforganismen ist dabei abhängig von der Technik und dem ausgewählten Tupfer. Nach einer Fixierung mit Glutaraldehyd sind Prüforganismen mit dem Tupferverfahren nicht mehr quantitativ von den Testflächen zurückzugewinnen.
Fazit
Der 4-Felder-Test ist auch für die Prüfung viruzider Eigenschaften von Flächendesinfektionsmitteln einsetzbar. Die Auswahl der Prüfviren ist dabei neben anderen Prüfdetails noch zu diskutieren.
Es besteht offenbar ein Risiko, dass Prüforganismen nicht mehr quantitativ rückgewonnen werden können, die z. B. mit Glutaraldehyd auf der Oberfläche fixiert worden sind. Dies kann zu einer Überschätzung der Wirksamkeit solcher Präparate führen.
Eignung von Enterococcus faecalis als Testorganismus zur Evaluierung der in vivo Wirksamkeit alkoholbasierter Handtücher
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. H. H. Brill1, R. A. Leslie2, D. R. Macinga2,3, M. Suchomel41Dr. Brill + Partner GmbH - Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Deutschland
2Research and Development, GOJO Industries
3Northeastern Ohio Medical University, United States
4Medical University Vienna, Austria
Einleitung:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat aufgerufen praxisnähere Testverfahren zur Überprüfung der Wirksamkeit von Händedesinfektionsmitteln zu entwickeln, die eine stärkere klinische Relevanz haben als bisher. Als Testorganismen sollten Pathogene genutzt werden, die eine hohe Umgebungsstabilität und ein großes Kontaminationsrisiko aufweisen.
Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde ein nicht-humanpathogener Enterococcus faecalis-Stamm als Alternative zu Escherichia coli zur Überprüfung der Wirksamkeit alkoholbasierter Handtücher eingesetzt.
Methoden:
Die Methodik entsprach den in DIN EN 1500:2013 festgelegten Anforderungen. Als Testorganismen wurden E. faecalis (ATCC 47077) oder E. coli K12 (NCTC 10538) eingesetzt. Die Kontamination der Hände erfolgte entweder laut EN 1500 mittels Immersion oder basierend auf ASTM E2755 durch Applikation von 0,5 mL einer Suspension auf den gesamten Flächen beider Hände. Die Testpersonen führten die Händedesinfektion entsprechend der EN 1500 durch.
Ergebnisse:
Die durchschnittliche Kontamination auf den Händen für E. faecalis durch Immersion betrug 6.56±0.27 bzw. 6.29±0.60 log10-Stufen. Die durchschnittlichen Reduktionsfaktoren (RF) betrugen 5.68±0.92 bzw. 4.63±0.26 log10-Stufen in den jeweiligen Laboren. Die durchschnittliche Kontamination durch E. coli betrug 5.38±0.55 und der RF 4.61±0.74 log10-Stufen. Die durchschnittliche Kontamination durch E. coli bei hohem Titer betrug 4.76±0.52 und der RF 3.86±0.95 log10-Stufen. Die Kontamination von E. faecalis übertraf unabhängig vom Testverfahren die von E. coli um 1-2 log10-Stufen. Damit kann von einer höheren Überlebensrate von E. faecalis während des Trocknungsvorgangs ausgegangen werden.
Fazit:
E. faecalis hat ein gutes Potenzial als Testorganismus für die Prüfung von Händedesinfektionsmitteln eingesetzt zu werden. Es ist ein Bakterium mit hoher Umgebungsstabilität und einer hohen Wahrscheinlichkeit der Übertragung über die Hände im klinischen Bereich. Zudem bildet das Kontaminationsverfahren mit geringen Volumina Bedingungen, unter denen alkohol-basierte Produkte im klinischen Alltag eingesetzt werden spezifischer ab und ist einfacher durchzuführen. Weitere Studien zur Verbesserung der Methodik und zum besseren Verständnis der Sensitivität von E. faecalis gegenüber Alkoholen sind notwendig, um die Wirkung des getesteten Produktes sicher und in ähnlicher Weise wie durch E. coli zu belegen.
Prüfung der Dekolonisierung von Harnwegskathetern im praxisnahen in-vitro Prüfverfahren
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. H. H. Brill1, J.-H. Klock1, H. Gabriel1, H. Brill1, J. Hambach1, C. Jänicke1, U. Ißleib1, A. Arndt21Dr. Brill + Partner GmbH - Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Deutschland
2B. Braun Medical AG, Produkt Development, Seesatz 17, 6204 Sempach, Schweiz
Hintergrund
Lange Tragezeit von transurethralen und suprapubischen Harnwegskathetern ist assoziiert mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Harnwegsinfektion. Um dieses Risiko zu reduzieren, könnte eine regelmäßige Spülung des Katheters zu dessen Pflege sinnvoll sein. Hiermit können evtl. Blockaden verhindert werden und die Kolonisation mit Mikroorganismen minimiert werden. Dies ist zurzeit noch kein klinischer Standard. Der Einfluss einer solchen Spülung sollte in-vitro untersucht werden, um das Wirkprinzip zu überprüfen, bevor ggf. eine klinische Anwendung in Frage kommt.
Material und Methoden
Es ist ein praxisnahes in-vitro Prüfmodell entwickelt worden, um Kolonisation und Biofilmbildung im Katheter zu quantifizieren und deren Veränderung durch eine Spülung zu messen. Standard-Silikon-Katheter wurden standardisiert mit den klinisch relevanten Bakterien Escherichia coli, Proteus mirabilis und Methicillin-Resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) kontaminiert und für 72 h bei 37 °C bebrütet. Diese Katheter wurden mit 0,02 %iger Polihexanid-Spülung, physiologischer Kochsalzlösung oder „Nichtspülen“ untersucht. Die Nichtbehandlung stellt die Positivkontrolle dar und repräsentiert gleichzeitig den klinischen Standard. Die Biofilmkonzentration im Katheter wurde mit einem Farbassay quantifiziert.
Ergebnisse
Das entwickelte Prüfverfahren führte zu einer reproduzierbaren Kontamination von durchschnittlich 3,12 ± 0.50 log10 KBE/Katheter. Nach der Spülung mit Polihexanid reduzierte sich die Lebendkeimzahl um 2,56 ± 0,67 log10 KBE/Katheter. Auch eine Reduktion der Biofilmmasse konnte bei Polihexanidbehandlung gezeigt werden.
Fazit
Die Ergebnisse zeigen, dass ein die o.a. Fragestellung in einem in-vitro Prüfmodell bearbeitet werden kann. Eine Spülung der Katheter kann erwartungsgemäß die Kolonisation mit Mikroorganismen reduzieren. Auch eine Reduktion der Biofilmmasse ist nachweisbar. Ob die Resultate auf die klinische Praxis übertragen werden können und zu einer Reduktion von Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen führen, muss in weiteren auch klinischen Untersuchungen überprüft werden.
Mikrobiologische Herausforderungen mit Antrocknungsverlusten gram-negativer Bakterien auf Edelstahl und deren Lösung
Rahmenthemen: nicht gewählt
H. Gabriel1, A. Ulatowski1, C. Jänicke1, F. H. H. Brill11Dr. Brill + Partner GmbH - Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Deutschland
Hintergrund
Als zentrale praxisnahe Prüfverfahren (Phase 2 Stufe 2) zum Wirksamkeitsnachweis von Flächendesinfektionsmitteln sind Prüfungen auf Edelstahlkeimträgern vorgesehen. Solche Verfahren sind in den Standardverfahren der VAH 2015, der DVG 2007 – 2015 und DIN EN 13697 beschrieben. Bei diesen Verfahren werden die Prüforganismen mit der organischen Belastung auf der Edelstahloberfläche angetrocknet. Nach dem die Oberflächen „sichtbar trocken“ sind, wird das Prüfprodukt appliziert und z.B. eine bakterizide oder fungizide Wirksamkeit nachgewiesen.
Leider sind einige Standardprüforganismen nicht trocknungsresistent, insbesondere gilt dieses für gram-negative Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa und Escherichia coli sowie Hefepilze z. B. Candida albicans. Dies führt dazu, dass nach der Antrocknungsphase nicht mehr ausreichend Prüforganismen auf den Oberflächen zurückbleiben, um die geforderte Keimreduktion um z.B. 4 log-Stufen darzustellen. Außerdem ist die Frage offen, ob die Trocknungssituation zu einem Stress der Bakterien führt, die sie resistenter oder sensibler gegenüber dem Desinfektionspräparat werden lassen.
Material und Methoden
Die Prüfungen wurden in Anlehnung an DIN EN 13697 mit dem Prüfbakterium Pseudomonas aeruginosa durchgeführt. Die Trocknungsbedingungen wurden mit verschiedenen Mitteln z. B. Temperatur, Zeit und Luftfeuchtigkeit standardisiert.
Es wurde die Restfeuchte der Keimträger gravimetrisch objektiv bestimmt und parallel Lebendkeimzahlbestimmungen durchgeführt. Ziel war es, den optimalen Zeitpunkt zu finden, an dem der Keimträger trocken waren, aber die Prüforganismen keinen zu hohen Trockenstress hatten und die Keimzahl nicht zu stark reduziert wurde.
Ergebnisse
Die Resultate zeigen, dass sich die Trocknungsbedingungen gut standardisieren lassen, so dass eine Punktgenaue Trocknung durchgeführt werden kann. Das gravimetrische Verfahren eignet sich als guter indirekter Indikator für die Vitalität der Prüforgansimen.
Fazit
Es ist davon auszugehen, dass die Applikations- und Trocknungsbedingungen auch für gram-negative Prüfbakterien so standardisiert werden können, dass eine valide und reproduzierbare Prüfung möglich ist. Es ist jedoch essentiell, dass die entsprechenden Details in den Prüfvorschriften präzisiert werden, um dieses Ziel zu erreichen.
Erfassung der Wundrevisionsraten nach primär aseptischen orthopädischen Operationen für die Surveillance schwerer postoperativer Wundinfektionen einer Klinik
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. M. Reichle1, C. Wendt21 Schön Klinik München Harlaching, München; 2 Labor Limbach, Heidelberg
Hintergrund:
Die Erfassung postoperativer Wundinfektionsraten nach KISS ist mit hohem Aufwand verbunden und kann bei personeller Fluktuation und dem erforderlichen Einarbeitungsaufwand möglicherweise nicht konsistent durchgeführt werden.
Methode:
An einer orthopädischen Fachklinik (200 Betten) wurden seit 2010 alternativ die Raten für Revisionseingriffe nach primär aseptischen Operationen bezogen auf die Zahl der Operationen (gesamt/abteilungsweise) an Hand des OP-Plans zeitnah erfasst. Ausgeschlossen wurden Revisionen bei postoperativen epiduralen Hämatomen in der Wirbelsäulenchirurgie, sowie Revisionen bei Operationen auf Grund eines diabetischen Fusssyndroms.
Die erfassten Patientendaten (Operationsart, Zeit seit Primäreingriff, Erregernachweis) sowie die Revisionsraten wurden den Operateuren der einzelnen Fachabteilungen anfangs monatlich und im Verlauf quartalsweise rückgemeldet.
Ergebnisse:
Die Zahl der Operationen stieg im Beobachtungszeitraum von 6364 auf 7620 (2014). Die Gesamtrate der erfassten Revisionseingriffe sank von 0,9 % auf 0,6 %. Revisionen traten im Vergleich zu Hand- und – Fusschirurgie sowie Kinderneuroorthopädie häufiger in der Wirbelsäulenchirurgie und der Endoprothetik auf. Bei etwa 75% der Revisionen konnten Erreger nachgewiesen, wobei es sich in zwei Drittel der Fälle um Staphylokokken handelte.
Fazit:
Die Methodik erwies sich hinsichtlich einer sensitiven Erfassung schwerer postoperativer Wundinfektionen mit geringem Aufwand für die gesamte Klinik durchführbar. Die Erfassung und Rückmeldung der Revisionen führte vergleichbar einer Erfassung nach KISS im Verlauf zu einer Reduktion der postoperativen Revisionsrate um 30%.
Mundhygiene und Mundbefund in Pflegeheimen in Relation zu Pflegestufen, chronischen Erkrankungen und Demenz
Rahmenthemen: nicht gewählt
K. Bitterwolf, A. SchreiberGesundheitsamt Main-Kinzig-Kreis
Seit April 2014 wird eine Kooperationen zwischen niedergelassenen Zahnärzten und stationären Pflegeheimen von den gesetzlichen Krankenkassen gefördert. Mit einem Fragebogen werden die Umsetzung und die bisherigen Erfahrungen der Pflegeeinrichtungen mit den niedergelassenen Zahnärzten erfasst.
Zusätzlich wird bei einer repräsentativen Zufallsauswahl von mind. 400 zufällig ausgewählten Bewohnern der Zahnstatus und Pflegezustand erhoben und in Relation zur Pflegestufe, zu chronischen Erkrankungen und Demenz sowie Bewegungsfähigkeit gestellt.
Im 2. Halbjahr 2015 sind in 20% der Pflegeheime mit 895 Bewohnern 112 standardisierte ärztliche und zahnärztliche Untersuchungen durchgeführt worden.
Bei der Heimaufnahme wird lediglich der herausnehmbare Zahnersatz dokumentiert. Eine patientenspezifische Pflegeanleitung vom Hauszahnarzt wird nicht angefordert. Die Fähigkeiten der Bewohner in der selbstständigen Durchführung der Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege werden trotz bekannter chronischer und psychischer Erkrankungen und motorischer Einschränkungen vom Pflegepersonal überschätzt.
Um die Unterstützung der Hilfs- und Fremdputzer durch das Pflegepersonal zu professionalisieren werden in allen mitwirkenden Einrichtungen praxisorientierte Schulungen angeboten.
Zur Sicherung der Hygienequalität finden Begehungen der niedergelassenen Zahnärzte mit einer Beratung über die Aufbereitung des zahnärztlichen Instrumentariums statt.
Durch eine Vernetzung von Hauszahnärzten, Gesundheitsamt und Pflegeheimen wird eine nachhaltige Verbesserung des Mundzustandes erwartet.
Gesamtwirtschaftliche Analyse von Maßnahmen der Infektionsprävention bei multiresistenten Erregern
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. Claus1, M. Austenat-Wied2, W. Ried11 Universität Greifswald; 2 Techniker Krankenkasse
Hintergrund: Infektionen mit multiresistenten Erregern (MRE) schränken die Behandlungsmöglichkeiten ein, da mehrere oder im Extremfall alle Antibiotika wirkungslos bleiben. Daraus resultieren unter Umständen schwere Beeinträchtigungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie ein erhöhter Aufwand zur Versorgung der Patienten. Maßnahmen der Infektionsprävention bieten die Chance, die Behandlungskosten zu senken und die Gesundheit der Patienten zu verbessern. Der Beitrag untersucht die Effekte derartiger Maßnahmen aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive.
Methodik: Im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen Analyse werden alle Kosten- und Nutzeneffekte von ausgewählten Maßnahmen der Infektionsprävention bei MRE berücksichtigt. Die Daten dazu entstammen größtenteils empirischen Studien, die im Rahmen des HICARE-Projekts durchgeführt wurden. Effekte, für die keine ausreichende empirische Evidenz vorliegt, werden anhand einer systematischen Literaturreviews einbezogen.
Ergebnisse: Maßnahmen der Infektionsprävention bei MRE sind mit Kosten verbunden, denen als Erträge die eingesparten Kosten für die Versorgung von ansonsten infizierten Patienten und Personal gesundheitsbezogener Einrichtungen sowie die erreichten Verbesserungen der Lebensqualität gegenüberzustellen sind. Wenn sich dadurch die Gesamtkosten der Krankenversorgung verringern, ist die gesamtwirtschaftliche Vorteilhaftigkeit unmittelbar gegeben. Andernfalls ist zu prüfen, ob die erzielten intangiblen Nutzen die höheren Kosten der Versorgung rechtfertigen.
Ein risikobasiertes Aufnahme-Screening in Krankenhäusern kann gesamtwirtschaftlich vorteilhaft sein, wobei die Ergebnisse auch von der Art des MRE abhängen. Im Falle von MRSA wird gezeigt, unter welchen Umständen eine derartige Strategie sogar die Kosten der Einrichtung verringert. Im Gegensatz dazu ist für stationäre Rehabilitationseinrichtungen zu erwarten, dass ihre Kosten aufgrund dieser Maßnahme steigen und die gesamtwirtschaftliche Vorteilhaftigkeit somit vom Umfang der Verbesserung der Lebensqualität abhängt. Schließlich kann für Maßnahmen einer prästationären Infektionsprävention gezeigt werden, dass diese für bestimmte Gruppen von Risikopatienten ebenfalls gesamtwirtschaftlich vorteilhaft sein können.
Fazit: Die Analysen belegen, dass die Vor- und Nachteile der untersuchten Maßnahmen der Infektionsprävention bei MRE vielfach bei den Akteuren verschiedener Einrichtungen oder Sektoren entstehen. Insofern besteht im Falle einer gesamtwirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit die Gefahr, dass die Anreize insbesondere der Leistungsanbieter für den Einsatz der Maßnahmen ineffizient niedrig ausfallen. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive sind Veränderungen der Vergütung vorzunehmen oder weitere Instrumente einzusetzen, um diese Anreizprobleme zu entschärfen.
Mikrobiologisches Screening von Früh-und Neugeborenen: Ergebnisse von 5 Stationen über einen Zeitraum von 1 ½ Jahren
Rahmenthemen: nicht gewählt
K. Oberdorfer, G. Porsch, D. Bertsch, C. Wendt1 MVZ Labor Dr. Limbach und Kollegen, Im Breitspiel 15, 69126 Heidelberg
Hintergrund
Im Oktober 2013 wurde die KRINKO Mitteilung zu einem umfassenderen mikrobiellen Kolonisationsscreenings bei intensivmedizinisch behandelten Früh- und Neugeborenen veröffentlicht. Ziel war die Übertragung bakterieller Infektionserreger frühzeitig zu erkennen, um entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können und Infektionsausbrüche zu verhindern.
Material/Methode
Früh-und Neugeborene Intensivstationen (NICU), für die die mikrobiologische Diagnostik durch das Labor Limbach erfolgt, wurden zeitnah aktiv vom Labor auf die neue KRINKO Mitteilung hingewiesen. Die Daten der Einsendungen von 5 NICU, die seit 2012 ununterbrochen betreut wurden, wurden mittels dem Statistikprogramm Hybase® untersucht. Bei der Auswertung wurde der Zeitraum Januar 2012 bis Juni 2013 (vor der Empfehlung) dem Zeitraum Januar 2014 bis Juni 2015 (nach der Empfehlung) gegenübergestellt. Die Auswertung erfolgte getrennt nach Screening-Proben und klinischen Proben.
Ergebnisse
Im Zeitraum vom 1.1.2014 bis 30.6.2015 wurden Proben von 2826 Früh- und Neugeborenen eingesandt. Die Zahl der Patienten mit Infektionsverdacht (klinische Proben) ist um ca. 8% angestiegen ist (Zunahme der Patientenzahl/Morbidität), während die Zahl der im Screening untersuchten Patienten um 42% angestiegen ist (Ausweitung des Screenings). Die Steigerungsraten unterschieden sich jedoch erheblich zwischen den NICUs, je nach Ausgangsniveau des bisherigen Screenings, welches zwischen 33% und 94% aller untersuchten Kinder lag. Auch die Anzahl der Screening-Abstriche pro Kind hat sich von durchschnittlich 2 auf 3 erhöht.
Die 4 am häufigsten nachgewiesenen Keime (patientenbereinigt) in den Screeningmaterialien waren Enterobacter species –ohne spezielle Resistenz (N=61, entspricht 2,7% bezogen auf die Gesamtanzahl (N=2249) der gescreenten Kinder im Zeitraum), Staphylococcus aureus – Methicillin-sensibel (N=47, 2,1%), Escherichia coli -2MRGN /3MRGN (N=13/8, 0,58%/0,36%), Acinetobacter pittii (N=10, 0,44%). MRSA wurden im Zeitraum nur bei 6 (0,27%) Kindern in Screeningproben nachgewiesen. In den klinischen Materialien dominierten die Erreger Staphylococcus aureus – Methicillin-sensibel (N=51, 3,1% bezogen auf Kinder (N=1654) mit klinischen Einsendungen, davon 15x im Stuhl, 13x Bronchialsekret, 13x in Wund-bzw. Hautabstrichen, 4x in Blutkultur, 2x Katheterspitze, 1x Urin), Enterobacter species (N=11, 0,67%, davon 4x in Bronchialsekret, 3x intra-OP Wunde, 3x Haut, 1xUrin), MRSA (N=8, davon je 2x in Blutkultur und Sekret, je 1x in Liquor, Punktat und Stuhl) und Acinetobacter species (N=4, 2x Bronchialsekret, 1x Urin, 1xRachen).
Auffälllig war eine Häufung von Enterobacter species im 2.Halbjahr 2014 (N=36, verteilt auf 2 NICUs 1x 21,1x 9 Kinder) bei den Screeningproben und von MRSA (N=5) im 1.Halbjahr 2015 bei den klinischen Proben (davon 1x bei Drillingen).
Fazit
Die Einführung des Screenings führte zu unterschiedlichen Veränderungen in der Zahl der Einsendungen, wobei dies auch davon abhängig sein kann, in welchen Ausmaß schon zuvor gescreent wurde. Die Häufigkeit der Erregernachweise im Screening entspricht nicht den Nachweisen in klinischen Materialien. Weitere Untersuchungen und Analysen müssen zeigen, ob durch das Screening der Anteil an Infektionen mit Problemerregern reduziert werden kann.
Antiobiotic Stewardship-Programme als Bestandteil der Infektionsprävention
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Schrauder1, C. Wendt2MVZ Labor Limbach, Berlin1; MVZ Labor Dr. Limbach, Heidelberg2
Hintergrund
Die besorgniserregende Zunahme von multiresistenten gramnegativen Stäbchen und die zurückhaltende Entwicklung neuer Antibiotika erfordern einen umsichtigen und zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika sowohl im ambulanten aber auch im stationären Bereich. Im Rahmen systematischer Audits wurden Ressourcen, Organisation und Umsetzung von Antibiotic Stewardship-Programmen (ABS-Programme) in Krankenhäusern unterschiedlicher Größe analysiert, um Sie Klinikleitern und Führungskräften der jeweiligen Einrichtung zurück zu spiegeln.
Methode
Von 2010-2014 wurde das Hygienemanagementsystem von 33 Kliniken analysiert. Zur Analyse des Bereiches ABS gehörte die Erhebung der ABS-Kernstrategien gemäß S3-Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“, d.h. Beratung durch einen Infektiologen oder Mikrobiologen, Vorhandensein lokaler Therapieleitlinien sowie Analyse und Gegenüberstellung von Erreger- und Resistenzstatistik und Antibiotika-Verbrauchstatistik.
Ergebnisse
In wenigen Kliniken waren ABS-Programme etabliert und weiterentwickelt worden. In neun Kliniken lagen sowohl Erreger- und Resistenzstatistik als auch die Antibiotika-Verbrauchstatistik vor. Ebenso erfolgte eine regelmäßige Beratung durch einen Infektiologen oder Mikrobiologen. Lokale Therapieleitlinien waren nur in drei Kliniken vorhanden, allerdings nicht innerhalb der vergangenen 2 Jahre aktualisiert worden.
Fazit
Bei der Etablierung von ABS-Programmen besteht in der Mehrheit der untersuchten Kliniken noch ein hoher Verbesserungsbedarf. Sowohl Erreger- und Resistenzstatistik als auch Antibiotika-Verbrauchstatistik aber auch lokale Therapieleitlinien und die Beratung durch einen Infektiologen oder Mikrobiologen waren oft nicht vorhanden. Damit fehlten grundlegende Bestandteile für ein ABS-Programm.
Herausforderungen auf dem Weg zu einer rationalen Antibiotika Therapie
Rahmenthemen: nicht gewählt
L. Lendowski1, P. Walger2Zusammenfassung:
Anhand eines Fragebogens (EVA Studie vom RKI 2009) wurde eine Abfrage zum Umgang mit Antibiotika in 7 Krankenhäusern durchgeführt. Alle Ärzte wurden befragt, Schwachstellen detektiert und Empfehlungen herausgearbeitet.
Hintergrund:
Antibiotikamanagement ist in den Kliniken zurzeit ein sehr vorrangiges Aufgabenfeld. Die Bedeutung von MRGN nimmt weiter zu und die Entwicklung von neuen Antibiotika gegen multiresistente gramnegative Erreger ist zurzeit nicht zu erwarten. Deswegen muss einer Problematik mit nicht mehr behandelbaren Infektionen durch MRGN mittels Hygiene und Maßnahmen des Antibiotikamanagements entgegen gewirkt werden.
Methode:
Ein Fragebogen zum Umgang mit Antibiotika im eigenen Haus (entnommen aus der EVA Studie vom RKI 2009) wurde 2014 in 7 Krankenhäusern der Grund-, Regel-, und Maximalversorgung an 380 Ärzte verteilt. Die zurückgeschickten 119 Fragebögen wurden mit Blick auf mögliche Schwachpunkte in Verfahrensabläufen ausgewertet.
Ergebnisse:
Es bestätigte sich, dass Antibiotikaverordnungen über alle Abteilungen täglich abzuwägen sind und auch regelhaft von Assistenzärzten ohne Facharztanerkennung getroffen werden müssen. Diese beraten auch regelmäßig Kollegen zum Beginn einer Antibiotikaverordnung. Es werden dazu Therapieleitlinien zum Einsatz gebracht, die unterschiedlicher Herkunft sind z.T. nationale Leitlinien, z.T. hauseigene. Beachtenswert ist, dass die hauseigene Antibiotikaresistenzsituation zum Zeitpunkt der Umfrage fast 40% der Befragten nicht bekannt war. Bei der perioperativen Antibiotikaprophylaxe zeigte sich, dass in der Hälfte der Fälle eine Gabe nur am ersten Tag erfolgte. In der anderen Hälfte wurde die Leitlinie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft eindeutig nicht befolgt und die Gabe der Prophylaxe auf bis zu 10 Tage ausgedehnt.
Erkenntnisse:
Die Auswertung der Fragebögen detektiert Lücken in der Verordnungsqualität von Antibiotika. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Bedarf an Qualitätsstrukturen hoch ist und Supervisionsstrukturen benötigt werden. Es ist nötig, den Ist-Zustand im eigenen Haus zu erfassen und notwendige Änderungen z.B. nach einem PDCA -Zyklus einzuleiten.
Evaluation elektronischer Krankenhausüberwachungsmodule – ein Modellprojekt für Nordrhein-Westfalen
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Roth1, I. Daniels-Haardt2, U. Schmidt2, A. Jurke2, C. Hornberg11 Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG7: Umwelt & Gesundheit, Postfach 100131, 33501 Bielefeld
2 Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW), Fachgruppe Infektiologie und Hygiene, Von-Stauffenberg-Straße 36, 48151 Münster
Hintergrund: Die infektionshygienische Überwachung von Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen wird gemäß § 17 des Gesetzes über den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGDG) in Verbindung mit dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) von den unteren Gesundheitsbehörden durchgeführt. Mit den Zielen der Vereinheitlichung der Krankenhaushygieneüberwachung gemäß § 17 des ÖGDG und der Entwicklung elektronischer Berichtsformulare wurde die Einführung elektronischer Krankenhausüberwachungsmodule veranlasst. Derzeit gibt es fünf Module, die sich mit den folgenden Themenfeldern befassen: Surveillance von Erregern mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen nach §23 IfSG; Surveillance von nosokomialen Infektionen, Isolierungsmaßnahmen zur Prävention nosokomialer Infektionen, Prävention postoperativer Wundinfektionen, Prävention beatmungsassoziierter Atemwegsinfektionen/ Gefäßkatheter-assoziierter Infektionen auf Intensivstationen.
Zielsetzung: Die elektronischen Krankenhausüberwachungsmodule sollten hinsichtlich ihrer (Nicht-) Implementierung, Anwendbarkeit und Praktikabilität im Alltag der Gesundheitsämter evaluiert werden. Ein zentrales Ziel der Evaluation war es, ein möglichst breites Spektrum an Informationen zu der anwenderbezogenen (Nicht-) Nutzung und Bewertung der elektronischen Krankenhausüberwachungsmodule zu gewinnen.
Methodik: Hierfür wurde ein Methodenmix unterschiedlicher qualitativer und quantitativer Methoden der Sozialforschung gewählt. Dazu gehörten der Einsatz von themenspezifischen Fragebögen, die teilnehmende Beobachtung sowie eine Non- Responder-Analyse.
Ergebnisse: Von insgesamt 53 kontaktierten Gesundheitsämtern nahmen 30 Gesundheitsämter an Workshops zur Einführung in die Arbeit mit den Krankenhausüberwachungsmodulen teil. Die 23 Gesundheitsämter, die nicht am Workshop teilgenommen hatten, wurden für eine Non-Responder-Analyse angeschrieben. Diese konnte zeigen, dass die Module nicht grundsätzlich abgelehnt werden. Jedoch führten verschiedene Beweggründe, wie knappe personelle Ressourcen oder mangelnde Flexibilität der Module zu einer „Nichtteilnahme“.
Als positive Aspekte hinsichtlich der Arbeit mit den Modulen wurden vor allem
benannt.
Dahingegen wurden zu lange Speicher- und Ladezeiten, ein zeitaufwendiges Handling, Programmabstürze, zu langsame Verarbeitung einer Eingabe, geringe Möglichkeiten für Mehrfachnennungen und vermutete Unsicherheiten bzgl. des Datenschutzes vonseiten der Gesundheitsämter als negative Aspekte angegeben.
Fazit: Die Evaluation konnte zeigen, dass die Krankenhausüberwachungsmodule einen substantiellen Beitrag zur Standarisierung der infektionshygienischen Überwachung leisten. Neben einer bedarfsgerechten Optimierung der Module wurden entsprechende Handlungsempfehlungen erstellt.
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Monecke1, A. Ruppelt1, N. Albrecht1, B. Stieber12, R. Ehricht2, L. Jatzwauk3Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Becker1, S. Schon1, A. Ruppelt1, R. Ehricht1,2, L. Jatzwauk3, S. Monecke1,2Einflussfaktoren auf die maschinelle Reinigung von Instrumenten - mögliche hygienische Risiken
Rahmenthemen: nicht gewählt
G. KirmseTechnische Universität Berlin
Der Vortrag ist im wesentlichen Inhalt der Dissertation an der TU Berlin bei Herr, Prof. Dr. Marc Kraft.
Bei Design und Bewertung maschineller Reinigungsverfahren für chirurgische Instrumente bestehen nach wie vor Defizite bei Hersteller und Betreiber. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung und Erprobung eines Modells zur Beurteilung dieser Prozesse. Ein allgemeingültiger Grenzwert für eine akzeptable Restanschmutzung existiert bisher nicht. Der Umgang mit Ausreißern ist nicht geklärt.
Zunächst werden nach der Literatur die verschiedenen Prüfverfahren, Prüfanschmutzungen und Prüfkörper verglichen. Getestet wird parallel nach dem BCA-Verfahren und nach dem TOC-Verfahren mit zwei Testanschmutzungen (heparinisiertes Schafblut und Browne-Test Soil) an selbst-konstruierten, zerlegbaren Spaltprüfkörpern. Die Elution erfolgt mit Ultraschall-Unterstützung bei erhöhter Temperatur. Für die Versuche wird provisorisch ein Wert von 100µg Protein oder ein Äquivalent herangezogen.
Bei den untersuchten Prüfverfahren wird empirisch eine Standardabweichung ermittelt. Die Gesamtstandardabweichung beträgt für das TOC-Verfahren 7,8µg und beim BCA-Verfahren 8,02µg. Das Biuret-Verfahren schneidet mit 23,6µg deutlich schlechter ab. Ausreißer kommen hauptsächlich durch manuelle Fehler bei allen Verfahren vor. In Versuchsreihen im RDG werden Prüfkörper mit zwei Testanschmutzungen auf verschiedenen Positionen innerhalb des mit sieben verschiedenen Reinigern je dreimal gereinigt. Der Grenzwert wird in einem ergebnisorientierten Prozess bis auf Ausreißer unterschritten. Die besten Ergebnisse werden mit alkalischen, enzymhaltigen Reinigern erzielt.
In einem teilfaktoriellen Plan mit Zentralpunkt werden die Einflussfaktoren Reiniger, Vorspülung, Reinigungstemperatur, Reiniger, Dosierung, Haltezeit, Druck und Wasserqualität einzeln untersucht. Hierbei stellt sich der Druck als der stärkste Faktor heraus, der in fast allen Prüfverfahren als signifikant ermittelt wird. Der Effekt der Wasserqualität und der Dosierung ist gering und uneinheitlich.Die intensivere Vorreinigung hat oft einen positiven Effekt, eine niedrigere Temperatur bringt durchweg bessere Resultate.
In insgesamt 10 Kliniken werden die Ergebnisse der dort installierten Maschinen und Prozesse unter standardisierter Beladung und unter regulärer Beladung verglichen. Zusätzliche Einflussfaktoren sind hier die Sprühgeometrie der Maschine und die unterschiedlichen Aufheizzeiten. Den stärksten Einfluss haben Druck und Sprühgeometrie. In allen Prozessen gibt es einzelne Grenzwertüberschreitungen, obwohl alle Prozesse validiert waren. Der Vergleich mit zur Validierung benutzten, kommerziellen Crile Klemmen zeigt Faktor 2-3 höhere Restverschmutzungen. Durch visuelle Auswertung der Prüfkörper durch ein Kamerasystem lässt sich eine vereinfachte quantitative Bewertung durchführen.
An insgesamt 34 zufällig aus Kliniken entnommenen Instrumenten, wurde die Struktur von braunen Verfärbungen per REM und EDX bestimmt. Bei 24 Instrumenten waren Kohlenstoffanteile von 10% oder mehr nachweisbar, vielfach mit den typischen Bei-Elementen organischer Verunreinigungen.
Insgesamt lässt sich aus diesen Ergebnisse folgern, dass bei den etablierten Reinigungsverfahren unter umständen Risiken durch Restverschmutzungen bestehen. Mit den entwickelten Verfahren aus Prüfkörpern und Standardbeladung können Prozesse detailliert bewertet werden können. Das TOC-Verfahren bietet eine sinnvolle Ergänzung zur Proteinbestimmung. Mit Test Soil und einer visuellen Bewertung per Kamerasystem ist eine vereinfachte Beurteilung von Prozessen möglich. Die ermittelten Haupteinflussfaktoren erlauben eine effiziente Optimierung von Prozessen. Die bisher benutzte Validierung mit Crile-Klemmen stellt zu geringe Ansprüche für eine differenzierte Bewertung. Grenzwerte können nur im Zusammenhang mit Anschmutzung und Prüfverfahren festgelegt werden. In der Validierung von Reinigungsprozessen durch die Hersteller von Medizinprodukten sollte mehr Wert auf Prüfanschmutzung und Standardabweichung gelegt werden.
Dr. Gerhard Kirmse ist Angestellter der Aesculap AG, Tuttlingen
Wirksamkeit verschiedener Desinfektionsmittel in den wasserführenden Leitungen zahnärztlicher Behandlungseinheiten
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. Grünewald1, A. Simonis1, M. Emmrich1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Zahnklinik
Aßmannshauser Str.4-6
14 197 Berlin
Behandlungseinheiten müssen gemäß der Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) mit Wasser betrieben werden, das den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entspricht. Doch auch bei Einhaltung dieser Vorgabe kann es zur mikrobiologischen Kontamination des Wassers kommen. Bei dem Betrieb einer solchen Einheit bilden sich feine Sprühnebel aus, die mit den darin enthaltenen Mikroorganismen im Umfeld der Behandlungseinheit verteilt und so von Patienten und Personal eingeatmet werden können.
Es werden die Ergebnisse einer Untersuchung vorgestellt, die über einen Zeitraum von 10 Monaten durchgeführt wurde und bei der die Eignung zweier Desinfektionsmittel zur Behandlung des Betriebswassers zahnärztlicher Behandlungseinheiten überprüft wurde. Die Wirkstoffe (Chlordioxid und Natriumhypochlorit) beider Desinfektionsmittel sind nach Trinkwasserverordnung für Trinkwasser zugelassen. Sie werden einem vielfach eingesetzten Desinfektionsmittel auf Basis von H2O2 vergleichend gegenübergestellt. Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Desinfektionsmittel wurden die Koloniezahlen bei 22 °C und 36 °C sowie P. aeruginosa gemessen. Die Bestimmung erfolgte sowohl im zugeführten Trinkwasser als auch im Betriebswasser aller Wasserauslässee von insgesamt neun Behandlungseinheiten.Die Ergebnisse zeigen Unterschiede zwischen den verschiedenen Desinfektionsmitteln auf und lassen zudem Schlußfolgerungen darüber zu, ob die nach der KRINKO-Empfehlung jährliche mikrobiologische Überprüfung an einer Entnahmestelle der Behandlungseinheit und einer Inkubationstemperatur von 36 °C eine zuverlässige Aussage über den mikrobiologischen Zustand einer Behandlungseinheit gibt.
Die sachgerechte hygienische Aufbereitung von Medizinprodukten und Einrichtungsgegenständen
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Krejci, T. FreundlingerHygline GmbH hygiene issues & management
Gesundheitseinrichtungen zeichnen sich durch hochwertige Medizinprodukte, Pflegeutensilien und eine den medizinischen Standards entsprechende Einrichtung aus. Je nach ihrem Einsatzbereich kommen passende Desinfektionsmittel und -verfahren zur Anwendung, die wiederum fachgerecht aufbereitet werden müssen. Das vorrangige Ziel ist Funktion und Wert des Equipments möglichst lang zu erhalten. Wird die Aufbereitung falsch oder fehlerhaft durchführt, muss mit vielfältigen Materialschäden gerechnet werden - im schlimmsten Fall ist das Produkt nicht mehr zu gebrauchen.
Um eine indirekten Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern, ist neben einer fachgerechten Desinfektion der Hände auch die Reinigung/Desinfektion aller kontaminierten Oberflächen und Gegenstände wichtig. Gerade Oberflächen mit häufigem Hand-, Haut- oder Schleimhautkontakt oder solche, die mit Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen, bergen ein erhöhtes Infektionsrisiko. Kramer et al. stellen dazu fest: „Keime mit hoher Toleranz gegenüber widrigen Umgebungsbedingungen (Hautstaphylokokken, Staphylococcus aureus, Enterokokken, aber auch einige Virusspezies und Parasiten) können auf unbelebten Oberflächen gut (manche wochenlang!) überleben.“
Durch eine gezielte Flächendesinfektion kann der indirekte Infektionsweg unterbrochen und die Übertragung von Krankheiten verhindert werden.
Für die Auswahl eines geeigneten Flächendesinfektionsmittels ist entscheidend, welche Arten von Mikroorganismen abgetötet werden sollen. Hierbei können Desinfektionsmittellisten wie das Expertisenverzeichnis der ÖGHMP (Österreichische Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin) oder des VAH (Verbund für Angewandte Hygiene) eine Entscheidungshilfe bieten. Darüber hinaus gilt es, die Funktionalität und den Werterhalt des Medizinproduktes oder Einrichtungsgegenstandes sicherzustellen.
Die Praxis zeigt, dass es durch falsche oder fehlerhafte hygienische Aufbereitungen zu vielfältigen Materialschäden auf Oberflächen kommen kann. Die Ursache findet sich häufig in den bereitgestellten, oft nur unzureichenden Aufbereitungsverfahren. Schreibt der Hersteller beispielsweise nur eine Reinigung der Oberfläche des Medizinproduktes mit einer „milden Seifenlösung“ vor, so entspricht dies nicht dem Stand des Wissens hinsichtlich der notwendigen mikrobiellen Dekontamination. Häufig wird auch nicht auf die im deutschsprachigen Raum geforderten Desinfektionsmittellistungen der ÖGHMP oder des VAH´s eingegangen. Stattdessen finden sich Empfehlungen von Desinfektionsmitteln, die nur im amerikanischen oder asiatischen Raum bekannt sind.
Diese Erfahrungen und der Umstand, dass die Recherche für den Aufbereitungsprozess für Anwender mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden ist, hat die Hygline GmbH hygiene issues & managment und eine Gruppe engagierter Experten (aus den Bereichen Krankenhaushygiene, Industriehygiene, Analytik und Chemie sowie Produktentwicklung und Innovation) bewogen, eine elektronische Informationsplattform ins Leben zu rufen.
Mit der EICHY Datenbank für Materialverträglichkeit (European Interdisciplinary Committee for Hygiene & Compatibility Testing of Medical Devices) ist es ab sofort möglich Hersteller und Vertreiber von Produkten/Medizinprodukten bei der Erfüllung der in §§ 93 und 94 des Medizinproduktegesetzes (MPG), BGBl. Nr. 657/1996, idgF., festgelegten Anforderungen an die Aufbereitung von Medizinprodukten zu unterstützen.
Darüber hinaus, werden auch gewonnene Forschungsergebnisse (z.B. Forschungsprogramm FFG Coin „Kooperationen und Netzwerke“ 09.2013 bis 09.2015) auf der Datenbank veröffentlicht. (Bisherige Projektpartner: Happy Plating GmbH, Hygline GmbH, Mediserv-Gheorghe Zsigmond, FH-Oberösterreich Studienbetrieb GmbH, ÖTI – Inst. f. Ökologie, Technologie und Innovation GmbH, OFI -Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik).
Ziel von EICHY sind klare Produktdarstellungen und unmissverständliche Aufbereitungsempfehlungen, die den Anwendern die Beschaffung von bedarfsgerechten Medizinprodukten oder Einrichtungsgegenständen erleichtern. Fachgerechte hygienische Aufbereitung verlängert die Funktionalität und spart Kosten!
EICHY wendet sich vor allem an medizinische Fachkräfte, Architekten, Einkäufer und Hersteller von Produkten/Medizinprodukten. Interessierte können sich jederzeit über www.eichy.eu kostenlos informieren.
Wirkdauerverlängerung von Antiseptika
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Hagen Nette Deutsch B. Svenja Nette (ggf. wenn Fragen auf Englisch zu beantworten sind)
Kein
Antiseptika sind rückwirkend, durch Vedunstung endet ihre Wirkdauer unabgedeckt meist nach ca. 3 Minuten. Eine derart täglich 8x gewartete Türklinke ist entsprechend ca. 24 Minuten pro Tag geschützt. Durch Funktion des Klinkengriffes als Antiseptika-Container kann eine mehrhundertfache Verlängerung der Wirkdauer pro Wartung erreicht werden. Speziell strukturiertes keramisches Griff-Material steuert dabei eine äußerst sparsame, aber permanente Benetzung der Oberfläche und wirkt der Verdunstung entgegen. Eine Desinfektion der Hand bei Benutzung der Türklinke erfolgt aufgrund der dünnen Benetzung nicht, dafür ist die Klinke selbst auf Dauer zuverlässig desinfiziert, solange ein- oder zweimal täglich deren Wartung erfolgt. Die Wartung erfordert nur wenige Sekunden. Bei Nichtwartung ist die Normalfunktion als Türklinke gegeben. Das Produkt kann besichtigt werden.
Der Autor ist Inhaber der Firma Autec GmbH, Gebäudetechnik, welche voraussichtlich Hersteller der beschriebenen Technik sein wird.
Infection Prevention - Zero VAP
Rahmenthemen: nicht gewählt
U. StormBG Klinikum Duisburg gGmbH
In der Intensivmedizin stellen die nosokomialen Atemweginfektionen eine besondere Herausforderung an die Infektionsprävention. Die Referenzdaten des nationalen Referenzzentrums in Berlin dokumentieren im ITS KISS Modul eine hohe Rate device-assoziierter Atemweginfektionen in allen Fachdisziplinen. Neben den allgemeinen Risikofaktoren zur Entstehung einer VAP (Ventilator-Assoziierte Pneumonie) sind die Risikofaktoren der Entwicklung von multiresistenten Erregern zu berücksichtigen. Die Umsetzung der KRINKO- Empfehlungen tragen maßgeblich zur Infektionsprävention bei. Des Weiteren ist die Beachtung der aktuellen internationalen Leitlinien neben den nationalen Richtlinien empfehlenswert. Die Implementierung von Maßnahmenbündel hat sich sehr bewährt. Eine wichtige präventive Maßnahme ist die Mundpflege mit Antiseptikum. Zur Prozessoptimierung sind aus hygienischer Sicht Mundhygiene-Komplettsets standardisiert anzuwenden. Die Optimierung der Prozesse und Strukturen mit gezielter Präventionsstrategie der VAP tragen zur Patientensicherheit und zur Verbesserung der Lebensqualität der Patienten bei.
Water Safety to protect the Environment
Rahmenthemen: nicht gewählt
U. StormBG Klinikum Duisburg gGmbH
Im Rahmen des zeitgemäßen Hygienemanagements stehen die Infektionsprävention und die Patientensicherheit im Focus. Zur Prävention von wasserassoziierten Infektionen werden zur Prozessoptimierung unter hygienischen und ökonomischen Gesichtspunkten zunehmend sterile Einwegprodukte eingesetzt. Mit der Entscheidung im Klinikalltag vermehrt Einwegmaterialien zu verwenden, häufen sich für das Krankenhaus potentiell kontaminierte krankenhausspezifische Abfälle. Es ist notwendig, sich mit innovativen Logistiksystemen und Verfahren zur hygienischen Entsorgung mit der Zielsetzung einer stofflichen Verwertung zu beschäftigen. Infolgedessen tragen die Gesundheitseinrichtungen bei der Anwendung von recycelbaren Materialien im Hinblick auf die Ökologie effizient zum Umweltschutz bei.
Antibiotikaresistente Erreger - eine Bedrohung der modernen medizinischen Ordnung?
Rahmenthemen: nicht gewählt
I. PoczkaUniversität Tübingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Bereich Geschichte der Medizin, Goethestraße 6, 72076 Tübingen
Hintergrund
1. Bakteriologische Revolution und modernen medizinischen Ordnung
Die medizinische Ordnung der Moderne war seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert in erheblichem Maße durch die Errungenschaften und die Episteme der Bakteriologie sowie ihre Praxis des Labors geprägt. (vgl. Santesmases/Grdmann 2011: 296, Sarasin et al. 2007 15ff) Das Wissen über die Rolle von Mikroorganismen als Krankheitserreger veränderte das medizinische Denken in vieler Hinsicht grundlegend. (Ackerknecht 1992: 153f)
Erkenntnisse über mikrobielle Krankheitsursachen schoben sich vor die zuvor gültigen Miasma-Theorien nach denen vor allem schlechte hygienische Bedingungen, Schutz, Abfälle und schlechter Belüftung als Ursache für Krankheit gesehen wurden. Allgemeine Praktiken der Hygiene wurden durch Formen spezifischer Desinfektion und gezielt antimikrobieller Hygiene abgelöst. Ende des 19. Jahrhunderts suchten Wissenschaftler fieberhaft nach einem gezielten Mittel zur Bekämpfung der Mikrobent. Mit der erfolgreichen Anwendung der Antibiotika ab Mitte des 20. Jahrhunderts schien sich der Traum von einer Welt ohne Seuchen und tödliche Infektionskrankheiten endlich zu erfüllen.
2. Die Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen
Mitte der 1990er Jahre begannen die WHO und nationale Regierungen, die Bedrohung durch wachsende antimikrobielle Resistenzen erstmals in ihrer sozialen, politischen und globalen Dimension zu probleatisieren. Zuletzt verkündete sie im April 2014, eine „post-antibiotische Ära“ nahe: „Antibiotic resistance is no longer a prediction for the future; it is happening right now, across the world“ (WHO 2014a: IX; 2014b). Wichtige Errungenschaften der modernen Medizin stünden auf dem Spiel. Ähnlich alarmierende Töne schlug in den USA der „Threat Report“ der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) an: „Antimicrobial resistance is one of our most serious health threats.“ (CDC 2013: 5).
Als Reaktion auf die Bedrohungskommunikation schlugen Wissenschaftler und Public Health-Organisationen unterschiedliche Strategien vor. Der Ruf nach traditionellen Schutzstrategien (Hygiene, Isolation) wurde laut, während zahlreiche Forscher etwas aus dem Bereich der Mikrobiologie Forderungen erhoben, das Verhältnis von Mensch und Mikrobe grundsätzlich neu zu denken.
Material/Methode
1. Analyse von Schlüsselpublikationen aus den genannten Fachdisziplinen sowie Neuauflagen verbreiteter Lehrbücher als Referenz für die Stabilität oder den Wandel der jeweiligen Wissensbestände. (Diskursanalyse)
2. Analyse regelmäßig erscheinende Publikationen der WHO, der CDC und des Robert Koch-Instituts Berlin (RKI) (Diskursanalyse)
3. Problemzentrierte Interviews (nach Witzel 2000) mit verantwortlichen Akteuren (Kliniken, Fachgesellschaften, Regierungen)
Vorläufige Ergebnisse
Die Bedrohung der modernen medizinischen Ordnung
Aus historischer Perspektive ist dieser schnelle Wandel in der Wahrnehmung und Kommunikation von Bedrohung bemerkenswert. Denn noch bis in die 1970er Jahre dominierte in den westlichen Industriegesellschaften die Überzeugung, dass Infektionskrankheiten in naher Zukunft weitgehend beherrschbar seien. Das sogenannte goldene Zeitalter der Antibiotika hielt an. Trotz einer wachsenden Zahl resistenter Bakterien seit der Einführung der Antibiotika in den 1940er Jahren glaubten selbst Wissenschaftler noch in den 1980er Jahren, durch die Entwicklung neuer Antibiotika das "Wettrennen gegen die Mikroben" gewinnen zu können. Vorstellungen und Handlungsweisen im Umgang mit Infektionskrankheiten wurden weiterhin durch die als sicher geltenden Wirksamkeit antimikrobieller Medikamente bestimmt.
Erst mit den 1990er Jahren Begann schließlich eine Periode der Politisierung der Bedrohung durch resistente Erreger und wurden zum Ausgangspunkt für die Veränderung von klinischen, medizinischen und gesundheitspolitischen Praktiken, aber auch der öffentlichen Bedrohungswahrnehmung (Vgl. Bud 2007: 192).Die Schwerfälligkeit mit der medizinische-wissenschaftliche Gewissenheiten, klinische Verfahrensmodi und die sozialen Praxen im Umgang mit Infektionskrankheiten neu geordnet werden und der Widerstand, der sich vielerorts zeigt, verweisen auf die Wirkmächtigkeit der vorhandenen medizinisch-sozialen Wissensordnung.
Vorläufiges Fazit:
Ich möchte im Rahmen meines Vortrags diskutieren, ob die wachsende Zahl antimikrobieller Resistenzen neben der Bedrohung für die Gesundheit von Menschen oder ganzen Bevölkerungen, die von ihr ausgeht, auch als Bedrohung einer seit über hundert Jahren gültigen, moderne medizinisch-sozialen Ordnung und der mit ihr verbundenen Rationalitäten, Machtverhältnisse und Handlungsstrategien wahrgenommen wird.
(Literatur beim Autor)
Testmethode zur Bestimmung der Reaktionskinetik in Wasserstoffperoxid-Sterilisationsprozessen
Rahmenthemen: nicht gewählt
P. Deinhard1, U. Kaiser2, H. Keßler31 SAL-GmbH, Glashütten; 2-3 gke-GmbH, Waldems
Es wurde eine Methode zur Resistenzbestimmung von Bioindikatoren für Wasserstoffperoxid-Desinfektions- und -Sterilisationsprozesse beschrieben. D- und z-Werte in H2O2/H2O-Lösungen und die Reaktionskinetikgleichungen in Abhängigkeit von der Wasserstoffperoxid-Konzentration wurden bestimmt.
Wasserstoffperoxid wird als Desinfektions- und Sterilisationsagens in einer Vielzahl von Prozessen eingesetzt.
Als Sterilisationsverfahren findet es in der Gasphase, auch als Wasserstoffperoxid-Plasma-Verfahren bekannt, weltweit in Niedertemperatur-Sterilisationsprozessen der Industrie und des Gesundheitswesens Anwendung.
Desinfektionsprozesse setzen Wasserstoffperoxid/Wasser-Gemische ein, die verdampft bzw. vernebelt werden und sich als Aerosol auf Oberflächen niederschlagen.
Im Zusammenhang mit der Sterilisations- / Desinfektions-Kinetik von Wasserstoffperoxid-Prozessen werden in erster Linie zwei unterschiedliche Prozesse diskutiert:
Allgemeine Voraussetzung zur Validierung und Überwachung von Desinfektions- und Sterilisationsprozessen ist die Kenntnis der Reaktionskinetik dieser Verfahren. Weiterhin müssen als Prüfmittel Bioindikatoren bekannter Resistenz für jeden Prozess zur Verfügung stehen. Jedoch gibt es derzeit kein genormtes Prüfverfahren für Bioindikatoren zur Prüfung von Wasserstoffperoxid-Prozessen.
Um zumindest die Reaktionskinetik in der Flüssigphase beschreiben zu können und damit Bioindikatoren für den gesamten Wasserstoffperoxid-Anwendungsbereich zu charakterisieren, wurde eine Messmethode in der Flüssigphase entwickelt, mit der alle kritischen Variablen über die Zeit exakt bestimmt werden können. Es bietet sich an, auf ein Testverfahren in der Flüssigphase zurückzugreifen, welches bereits in der Vergangenheit erfolgreich angewendet wurde.
Zur Aufklärung der Reaktionskinetik der Abtötung von Mikroorganismen in wässrigen Wasserstoffperoxidlösungen wurde der Einfluss der Variablen Temperatur und Wasserstoffperoxidkonzentration auf den D-Wert untersucht.
Als Ergebnis wurden D-Werte in flüssiger Phase bei 50°C und einer Konzentration von 100 g/l zwischen 2 und 3,4 min in Abhängigkeit von unterschiedlichen G. Stearothermophilus Chargen ermittelt, deren D-Werte in Dampfsterilisationsprozessen ähnlich unterschiedlich sind.
Wie auch bei der Resistenz gegenüber anderen Sterilisationsverfahren unterscheiden sich DH2O2-Werte unterschiedlicher Produktionschargen von Geobacillus stearothermophilus zum Teil erheblich. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, eine reproduzierbare Methode zur Resistenzbestimmung zu etablieren, da die Identität des Prüfkeims allein keine zuverlässige Aussage über dessen Resistenz bietet.
Die Reaktionskinetikgleichung: R = k x N x [H2O2]~1,5 ergab eine Reaktion erster Ordnung in Bezug auf die Population und einen Exponenten von etwa 1,5 in Bezug auf die H2O2-Konzentration.
Der z-Wert definiert die Temperaturabhängigkeit des D-Wertes und wurde mit 30°C bestimmt.
Läuserückfallfieber in Bayern: Daten zur Epidemiologie, Klinik, Diagnostik und Therapie
Rahmenthemen: nicht gewählt
V. Fingerle1, A. Belting1, M. Hoch 1, F. Pürner, A. Wieser1, A. Sing11,Bayerisches Landesamt für Gesundheit und lebensmittelsicherheit (LGL), Oberschleißheim
Infektionsstatus von Asylbewerbern in Bayern
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Hörmansdorfer, N. Ackermann, H. Bischoff, A. Berger, K. Bengs, B. Treis, G. Rieder, U. Eberle, A. SingBayerisches Landesamt für Gesundheit und lebensmittelsicherheit, Sachgebiet Public Health Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie
Leitlinie – RDG-E
(im Rahmen der Kurzvorstellung der einzelnen Leitlinien unter DGKH-Beteiligung/5 min)
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Wehrl
wfk – Cleaning Technology Institute e.V., Krefeld
Die Zusammensetzung der Leitliniengruppe wird vorgestellt, es wird über die gegenwärtigen Aktivitäten der Leitliniengruppe berichtet: i) Anpassung von Akzeptanzkriterien, ii) Revision der Leitlinie, iii) Öffentlichkeitsarbeit gegenüber Behörden, Verbänden, Anwendern.
Landesweite Feldstudie zur Untersuchung der Restproteingehalte auf Prüfkörpern nach Anlage 8 der Leitlinie bei der Leistungsqualifikation von RDG-E-Prozessen
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Wehrlwfk – Cleaning Technology Institute e.V., Krefeld
Die Akzeptanzkriterien zur Bewertung der Reinigungsleistung von RDG-E-Prozessen anhand von Prüfkörpern nach Anlage 8 wurden in der „Leitlinie zur Validierung maschineller Reinigungs-Desinfektionsprozesse zur Aufbereitung thermolabiler Endoskope“ (2011) unter Bezug auf Alfa MJ et al. 1999 und 2010 festgelegt. Zur Anpassung der Akzeptanzkriterien auf das spezifizierte Prüfkörpermodell nach Anlage 8 wurde von der Leitliniengruppe zusammen mit Validierern und Herstellern von Prüfkörpern eine Feldstudie durchgeführt. Teilnehmende Validierer/Prüfkörperhersteller stellten über einen festgelegten Erhebungszeitraum von 6 Monaten anonymisierte Daten zu Restproteingehalten auf 2298 Anlage 8-Prüfkörpern zur Verfügung. Diese wurden sowohl bei nicht-typgeprüften als auch typgeprüften Maschinen im Rahmen von erneuten als auch von erstmaligen Qualifikationen eingesetzt. Der vorliegende umfangreiche Datensatz wird von der Leitliniengruppe bei der Überarbeitung der Leitlinie zur Anpassung der Akzeptanzkriterien für die Reinigungsleistung herangezogen.
Prozesskontrolle 2.0: Neue Methode zur routinemäßigen Überprüfung der Gesamtprozessleistung von Reinigungs-Desinfektionsverfahren für thermolabile Medizinprodukte
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Wehrl, A. Houbenwfk – Cleaning Technology Institute e.V., Krefeld
Als Prozesskontrolle für Reinigungsleistung und Gesamtprozessleistung von Aufbereitungsprozessen für thermolabile Endoskope werden die Prüfkörpersysteme nach Anlage 8 und Anlage 9 der Leitlinie eingesetzt. Die Auswertung dieser Prüfkörper ist relativ aufwendig und setzt biochemische Analyseverfahren, bzw. eine mikrobiologisches Labor voraus. Im IGF-Projekt 16932 N wurde eine einfach anwendbare und schnelle Methode zur routinemäßigen Kontrolle der Gesamtprozessleistung entwickelt. Die Entwicklungsergebnisse basieren auf dem Einsatz von speziellen Enzymen, die auf einer Fibrinmatrix in einem schlauchförmigen Prüfabschnitt immobilisiert werden. Die ausgewählten Enzyme stellen ein Surrogatmodell für die konventionell eingesetzten Prüforganismen (Enterococcus faecium) dar und zeigen ein vergleichbares Inaktivierungsverhalten gegenüber prozesstypischen Temperaturen und Desinfektionsmittelkonzentrationen. Durch vergleichende Praxisuntersuchungen in Kliniken konnte die gute Übereinstimmung mit Anlage 9-Prüfkörpern demonstriert werden.
Applikationssysteme für Röntgenkontrastmittel
Rahmenthemen: nicht gewählt
L. Jatzwauk1, P. Lüderitz2, B. Wilbrandt(1) Universitätsklinikum Dresden
(2) SANA- Klinikum Berlin Lichtenberg
Hintergrund: 40% bis 60 % der CT- und etwa 30% der MRT- Untersuchungen werden gegenwärtig unter intravenösem Einsatz von Kontrastmitteln durchgeführt. Dabei werden Kontrastmittel und physiologische Kochsalzlösung mittels halbautomatischer Injektoren mit hoher Geschwindigkeit infundiert. Neben vorgefüllter, patientenbezogener Einzeldosis-Infusionslösungen werden dabei seit Jahren auch Applikationssysteme benutzt, bei denen Kontrastmittel, NaCl- Lösung, Injektorspritze und Teile des Überleitungssystems bei mehreren Patienten eingesetzt werden. Das ist ansonsten bei der Infusionstherapie nicht üblich, da dieses Vorgehen (anscheinend) Regularien des Arzneimittelrechts und der Krankenhaushygiene verletzt. Material und Methoden: Auf die in der Literatur beschriebenen und auf Kontrastmittelapplikationen in radiologischen Einrichtungen zurückzuführenden HCV-, MRE- sowie Malaria -Infektionen wird eingegangen. Potentielle Risiken stellen ein Reflux von Patientenblut in die mehrfach verwendeten Infusionssysteme, eine Kontamination der Injektorspritzen sowie eine Keimvermehrung im Kontrastmittel und der Kochsalzlösung dar. Ergebnisse: Die AWMF veröffentlichte im Jahr 2015 eine Stellungnahme zur Mehrfachverwendung von Applikationssystemen für Röntgenkontrastmittel. Darin wird auf den bestimmungsgemäßen Gebrauch der Mehrwegsysteme nach Angaben der Hersteller verwiesen. Patientenwechselschläuche mit mindestens 2 Rückschlagventilen mit Öffnungsdruck sowie eine Verwendung der Mehrwegbestandteile des Infusionssystems und der Infusionslösungen für einen definierten Zeitraum stellen notwendige Bestandteile der Herstellerangaben dar. Fazit: Die Mehrfachverwendung von Applikationssystemen für Röntgenkontrastmittel ist nur unter definierten Einsatzbedingungen mit beherrschbarem Infektionsrisiko möglich.
Eignung von Mehrweggesichtsmasken für die zahnärztliche Tätigkeit
Rahmenthemen: nicht gewählt
L. Jatzwauk, L. Jurischka(1) Universitätsklinikum an der Technischen Universität Dresden
Hintergrund: Während zahnärztlicher Behandlungen mit Routineinstrumenten der Dentaleinheit entstehen Aerosole, die für das Behandlungsteam eine Infektionsgefahr darstellen. Potentiell infektiöse Erreger können dabei über die Atemwege bis in die Lunge gelangen. Derzeit sollen vorwiegend Einweggesichtsmasken luftübertragenen Infektionen vorbeugen. Wiederverwendbare Gesichtsmasken könnten ökonomisch sowie nachhaltig sein und eine Alternative bei Lieferengpässen darstellen. Da die Schutzwirkung einer Gesichtsmaske von der Teilchengröße beeinflusst wird und damit die Größenverteilung der Partikel in einem Aerosol ein entscheidender Parameter der ausgehenden Gefährdung ist, müssen als Voraussetzung hierfür zahnärztliche Aerosole quantifiziert werden. Im Gegensatz zu OP-Textilien gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum Literatur, die sich mit der Eignung wiederverwendbarer Gesichtsmasken beschäftigt. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Suche nach geeigneten Materialien. Material und Methoden: Die in dieser Arbeit vorgestellten Untersuchungen haben das Ziel, die bakterielle Filtration unterschiedlichster textiler Materialien an einem in vitro – Versuchsmodell mit Bioaerosolen zu beurteilen. Dabei wird der Schutzeffekt sowohl im Neuzustand als auch nach den Aufbereitungszyklen geprüft. Ergänzend sind in weiteren Versuchen auch die Luftdurchlässigkeit und der Einfluss von Randleckagen und Lagenzahl geprüft worden. Ergebnisse: Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen für alle Mehrwegmasken sowohl im Neuzustand als auch nach den definierten Aufbereitungszyklen signifikant schlechtere Werte für die bakterielle Filtration verglichen mit handelsüblichen chirurgischen Gesichtsmasken . Fazit: Derartige wiederverwendbare textile Masken können gegenwärtig nicht empfohlen werden.
Bedeutet visuell sauber auch rückstandsfrei sauber? Zur Reinigbarkeit zahnärztlich-chirurgischer Fräser
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Simonis1, Y. Burda2, I. Lemle2, H. Martiny11 Abteilung für Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre, Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charite-Universitätsmedizin Berlin, Frei Universität Berlin; 2 in eigener Praxis, Berlin
Knochenfräser aus zwei verschiedenen Materialien wurden maschinell, mit unterschiedlicher manueller Vorreinigung, nach künstlicher Kontamination am Schweinekiefer aufbereitet. Die Kontrolle der Sauberkeit erfolgte mit optischen Hilfsmitteln. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Sauberkeit bei zunehmender Vergrößerung nicht mehr gegeben ist. Hinweise auf Unterschiede verschiedener Formen oder Materialien der Knochenfräser werden aufgezeigt. Da die Prüfung nur optisch erfolgte bleibt die quantitative Proteinbestimmung weiteren Untersuchungen vorbehalten.
Arbeit der KRINKO – neue und kommende Empfehlungen
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. ChristiansenUniversitätsklinikum S.-H., ZE Medizinaluntersuchungsamt und Hygiene, ZE Interne Krankenhaushygiene, Kiel
In dem Übersichtsvortrag wird die Arbeit der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention vorgestellt. Die Aufgaben der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) sind in § 23 Abs. 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) beschrieben. Im Vortrag wird die Arbeitsweise der KRINKO und die Entstehung von Empfehlungen vom Einsetzen einer Arbeitsgruppe über die Diskussion des Arbeitsentwurfes in der gesamten Kommission über die Beteiligung von Ländern, Fachgesellschaften und Verbänden im Rahmen der sogenannten „Anhörung“ erläutert. Die Mitglieder der Kommission werden vom Bundesministerium für Gesundheit im Benehmen mit den obersten Landesgesundheitsbehörden jeweils für 3 Jahre berufen. Sie beraten und entscheiden über die diskutierten Fachfragen unabhängig vom Robert Koch-Institut oder vom Bundesministerium für Gesundheit. Die Unabhängigkeit dieser Kommission von Kostenträgern, Herstellern von Medizinprodukten und anderen wichtigen Interessensverbänden im Gesundheitsbereich ist eine zentrale Voraussetzung für ihre Arbeit. Die KRINKO legt zu Beginn einer Berufungsperiode fest, welche neuen Empfehlungen prioritär erstellt und welche bereits publizierten Empfehlungen überarbeitet werden sollen. Die Empfehlungen sind in der Praxis eine wesentliche Verständigungsgrundlage zwischen den Mitarbeitern im Krankenhaus, anderen medizinischen Einrichtungen und dem öffentlichen Gesundheitsdienst und gelten als Stand der Wissenschaft. Sie ersetzen nicht die interdisziplinäre Diskussion über die bestmögliche Anpassung der Präventionsstrategie vor Ort.
Es wird auf die in den letzten 2 Jahren veröffentlichten Empfehlungen eingegangen sowie über die z.Z. in Bearbeitung befindlichen Empfehlungen berichtet.
One Health concept and risk management in agriculture
Rahmenthemen: nicht gewählt
R. M. Schmithausen, S. V. Schulze-Geisthoevel, M. Parcina, A. Hoerauf, M. Exner, G. Bierbaum, I. Bekeredjian-Ding, B. PetersenInstitute for Hygiene and Public Health, University of Bonn
The ‟One Health” concept addresses the risk of transmission of multidrug-resistant bacteria to humans and animals within and along the meat production chains. In order to minimise the risk of colonisation with multidrug-resistant bacteria, more information about the emergence and transmission processes is required to improve hygiene management during food production and to develop effective decontamination procedures for stables that are colonised with resistant bacteria.
To this end, samples of humans, pigs and the stable environment were screened for livestock-associated methicillin-resistant Staphylococcus aureus (LA-MRSA) and extended spectrum beta-lactamases carrying Escherichia coli (ESBL-E) and analysed regarding their transmission pathways, resistance dynamics and epidemiological links.
The results were evaluated concerning the impact of MRSA and ESBL-E colonisation in pigs and their presence in the stable and in the stable environment for the transmission to humans and into the food chain. The stable air and the crowding of animals when re-stocking were identified as "hot spots" for transmission from pig to pig or pig to human. The monitoring of decontamination measures in pig stables with already known MRSA and ESBL-E rates demonstrated that, the elimination of MRSA and ESBL-E via hygiene and decontamination measures can be successful, however, a re-introduction of MRSA during restocking after disinfection cannot be excluded. The occurrence of MRSA in the stable environment could be reduced by cleaning and disinfection measures. Screening and elimination activities during the health monitoring program improved the health status of pigs and consequently reduced the use of antibiotics. Based on these results all farms were categorised by their risk for intra- and inter-farm resistance transfer and practice-oriented proposals for the implementation of MRSA and/or ESBL-E monitoring schemes into existing health management initiatives were designed.
In conclusion, the results presented in this work highlight the importance of interdisciplinary research at the interface between humans and animals in the sense of ‟One Health.”
Neue DGKH-Leitlinie zur Hygiene bei Planung, Ausführung und Betrieb von RLT-Anlagen
Rahmenthemen: nicht gewählt
F.-A. Pitten1, R. Külpmann21 Institut für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle, Gießen; 2 Hochschule Luzern Technik und Architektur, Horw
Seit der Herausgabe der ersten „Krankenhaushygienischen Leitlinien für die Ausführung
und den Betrieb von Raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) in Krankenhäusern“ vor
über zehn Jahren führten erweiterte Kenntnisse, neue Regelwerke, verbesserte Anlagen und
Prüfverfahren zur Überarbeitung der Leitlinie. Basierend auf einer klaren Beschreibung der
Grundmerkmale von Lüftungskonzepten, ihrer hygienischen Prüfung und den nutzungsabhängigen
Anforderungen an die Raumlüftung hat die DGKH-Sektion „Klima und Raumlufttechnik“
Antworten zusammen gestellt für die wesentlichen lufthygienischen Fragen bei
der Planung, Auslegung und dem hygienisch sicheren Betrieb von RLT-Anlagen in Räumen
des Gesundheitswesens. Die DGKH möchte damit einen Beitrag zur Verbesserung der
Beurteilung der hygienischen Möglichkeiten und Grenzen von Lüftungskonzepten in Räumen
des Gesundheitswesens leisten.
40 Jahre Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention – Prävention nosokomialer Infektionen im Wandel der Zeit – ein kritischer Rück- und Ausblick
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. ExnerInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität, Bonn
Vor 40 Jahren wurde am 9. Januar 1976 im Bundesgesundheitsblatt die Ursprungs- Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention - erarbeitet aus einem Gremium unter Koordination des damaligen Präsidenten des Bundesgesundheitsamtes, Herrn Professor Henneberg, unter Mitarbeit einer Vielzahl von Hygienikern, Mikrobiologen, Klinikern, Architekten und Ingenieuren - veröffentlicht.
Die Grundprämissen - Verhütung, Erkennung und Kontrolle- sind bis heute Maßstab und Grundpfeiler der Verhütung und Kontrolle nosokomialer Infektionen in Deutschland geblieben. In den vergangenen 40 Jahren ergaben sich jedoch unterschiedliche Schwerpunkte in der Prioritätensetzung der Richtlinien Arbeit und es gab Herausforderungen durch neue Infektionkrankheiten mit erheblicher Konsequenz für den Infektionsschutz in medizinischen Einrichtungen wie insbesondere das Auftreten von HIV, aber auch die Zunahme Antibiotika-resistenter Erreger. Besonders wurden Fragen der Desinfektion, baulich-funktionelle Aspekte, Stellenwert von Umgebungs-Untersuchungen sowie Aspekte der Surveillance sowie pro-aktiver und reaktiver Ansätze kontrovers diskutiert.
Die Kommission hat bis heute eine Schlüsselfunktion für die nationale Strategie der Regulierung auf dem Gebiet der Bekämpfung nosokomialer Infektion behalten, aber sie basiert bis heute auf der weisen, umfassenden und visionären Grundlage der Ursprungsrichtlinie. Der Vortrag würdigt den damaligen weitblickenden konzeptionellen Ansatz und stellt die Arbeit der Kommission aus der Perspektive eines langjährigen Mitgliedes der KRINKO im Wandel der letzten 40 Jahre dar und geht auf die Herausforderungen der Zukunft ein.
Risiko Einschätzung und Erfahrungen zu Infektionskrankheiten bei Migranten und zu krankenhaushygienischen Konsequenzen
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Exner, S. GleichInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität, Bonn und Gesundheitsamt der Stadt München
Deutschland hat im Jahre 2015 schätzungsweise mehr als 1 Million Asylsuchende aufgenommen. Mit der deutlich zunehmenden Zahl von Asylsuchenden bestand 2015 die Notwendigkeit, eine Risikoeinschätzung der möglichen Konsequenzen für Infektionskrankheiten unter Berücksichtigung nosokomialer Infektionen, mit besonderer Berücksichtigung Antibiotika resistenter Erreger, durchzuführen. Hierbei wurden fäkal – oral übertragbare Erkrankungen, Respiratorische Erkrankungen durch Tröpfchenübertragung ( z. B. Influenza ), Vektorübertragene Erkrankungen, Impfpräventable Erkrankungen, Spezifische Erkrankungen wie- Tuberkulose und – Poliomyelitis,- in Deutschland ungewöhnliche Erkrankungen, - Kolonisation / Infektion mit 3/ 4 fach resistenten Gram-negativen Bakterien berücksichtigt.
Gesundheitsschutzziele waren der Schutz der Migranten vor Gesundheitsrisiken in Aufnahmezentren, der Schutz der Mitarbeiter und Betreuern Aufnahmezentren, der Schutz von Mitpatienten und Mitarbeitern in Akutkliniken sowie der Schutz der Allgemeinbevölkerung.
Die derzeitige Analyse (Januar 2016) der Literatur und eigener Erfahrungen zeigt, dass lediglich bei Asylsuchenden, vor allem in Aufnahmezentren fäkal-orale übertragene Krankheiten und Magen- Darm - Infektionen sowie Skabies im Vordergrund standen. Außerdem wurden durch Screening Untersuchungen erwartungsgemäß Fälle mit Tuberkulose, Hepatitis C und B gefunden1-13. Eine erhöhte Infektionsgefährdung für die allgemeinen Bevölkerung durch Asylsuchende konnte bislang nicht festgestellt werden. Die Risikoeinschätzung des Eintrags Antibiotika- resistenzer Erreger stellte für medizinische Einrichtungen eine besonders zentrale Frage dar.
Im Vortrag werden die wichtigsten Aspekte und Erfahrungen dargestellt. Als Fazit lässt sich feststellen, dass Impfprävention und sanitärhygienische Maßnahmen sich als wichtige Bestandteile für die Prävention von Infektionen durch Asylsuchende erwiesen haben.
Literatur:
1. Coppola N, Alessio L, Gualdieri L, Pisaturo M, Sagnelli C, Caprio N, et al. Hepatitis B virus, hepatitis C virus and human immunodeficiency virus infection in undocumented migrants and refugees in southern Italy, January 2012 to June 2013. Euro Surveill 2015;20(35).
2. Epelboin L, Robert J, Tsyrina-Kouyoumdjian E, Laouira S, Meyssonnier V, Caumes E. High Rate of Multidrug-Resistant Gram-Negative Bacilli Carriage and Infection in Hospitalized Returning Travelers: A Cross-Sectional Cohort Study. J Travel Med 2015;22(5):292-9.
3. Greenaway C, Thu Ma A, Kloda LA, Klein M, Cnossen S, Schwarzer G, et al. The Seroprevalence of Hepatitis C Antibodies in Immigrants and Refugees from Intermediate and High Endemic Countries: A Systematic Review and Meta-Analysis. PLoS One 2015;10(11):e0141715.
4. Kuehne A, Fiebig L, Jansen K, Koschollek C, Santos-Hovener C. [Migration and infectious disease surveillance in Germany: Analyses of Tuberculosis, HIV and Syphilis surveillance data]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2015;58(6):560-8.
5. Loscher T. [Imported diseases are becoming increasingly important: travel and migration medicine]. Dtsch Med Wochenschr 2015;140(11):796.
6. N.N. Poliomyelitis-Fälle in der Ukraine. Epidem. Bull. 2015;38:411 - 413.
7. N.N. Für medizinisches Personal: Akut behandlungsbedürftige, für Deutschland ungewöhnliche Infektionskrankheiten, die bei Asylsuchenden auftreten können. Epidem. Bull. 2015;38:413 - 415.
8. RKI. Screening von Asylsuchenden auf Multiresistente Erreger (MRE). https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/A/Asylsuchende/Inhalt/MRE-Screening_Asylsuchende.pdf?__blob=publicationFile 2015.
9. RKI. Konzept zur Umsetzung frühzeitiger Impfungen bei Asylsuchenden nach Ankunft in Deutschland. Epidem. Bull. 2015;41:439 - 444.
10. RKI. Management von Ausbrüchen in Gemeinschaftsunterkünften für Asylsuchende. http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/A/Asylsuchende/Inhalt/Management_Ausbrueche.pdf?__blob=publicationFile 2015.
11. RKI. Dem Robert Koch-Institut übermittelte meldepflichtige Infektionskrankheiten bei Asylsuchenden in Deutschland. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/A/Asylsuchende/Inhalt/meldepflichtige_Infektionskrankheiten_bei_Asylsuchenden.pdf?__blob=publicationFile 2015.
12. Santos-Hovener C, Marcus U, Koschollek C, Oudini H, Wiebe M, Ouedraogo OI, et al. Determinants of HIV, viral hepatitis and STI prevention needs among African migrants in Germany; a cross-sectional survey on knowledge, attitudes, behaviors and practices. BMC Public Health 2015;15:753.
13. Yasin Y, Biehl K, Erol M. Infection of the Invisible: Impressions of a Tuberculosis Intervention Program for Migrants in Istanbul. J Immigr Minor Health 2014;17(5):1481-6.
Krankenhausbau: Die neue Norm DIN 13080: Gliederung des Krankenhauses in Funktionsbereiche und Funktionsstellen
Rahmenthemen: nicht gewählt
K.-D. ZastrowInstitut für Hygiene und Umweltmedizin,. Vivantes-Klinken, Berlin
Krankenhaushygiene im Fokus von Qualitätssicherung und Qualitätsbericht
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. SteinerIQTIG, Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen, Berlin
Weniger Infektionen durch bessere Kommunikation?
Rahmenthemen: nicht gewählt
R. HoffmannBG Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit - Maßnahmenkatalog zu mehr Patientensicherheit
Rahmenthemen: nicht gewählt
H. François-KettnerAktionsbündnis Patientensicherheit, Berlin
Das APS wird mit seiner Struktur & Organisation kurz vorgestellt. Die bisherigen Maßnahmen im Thema Infektionsprävention werden (inklusive der Akteure) mit den bisher vorliegenden Ergebnissen vorgestellt, der Zugang zu den Materialien wird im Anschluss an den Vortrag verdeutlicht. In der Diskussion werden insbesondere Ideen zu mehr Nachhaltigkeit angeregt und ausgetauscht.
Rahmenthemen: nicht gewählt
T. Eckmanns1Wenn Unzufriedenheit keimt – von Krankenhaushygiene und Patientenwohl
Rahmenthemen: nicht gewählt
D. Schliffke1. Vorsitzender Bundesverband der Patientenfürsprecher in Krankenhäusern e.V. BpiK
Wo Menschen aufeinander treffen, kommt es zu Missverständnissen. Das gilt auch für den Alltag in Kliniken und Krankenhäusern. Nicht immer sind große, schwerwiegende Konflikte die Ursache für Patientenbeschwerden und negative Bewertungen. Weit häufiger liegen die Gründe für eine Unzufriedenheit in kleineren Missverständnissen oder Unwissenheit auf Seiten der Patienten. Hier setzen Patientenfürsprecher an: Sie hören zu, bringen Patienten und Angehörigen Verständnis entgegen und lösen Konflikte zwischen Patienten und Klinikpersonal – gerade auch schwierigen und vorurteilsbeladenen Themen wie den sogenannten „Krankenhauskeimen“.
Die Werkzeuge des klinischen Risikomanagements
Rahmenthemen: nicht gewählt
K. VonderhagenGRB Gesellschaft für Risiko-Beratung mbH, Detmold
Seit jeher sind Krankenhäuser und ihre Bereiche um die Patientensicherheit bemüht. Der gemeinsame Bundesausschuss hatte 2014 das Risikomanagement zur Führungsaufgabe festgeschrieben. Das heißt, die Klinikleitung muss eine Struktur für das klinische Risikomanagement in allen Krankenhausbereichen vorgeben.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden gilt es, die Werkzeuge des klinischen Risikomanagements entsprechend zu etablieren. Zu den Werkzeugen zählen z. B.:
Alle Werkzeuge dienen dazu Risiken zu identifizieren und anschließend diese zu bewerten. Die Bewertung bezieht sich auf den Schweregrad des potentiellen Schadens und dessen Eintrittswahrscheinlichkeit. Um eine Wiederholung der Risiken oder evtl. eingetretene Schäden zu vermeiden, werden zur Bewältigung der potentiellen Risiken, die Prozesse verändert oder neue eingeführt. Nach Korrektur der Prozesse geht es um die Kontrolle der zu verändernden Vorgehensweisen und die Nachhaltigkeit für die optimierten Abläufe mit spezifischen Präventionsmaßnahmen in der Klinik zu sichern.
Mit einem aktiven klinischen Risikomanagement verbessert und erhöht eine Klinik die Sicherheit von Patienten, Mitarbeitern und Dritten.
Epidemiology and prevention of blood borne viral infections
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. GanczakDepartment of Public Health, Faculty of Health Sciences, Pomeranian Medical University, Szczecin, Poland
Exposures to blood occur across a wide variety of occupations. Health care workers can be exposed to blood through needle-stick and other sharps injuries, mucous membrane, and skin exposures. Sharps injuries are a significant health hazard and also result in organizational costs: more than one million needle-stick injuries are estimated to occur annually in the European Union, about half or more of those go unreported.
The pathogens of primary concern are hepatitis B and hepatitis C viruses and the human immuno-deficiency virus. The most effective means of preventing the transmission of blood-borne pathogens is to prevent exposures to blood. Primary prevention is achieved through the control measures which follow the traditional hierarchy of controls from most effective to least effective. It includes elimination of hazard, engineering controls, administrative controls, work practice controls and personal protective equipment. Engineering controls are the primary means of eliminating or minimizing employee exposure and include the use of safer medical devices, such as needleless devices, shielded needle devices, and plastic capillary tubes.
The implementation of the Council Directive 2010/32/EU on sharps injuries, which urges workers and employers to take advantage of available methods to prevent such injuries, was a big step forward to improve the safety of healthcare workers and patients. Nevertheless, more research is urgently needed regarding the implementation of the Directive in the EU member states. Some issues which have created challenges include compliance with personal protective equipment use, under-reporting, as well as the lack of a universal questionnaire which would contain detailed information on sharps injuries and be in line with other European-wide data collecting systems. Moreover, recent data suggest engineering controls can be effective in decreasing sharps-related injuries in nonsurgical hospital settings. However, adoption of safety devices in surgical settings is limited, which results in significant increase in sharps-related injuries.
Continued diligence in the aforementioned areas is needed to help reduce the risk of occupational HBV, HCV and HIV transmission to health care workers.
Hygienebeauftragte in der Pflege und ihre Bedeutung für Patienten aus der Sicht der Stationsleitung
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. Trierweiler-HaukeBBA Stationsleitung, Mitglied der Hygienezirkels und Leitung der Hygienebeauftragten der Chirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg
Wie kann eine nachhaltige Hygiene-Qualität in der Pflege gewährleistet werden?
Baden-Württemberg fordert nicht explizit eine Hygienebeauftragte Pflegende, sondern legt in der Verordnung des Sozialministeriums über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen (MedHygVO) fest, dass Aus- und Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten und Pflegepersonal auf dem Gebiet der Hygiene sichergestellt sein müssen.
Die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg gründete aus diesem Grund schon 2010 einen Hygiene-Arbeitskreis mit Hygienebeauftragten Pflegenden jeder Station, einer Pflegeleitung, die Mitglied in der Hygienekommission ist, und der Hygienefachkraft.
Der Arbeitskreis hat sich die nachhaltige Verbesserung der Hygienequalität in der Pflege als Ziel gesetzt. Die Wissenserweiterung der Mitglieder ist das zentrale Ziel, damit sie nicht nur Multiplikatoren auf ihren Stationen sind, sondern mit allen Berufsgruppen konstruktive Gespräche im Sinne einer stetigen Qualitätssteigung im Hygieneverhalten führen können. Die Teilnehmer treffen sich sechs Mal im Jahr. Im Rahmen dieser Treffen werden Ziele festgelegt, die alle Mitarbeiter auf ihren Stationen verfolgen, Ergebnisse evaluiert und ein Hygiene-Risikomanagement durchgeführt. Die Beauftragten führen wechselseitige Hygienebegehungen mit ihren Kollegen und den Hygienefachkräften durch und gestalten jährlich einen Hygienetag mit Referaten, Postern und praktischen Demonstrationen.
Eine weitere wichtige Säule dieses Arbeitskreises ist die kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter im Reinigungs- und Versorgungsdienst. Gerade diese Mitarbeiter, die keine Basisausbildung in Hygiene haben, brauchen das Wissen um ihre wichtige Aufgaben der Basishygienemaßnahmen im Krankenhaus fachlich richtig und zuverlässig durch auszuführen. Durch die regelmäßigen interprofessionellen Fortbildungen erfahren beide Berufsgruppen auch die notwendige Wertschätzung und die Teamarbeit kann intensiviert werden.
Hygiene im Ambulanzflugdienst – internationale Transporte
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. MeyerADAC Ambulanzflugdienst, Ärztlicher Leiter Dr. Meier, München
Hygiene in der Luftrettung – nationale Transporte
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. RippeADAC Luftrettung gGmbH, Fachbereich Medizin, München
Lokale und regionale Netzwerke und Arbeitstreffen mit dem Thema Hygiene. Wo und wie finde ich diese? – Wie gründe ich solche lokalen Arbeitsgruppen?
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. WernerVorsitzender der Arbeitsgruppe „Offensive Hygiene“ der DGKH
Insbesondere das aktuelle schnelle bundesweite Wachstum neuer Fachkräfte (Hygienefachkräfte, Hygienebeauftragte Ärzte etc.) birgt in der Praxis für diese Kollegen meist viele Fragen.
Die Arbeitsgruppe Offensive Hygiene der DGKH wurde 2013 begründet mit dem Ziel eine Bündelung und Koordinierung der (jungen) fachlichen Kräfte und Kompetenzen im Fachbereich Hygiene zu erzielen.
Um daher das Ziel einer Vernetzung des Fachwissens in der Praxis zu erreichen wurde begonnen eine Listung aller regionalen und lokalen Netzwerke, Arbeitskreise und Austauschtreffen mit dem Thema Hygiene aufzustellen.
Dies soll den Anwendern in Zukunft auf der Homepage der DGKH ermöglichen sich darüber zu informieren wo und wie er Kontakt zu den nächstgelegenen Fachkreisen in seiner Region aufnehmen kann.
Darüber hinaus sollen einige Arten von Netzwerken und Arbeitstreffen vorgestellt werden und Hinweise zur Gründung solcher lokalen und regionalen Netzwerkstrukturen gegeben werden.
HygCen
Aktuelle Weiterbildungssituation zur Hygienefachkraft (HFK) in Deutschland
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. Görs1, B. Loczenski21SeminarZentrum für med. Berufe, Berlin; 2Wannsee-Akademie, Berlin
Die Weiterbildungssituation zum/zur Fachpfleger/in für Hygiene und Infektionsprävention-Hygienefachkraft in Deutschland stellt sich in den jeweiligen Bundesländern sehr unterschiedlich dar.
Zum einen gibt es nicht in allen Bundesländer eine gesetzliche Verordnung zur Ausbildung von Hygienefachkräften zum anderen sind die Zulassungsvoraussetzungen zur Ausbildung unterschiedlich. Des Weiteren ist festzustellen, dass sich Ausbildungsdauer und Ausbildungsinhalte in den Bundesländern unterscheiden. Diese Situation ist für Mitarbeiter in der Hygiene unbefriedigend. Die Qualifikation der Hygienefachkraft wird nicht nur in den Krankenhäusern benötigt. Sie wird im gesamten Gesundheitswesen, der Industrie, den öffentlichen Behörden, beratenden Gremien sowie im ambulanten Sektor nachgefragt und zum Teil gesetzlich gefordert.
In diesem Vortrag der AG Offensive Hygiene sollen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dargestellt werden. Anhand von Fallbeispielen soll die Ausbildungssituation zur Hygienefachkraft in Deutschland widergespiegelt werden sowie Anregungen, Wünsche und Themen gemeinsam mit dem Auditorium diskutiert werden.
Erste dreijährige Ausbildung zur "Fachkraft für Medizinprodukteaufbereitung“ (FMA-DGSV) ab November 2016 in Dortmund
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. DeinetLeitung ZSVA, Uniklinik RWTH Aachen
Die Aufbereitung von Medizinprodukten im Krankenhaus hat sich insbesondere in den letzten Jahren aus der reinen zentralen Sterilisation zu einem Versorgungsschwerpunkt entwickelt, dem wegen der Vielfältigkeit der Anforderungen und der übertragenen Aufgaben eine zunehmende Bedeutung zukommt. Nach Inkrafttreten des Medizinproduktegesetzes, der Medizinproduktebetreiberverordnung sowie insbesondere durch die Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) und des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) "Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“ ist der Stellenwert dieser Dienstleistung kontinuierlich gestiegen.
Heute ist eine Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP) eine zentrale Abteilung innerhalb eines Klinikbetriebes. Neben dem betriebswirtschaftlichen Interesse an einem reibungslosen Betrieb steht auch die juristische Bedeutung für ein Management im Vordergrund. Die Aufbereitung von Medizinprodukten entwickelte sich auch zu einem Aushängeschild einer Einrichtung.
Technische Neuerungen im Medizinproduktebereich sind nicht nur eine Herausforderung für Anwender, die zur Ausübung ihrer Tätigkeit beruflich qualifiziert wurden, sondern auch für die mit der Aufbereitung betrauten Personen.
Mitarbeiter in den Aufbereitungsabteilungen sind häufig Arbeiter, die eine Tätigkeit angelernt verrichten.
Angelernte Tätigkeit weist als Merkmal auf, dass keine Qualifikationsvoraussetzung vorhanden ist, dass Prozessschritte in schnell zu lernende Teilbereiche fragmentiert werden und eine Identifikation mit der Aufgabe häufig nur schwer entsteht.
Dem gegenüber haben Tätigkeiten in einer AEMP eine spezifische und charakteristische Ausprägung und die dazugehörigen Wissensbestände sind komplex. Tätigkeiten in einer AEMP setzen voraus, dass Sachverhalte bekannt sind und diese in Arbeitstechniken, bzw. Fertigkeiten umgesetzt werden.
Diese Merkmale gehen weit über eine angelernte Tätigkeit hinaus und benötigen die Rahmenbedingungen einer beruflichen Struktur, wie sie in anderen Ausbildungsberufen zu finden sind.
Vor nun fast 20 Jahren hat sich die Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung (DGSV e.V.) gegründet, um der spezifischen Entwicklung in den AEMP Rechnung zu tragen. Ziel der DGSV ist die Schaffung eines Berufsbilds „Fachkraft Medizinprodukteaufbereitung (FMA)“, um einen einheitlich hohen Qualitätsstandards bei der Aufbereitung von Medizinprodukten zu sichern. Im Bereich der Qualifizierung des mit der Aufbereitung betrauten Personals hat die DGSV e.V. jetzt schon durch ihre Rahmenlehrpläne (Sachkunde, Fachkunde I, II und III) anerkannte Standards setzen können. Der Umfang dieser Qualifizierungsmaßnahmen entspricht aber nicht mehr den heutigen und zukünftigen Erfordernissen.
Die erste dreijährige Ausbildung zur "Fachkraft für Medizinprodukteaufbereitung - FMA – DGSV®" wird ab November 2016 in Dortmund stattfinden.
Gründe, Organisation, Inhalte des Pilotprojektes und Möglichkeiten eines zukünftigen Berufes werden in diesem Vortrag vorgestellt.
Anforderungen an ein modernes Ausbruch-Management nosokomialer Infektionen
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. ExnerInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität, Bonn
Ein effizientes, zeitnahes Ausbruch-Management nosokomialer Infektion ist für den Patientenschutz, Mitarbeiterschutz und für die medizinische Einrichtung von entscheidender Bedeutung. Es gilt hierbei eine Reihe von Prämissen, deren Erfüllung nach einem Ausbruch abgefragt wird. Hierzu zählen:
- Zeitnahe Erkennung eines Auslöseereignisses
- Umgehende Absicherung und Vermeidung weiterer Erkrankungsfälle bzw. Kontrolle der Gefahrensituation
– Sicherheit der Patienten
- Umgehende Analyse der Epidemiologie, der Infektionsreservoire und Übertragungswege mittels molekularer Typisierungsverfahren ( Patient und Umfeld-Isolate ) und deren Identifizierung
- Gute Risiko- und Krisenkommunikation ( sofern notwendig)
- Einführung nachhaltiger Präventionsstrategien
- Analyse der Wirksamkeit über längeren Zeitraum ohne Wiederauftreten von Infektionen
- Defizitanalyse ggfls. durch unabhängige Evaluation
- Mitteilung ( ggfls. in anonymisierter Form ) , um andere Institutionen an Fehleranalyse teilhaben zu lassen
- Ggfls. ergänzende Regulierung z. B. gesetzliche Maßnahmen, Verordnungen, Leitlinien, technische Regeln.
Im Vortrag wird auf die wichtigsten Kriterien und Lehren aus vergangenen Ausbrüchen nosokomialer Infektionen, die Umsetzung des Ausbruchmanagement in Deutschland und insbesondere auf die Aspekte der Kommunikation eingegangen und an Beispielen erläutert.
Cluster von 3 fach resistenten Enterobacter sp. bei Patienten mit Harnwegskatheter, Ursache und Kontrolle
Rahmenthemen: nicht gewählt
P. Walger, C. Rösing, M. ExnerJohanniter Kliniken, Bonn, Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität, Bonn
Lehren aus einem Plasmid-vermittelten Multispecies Ausbruch mit Carbapenem-resistenten Enterobacteriaceae
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. ExnerInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität, Bonn
In Südhessen eignete sich 2014 ein Plasmid-vermittelter Multispecies Ausbruch von Carbapenem resistenten Enterobacteriaceae, von dem 135 Patienten betroffen waren1 2. Mit den klassischen, bei Gram-positiven Erregen bewährten Kontrollmaßnahmen (Händedesinfektion, Surveillance, Isolierung) ließ sich der Ausbruch nicht unter Kontrolle bringen. Durch systematische Umgebungsuntersuchung unter Berücksichtigung der Ökologie der Gram-negativen Enterobacteriaceae konnte als Infektionsreservoir das Abwassersystem in der zentralen Krankenhausküche identifiziert werden. Als Überträger konnten die in der Küche hergestellten Kalt Speisen identifiziert werden. Nach Einstellung der Kalt-Speisen Versorgung konnte der Ausbruch vollständig unter Kontrolle gebracht werden.
Im Vortrag werden die Details des Ausbruchsgeschehens sowie die Bedeutung von Abwassersystemen als Infektionsreservoir für Antibiotika-resistente Enterobacteriaceae, die Art der Reinigung in zentralen Krankenhausküchen und die Bedeutung von Speisen als Überträger von Enterobacteriaceae diskutiert und die grundsätzlichen Lehren aus diesem Ausbruch, insbesondere für die Kontrolle Antibiotika- resistenter Enterobacteriaceae, dargestellt. Der Ausbruch führte zu einer Neubewertung von zentralen Küchen, des Abwassersystems und von Reinigungsmaßnahmen sowie von Speisen im Ausbruchmanagement und hat daher erhebliche krankenhaushygienische Konsequenzen.
Literatur:
1. Carstens A. Ausbruch von KPC-2 produzierenden multiresistenten Bakterien in einer Klinik in Südhessen- Ausbruchmangement und Rolle des öffentlichen Gesundheitsamtes Hessisches Ärzteblatt 2015(4):196- 198.
2. Carstens A, Kepper U., Exner, M., Hauri, A., Kaase, M., Wendt, C. . Plasmid-vermittelter Multispezies-Ausbruch mit Carbapenem-resistenten Enterobacteriaceae. Epidemiologisches Bulletin 2014(47):455 - 459.
Wie sicher ist unsere zentrale Trinkwasserversorgung und welche Punkte müssen im Wasserhygieneplan medizinischer Einrichtungen berücksichtigt werden
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. ExnerInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn
Eine der zentralen Voraussetzungen für die sichere Patientenversorgung ist eine hygienisch sichere Wasserqualität. Trotz der im Vergleich zu vielen anderen Ländern hervorragenden Trinkwasserqualität, guten technischen Regeln und Überwachungsstrategien in Deutschland muss dennoch die Qualität des Trinkwassers unter Berücksichtigung der relevanten Infektionserreger und der jeweiligen Versorgungsverhältnisse kritische Aufmerksamkeit erhalten. Störfälle und wasserbedingte Ausbrüche in Deutschland und europäischen Ländern, von denen auch medizinische Einrichtungen betroffen waren, unterstützen diese Aspekten. 2014 hat die WHO einen entsprechende Risikoanalyse unter Berücksichtigung des zentralen Wasserversorgungsnetz entwickelt1 2.
Daher ist es erforderlich, nicht nur die Risiken der Trinkwasserinstallation in medizinischen Einrichtungen, sondern auch das Gesamtsystem der jeweiligen Wasserversorgung und besonderer Risikosituationen einer umfassenden Risikoanalyse zu unterziehen.
Alle medizinischen Einrichtungen müssen daher im Sinne einer umfassenden Risikoanalyse dokumentieren, von welchen Wasserversorgern ihr Trinkwasser stammt, aus welchen Quellen das Trinkwasser gewonnen wird, wie die Aufbereitung erfolgt, wie die Desinfektion erfolgt und wer für das zentrale Wasserversorgungnetz verantwortlich ist. Diese Fragen müssen mit dem bzw. Wasserversorgungsunternehmen ( Wassergewinnungsunternehmen, Wasserleitungsvereinen) als auch mit dem Gesundheitsamt abgestimmt werden.
Durch die medizinische Einrichtung müssen auch eigene Untersuchungen der mikrobiologischen Wasserqualität auf Koloniezahl, Coliforme, E. coli, Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa an der Übergabestelle in das Trinkwasserinstallationssystem im Sinne einer Eingangskontrolle durchgeführt werden.
Auf die Details einer entsprechenden Risikoanalyse auf der Grundlage von Störfällen und den entsprechenden Konsequenzen für den Wasserhygieneplan ( Water Safety Plan ) in medizinischen Einrichtungen wird im Vortrag eingegangen.
Literatur:
1. WHO. Guidelines for Drinking water Quality. http://whqlibdoc.who.int/publications/2011/9789241548151_eng.pdf 2011.
2. WHO. Water Safety in Distribution Systems. http://www.who.int/water_sanitation_health/publications/Water_safety_distribution_systems_2014v1.pdf 2014.
Verdunstungkühlanlagen als Infektionsreservoire für Legionellen und deren Kontrolle – Konsequenzen der neuen VDI Richtlinie 2047 Bl.2 für medizinische Einrichtungen
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. ExnerInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität, Bonn
Verdunstungkühlanlagen (synonym Rückkühlwerke) sind neben Trinkwasserinstallationssystemen die wichtigsten Infektionsreservoire und Überträger für die Erreger der Legionellose als der wichtigsten ausschließlich aus der Umwelt erworbenen Infektionskrankheit.
Lange Zeit gab es in Deutschland - im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern - weder eine Registrierungspflicht noch eindeutige technische Regeln zur Planung, Wartung und Betrieb sowie Desinfektion von Verdunstungskühlanlagen. Nach den großen Legionellenausbrüchen in Ulm, Warstein und Jülich in Deutschland aber auch internationaler Ausbrüche wie in New York, USA, Portugal und Spanien wurde im Januar 2015 die VDI Richtlinie 2047 Blatt 2 veröffentlicht. Zudem ist eine bundesweit geltende Verordnung für die Wartung von Verdunstungskühlanlagen in Vorbereitung. Diese gelten auch für entsprechende Anlagen in medizinischen Einrichtungen, die nach diesen Regeln und der in Vorbereitung befindlichen Verordnung gewartet, desinfiziert und regelmäßig untersucht werden müssen.
Die wichtigsten Aspekte der Ausbrüche von Legionellosen durch Verdunstungskühlanlagen, einschließlich der festgestellten Infektionsreservoire , wesentliche Aspekte der neuen VDI Richtlinie hinsichtlich Planung, Wartung, Betrieb und Desinfektion und die Konsequenzen für medizinische Einrichtungen einschließlich der Diagnostik von Pneumonien als Voraussetzung für die Erkennung von Legionellosen werden im Vortrag vorgestellt. Ein Schwerpunkt wird auf die Desinfektion und hygienisch- mikrobiologischen Anforderungen und die Maßnahmen bei Überschreitung gesetzt.
Antibiotic Stewardship 2016 – ein Update
Rahmenthemen: nicht gewählt
P. WalgerDGKH Vorstand, Johanniterkliniken Bonn, Johanniter Krankenhaus
Antibiotic Stewardship – der ökonomische Impact 1 Jahr nach Implementierung an einem Haus der Normalversorgung
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Wilke1, P. Walger21 inspiring health, Dr. Wilke GmbH, München; 2 Johanniterkliniken Bonn, Johanniter Krankenhaus, DGKH Vorstand
Entwicklungen aus den Sektionen und Leitliniengruppen
Rahmenthemen: nicht gewählt
H. Martiny, W. Kohnen, J. Gebel, M. Wehrl, S. KrügerSektionen der DGKH
Aktuelle valide Aufbereitungs- und Betriebsverfahren für Hypothermiegeräte in der Herzchirurgie
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Werner1, O. Riebe1, H.-P. Werner11 HygCen Germany GmbH, Schwerin / Bochum
Der Einsatz von Hypothermiegeräten in der Herzchirurgie ist unumgänglich. Diese Geräte ermöglichen die Herabsetzung der Körpertemperatur des Patienten und somit auch des Sauerstoffbedarfs während des operativen Eingriffs auf ein Minimum. In der Praxis wird die Temperatur über den Wärmetauscher des Oxygenators reguliert, welcher mit dem Hypothermiegerät verbunden ist, in dem sich Wasser der gewünschten Temperatur befindet. So kann das Patientenblut gekühlt oder erwärmt werden. Diese Hypothermiegeräte sind häufig direkt im OP platziert. In letzter Zeit häuften sich die Hinweise, dass diese Geräte ein Infektionsrisiko darstellen. So wurde ein mögliches Infektionsrisiko bereits durch Weitkemper et al. (2002, 1) zwar beschrieben, dies aber damals weder von Kardiochirurgen, Hygienikern oder noch von den Behörden beachtet. Es konnte gezeigt werden, dass diese Geräte von Mikroorganismen und Algen besiedelt werden können. Nun ergaben sich Hinweise darauf, dass es in Hypothermiegeräten während des Betriebs zur Aerosolisierung von Partikeln kommt, welche dann auch Mikroorganismen aus dem Hypothermiegerät in den OP-Saal übertreten lassen können.
Mycobacterium chimaera wurde so bspw. isoliert (2). Hier bestehen bereits mehrere Hinweise auf postoperative Infektionen im Zusammenhang mit den Hypothermiegeräten (3). Bisherige mikrobiologische Untersuchungen zeigen, dass im Wasserkreislauf der HCU nichttuberkulöse Mykobakterien gefunden wurden, im Betrieb befindliche Geräte ein Aerosol bildeten, in der Raumluft bei betriebenem Gerät nichttuberkulöse Mykobakterien nachgewiesen werden konnten, bei Abwesenheit der Hypothermiegeräte keine Mykobakterien in der Raumluft nachgewiesen werden konnten (3).
Aus diesem Grund sind bestehende Aufbereitungsverfahren unterschiedlicher Hersteller in letzter Zeit überarbeitet worden, um einen sicheren Betrieb, auch im Hinblick auf atypische Mykobakterien gewährleisten zu können.
Das akkreditierte Prüflaboratorium Hygcen Germany GmbH hat mit dem größten Hersteller solcher Geräte entsprechende Verfahren validiert. Es wurden zunächst die mikrobiziden Wirksamkeiten (inklusive der mykobakteriziden Wirksamkeit) unterschiedlicher Verfahren in Suspensionsversuchen und anschließend im praxisnahen Versuch in den Geräten überprüft. Auch Zubehörteile der Hypothermiegeräte (Oxygenatoren, Oxygenatorhalter, etc.) wurden in die Betrachtung mit einbezogen.
Fazit: Insgesamt kann durch kontinuierliche strikte Einhaltung aktueller und valider Aufbereitungs- und Betriebsverfahren eine Besiedlung der Geräte verhindert werden. Nach Sanierung von Geräten im klinischen Einsatz sind solche Verfahren effektiv. Eine Risikominimierung in der Praxis ist somit möglich.
[1] Weitkemper HH, Spilker A, Knobl HJ, Körfer R. The heater-cooler unit--a conceivable source of infection. J Extra Corpor Technol. 2002 Dec;34(4):276-80.
[2] Sachs H, Bloemberg G., Hasse B., et al. Prolonged Outbreak of Mycobacterium chimaera Infection After Open-Chest Heart Surgery, Clin Infect Dis. 2015 Jul 1;61(1):67-75. doi: 10.1093/cid/civ198. Epub 2015 Mar 11
[3] BfArM Risikoinformation: Möglicher Zusammenhang zwischen Hypothermiegeräten und Infektionsrisiko mit Mykobakterien bei der Herzchirurgie
Tenazität als Hinweis auf Übertragungsweise, Biologie und Evolution von Viren: Untersuchungen zur Trockenresistenz von Viren
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. L. Filbert, J. Köhnlein, F. v. Rheinbaben, S. WernerHygCen Germany GmbH, Schwerin / Bochum
Die Tenazität von Viren wird zumeist auf komplexe Einflüsse wie die Umwelt- und Chemikalienresistenz bezogen. Diese Eigenschaften wurden durch die Biologie und Evolution der jeweiligen Virusart geprägt. Liegen hierzu aber ausreichende Kenntnisse vor, so lassen sich Übertragungswege und Infektionsrisiken der jeweiligen Arten auch im medizinischen Alltag besser abschätzen. Ebenso lassen sich in der Instrumenten-, Flächen- und Gerätedesinfektion geeignete und für die Kontrolle viruzider Aufbereitungsverfahren geeignete Testviren wählen, die spezifischer Praxissituationen abbilden als die bislang verwendeten Prüfviren.
Für experimentelle Untersuchungen müssen im Allgemeinen einfache Parameter an Stelle komplexer Umweltsituationen gewählt werden. In den hier vorgestellten Untersuchungen wurde als Leitparameter die Trockenresistenz auf Oberflächen aus Edelstahl und z. T. Baumwolle unter standardisierten Bedingungen mit Hilfe von Noro-, Adeno-, Parvo-, Polio- und Vakziniavirus über Zeiträume bis zu 72h geprüft. Zusätzlich wurden Tests mit dem Bakteriophagen Phi X 174 durchgeführt, um Vergleiche zu den geprüften Vertebratenviren ziehen zu können. Als Belastung wurde heparinisiertes Schafblut oder Schweinehirn gewählt. Die Versuchsdurchführung erfolgte entsprechend der DVV-Methodik (Flächendesinfektionstest, Stand 2012).
Norovirus zeigte eine hohe Trockenresistenz. Innerhalb von 4h konnte beispielsweise keine signifikante Titerreduktion auf Oberflächen gemessen werden und bei Adenovirus nur ein moderater Titerabfall, wobei hier immer noch beträchtliche Virusmengen nach 72h messbar waren. Dagegen erwies sich das gegenüber Chemikalien sonst sehr stabile Poliovirus beim Austrocknen innerhalb von 72h als hoch sensibel. Es konnte jedoch eine protektive Wirkung für Hirnhomogenat festgestellt werden. Parvo- und Vakziniavirus zeigten dagegen selbst nach 72h eine besonders hohe Trockenresistenz.
Die mit Hautläsionen (Vakziniavirus) oder mit Sekreten oder Exkreten einfach freizusetzenden Virusarten (Parvo-, Adeno-, Noroviren) zeigen so erwartungsgemäß eine gute bis sehr gute Trockenresistenz. Überraschend ist dagegen die geringe Trockenresistenz des Poliovirus, die nahelegt, dass der Erreger völlig anderen evolutionären Einflüssen ausgesetzt war als dies üblicherweise bei fäkal-oral übertragenen Viren der Fall ist. Bei medizinischen Eingriffen, vor allem aber bei der Entwicklung sicherer Desinfektionsverfahren für kritisches thermolabiles Instrumentarium können die hier vorgestellten Ergebnisse einen wichtigen Beitrag leisten.
Charakterisierung und Quantifizierung der antimikrobiellen Eigenschaften von mit Nanopartikeln beschichteten Oberflächen
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. Köhnlein1, C. Lösche2, G. Lukowski3, T. Weihe4, U. Müller5, C. Wendler6, S. Werner11 HygCen Germany GmbH, Schwerin / Bochum; 2 Pioneer Medical Devices AG, Berlin; 3 Institut für Marine Biotechnologie e. V., Greifswald; 4 Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V., Greifswald; 5 BMP Labor für medizinische Materialprüfung GmbH, Aachen
6 Micromod GmbH, Rostock
Im Rahmen des durch das BMBF geförderten Verbundprojektes „Nanogiene“ [FKZ FKZ:13N11353 – 13N11358] wurden die antimikrobiellen Eigenschaften von nanopartikelbeschichteten Oberflächen untersucht. Die Beschichtung der Oberflächen mit unterschiedlichen nanopartikulären Systemen erfolgte mit speziellen Niedertemperatur-Plasmaverfahren durch das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie und das Institut für Marine Biotechnologie. Die zur Beschichtung eingesetzten Nanopartikel PLA (Polylactic Acid) und PBCA (Polybutylcyanoacrylat) wurden von Micromod hergestellt.
Ziel der Projektarbeit des akkreditierten Prüflaboratoriums HygCen Germany war die Erstellung einer Nachweismethodik für die Wirksamkeit einer Nanobeschichtung, die die Anhaftung und Vermehrung von Mikroorganismen an Oberflächen von Medizinprodukten verhindert. Außerdem sollte die Beschichtung im Rahmen der Aufbereitung des Medizinproduktes entfernt und erneut aufgetragen werden können. Die Biokompatibilität der Schichten wurde anhand der Zytotoxizität und Hämokompatibilität entsprechend der EN ISO 10993 Normenreihe vom Verbundpartner BMP überprüft.
Die Prüfungen der antimikrobiellen Wirksamkeit erfolgten entsprechend dem Japanischen Industriestandard JIS 2801 und einem modifizierten Verfahren zur Ermittlung der Abspülkinetik.
Diese Methodik wurde in umfangreichen Versuchsreihen an planaren Prüfkörpern sowie Katheterabschnitten der Firma Pioneer Medical Devices AG etabliert.
Es wurde ein Nachweisverfahren für die Behinderung der Anhaftung von Mikroorganismen an Oberflächen erstellt. Hierbei zeigte sich, dass die Nichtanhaftung bzw. Abspülbarkeit der Mikroorganismen der entscheidende Parameter für die eigentliche antibakterielle Wirksamkeit von mit Nanopartikeln beschichteten Oberflächen ist.
Derzeitige Medizinprodukte Beschaffung im Gesundheitswesen – ein Systemrisiko für die Patientensicherheit!?
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Werner, F. v. RheinbabenHygCen Germany GmbH, Schwerin / Bochum
Viele tagtägliche Risiken für die Patientensicherheit im Gesundheitswesen entstehen aus dem falschen Umgang mit Medizinprodukten heraus.
Medizinprodukt bezeichnet einen Gegenstand oder einen Stoff, der zu medizinisch therapeutischen oder diagnostischen Zwecken für Menschen verwendet wird, wobei die bestimmungsgemäße Hauptwirkung im Unterschied zu Arzneimitteln primär nicht pharmakologisch, metabolisch oder immunologisch, sondern meist physikalisch oder physikochemisch erfolgt.
Der Hersteller durchläuft zur Zulassung ein Konformitätsbewertungsverfahren abhängig von der Risikoeinstufung mit oder ohne Benannte Stelle.
Nach Marktzulassung greifen die zuständigen Bundesoberbehörde (BfArM oder PEI) erst ein wenn es zu sogenannten Vorkommnismeldungen kommt.
D.h. es gibt nur eine reagierende aber keine agierende Qualitätssicherung im Markt.
Dies erhöht die Bedeutung der Verantwortlichkeit des Anwenders im gesamten System zur Erhaltung der Patientensicherheit. Dennoch sind sich viele Anwender dieser Verantwortung nur sehr begrenzt bewusst.
Jedoch wer ist dieser Anwender genau? Der Anwender ist häufig im Gesundheitswesen nicht ein einzelner Arzt oder eine Pflegekraft sondern viele Mitarbeiter einer gesamten Gesundheitseinrichtung (Medizintechnik, Hygiene, ZSVA, Logistik, Verwaltung etc.). Daher muss das interdisziplinäre Arbeiten schon vor Eintritt des Medizinprodukts in die Gesundheitseinrichtung beginnen.
Ähnlich der Zusammensetzung einer Hygienekommission sollte keinerlei Medizinprodukt zur Nutzung im Gesundheitswesen gelangen ohne die Freigabe aller Prozessbeteiligten der jeweiligen Einrichtung.
In diesem Vortrag wird ein Vorschlag zu einem einheitlichen und transparenten Beschaffungsprozess im Sinne der Qualitätssicherung für die Patientensicherheit ausgeführt und gefordert. Zusätzlich entsteht der Effekt der langfristigen Kostenminimierung aufgrund des Verhinderns unerkannter Folgekosten.
Zero Infections - was kann und muss die technische Hygiene leisten
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Werner, F. v. RheinbabenHygCen Germany GmbH, Schwerin / Bochum
Die DGKH hat sich dem Ziel der APIC (Verbände für Experten der Infektionskontrolle und der Epidemiologie) angeschlossen und verfolgt die Strategie der „zero tolerance“ oder auch „zero infections“.
Das Ziel ist hierbei sich bewusst die „null Infektionen“ als Ziel zu setzen, um keine Ausreden oder Ausflüchte zuzulassen diesen Weg erst gar nicht zu beschreiten.
Derzeit ist von 1 Million mit dem Gesundheitswesen assoziierten Infektionen jährlich bei ca. 30.000 Toten allein in Deutschland auszugehen.
Jede Einzelne dieser Infektionen bedeutet aber auch eine Auswirkung für einen Patienten und dessen Familie. Jede Einzelne ist daher eine zu viel.
Neben den Maßnahmen der Händehygiene zur direkten Unterbrechung von Infektionsübertragungswegen stellen insbesondere auch die indirekten Prozesse der technischen Hygiene ein hohes Risiko dar.
So können bei inadäquaten technischen Prozessen ungemein höhere Patientenzahlen einer Infektion ausgesetzt sein (z.B. fehlerhafte Aufbereitung von Medizinprodukten für mehrere Krankenhäuser).
Daher soll in diesem Vortrag betrachtet werden, welche Ziele sich insbesondere auch die technische Hygiene setzen muss, um dem Ziel der „zero infections“ gerecht zu werden.
Welche Prozessrisiken müssen weiter reduziert werden um im gesamten Gesundheitswesen das Risiko von Infektionen über technische Prozesse maximal zu minimieren oder sogar vollständig zu eliminieren?
Lagerungsschränke mit geregelten Umgebungsbedingungen für aufbereitete, thermolabile Endoskope (Trockenschrank) - Validierung und Typprüfung
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. Fehrmann, M. Feltgen, S. WernerHygCen Germany GmbH, Schwerin / Bochum
Mit der Einführung der EN 16442 werden Lagerungsschränke mit geregelten Umgebungsbedingungen für aufbereitete, thermolabile Endoskope beschrieben.
Die Firma HygCen führt Typprüfungen und Validierungen der Prozesse an Lagerungsschränken gemäß EN 16442 durch.
Die Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) und des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“ wurden 2012 zuletzt erneut publiziert. Daher berücksichtigt die derzeitige KRINKO/BfArM Empfehlung noch nicht die Neuentwicklung der Norm für Lagerungsschränke gemäß EN 16442.
Generell kann von den Empfehlungen der KRINKO/BfArM aufgrund von technischen Weiterentwicklungen im Rahmen des Standes der Technik begründet abgewichen werden.
Unter den Anforderungen an die Trocknung und Lagerung wird in der KRINKO/BfArM Empfehlung folgendes beschrieben:
„Bei horizontaler Lagerung können bei nicht ausreichend getrockneten Endoskopkanälen Stagnationszonen mit Restfeuchtigkeit begünstigt werden. … „Zur Lagerung/Aufbewahrung Endoskop vollständig trocken, staubgeschützt, vorzugsweise hängend in einem speziellen Endoskopschrank aufbewahren.“ Bei dieser Empfehlung wurde vorausgesetzt, dass aus hängenden Endoskopen das Restwasser aus den Kanälen abrinnt – also keine Trocknung in Trockenschränken erfolgte.
Die vertikale Lagerung der Endoskope im Hängeschrank ist in der KRINKO/BfArM Empfehlung fachlich gefordert, um die Rückhaltung von Feuchtigkeit und Nässe zu vermindern. Dadurch soll das Anwachsen von Feuchtkeimen effektiv verhindert werden. Ein Anwachsen von Feuchtkeimen setzt jedoch zunächst das Vorhandensein selbiger voraus. Daher zeugt dies auch von Fehlern im Gesamtaufbereitungsprozess (z.B. schlechte Schlussspülwasserqualität, kontaminierte nicht aufbereitbare Endoskope, etc.).
Eine effektive Reinigung und Desinfektion in einem typgeprüften RDG-E (EN 15883 Reihe) nach dem Stand von Wissen und Technik mit technisch einwandfreien und aufbereitbaren Endoskopen mit anschließender Trocknung im typgeprüften Trockenschrank verhindert reproduzierbar die Anlagerung von Nässe und Feuchtkeimen.
Die Lagerungsart, ob vertikal oder horizontal, ist für das Ziel der trockenen und kontaminationsfreien Lagerung technisch und fachlich nicht entscheidend.
Bei der Durchführung der Typprüfung eines Trocknungs- und Lagerungsschranks wird die effektive Luftzufuhr der einzelnen Ebenen geprüft sowie die Luftmenge bestimmt.
Da neben der KRINKO/BfArM Empfehlung der aktuelle Stand von Wissen und Technik der Infektionsprävention und Hygiene zu beachten ist, sollte bei Neuanschaffungen nur ein typgeprüfter Lagerungsschrank für aufbereitete, thermolabile Endoskope mit standardisierten Umgebungsbedingungen gemäß EN 16442 betrachtet werden.
Dies bietet höhere und reproduzierbarere Lagerungsbedingungen als die herkömmlichen Lagerungsschränke ohne geregelte Umgebungsbedingungen.
Viruzide Desinfektion: Vorschläge für die Wirksamkeitsprofile von Antiseptika und Desinfektionsverfahren im medizinischen und medizinassoziierten Bereichen
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. v. Rheinbaben, J. Köhnlein, S. Werner
HygCen Germany GmbH, Schwerin / Bochum
Fortschritte bei der Entwicklung der nationalen wie Europäischen Standards zur Prüfung viruzider Desinfektionsmittel haben zur Einführung von Aussagen wie "begrenzt viruzid", "viruzid", "viruzid high level", "viruzid low level", "limited virucidal" oder "virucidal" in die Desinfektionspraxis geführt.
Darüber hinaus werden nach wie vor Einzelaussagen gegenüber besonders wichtigen Arten wie Noro-, Rota-, Adeno-, Influenzavirus gemacht und mit experimentellen Untersuchungen belegt.
Für den Fachmann wird die Leistung der jeweiligen Mittel dadurch sehr transparent. Anwender mit geringerem Hintergrundwissen werden dagegen durch die Vielzahl der Begriffe leicht überfordert. Deutlich wird dies unter anderem beim Auftreten akuter Epidemien (Beispiel: Ebola, MERS, aber auch bei klassischen Fällen wie Rota- und Norovirus-Epidemien), ebenso bei der Entscheidung für Mittel für Maßnahmen in kritischen Situationen oder Bereichen, bei der Auswahl geeigneter Mittel in Sonderfällen wie MERS- oder Influenzaepidemien und nicht zuletzt auch bei der Auswahl geeigneter Mittel zur Aufbereitung hitzelabiler Instrumente.
Vor diesem Hintergrund werden Vorschläge für Anforderungsprofile für Desinfektionsmittel- und -verfahren für die Routine wie für spezielle Situationen gemacht.
Gesundheitliche Probleme und multiresistente Erreger bei unbegleiteten minderjährigen Ausländer UMA
Rahmenthemen: nicht gewählt
U. Heudorf, M. Huber, B. Krackhardt, M. KarathanaAmt für Gesundheit, Abteilung Medizinische Dienste und Hygiene, Frankfurt am Main
Angesichts der Zunahme der Flüchtlinge und auch der unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA) wird in dem Beitrag über die Prävalenz gesundheitlicher Probleme und von Multiresistenten gramnegativen Erregern (MRGN) bei UMAs in Frankfurt am Main berichtet.
Material und Methoden: Seit Jahren werden alle in Südhessen eintreffenden UMA im Gesundheitsamt Frankfurt erstuntersucht und geimpft. Von 2006 bis 31.08.2015 waren dies 2.819 UMA. Im Oktober 2015 wurden darüber hinaus bei 119 UMA Stuhlproben auf MRGN getestet.
Ergebnisse: Nahezu 40% der UMA kommen aus Afghanistan, ebenso viele aus dem „Horn von Afrika“, d.h. Somalia, Eritrea, Äthiopien. 8% stammen aus der Subsahara und 4% aus Nordafrika. Der Anteil aus der arabischen Halbinsel einschließlich Syrien, ist mit 2% relativ gering. Aus dieser Region kommen erst in im Jahr 2015 vermehrt UMA nach Deutschland.
Insgesamt waren 30 der 2819 UMA (1,1% aller UMA) in Frankfurt/Main an Tuberkulose erkrankt. Am häufigsten betroffen waren somalische (3,3%), sowie äthiopische und schwarzafrikanische (1,5 und 1,4%) Jugendliche.
Bei 10,5% der UMA wurden Giardia lamblia Antigen nachgewiesen, bei 1,6% Entamoeba histolytica/dispar und bei 1,4% Blastocystis hominis.
Bei mehr als 50% der UMA wurden medizinisch relevante Befunde ermittelt: 17% behandlungsbedürftige Hautbefunde, meist Krätze, aber auch Mykosen, Infektionen und Verletzungen; 12% psychiatrische Befunde meist eine posttraumatische Belastungsstörung; 7% Verletzungen durch Unfälle oder Gewalteinwirkung; jeweils 5% Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atmung oder des Abdomens (oft stressbedingte Magenschmerzen).
Enterobacteriaceae mit erweiterter Resistenz gegen beta-Laktamasen (ESBL) wurden bei 42 der 119 Untersuchten (35%) festgestellt, incl. 9 (8%) mit zusätzlicher Resistenz gegen Fluorchinolone, also 3MRGN – die meisten davon aus Afghanistan.
Schlußfolgerung: Die Erstuntersuchungen sind wichtig, um Infektionen zu erfassen, deren Behandlung einzuleiten und weiteren Infektionen durch Impfungen vorzubeugen. Bei den Untersuchungen auf MRGN wurden sehr viel höhere Raten an ESBL und MRGN gefunden als in der Bevölkerung in Deutschland (Heudorf et al., 2016), aber niedrigere als bei 149 kranken Asylsuchenden bei Aufnahme in eine Klinik (Reinheimer et al., 2016).
Hospital hygiene in Europe – Situation today and future developments
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. BrusaferroDirettore del Dipartimento di Scienze Mediche e Biologiche Università di Udine – Head of the Department of Medical and Biological Sciences – University of Udine
Hygiene in the Baltic countries and beyond – experiences from the Baltic Antibiotic Resistance Network collaboration (BARN)
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. LytsyInfection Prevention and Control Physiscian, Department of Clinical Mictobiology and Infection Control, Uppsala University Hospital, Uppsala
Reprocessing of medical devices in Ulaanbaatar, Mongolia – a project funded by DGKH
Rahmenthemen: nicht gewählt
T. GantumurMedClean Company und MeshHp Projekt, Ulaanbaatar, Mongolia
MDR TB in Uzbekistan
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. DietrichÄrzte ohne Grenzen, Germany
Environmental contamination in high and low resource settings
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. HopmanNetherlands/South Africa
Experience with the Ebola outbreak in Nigeria
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. O. SowandeAIDSFree Nigeria, Nigeria
Moderne Surveillance multiresistenter Erreger in der Onkologischen Rehabilitation
Rahmenthemen: nicht gewählt
T. Kiefer-Trendelenburg1, G. Daeschlein2Multiresistente Erreger (MRE) stellen weltweit ein ständig wachsendes Risikopotential für Patienten vor allem in medizinischen Einrichtungen dar. Während die gram-positiven Problemerreger MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) in den letzten Jahren erstmalig in vielen Ländern einen rückläufigen Trend aufweisen,1,2 entwickeln sich aktuell in deren Windschatten gram-negative resistente Keime mit z. T. völlig neuen Resistenzprofilen. Die Kommission für Krankenhaushygiene (KRINKO) am Robert-Koch-Institut reagiert mit ihren jüngsten Empfehlungen auf diese Entwicklung und fordert die standardisierte Erfassung dieser Problemkeime, d. h. der gram-negativen Erreger aus der Gruppe der Enterobakterien mit Resistenzen gegen 3 und 4 Klassen klinisch häufig eingesetzter Antibiotika, der sog. 3 bzw. 4 MRGN (multiresistente gramnegative Stäbchen). Mit den neuen Anforderungen, die für alle medizinischen Einrichtungen, d. h. für die stationären (Krankenhäuser) wie ambulanten Versorgungseinrichtungen gelten, werden auch die Rehabilitationskliniken als potentielles Keimreservoir vor neue Aufgaben gestellt, die interdisziplinäres Handeln und ein hohes Maß an standardisierten Abläufen präventiver Maßnahmen notwendig machen. Dazu gehören in besonderem Maße diagnostische, therapeutische Abläufe und Maßnahmen, die im Rahmen eines Rehabilitationsaufenthaltes durchgeführt werden. Anders als in intensivmedizinischen und operativen Bereichen liegen für Rehabilitationseinrichtungen kaum Daten bezüglich der Prävalenz multiresistenter Erreger einschließlich der MRGN vor. So wird z. B. in einer 2007 publizierten Arbeit von Woltering et al.3 die Prävalenz von MRSA in Allgemeinkrankenhäusern auf 3,4 % (95%-KI: 2,1-5,6%) und in Rehabilitationseinrichtungen auf 1,2 % (95%-KI: 0,4-3,3) beziffert. Dabei sind allerdings nur geriatrische, neurologische, orthopädische und internistische (ohne genauere Angaben) Rehabilitationseinrichtungen untersucht worden. Es ist unklar, inwieweit sich diese Zahlen auf onkologische Patienten mit langem Krankenhausaufenthalt und nach Immunsuppression durch Tumorerkrankung bzw. Tumortherapie übertragen lassen. Außerdem handelt es sich in dieser mittlerweile 7 Jahre alten Untersuchung nur um MRSA-Prävalenzdaten, d. h. es fehlen die aktuell wichtigen Daten zu den Nachweisfrequenzen der MRGN. Auch Publikationen neueren Datums berichten über Rehabilitationskliniken insgesamt, eine gesonderte Datenauswertung für onkologische Patienten liegt nicht vor.4 Bei der schlechten Datenlage bezüglich der Prävalenz multiresistenter Erreger besonders in onkologischen Rehabilitationseinrichtungen ist es nicht verwunderlich, dass es in Deutschland noch kein einheitliches Reha-Hygiene-Konzept bezüglich des Screenings auf MRE gibt. Üblich ist, dass Reha-Einrichtungen mit hohen Prävalenzraten und/oder gehäuften Ausbrüchen Screenings durchführen, die allerdings individuell abgestimmt werden. So wird in Früh-Reha-Bereichen typischerweise mittels Katheter-Urin sowie Trachealkanülen-Abstrichen gescreent, in anderen Abteilungen eher mit den klassischen Abstrichlokalisationen Nase und Wunde (für MRSA). Wichtig sind daher Studien, die prospektiv die Prävalenz MRE in onkologischen Rehabilitationskliniken erfassen und Daten liefern auf deren Grundlage Empfehlungen für ein sinnvolles Screening erstellt werden können. Neben dem Erfassen von MRE mittels eines sinnvollen Sreenings gehört auch das Führen einer Statistik von nosokomialen Infektionen und einer Statistik über den Einsatz von Antibiotika zu den wirkungsvollen Instrumenten einer Surrveilance in onkologischen Rehabilitationseinrichtungen. Dabei ist es sinnvoll, den Antibiotikaverbrauch in regelmäßigen Abständen (z.B. quartalsweise) als DDD (Defined Daily Dose) zu erfassen und über längere Zeit zu vergleichen. Wichtig ist, die gleichen Jahreszeiten (z.B. Winterquartale) miteinander zu vergleichen, um nicht jahreszeitliche Schwankungen fehlzuinterpretieren. Die zwingende Konsequenz aus diesen Daten muss die regelmäßige Interpretation der Daten sowie ggf. die Formulierung und Umsetzung von Maßnahmen sein, damit mögliche Ursachen untersucht bzw. beseitigt werden können. Dazu gehören auch regelmäßige Schulungen des Personals.
Regelmäßige Händedesinfektion ist im Hygienekonzept jeder medizinischen Einrichtung ein wichtiger Faktor. Neben der Korrekten Durchführung ist auch die Erfassung der Häufigkeit, mit der Händedesinfektion durchgeführt wird, ein wichtiger Faktor. Dazu geeignet ist die Dokumentation des Händedesinfektionsmittelverbrauches. Diese, korreliert mit den Patiententagen, vermittelt einen aussagefähigen Eindruck über die Häufigkeit, mit der Händedesinfektion durchgeführt wird, bzw. wie häufig ein Patient eine „desinfizierte Hand gesehen“ hat. All diese Maßnahme sollten konsequent umgesetzt und deren Ergebnisse in regelmäßig durchgeführten Hygienekommissionsitzungen den Verantwortlichen zeitnah präsentiert werden und notwendige Konsequenzen besprochen werden. Dabei sollte die Beratung durch einen Krankenhaushygienikern regelmäßig erfolgen. Anhand einer onkologischen Rehaklinik in Ostbrandenburg wird modellhaft ein entsprechendes Konzept vorgestellt.
New insights in skin antisepsis, glove hygiene and prevention of postoperative wound infections
Rahmenthemen: nicht gewählt
G. DaeschleinErnst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald
Objective: Nosocomial surgical site infections (SSI) still are important complications in surgery and nor the origin of the causative microbial pathogens nor the mechanisms to cause postoperative wound infections are fully understood. To elucidate the possible role of skin flora surviving preoperative antisepsis in causing SSI, the spectrum of the wound flora at base, margin, and suture during surgery was analyzed and compared it with the skin flora before and after incision. In a further trial contact plate analysis of glove finger tips was performed directly after surgery. Additionally, we investigated the glove juice flora during surgery to estimate infection risks after potential glove perforation.
Patients and Methods: We conducted a two-phase prospective clinical trial in patients undergoing clean orthopedic surgery with conventional ethanol based preoperative skin antisepsis at a University Trauma Center in Northern Germany. Quantitative swab samples were taken from the pre- and postantiseptic skin and additionally from the wound base, wound margin, and the suture of 137 patients. 74 patients during phase one and 63 during phase two (65 interventions) were investigated. The microbial growth (number of colony forming units per swab), microbial species spectrum, and antibiotic susceptibility were analyzed. In phase two, the clonal relationship of strains was additionally analyzed by pulse-field gel electrophoresis. To evaluate cross contamination via gloved hands during surgery we performed contact plate analysis of glove finger tips (palmar external surface) directly after surgery (each dig 1-5 of right and left glove) in dermato-surgery and traumatology (45 interventions). After further 139 interventions in dermatologic surgery 139 glove pairs were sampled directly after surgery and tested for glove juice contaminations using standardized filter techniques (mean operation length: 1.6h).
Results: 18.0% of swab samples were positive for bacterial growth in the wound base, 24.5% in the margin, and 27.3% in the suture. Only 65.5% (n=91) of patients showed a 100% reduction of the skin flora directly after antisepsis. The microbial spectrum in all postantiseptic samples was dominated by coagulase negative staphylococci (CoNS). Clonally related staphylococci were detected in 10 (15.4%) patients, 9 of whom showed CoNS, and one methicillin-susceptible S. aureus (MSSA). Six (5x CoNS, 1 x MSSA) of the 10 (> 50%) patients were suspected of having transmitted identical clones from pre- or postantiseptic skin flora into the wound (at least 1 of the 3 sites was positive). In the glove study 98 % of operations showed intraoperative glove contaminations (surface), 33% with nosocomial pathogens (25 % of all gloves (33% of all interventions). 18% of operations showed glove contaminations with pathogenic flora of the patients skin or wound (S.aureus, Enterobacter cloacae, group-B-streptococci, Pseudomonas aeruginosa and Enterococcus faecalis). The glove juice investigation revealed 89% contaminated gloves, cfu ranged to max 2550 cfu/ glove (50 ± 212), 4.3 % of gloves harbored nosocomial pathogens, in 7,6% perforations were found.
Conclusions: Standard ethanol-based antisepsis results in unexpectedly high levels of skin flora, which can be transmitted into the wound during surgery via gloves. Glove juice can carry important nosocomial pathogens that can be transferred in the wound in case of glove perforation. This flora may be the cause of yet unexplained SSI. In keeping with the modern concept of zero tolerance in hospital hygiene, further studies and new concepts are strongly warranted to understand the origin of this flora (i.e., “hidden” flora in glands and follicles) finally allowing further reduction of SSI. Accurate glove protection and adequate skin antisepsis embedded in an adequate bundle strategy are prerequisite for successful hospital hygiene.
Neues aus der Unfallchirurgie oder Brauchen wir neue Handschuhe im OP?
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. NappKlinik und Poliklinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie und Rehabilitative Medizin der Universitätsmedizin Greifswald
Einleitung: Eine Ursache für intraoperative Wundinfektionen ist die Kontamination des OP-Situs mit der Hautflora des Operateurs durch unbemerkte Perforation der OP-Handschuhe. In der Orthopädie und Unfallchirurgie wird das Tragen von doppelten Handschuhen empfohlen, da hier das Risiko der Beschädigung der OP-Handschuhe besonders hoch ist. Nichtsdestotrotz bietet auch ein doppelter oder dickerer Handschuh keine absolute Barriere-Sicherheit. Durch die Entwicklung steriler Handschuhe mit integriertem Desinfektionsmittel sollte eine infektionspräventive Alternative zur Minimierung der Folgen einer Handschuhperforation entwickelt werden.
Fragestellung und Methodik: Lässt sich durch Aktivierung der antimikrobiellen Schicht bei Perforation des OP-Handschuhs G-Bact[TM], Fa. Hutchinson-Santé, der Durchtritt relevanter Wund-Pathogene in vitro reduzieren und wie ausgeprägt ist der Effekt? Die OP-Handschuhe wurden standardisiert an einem Messplatz untersucht: Füllung mit einer hochangereicherten Bakterien-Bouillon (> 105 koloniebildende Einheiten KbE/ml) und Gewährleistung eines definierten Überdrucks im Handschuh am automatisierten Meßplatz, der in vivo-Bedingungen simuliert. Perforation mit einer 20 G-Mikrolanzette an der Fingerkuppe, Abnahme des durchgetretenen Tropfens der Bouillon und quantitative mikrobiologische Untersuchung. Als Kontrolle dienten konventionelle OP-Handschuhe derselben Stärke desselben Herstellers (G-Derm[TM]). Die eingesetzten Bakterien-Spezies waren: Methicillin-sensibler Staphylococcus aureus, Klebsiella oxytoca, Escherichia coli, Enterococcus faecium, Staphylococcus epidermidis.
Ergebnisse: Gegenüber den konventionellen OP-Handschuhen, die eine Reduktion der transmittierten Erreger nur bis zu maximal 0,3 Logstufen erlaubten, zeigte sich bei Einsatz der wirkstoffhaltigen Handschuhe bei allen eingesetzten Spezies eine signifikante Reduktion. Auf alle untersuchten Spezies bezogen betrug der Reduktionsfaktor von G-Bact[TM] 3,3 und der von konventionellen OP-Handschuhen durchschnittlich 0,1.
Schlussfolgerungen: Die vorliegende Untersuchung zeigt eine signifikante Reduktion relevanter Pathogene beim Übertritt der Erreger aus simuliertem Handschuhsaft. Diese Ergebnisse berechtigen zur Annahme einer klinisch relevanten Erregerreduktion in vivo im Falle einer intraoperativen Handschuhperforation. Inwieweit dadurch SSI verhindert werden können, muss im Rahmen der klinischen Infektionssurveillance geprüft werden. Die Aufnahme antimikrobieller Handschuhe in die Multi-Barrieren-Strategie zur Verhütung von SSI insbesondere in der Implantat-assoziierten Chirurgie sollte überdacht werden.
Von Nebeln und anderen Feuchtgebieten: Bedeutung und Bekämpfung von Umgebungskontaminationen als Ursache nosokomialer Infektionen. Concluding remarks
Rahmenthemen: nicht gewählt
G. DaeschleinErnst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Greifswald
Entwicklung des Berufsbildes Hygiene
Rahmenthemen: nicht gewählt
K.-H. Stegemann
Alexianer GmbH, Referent Personalmanagement und Organisationsentwicklung
Unterschiedliche Ansätze zur Tätigkeit einer Hygienefachkraft
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. Huesmann
Fac´t, Münster
Biologische Gefahrenabwehr aus Sicht des Bundes – die Analytische Task Force Biologie
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. LenerzBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Abteilung III – Wissenschaft und Technik, Referat III.2 – CBRN-Schutz, Bonn
VAH - Aufgaben und Ziele
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. ChristainsenZE Medizinaluntersuchungsamt und Krankenhaushygiene im Universitätsklinikum SH, Campus Kiel
Neue Leitlinie zur Händehygiene
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. KramerGreifswald
Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. WendtMVZ Labor Lmbach Heidelberg
Neue Empfehlung zu Clostridium diff.
Rahmenthemen: nicht gewählt
O. LeißNN
4+4-Arbeitsgruppe - neue Methoden und Anforderungen
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. GebelInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universitäts-Klinikum Bonn
VAH-Anwendergruppe - aktuelle Projekte
Rahmenthemen: nicht gewählt
P. Heeg1, S. Gleich21 Hygiene im Gesundheitswesen - Beratung und Begutachtung -, Ammerruch; 2 Referat für Gesundheit und Umwelt, München
Rahmenthemen: nicht gewählt
Wirkspektrum Viruzidie - die Aussagen in der VAH-Liste
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. EggersLabor Enders, Stuttgart
Wirkspektrum Sporizidie in der Prophylaxe
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. Exner1, S. Gemein21 Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universitäts-Klinikum Bonn; 2
Wäschedesinfektion aus Sicht des VAH
Rahmenthemen: nicht gewählt
L. VossebeinHochschule Niederrhein - University of Applied Sciences, Textiltechnologie, Textile Prüfungen und Qualitätsmanagement, Mönchengladbach
Hautdesinfektion bei der Anlage von Periduralkathetern und zentralen Venenkathetern – gibt es eine bessere Alternative zu rein alkoholischen Antiseptika?
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. LutzKöln
Prävalenz postoperativer thorakaler Wundinfektionen – eine vergleichende Untersuchung zur Hautantisepsis mit Octenidin vs. PVP-Jod
Rahmenthemen: nicht gewählt
R.-U. KühnelBernau
Prävention katheterassoziierter Infektionen durch Bundle-Strategien
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. SackBerlin
Praxisrelevante Aspekte beim 4-Feldertest
Rahmenthemen: nicht gewählt
K. SteinhauerNorderstedt
Einsatz von Tuchsystemen zur Flächendesinfektion in der Praxis
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. AlefelderWuppertal
Compliance der Flächendesinfektion
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. MassenNorderstedt
Relevanz! Erfahrungen aus der Praxis
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. DreesSt. Elisabeth-Krankenhaus GmbH, Köln-Hohenlind
Empfehlungen! Klare Rahmenbedingungen und deren Umsetzung
Rahmenthemen: nicht gewählt
I. Otto-KargKrankenhaushygiene, Klinikum Fulda
Lösungen! So einfach kann sicher sein
Rahmenthemen: nicht gewählt
W. MerkensSchülke & Mayr GmbH, Norderstedt
Kriterien für die Risikobeurteilung neuer Viruserkrankungen am Beispiel von Ebola und ZIKA Viren
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. von RheinbabenHygCen Germany GmbH, Schwerin/Bochum
Forschung und Praxis: aktueller Stand
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. KlassertDeutsches Kupferinstitut Berufsverband e.V., Düsseldorf
Krankenhaushygiene: Möglichkeiten und Grenzen
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. BraunPark-Klinik Manhagen, Chefarzt, Ärztlicher Direktor, Großhansdorf
Antimikrobielle Wirkung von Kupfer unter Einfluss von ausgewählten Desinfektionsmitteln
Rahmenthemen: nicht gewählt
K. OckenfeldLeitung Umwelt & Gesundheit, Deutsches Kupferinstitut Berufsverband e.V., Düsseldorf
Kupferbauteile im Krankenhaus: Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten nutzen
Rahmenthemen: nicht gewählt
R. MarkgrafAllgemeines Krankenhaus Hagen, Klinik für Innere Medizin und Onkologie, Hygienebeauftragter des AKHgem. GmbH, Hagen
Anforderungen und Lösungen – wischen, tauchen, maschinell?
Rahmenthemen: nicht gewählt
P. HeegHygiene im Gesundheitswesen, Ammerbuch
HPV-Übertragung durch endokavitäre Ultraschallsonden – was wissen wir?
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. SteinmannScientific Director, Dr. Brill + Partner GmbH, Bremen
Sichtweise des Gynäkologen – meine Sorgen, meine Forderungen
Rahmenthemen: nicht gewählt
E. MerzDEGUM Stufe III, Leiter Zentrum für Ultraschall und Pränatalmedizin, Frankfurt
Integriertes MRSA Management mit Polihexanid
Rahmenthemen: nicht gewählt
B. Jahn-MühlLeiter AGAPLESION HYGIENE, Frankfurt am Main
MRSA-Sanierung ohne topische Antibiotika
Rahmenthemen: nicht gewählt
T. GörgeKlinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster
Sichere Infusionstherapie
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. TatzelKrankenhaushygiene, Landkreiskliniken Heidenheim gGmbH
Alternative Entsorgungskonzepte von medizinischen Abfällen
Rahmenthemen: nicht gewählt
E. HerrenBOX O3 GmbH, Steinenbronn
Ziel des Vortrages ist es, alternative Entsorgungskonzepte von mikrobiologischen Abfällen vorzustellen. Die primäre Funktion des vorzustellenden Abfallentsorgungskonzeptes ist es, das jede Institution, unter den Bedingungen der Hygiene und optimale Sicherheit, die Entsorgung von medizinischen Abfällen durch ihre Umwandlung in hausmüllähnliche Abfälle selbst vornehmen kann. Somit reduzieren sich die Gesamtkosten der Entsorgung, einschließlich des Sondermülltransports. Das patentierte Verfahren wird in einer kompakten Behandlungsanlage automatisch und umweltsicher umgesetzt, in dem mittels Ozon in einem bestimmten Injektionszyklus mit spezifischen chemischen Zusätzen, die zerkleinerten Abfälle mikrobiologisch sicher dekontaminiert werden. Die Wirksamkeit solcher Anlagen wurde jüngst von Professor Renaud von der Université Claude Bernard Lyon1 nachgewiesen. Die Ergebnisse werden im Vortrag vorgestellt.
Getränkte Desinfektionstücher aus Sicht der Krankenhaushygiene
Rahmenthemen: nicht gewählt
W. KohnenUni Mainz
Bedeutung der Biozidgesetzgebung für die Flächendesinfektion
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. HinzpeterLabor Dr. Brill in Hamburg
Erstellung einer SOP für die Aufbereitung von Ultraschallsonden mittels Wischdesinfektion
Rahmenthemen: nicht gewählt
E. StecHYBETA GmbH, München
EN 16615 (4-Felder-Test) im Vergleich zum ASTM Standard Methode E2967-15
Rahmenthemen: nicht gewählt
A. Jacobshagen, J. Gebel, S. Gemein, S. Koch, J. Theles, M. ExnerVerbund für Angewandte Hygiene e.V., Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universitätskliniken Bonn
Die Desinfektion von Oberflächen erfolgte früher in der Regel mit Wischtuch und Eimer. Heute wird die Flächendesinfektion vorrangig mit gebrauchsfertigen Desinfektionstüchern durchgeführt, die als Tuchspendersysteme oder „Ready-to-Use“-Tücher angeboten werden. Diese Tücher sind seit 1997 in der VAH-Liste (früher DGHM-Liste) aufgeführt. Damals gab es noch keine Empfehlungen und Prüfmethoden zum sicheren Umgang mit dieser Desinfektionsmethode. In der KRINKO-Empfehlung 2004 zur Reinigung und Flächendesinfektion wurden Tuchspendersysteme auch noch nicht benannt [1]. Der flächendeckende Einsatz dieser Systeme erfolgte vermutlich erst nach 2004. Da in den nachfolgenden Jahren gehäuft Berichte über mikrobielle Kontaminationen dieser Systeme bekannt wurden war es notwendig, Vorgaben zum sicheren Umgang mit diesen Systemen zu entwickeln.
Die erste nationale Empfehlung zum sicheren Umgang veröffentlichte der VAH 2012 und führte den 4-Felder-Test als Instrument zur Wirksamkeitsprüfung von Tuchspendersystemen ein [2]. Seit Juni 2015 steht dieser Test nun als Europa-Norm EN 16615 (Phase 2, Stufe 2 Test) und als 4-Felder-Test beim VAH zur Wirksamkeitsprüfung vorgetränkter Desinfektionstücher zur Verfügung [3, 4].
Sattar et al. stellen in einem aktuellen Beitrag eine andere Methode zur Überprüfung des Desinfektionserfolgs von Desinfektionswischtüchern vor: den ASTM Standard E2967-15 [5]. Wesentlicher Unterschied zum 4-Felder-Test ist, dass es sich um eine maschinelle Methode handelt: der Wischvorgang wird mittels eines sogenannten „Wiperators“ in einer kreisenden Bewegung in einer definierten Zeit simuliert. Hauptkritikpunkt der Autoren am 4-Felder-Test ist, dass der Wischvorgang nicht kontrolliert durchgeführt wird und somit nicht reproduzierbar wäre. Der 4-Felder-Test bietet jedoch andere Möglichkeiten und Vorteile, die mit der ASTM Standard Methode E2967-15 nicht abgedeckt werden. Mit Hilfe des 4-Felder-Tests kann beispielsweise die Flächenleistung von Tüchern, die Verwendungsdauer der Tuchspendersysteme sowie eine potentielle Verteilung von pathogenen Mikroorganismen – sehr praxisnah - dargestellt werden.
In diesem Beitrag möchten wir die EN 16615 mit der ASTM Standard Methode E2967-15 vergleichen sowie Weiterentwicklungen des 4-Feldertestes skizzieren.
Literatur
[1] Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) (2004). Anforderung an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz. 47: 51-61.
[2] Desinfektionsmittelkommission im Verbund für Angewandte Hygiene e.V. (VAH) (2012). Empfehlung zur Kontrolle kritischer Punkte bei der Anwendung von Tuchspendersystemen im Vortranksystem für die Flächendesinfektion. Hygiene und Medizin. 37 (11): 468-470.
[3] CEN (2015). Quantitatives Prüfverfahren zur Bestimmung der bakteriziden und levuroziden Wirkung auf nicht-porösen Oberflächen mit mechanischer Einwirkung mit Hilfe von Tüchern im humanmedizinischen Bereich (4-Felder-Test)- Prüfverfahren und Anforderungen (Phase 2, Stufe 2). EN 16615, European Committee for Standardization (CEN): 1-43.
[4] Desinfektionsmittel-Kommission im VAH (Hrsg.). Anforderungen und Methoden zur VAH-Zertifizierung chemischer Desinfektionsverfahren. Stand 2. April 2015. Wiesbaden: Mhp-Verlag, 2015
[5] Sattar, S.A., Bradley C., Kibbee R., Wesgate R., Wilkinson M.A.C., Sharpe T., Maillard J-Y. (2015). Disinfectant wipes are appropriate to control microbial bioburden from surfaces: use of a new ASTM standard toest protocol to demonstrate efficacy. J Hosp Infect. 91(4): 319-25.
Validierung manueller Aufbereitungsprozesse von Medizinprodukten – gesetzliche und normative Grundlagen
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. H. H. BrillHamburg
Strukturelle Überlegungen zur Validierung manueller Aufbereitungsverfahren am Beispiel der TEE-Sonde, des Videolaryngoskops, flexibler und starrer Nasopharyngoskope und des Tonometerprismas
Rahmenthemen: nicht gewählt
T. Koburger-JanssenGreifswald
Manuelle viruzide Aufbereitung in der Augenheilkunde
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. EggersStuttgart
Validierung der bakteriziden und levuroziden Desinfektionsleistung eines Tuchsystems zur Aufbereitung vaginaler Ultraschallsonden
Rahmenthemen: nicht gewählt
F. H. H. BrillHamburg
Transvaginale Ultraschallsonden aus virologischer Sicht hygienisch sicher aufbereiten
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. EggersStuttgart
Dent-aDes, Dentalwasser in Trinkwasserqualität
Rahmenthemen: nicht gewählt
M. SaefkowDent-aDes® HygieneSysteme GmbH, Weinsberg
Natriumhypochlorit ist ein über 150 Jahre bekanntes und eingesetztes Desinfektionsmittel (ca. 1860), hergestellt mit einem der ältesten Herstellungsverfahren, der Elektrolyse (1886). Weltweit wird über 66 % des Chlors mit der Membran- bzw. Diaphragma-Variante der Elektrolyse produziert. Elektrolytisch hergestelltes Hypochlorit ist heutzutage die Regel und wird häufig als elektrochemisch aktivierte Lösung (ECA) angeboten. Die Anwendung eines elektrolytisches Herstellungsverfahrens bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass eine „aktivierte“, also wirkungsvollere Lösung erzeugt wird.
Durch langjährige Forschung und Entwicklung wurde eine neue Evolutionsstufe erreicht. Ausschlaggebend dafür war, dass nicht nur die chemischen Aspekte der Elektrolyse beachtet wurden, sondern auch physikalische Prozesse. So wurde eine aus chemischer Sicht unvernünftige Methode entwickelt, die allerdings aus physikalischer Sicht die Solvatisierungseigenschaften so verändert, dass als Ergebnis der Wirkstoff Natriumhypochlorit wesentlich wirksamer gestaltet wird.
Die erhöhte Wirksamkeit wird mit Laboruntersuchungen belegt. Verglichen wurde die biozide Wirkung von Dent-aDes, Chlordioxid und einer normalen, elektrolytisch hergestellten Hypochloritlösung auf den Teststamm Pseudomonas aeruginosa ATTC 15442. Das Ergebnis ist eindeutig. Dent-aDes erzielt mit 0,5 mg/l freies Chlor in 30 sek eine log 5-Reduktion, für die normales Hypochlorit 5 mg oder 5 min benötigt, also die 10-fache Konzentration oder die 10-fache Einwirkzeit. Gleiche Wirksamkeit wurde in Prüfungen gemäß der Biozid-Verordnung und weiteren Testorganismen bestätigt (Tab. 1). Untersuchungen zum Abbau von Biofilmen zeigen, dass Dent-aDes in trinkwasserkonformer Konzentration diese eliminieren kann, während normales Hypochlorit keine Wirkung zeigte.
Tabelle 1. Reduktionsleistung von Desinfektionsmittel für Trinkwasser (1 ppm)
Mikroorganismus | Dent-aDes | Natriumhypochlorit | Chlordioxid | |||
30 sec | 5 min | 30 sec | 5 min | 30 sec | 5 min | |
P. aeruginosa | 5,3 | 5,3 | 2,5 | 3,6 | 1,2 | 1,2 |
S. aureus | 5,5 | 5,5 | 1,8 | 2,4 | ||
5,1 | 5,1 | 1,8 | 5,1 | |||
E. hirae | 5,2 | 5,3 | 1,9 | 2,4 | ||
5,2 | 5,2 | 1,8 | 5,2 | |||
C. albicans | 4,6 | 4,6 | 1,3 | 1,9 | ||
4,6 | 4,6 | 1,4 | 4,6 |
Es stellt sich die Frage, ob diese höhere Agressivität gegen Mikroorganismen auch mit einer höheren Toxizität korreliert. Zur Beantwortung dieser Frage wurden Untersuchungen im HET CAM Test durchgeführt. Sie testieren Dent-aDes keine erhöhte Toxizität im Vergleich zu einer normalem Hypochlorit-Lösung.
Auf Grund dieser Ergebnislage ergab sich als eine der ersten Einsatzmöglichkeiten von Dent-aDes, die Behandlung des Wassers in Zahnbehandlungseinheiten. Diese müssen mit Trinkwasser betrieben werden, das aber aus der Hausinstallation, dem Biofilm in den wasserführenden Teilen der Behandlungseinheit und retrograd durch die Mundflora des Patienten kontaminiert wird. Erkrankungen von Patienten, Zahnärzten und deren Helfer sind dokumentiert. Z. Z. stehen keine trinkwasserkonformen Desinfektionsmittel zur Verfügung, die am Patienten eingesetzt werden können. So wird das eingeströmte Trinkwasser als Betriebswasser deklariert, um nichttrinkwasserkonforme Wirkstoffe einsetzen zu können. Es wäre ein großer Fortschritt im Sinne des Patienten, aber auch Selbstschutzes von Arzt und Helfer, könnte das „Betriebswasser“ trinkwasserkonform dekontaminiert werden.
Um die Wirksamkeit beim Einsatz von Dent-aDes in einer Zahnbehandlungseinheit sicher zu stellen, wurden innovative Schritte unternommen.
Ein neuentwickelter Detektor, der auf jeder Flasche aufgeklebt ist, signalisiert, ob das Produkt auf dem Transportwege einer Überdosis Röntgenstrahlung (Luftfracht-, LKW-Kontrolle) ausgesetzt war und so eventuell Schaden genommen hat. Der Anwender bekommt die absolute Sicherheit, dass das Desinfektionsmittel, das er einsetzen will, auch seine volle Leistungsfähigkeit hat.
In einer Dosiereinheit stellt optimierte Pumpentechnik trotz unterschiedlicher Drücke und Flussraten, eine exakte, gleichmäßige Dosierung sicher.
In dieser Dosiereinheit überprüft ein neu entwickeltes elektroanalytisches Messsystem die ordnungsgemäße Qualität des Desinfektionsmittels Dent-aDes und detektiert einwandfrei die versehentliche Verwendung falscher Desinfektionsmittel. Alle Messwerte werden chronologisch gespeichert, dienen der Dokumentationspflicht und stehen jederzeit als forensischer Beweis zur Verfügung.
Dent-aDes wurde in einer Zahnarztpraxis über 2 Jahre untersucht. Alle Proben bei Einsatz von Dent-aDes ergaben (unabhängig von Stillstandzeiten), dass das aus dem Handstück in den Mund gespritzte Wasser die Qualität von Trinkwasser hatte, sowohl hygienisch (< 100 KBE/ml), als auch physikalisch (pH) und chemisch (trinkwasserkonforme Konzentration). Im Vergleich dazu zeigte eine zur Behandlung des Betriebswassers empfohlene Wasserstoffperoxid Lösung, die zur Wirksamkeitsverstärkung Silber enthielt (weder Wirkstoffe noch Konzentrationen sind trinkwasserkonform), keine Wirkung (< log 1,7), aber im HET CAM Test starke Irritationen (Tab. 2).
Tabelle 2: Vergleich von Dent-aDes mit Wasserstoffperoxid Ag+
Dent-aDes | Wasserstoffperoxid Ag+ | ||
1,2 ppm | 600 ppm | ||
Pseudomonas aeruginosa | 30 sek | > log 5 | log 1,16 |
5 min | > log 5 | log 1,16 | |
HET CAM | keine Irritationen | Stark irritierend |
Dent-aDes kann somit jedem Patienten einwandfreies Dentalwasser in Trinkwasserqualität bieten und ersetzt so Spülungen und andere geforderte Hygienemaßnahmen mit unzureichender Wirkung. Es schützt Zahnärzte und Personal vor Infektionen, erleichtert den Aufwand im Rahmen der Dokumentationspflicht, gibt hygienische und rechtliche Sicherheit und spart Kosten.
Weitere Einsatzgebiete des Wirkstoffs außerhalb der Zahnmedizin, vor allem dem Biofilmabbau, wurden vorgestellt
Relevanz von Clostridium difficile und empfohlene Hygienemaßnahmen
Rahmenthemen: nicht gewählt
S. GemeinInstitut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Bonn
Clostridium difficile ist ein fakultativ pathogener und zur Sporenbildung befähigter Mikroorganismus, der Hauptverursacher nosokomialer Durchfallerkrankungen ist. Die Inzidenz der durch Clostridium difficile ausgelösten Infektionen (CDI) hat in den letzten Jahren weltweit und auch in deutschen Krankenhäusern deutlich zugenommen. Mit dem Auftreten neuer epidemischer Ausbruchsstämme und deren Fähigkeit sich weltweit zu verbreiten, haben auch die Schwere der Infektionsverläufe und die Anzahl der Todesfälle zugenommen. In den Krankenhäusern stehen Ärzte und Krankenhauspersonal vor der großen Herausforderung, Ausbrüche und die Übertragung von Clostridium difficile zu vermeiden. Betroffene Patienten scheiden große Mengen an Sporen aus, die sich über patientennahe Flächen und Hände schnell weiterverbreiten können. Die Umsetzung strikter Hygienemaßnahmen und der Einsatz geeigneter Desinfektionsmittel sind zwingend erforderlich, um die Weiterverbreitung zu unterbrechen.
Neben der Relevanz von Clostridium difficile soll im Rahmen des Vortrags eine Übersicht möglicher Hygienemaßnahmen, sowie der Stand der abgestimmten Prüfvorschriften zur Testung sporizider Desinfektionsmittel vorgestellt werden.
Hi-speed H2O2TM: mehr als nur Wasserstoffperoxid
Rahmenthemen: nicht gewählt
N. GöhringEcolab Deutschland GmbH, Principal Microbiologist Healthcare, Mohnheim am Rhein
Seit einigen Jahren wird weltweit nicht nur eine Zunahme in der Incidenz der C. difficile-Infektionen beobachtet, sondern auch zunehmend über die Schwere der Erkrankungen berichtet 1). In Deutschland wurde daher seit 2007 eine Erweiterung der Meldepflicht für schwere Krankheitsverläufe bei Infektionen mit C. difficile laut dem Robert Koch-Institut (§6 Abs.1, Nr. 5a IfSG) veranlasst. Zusätzlich stellt C. difficile als sporenbildendes Bakterium eine Herausforderung an die Krankenhaushygiene dar. In Studien konnte C. difficile selbst nach 5 Monaten auf unbelebten Oberflächen im Krankenhaus isoliert werden 3), was eine oft vernachlässigte Infektionsquelle darstellt. Entsprechend muss ein Flächendesinfektionsmittel zum Einsatz kommen, welches eine nachgewiesene Wirksamkeit gegen bakterielle Sporen aufweist. Oft werden daher Flächendesinfektionsmittel eingesetzt, deren chemische Zusammensetzung eine Herausforderung an Materialverträglichkeit sowie Toxikologie darstellt. Die Einführung einer neuen Technologie basierend auf Hi-speed H2O2TM erlaubt das schnellere Eindringen des Wirkstoffes Wasserstoffperoxid in den Mikroorganismus, wobei bereits geringere Konzentrationen des Wirkstoffes ausreichend sind, um das geforderte Wirkspektrum abzudecken. Dies resultiert schließlich in einer sicheren Anwendung sowie einer abgesicherten Materialverträglichkeit.
1) RKI Ratgeber für Ärzte, Clostridium difficile
2) Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2007, Robert Koch-Institut
3) Hota B et al. 2004; 39:1181-9 Clin Infect Dis.
Multimodale Strategien und deren Bestandteile
Rahmenthemen: nicht gewählt
P. FlißBode Science Center, BODE Chemie GmbH, Melanchthonstraße 27, 22525 Hamburg
Das Evolutionskonzept als multimodaler Ansatz – Vorgehensweise bei der Umsetzung
Rahmenthemen: nicht gewählt
J. ZeukePAUL HARTMANN AG, Paul-Hartmann Str. 12, 89522 Heidenheim
Erfahrungen aus der Praxis: Einsatz modernster Tools für das Monitoring der Compliance in der Händehygiene (5 Momente der Händehygiene und SOP`s)
Rahmenthemen: nicht gewählt
C. BeckerSt. Nikolaus-Stiftshospital Andernach, Ernestus-Platz 1, 56626 Andernach