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Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V.

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Müssen mit MRSA kolonisierte Bewohner eines Altenheims antiseptisch saniert werden?

Sofern die Bewohner in eigenen Wohnungen untergebracht sind, ist die Situation epidemiologisch mit der der übrigen Bevölkerung vergleichbar, auch wenn die Bewohner ggf. ärztlich oder pflegerisch betreut werden.

Im Altenpflegeheim sind die Übertragungsmöglichkeiten dagegen denen im Krankenhaus vergleichbar, so dass analoge Maßnahmen der Primärprävention wie im Krankenhaus getroffen werden sollten. Eine Zwischenstellung nehmen Einrichtungen mit gemeinschaftlicher Nutzung von Räumen ein. Hier ist das Vorgehen vom Risiko der Erregerübertragung abhängig zu machen.

Voraussetzung zur Entscheidung für eine Sanierung ist in jedem Fall die Einschätzung der konkreten Übertragungsmöglichkeiten von MRSA für die untergebrachten Bewohner.

Die Bedeutung des Problems ergibt sich daraus, dass eine u. U. nicht mehr beherrschbare Situation entstehen kann, wenn keine wirkungsvollen Präventionsstrategien gegen eine Weiterverbreitung von MRSA umgesetzt werden. Das zeigt sich z. B. in Ländern wie Japan, USA, England, Frankreich, Spanien und Italien mit einer MRSA-Prävalenz zwischen 20 und 65 %. Andererseits zeigt das Beispiel Dänemark, dass es durch strenge Isolierung bei der stationären Aufnahme von Patienten bis zur Sanierung im Falle eines MRSA-Nachweises gelang, die Inzidenz von 18 % im Jahre 1966 auf 0,2 % im Jahre 1984 zu senken (1). In Alten- und Pflegeheimen kann es analog wie in Krankenhäusern zur Weiterverbreitung von MRSA kommen. So wurden in den USA Prävalenzen zwischen 3 und 53 % festgestellt (2-5). In Deutschland variiert die Prävalenz von Null (6) bis 2,4 % (7).

Auch wenn damit die Verbreitung derzeit noch vergleichsweise gering ist, leiten Heuck et al. die Schlussfolgerung ab, dass das Problem nicht zu unterschätzen ist und wegen der zunehmenden Verbreitung von MRSA weiterer Beobachtungen in klinischen wie auch ambulanten Bereichen bedürfen, eine Schlussfolgerung, die nur zu unterstreichen ist.

Als weitere Konsequenz wird die Forderung nach hohen Hygienestandards und entsprechend ausgebildetem Personal erhoben. Diesem Anliegen hat sich die Sektion "Hygiene in der ambulanten und stationären Kranken- und Altenpflege/Rehabilitation" der DGKH mit der Erarbeitung der Leitlinie für Hygienebeauftragte in Pflegeeinrichtungen angenommen.

Da die Situation in einigen Ländern zeigt, welche Prävalenz die MRSA-Kolonisation in Alten- und Pflegeheimen ohne geeignete Intervention erreichen kann, sollte nach Auffassung des Vorstands der DGKH ein(e) in Altenpflegeheimen identifizierte(r) Keimträger(in) in Verbindung mit kurzfristiger Isolierung in seinem Wohnbereich antiseptisch saniert werden, um eine MRSA-Weiterverbreitung zu verhindern.

Zugleich kann dadurch individuellen infektiösen Komplikationen sowohl bei ggf. erforderlicher (chirurgischer) Krankenhausbehandlung als auch bei Manifestation von MRSA-Infektionen im Altenpflegeheim selbst vorgebeugt werden.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass eine sofortige Sanierung auch unter Kostengesichtspunkten günstiger ist als eine epidemiologisch u. U. nicht mehr beherrschbare Situation mit allen ihre Folgen sich entwickeln zu lassen.

Literatur:

1. Jepsen OE (1986) The demise of the "old" methicillin-resistent Staphylococcus aureus. J Hosp Inf 7, Suppl A: 13-17
2. Cheng-An M, Siegler EL, Abrutyn E (1996) Antimicrobial resistance patterns in long term geriatric care. Drugs Aging 8: 162-170
3. Patrick P, Coll MB (1992) Implications of Methicillin-resistant Staphylococcus aureus on nursing home practice. J Am Board Fam Pract 1992: 193-201
4. Strausbaugh LJ (1991) Methicillin-resistant Staphylococcus aureus in extendet-care facilities: Experiences in a veterans' affairs nursing home and a review of the literature. Infect Contr Hosp Epidemiol 14: 148-160
5. Strausbaugh LJ (1992) Antimicrobial therapy for MRSA colonisation in residents and staff of a veterans affaiers nursing home care unit. Infect Control Hosp Epidemiol 13: 151-159
6. Weigand S (1999) Vorkommen von Methicillin-resistenten und Methicillin-sensitiven Staphylococcus aureus in Alten- und Pflegeheimen einer Stichprobe in Vorpommern und das Hygieneverhalten in diesen Heimen - ein Beitrag zur Community Medicine. Diss Med Fak Univ Greifswald
7. Heuck D, Fell G, Hamouda O, Claus H, Witte W (2000) Erste Ergebnisse einer überregionalen Studie zur MRSA-Besiedlung bei Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen. Hyg Med 25: 191-192

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