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Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V.

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Offener Brief

Offener Brief der Initiative Familien

26.08.2021

25.08.2021

Offener Brief II

Bildungsgarantie und Normalität für Kinder und Jugendliche – Jetzt!
Nach monatelangen Schul- und KiTa-Schließungen, die mit Abstand zu den längsten in
Europa zählen, schuldet die Politik unseren Kindern und Jugendlichen jetzt vor allem
eines: Normalität. Das heißt offene KiTas und Schulen mit vollumfänglicher Bildung,
Teilhabe, Freizeit- und Sportangeboten sowie Hygieneregeln, die vorrangig Lern- und
Entwicklungschancen sowie das Wohlbefinden von Kindern berücksichtigen, anstatt weit
über das hinauszugehen, was man Büroangestellten zumuten mag. Wir dürfen Kindern
nicht länger vermitteln, dass sie eine Gefahr für Freunde, Lehrkräfte und ältere
Familienmitglieder sind. Sie müssen sich in Schulen, KiTas und dem gesellschaftlichen
Leben endlich wieder willkommen fühlen.

Schulschließungen und Einschränkungen für Kinder sind keine Vorsorge, sondern
eine Hochrisikostrategie

Die Pandemiepolitik mit monatelangen Beschränkungen des Schul- und
Betreuungsbetriebs, Kontakt- und Sportverboten hat die Bildungs- und Lebenschancen,
die psychische und die physische Gesundheit vieler Kinder und Jugendlicher schwer
beeinträchtigt und soziale Ungleichheiten vertieft. Repräsentative Umfragen zeigen,
dass Eltern geschlossene Bildungs- und Betreuungseinrichtungen und die befürchteten
Konsequenzen für ihre Kinder weit mehr Sorge bereiten, als die Angst um das eigene
Einkommen und den Arbeitsplatz. Die Gewalt gegen Kinder ist im vergangenen Jahr
dramatisch gestiegen. Die Belastungen sind für Familien mit geringem Einkommen,
Alleinerziehende und Familien mit Migrationshintergrund besonders schwer. Der mit der
Pandemiepolitik verbundene Bewegungsmangel, ein starker Anstieg passiver
Bildschirmzeit und ungesündere Ernährung fördern auch langfristig Übergewicht – heute
schon einer der Hauptrisikofaktoren für die öffentliche Gesundheit in Deutschland.
Die vollständige oder teilweise Schließung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen
ist keine angemessene Vorsorgemaßnahme, sondern eine Hochrisikostrategie mit
schwerwiegenden Folgen für Kinder, Jugendliche und ihre Familien, die wir uns nicht
länger leisten können.

Einschränkungen für Kinder und Jugendliche sind nicht gerechtfertigt
Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass Kinder und Jugendliche selbst nur in seltenen
Fällen schwer durch eine Infektion mit SARS-CoV-2 erkranken und in der Regel schnell
genesen. Auch die unter Long COVID diskutierten Symptome treffen Kinder selten und
nicht oder kaum häufiger als Gleichaltrige, die nie eine SARS-CoV-2-Infektion
durchlaufen haben.

Kontaktnachverfolgungsstudien zeigen, dass ungeimpfte Erwachsene sehr viel häufiger
als Kinder Infektionen in Schulen tragen. Ausbrüche in Schulen betreffen meist nur
wenige Personen. Virusübertragungen finden deutlich öfter im häuslichen Umfeld statt.
Die bloße Vermutung, das könnte bei neuen Virus-Varianten anders sein, reicht nicht
aus, um Kinder erneut massiv einzuschränken. Diesen Weg ist Deutschland im Winter
gegangen - nur um feststellen zu müssen, dass andere Länder geregelten
Schulunterricht und Betreuung sicherstellen konnten - bei vergleichbarem
Pandemieverlauf. Das darf sich nicht wiederholen.

Erwachsenen, insbesondere den für schwere Verläufe anfälligen älteren Personen,
stehen effektive Impfstoffe zur Verfügung. Kinder zum Schutz erwachsener
Kontaktpersonen weiter einzuschränken, ist nicht mehr zu rechtfertigen. Jugendliche ab
12 können nach geltender STIKO Empfehlung ihr geringes Risiko für einen schweren
Verlauf der Erkrankung und mögliche Folgeschäden mit einer Impfung weiter senken,
wenn sie dies wünschen. Doch das muss Privatsache bleiben. Die Impfung darf weder
als Voraussetzung für einen regulären Schulbetrieb gelten, noch dürfen ungeimpfte
Kinder und Jugendliche stigmatisiert oder benachteiligt werden.

Hygiene- und Quarantäneregeln müssen auf den Prüfstand

Der Blick in europäische Nachbarländer lohnt:

Kinder haben in den letzten eineinhalb Jahren enorm viel geschultert. Wir müssen
wieder eine Gesellschaft werden, in der Erwachsene in einer Notlage Kinder schützen
und sich nachhaltig für ihre Interessen einsetzen, nicht umgekehrt. Das ist das beste
Aufholprogramm, das Staat und Gesellschaft jetzt bieten können. Es ist unsere Pflicht,
Kinder und Jugendliche als das zu behandeln, was sie sind: Unsere Schutzbefohlenen
und ein Versprechen auf eine gute Zukunft.

Wir fordern deshalb:

Der Vorstand Initiative Familien
Heike Riedmann, Zarah Abendschön-Sawall, Sabine Kohwagner, Stephanie Schläfer

initiiert durch Landesgruppe Berlin Initiative Familien
Dr. med Christine Busch, Dipl-Psych. Allia Hammami, Andrea Martin, Ulrike Abromeit,
Anna Renner und Milan Renner

mit Unterstützung von
Prof. Dr. med. Johannes Hübner, Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Infektiologie

Prof. Dr. med. Arne Simon, Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Infektiologie

Prof. Dr. med. Ursel Heudorf, Fachärztin für Kinderheilkunde und für Öffentliches
Gesundheitswesen, ehem. stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt
Frankfurt am Main

Dr. Peter Walger, Vorstand Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH),
Internist, Intensivmediziner und Infektiologe

Prof. Dr. Klaus Stöhr, virology, epidemiology. Former: Director WHO Global Influenza
Program and SARS Research Coordinator. Novartis

Univ. Prof. Dr. Nikolaus Haas, Präsident Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische
Kardiologie und Angeborene Herzfehler e.V. (DGPK)

Kontakt: Berlin@initiativefamilien.de

Über uns
„Familien in der Krise“ und „ Kinder brauchen Kinder“ sind zwei bundesweit aktive
Initiativen, die sich im Zuge der Corona-Krise gegründet haben und gemeinsam den
Verein „Initiative Familien“ gründen. Unser Ziel ist es, langfristig auf die Bedürfnisse von
K indern, J ugendlichen und Familien aufmerksam zu machen und sie ins Z entrum
politischer Entscheidungen zu rücken. Wir haben bereits z ahlreiche Gespräche mit
führenden Politiker:innen aus Bundes- und Landespolitik geführt sowie ein umfassendes
Medienecho auf unsere Aktionen erzeugt.

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