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Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V.

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Weltweites Bemühen um Hygiene und Prävention

6. Internationaler Kongress der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) erfolgreich beendet

Der diesjährige Internationale Kongress der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), der vom 7.-10. April 2002 in Berlin tagte, hat die Bedeutung von Hygiene und Prävention in Krankenhäusern und Pflege-Einrichtungen unterstrichen und klare Empfehlungen zum Qualitätsmanagement durch Hygiene in der medizinischen und pflegerischen Betreuung gegeben. In 200 Vorträgen diskutierten Teilnehmer aus über 20 Ländern – Mediziner, Pflegeverantwortlichen sowie Vertreter von Krankenhausträgern, Senioren-Einrichtungen und Kassen – neue Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Infektionsverhütung.

Als besonderes Ergebnis bewertete der Präsident der DGKH, Prof. Axel Kramer, dass Strategien der Krankenhaushygiene zwischen 13 Ländern aus Europa und Übersee verglichen wurden. Hierbei wurde deutlich, dass Primärprävention zur Verhütung von Krankenhausinfektionen überall im Vordergrund steht. Als zweite wesentliche Übereinstimmung ergab sich die Notwendigkeit, jederzeit ein ausgewogenes Multibarrierensystem zu realisieren, durch das die Krankheitserreger abgetötet bzw. ihre Ausbruchsmöglichkeiten unterbrochen werden. Durch die begleitende Infektionskontrolle wird die Effizienz des Multibarrierenkonzepts überprüft.

„Erfreulich ist das weltweite Bemühen um Hygiene und Prävention“, war das Resümee von Prof. Werner vom Vorstand der DGKH. Nicht Vorschriften und Gesetzgebungen wurden diskutiert, sondern deren Umsetzung – hier liegen meistens die Probleme. In allen Länder wird die Prävention in den Vordergrund gestellt, denn „Prävention ist wirtschaftlicher als hinterher Katastrophen zu sanieren“, so Prof. Werner. Jetzt kommt es darauf an, den internationalen Dialog auf fachlicher Ebene weiterzuführen.

Preise und Auszeichnungen vergeben

Anlässlich des Kongresses wurden der Ignaz-Philipp-Semmelweis-Forschungspreis verliehen, den sich in diesem Jahr Barbara Loczenski, Krankenschwester und Dipl.-Pflegepädagogin (Berlin), und Dr. J.H.T. Wagenvoort, Leiter der Abteilung Medizinische Mikrobiologie am Atrium Medical Centre in Heerlen (Niederlande), teilen. Die Arbeit von Barbarba Loczenski wurde für die richtungsweisenden Schlussfolgerungen für die Aus- und Weiterbildung in der stationären und ambulanten Geriatrie gewürdigt, während bei der Studie von Wagenvoort die experimentelle, methodische Analyse von MRSA-Epidemien im Vordergrund stand.

Den diesjährigen Hohensteiner Hygienepreis erhielt Dr. Frank-Albert Pitten, Leiter der umweltmedizinischen Ambulanz im Institut für Hygiene und Umweltmedizin an der Universität Greifswald, für eine Studie mit dem Titel „Filamentpilze und Hefen auf Matratzen mit unterschiedlichen Encasing-Überzügen“. Mit der Hohensteiner Medaille wurde Dr. Klaus-Dieter Zastrow (Berlin) für seine Verdienste im Bereich der Textilhygiene ausgezeichnet.

Für ihre besondere Verdienste innerhalb der DGKH wurden Dr. Rudolph (Rothenburg/Wümme), ), Sigrid Krüger (Hamburg), Prof. Steuer (Stuttgart), Prof. Peters (Berlin), Dr. Machmerth (Mainz) mit der Ehrenmedaille der DGKH ausgezeichnet.

Schwerpunktthemen des Kongresses

In welchem Maße hygienische Aspekte das tägliche Leben berühren, wurde in dem Spektrum der Schwerpunktthemen des Kongresses sichtbar. Dieses reicht von seit längerem diskutierten Themen wie Händedesinfektion, Flächendesinfektion oder der Aufbereitung von medizinischen Geräten bis hin zu einem Thema wie der Bedrohung durch Bioterrorismus, das aktuelle Brisanz erhalten hat. Beim internationalen Vergleich zeigte sich, dass der Flächendesinfektion auch international große Bedeutung zuerkannt wird, und dass der in Deutschland schon seit Jahrzehnten für die Händedesinfektion verwendete Alkohol weltweit die weniger gut wirksamen Wirkstoffe ersetzt.

– Ein Schwerpunktthema bildeten die krankenhausbedingten Infektionen. Hier wird nach wie vor die präventive Wirkung von Hygienemaßnahmen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen vielfach weit unterschätzt. Denn die Anzahl der Krankenhauspatienten, die eine Infektion durch Krankheitserreger innerhalb der Klinik erleiden, wird auf jährlich mindestens 500.000 geschätzt. „Mindestes ein Drittel dieser Infektionen könnte vermieden werden, und damit erhebliche wirtschaftliche Kosten“, sagt Klaus-Dieter Zastrow vom Vorstand der DGKH. Ca. 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro, schätzt Zastrow, kosten diese Infektionen alljährlich die Krankenkassen. Die Ursachen für die gleichbleibenden Zustände wurden noch einmal benannt: das Informationsdefizit bzw. mangelnde Fortbildung des Personals, der Druck der derzeitigen Sparmaßnahmen sowie Personalmangel. Kein Argument ist dagegen nach Ansicht der Experten, dass Hygiene zu teuer sei. Eine Untersuchung hat ergeben, dass die Hygienekosten (incl. Personal) auf 15 Euro pro Tag pro Patient geschätzt werden. Das steht in keinem Verhältnis zu den Kosten, die entstehen, wenn Patienten infolge von krankenhausbedingten Infektionen länger im Krankenhaus verweilen müssen. Weitere Schwerpunkte des Kongresses waren folgende Themen:

– In der Sektion „hygienische Risiken durch Kontaktlinsen“ wurden neue wissenschaftliche Studien vorgestellt, die belegen, dass Kontaktlinsen-Pflegemittel keinen ausreichenden Schutz vor Augeninfektionen bieten. Kontaktlinsen-Pflegemittel verschiedener Hersteller – für Kontaktlinsen für den Mehrfachgebrauch – wurden hinsichtlich ihrer Desinfektionseigenschaften untersucht. Das Ergebnis: Nur zwei Pflegemittel erfüllten die Desinfektionsleistung, die in einem internationalen Normentwurf festgelegt ist, wobei die Wissenschaftler auch diese Norm in einigen Anforderungen für unzureichend halten. Die Folge davon ist, dass es bei Kontaktlinsenträgern häufig zu Komplikationen am Auge kommt, die von einer harmlosen Irritation der Bindehaut bis hin zum gefährlichen Hornhautulkus und bleibenden Schäden reichen.

– Im Themenbereich „Infektionsrisiko durch Endoskopie“ wurde festgestellt, dass sich die Situation der unzureichenden Aufbereitung von Endoskopen nicht verbessert hat, obwohl die Übertragung von Infektionen durch Endoskopie nachgewiesen ist und das Thema seit Jahren diskutiert wird. Immerhin hat sich das Bewusstsein für dieses Problem geändert. Das Robert-Koch-Institut hat soeben neue Richtlinien herausgegeben, doch in deren Umsetzung liegt nach wie vor das Problem. Gründe hierfür gibt es viele: u.a. das mangelnde Problembewusstsein seitens der Mediziner, Personalmangel, unzureichende Geräte. „Man weiß, wie es geht, hat auch auf internationaler Eben keine Widersprüche, man muss es nur tun!“ resümiert Klaus-Dieter Zastrow vom Vorstand der DGKH. Die Bundesärztekammer reagierte längst auf das Problem: sie hat schon im Jahr 2000 in ihren Richtlinien formuliert, dass Blutspender, die sich einer Magen- oder Darmspiegelung unterzogen haben, danach sechs Monate nicht zur Blutspende zugelassen werden.

Klimatisierung: Eine neue „Leitlinien für die Ausführung und den Betrieb von raumlufttechnischen Anlagen in Krankenhäusern“, von der DGKH zusammen mit ihren Schwesterorganisationen aus der Schweiz und Österreich verabschiedet, nimmt sich früherer Sünden bei der Klimatechnik an. Neue Erkenntnisse der Klimatechnik und der Bautechnik sind hier eingeflossen. In der Krankenhausklimatisierung sollte eine konsequente Aufgabentrennung für den jeweiligen Heiz-, Kühl- und Lüftungsbedarf anlagentechnisch umgesetzt werden. Dadurch können die Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen kleiner, sorgfältiger und hygienisch einwandfrei geplant und gebaut werden. Heiz- und Kühlarbeit wird durch geheizte und gekühlte Oberflächen erreicht (Decken und Fußböden, die mit wasserführenden Rohrregistern bestückt sind) anstatt wie bisher mit großen klimatisierten Volumenströmen. Luft soll primär nur noch zur Sauerstoffversorgung, zum Abtransportieren von Feuchte, Gerüchen und Schadstoffen sowie in bestimmten Bereichen durch keimfreie Filterung zum Infektionsschutz verwendet werden. Dadurch können in vielen Fällen die Investitionskosten und v.a. Betriebskosten deutlich gesenkt werden.

– Zunehmende Brisanz gewinnt das Hygienemanagement in Altenpflegeeinrichtungen. Das Infektionsschutzgesetz sieht auch für diese Einrichtungen Hygienepläne vor, aber spezielle Hygienebeauftragte in Altenheimen werden nicht explizit gefordert. Doch ist Hygiene-Fachpersonal erforderlich, um Hygienestandards und eine Infektionsprävention sicherzustellen und durchzusetzen. Deshalb fordert die Sektion "Hygiene in der ambulanten und stationären Kranken- und Altenpflege/Rehabilitation" der DGKH eine qualifizierte Weiterbildung für Hygienepersonal und hat dazu eine Leitlinie verabschiedet.

DGKH diskutiert Änderung der Credéschen Prophylaxe für Neugeborene: Neugeborene können sich während der Geburt mit einer Gonoblennorrhoe – das ist eine eitrige Bindehautentzündung – infizieren, wenn die Mutter an Gonorrhö (Tripper) erkrankt ist. Zur Prophylaxe dieser Augeninfektion wird die sog. Credésche Prophylaxe durchgeführt, bei der dem Neugeborenen eine 1%iger Silbernitratlösung in jedes Auge geträufelt wird.

Diese Prophylaxe ist nicht mehr zeitgemäß, denn Silbernitrat kann Augenreizungen hervorrufen, außerdem nimmt die Gonorrhö ab, andere bakterielle Erreger dagegen zu, vor allem Chlamydia trachomatis, die in mehr als 30% Augeninfektionen bei Neugeborenen verursacht und gegen die Silbernitrat unwirksam ist. Neue Forschungsergebnisse aus Greifswald belegen, dass Iodophore eine wirksame Alternative sind, wobei sich die bisher befürchteten Nebenwirkungen auf die Schilddrüse als nicht begründet erwiesen. Zur Übertragung der Ergebnisse in die Praxis wurde von der DGKH die Bildung einer ad-hoc-Gruppe unter der Leitung des Robert-Koch-Instituts angeregt.

– Ein neues Thema aus aktuellem Anlass war die „Reaktion auf die Bedrohung durch Bioterrorismus“. Erstmalig wurde versucht, diese Bedrohung auch aus krankenhaushygienischer Sicht zu betrachten. Präventionskonzepte und Krisenpläne für Krankenhauser wurden vorgestellt. Bei dem Management einer solchen Krisensituation spielt nach Ansicht der Wissenschaftler das frühzeitige Erkennen des bioterroristischen Angriffs eine wesentliche Rolle. Die Voraussetzungen für das Management einer derartigen Situation wurden benannt: eindeutig geregelte Zuständigkeiten, funktionierende und eingeübte Kommunikationswege, Vorbereitung der Krankenhäuser und Rettungsdienste auf ihre Aufgaben, Bereitstellung von Hintergrundinformationen über bekannte Erreger oder Toxine durch eine kompetente Stelle.

Weitere Informationen:

Kongressorganisation:
Tel. (030) 8851 008, Fax (030) 8851 029, eMail: info@pr-kongresse.de
Fachliche Fragen:
Tel. (030) 41941602, Fax (030) 41941604, eMail: KDZastrow@khr.de (Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow)
Pressekontakt:
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